Mit Kindern über Homosexualität kommunizieren

    • Offizieller Beitrag

    Auch hier: Meinungen, die irgendwie nicht passen, werden als schädlich, geschmacklos, unglücklich formuliert ... bezeichnet und vielen Usern gefällt das so. Ist das jetzt Diskussionskultur? Oder ist das die "alternativlos"-Kultur, die immer weiter um sich greift?

    Eigentlich wollte ich mich hier nicht einmischen, weil ich die Diskussion für fruchtlos halte, u.a. wegen solcher Äußerungen. Aber vielleicht um etwas auf den Punkt zu bringen (und auch den Bogen zu schlagen von Sarrazin, Pegida, Konsorten und anderen Nazis der "Man muss das mal sagen dürfen"-Kultur):


    Keiner wird euch eure Meinungen verbieten. Dies ist grundgesetzlich so zugesichert. Und darauf pocht ihr ja auch gern.


    Denn es gibt keine "Denkverbote" - denken darfst du alles. Meinen auch.


    Nur eben SAGEN NICHT.


    Und das ist gut so.


    Denn ein Artikel im Grundgesetz weiter steht, dass die Äußerung dieser Meinung nicht schrankenlos ist. Diese Äußerung muss sich in den Grenzen der Gesetze halten. Besonders der Umstand der Volksverhetzung ist hier von Belang.


    (Zitat Wikipedia)

    Wer in einer Weise, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören,

    ...
    2. die Menschenwürde anderer dadurch angreift, dass er eine vorbezeichnete Gruppe, Teile der Bevölkerung oder einen Einzelnen wegen seiner Zugehörigkeit zu einer vorbezeichneten Gruppe oder zu einem Teil der Bevölkerung beschimpft, böswillig verächtlich macht oder verleumdet,


    wird mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fünf Jahren bestraft.


    Und hier geht es eben nicht nur Meinungen, die "nicht passen", sondern um Meinungen, die keine Meinungen sind, sondern ein Angriff auf grundlegende Rechtsgüter und leider auch auf den guten Geschmack und die Vernunft.


    Ich zähle dazu alle Äußerungen, die hier in aller Öffentlichkeit gemacht wurden, die verschiedenen Menschen eine grundlegend Wertigkeit zu- oder absprechen oder die offen sagen, dass sie bestimmte Lebensformen geringer wertig ansehen und damit die Menschen, die in diesen Formen leben.


    Ob diese Äußerungen ungeschickt sind oder manche sich nicht richtig ausdrücken können, ist mir eigentlich egal. Ich gehe davon aus, dass in diesem Forum Lehrer unterwegs sind, die ihre Sprache bewusst einsetzen. Ich tue es auch.


    Wenn hier aber Einzelne anderen Menschen oder Gruppen eine Wertigkeit zuweisen, dann habe ich damit schon ein Problem, denn der Wert eines Menschen wird nicht durch Menschen zugewiesen (auch das Grundgesetz weist diesen nicht zu, sondern setzt ihn voraus und schützt ihn), sondern jeder hat ihn durch sein Menschsein.


    Und diese Wertigkeitszuweisung geschieht nach meinem Empfinden eben schon dadurch, andere grundlegend als abweichend von der Norm einzusortieren, aufgrund ihrer Sexualität, ihrer Familienform usw.


    Und in dem Moment, indem hier Menschen nach Wert bemessen werden, wird akzeptiert, dass eine Höher- und eine Minderwertigkeit existiert.


    Ich habe dazu nur ein Zitat von Lehrerinbw herausgesucht

    Zitat

    Ich denke ein Schwuler darf bei der Diskussion um das Wohlergehen von Kindern nicht so viel zu sagen haben. Nur wer eigene Kinder hat und "normal" ist, sollte entscheiden dürfen wie Kinder einer Gesellschaft zu erziehen sind damit sie zu lebensfähigen, glücklichen Geschöpfen werden und nicht zerbrechen und krank werden.

    Bei anderen lässt sich Ähnliches lesen. Und hier eben muss sich jemand auch gefallen lassen, dass man ihn als Rassisten bezeichnet oder als rechts oder als Nazi.


    Und daher plädiere ich auch offen dafür, u.a. Lehrerinbw somit den Mund zu verbieten. Denken kann sie/er weiter was sie/er will. Aber ich will es hier nicht lesen müssen.


    Man merke: Dies ist keine Meinungsäußerung. Der Wert jedes Menschen ist keine Frage der Meinung. Es machen ihn nur einige dazu.



  • Hey, die Nazikeule hatten wir in dem Thema ja noch gar nicht. Und die Überleitung ist auch absolut fundiert. Und so etwas ist Konrektor...Großes Kino :sterne:

  • P.P.S. Ein Pädophiler ist nicht "der letzte Abschaum". Ein Pädophiler ist ein kranker Mensch, dessen Sexualiät so gefährlich für andere und vor allem für schutzbedürftige Kinder ist, dass die Gesellschaft alle notwendigen Maßnahmen treffen muss, um ihrer Schutzpflicht nachzukommen.


    Aber siehst du denn nicht, dass es nur ein gradueller Unterschied ist, ob ich Homosexualität als erstrebenswert betrachte oder Pädosexualität?


    Glaubst du, dass die 68er und die Grünen sich für eine Straffreiheit für den Sexualverkehr mit Kindern ausgesprochen haben, war reiner Zufall?

  • Man muss halt manchmal als Reli-Lehrer zwischen der Kirchenlehre und dem, was ihr zu Grunde liegt, abwägen. Und sich dann auch mal gegen die Kirchenlehre entscheiden.


    Aber wenn ich die kirchliche Lehre für falsch halte, dann werde/bin ich doch
    a) nicht Katholik
    b) erst recht nicht katholischer Religionslehrer?!


    Für die Missio verpflichtet man sich, "den Religionsunterricht in Übereinstimmung mit der Lehre der katholischen Kirche zu erteilen. [...] Fällt der Inhaber der Missio canonica vom Glauben ab und verbreitet entgegen seinem Versprechen eine Lehre, die nicht mit der der römisch-katholischen Kirche übereinstimmt (Häresie), so wird ihm - nach einem entsprechenden Lehrbeanstandungsverfahren - vom zuständigen Bischof die Missio canonica entzogen."
    http://de.wikipedia.org/wiki/Missio_canonica

    • Offizieller Beitrag

    Dumm nur, wenn die Kirchenlehre dem widerspricht, auf was sie sich bezieht.


    Und verkürzt gesprochen ist mir die Nächstenliebe wichtiger als die kirchliche Lehrmeinung, meinen Nächsten abzuwerten.


    Kl.gr. Frosch

    • Offizieller Beitrag

    Aber siehst du denn nicht, dass es nur ein gradueller Unterschied ist, ob ich Homosexualität als erstrebenswert betrachte oder Pädosexualität?


    Glaubst du, dass die 68er und die Grünen sich für eine Straffreiheit für den Sexualverkehr mit Kindern ausgesprochen haben, war reiner Zufall?


    Der wirklich einfach zu kapierende Unterschied ist der, dass Sex zwischen zwei gleichgeschlechtlichen Erwachsenen niemanden verletzt und von beiden gewollt beider Leben bereichert - Kindesmissbrauch eben nicht, da brauchst man nur die Opfer fragen.


    Was nichts daran ändert, das man einem Pädophilen den Wert als Mensch zugestehen kann, was wiederum nichts daran ändert, dass er nicht Täter werden darf.


    Homosexuelle sind keine potentiellen Täter.

  • Dumm nur, wenn die Kirchenlehre dem widerspricht, auf was sie sich bezieht.


    Und verkürzt gesprochen ist mir die Nächstenliebe wichtiger als die kirchliche Meinung, meinen Nächsten abzuwerten.


    a) Die Kirchenlehre bezieht sich auf Bibel und Tradition. Ich sehe keinen Widerspruch dazu; höchstens zu individuellen Bibelinterpretationen. Aber katholischer Glaube ist nun einmal auch, dass die Interpretation dem Bibel dem Lehramt obliegt.
    b) Nächstenliebe ist (neben Gottesliebe!) natürlich der Kern des Christentums; dennoch ist es falsch, die ganze Religion darauf zu verkürzen, dann bräuchten wir keinen menschgewordenen, gekreuzigten und auferstandenen Christus.
    c) Die kirchliche Lehre wertet auch niemanden ab und verurteilt niemals Personen, sondern höchstens Verhaltensweisen. Das hat auch Jesus so getan. -> "Sündige hinfort nicht mehr."

  • da ist nicht nur ein gradueller, sondern ein sehr, sehr deutlicher
    unterschied, der rein gar nichts graduelles an sich hat: pädophilie ist
    sex, der dem "partner" schadet, weil der partner noch ein kind ist.
    homosexualität dagegen betrifft zwei mündige erwachsene, die doch bitte
    tun dürfen, was sie wollen und zwar ohne dafür irgendwie abgewertet zu
    werden. es ist mir ein rätsel, wie du angesichts dieses fakts ernsthaft
    von "graduellem Unterschied" schreiben kannst. geht's noch?


  • Aber siehst du denn nicht, dass es nur ein gradueller Unterschied ist, ob ich Homosexualität als erstrebenswert betrachte oder Pädosexualität?


    Mit Lesekompetenz hättest du es aus meinen Worten herauslesen können. Ok. Dann eben mit Binnendifferenzierung; ich markiere oben die entsprechende Wörter und formuliere mal in angemessener sprachlicher und gedanklicher Komplexität neu:


    "Schwule nix tun andere Leute weh. Schwule nicht sein gefährlich. Deshalb Schwule ruhig machen lassen können. Keine Angst haben brauchen."


    Nele


    P.S. Der "graduelle Unterschied" zwischen Homosexualität und Pädophilie fällt in folgende Kategorien: 1. Menschenverachtung. 2. Völlige Uninformiertheit. 3. Beschränkung der Perspektive auf dumpf-emotionale Ressentiments.

  • ...vielleicht um etwas auf den Punkt zu bringen (und auch den Bogen zu schlagen von Sarrazin, Pegida, Konsorten und anderen Nazis der "Man muss das mal sagen dürfen"-Kultur):

    Das ist jetzt m.E. doch deutlich über das Ziel hinausgeschossen.
    So wie ich den Thread sehe, geht es um "normal" oder "nicht normal". Ich sehe, dass sich hier manche User als, sagen wir mal, erzkonservativ geoutet haben. Aber Nazis? Das ist eine Ecke, in der ich hier niemanden sehe.
    Mit diesem Vergleich hast du den Diskutanten leider einen Bärendienst erwiesen.


    (Und ob alle Pegida-Demonstranten Nazis sind, ist auch eine andere Diskussion...)

    »...Aus Mettwurst machste kein Marzipan! «
    Bernd Stromberg

  • Zitat kleiner gruener frosch :

    Zitat

    Man muss halt manchmal als Reli-Lehrer zwischen der Kirchenlehre und dem, was ihr zu Grunde liegt, abwägen. Und sich dann auch mal gegen die
    Kirchenlehre entscheiden.

    Darf und sollte man das wirklich als Religionslehrer ? Meine Meinung ist ganz klar die, dass es besser und konsequenter wäre, nicht mehr das Fach Religion zu unterrichten, wenn man als Lehrer Probleme mit der Kirchenlehre hat. Wäre es für so eine Lehrkraft nicht besser, Praktische Philosophie zu unterrichten ?


    Das Religions-Unterrichten nach der Kirchenlehre in Light-Version gemäß unseres gegenwärtigen gesellschaftlichen Mainstreams halte ich nicht für sinnvoll und religionsauthentisch. Ist weder Fisch noch Fleisch.


    Sehen wir es doch mal realistisch und so : Verschiedene (politische) Gesellschaftsformen werden und vergehen in relativ kurzen Zeiträumen. Kein Mensch ist jetzt in der Lage zu prognostizieren, ob z.B. unser (politisches) Gesellschaftssystem noch in 100 Jahren so existieren wird wie heute. Braucht doch nur ein Krieg mit Russland entstehen. Wenn wir den verlieren würden, würde unsere Demokratie gar nicht mehr weiterexistieren, auch nicht unser gegenwärtiger gesellschaftlicher Mainstream...


    Wollte nur damit sagen : Kirche und Religion sind nicht auf wenige Jahrzehnte und nach einem schnellebigen gesellschaftlichen Mainstream ausgerichtet, sondern verkünden im Kern etwas, was ewig Bestand hat.-Das Wort Gottes ! 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Zwei Seelen, ach!, streiten da in meiner Brust. Einerseits freue ich mich natürlich darüber, wenn Leute wie Plattenspieler, da Vinci, Claudius et al. ihren Finger immer wieder auf den eitrig-faulen Kern des Problems im christlichen Glauben legen.


    Andererseits freie ich mich sehr darüber, dass Leute wie der Frosch oder jole zeigen, dass dieser Kern des Glaubens eben doch in Richtung Menschlichkeit, Eigenverantwortlichkeit und Toleranz überwunden werden kann...


    Nele

  • Ich stimme Elternschreck zu. Das Ding ist ja: Wenn ich in Religion nicht die kirchliche Lehre, sondern eine abgespeckte, linksliberale Gutmenschen-Ideologie vertrete, dann fördere ich Fundamentalismus umso mehr, denn dann fühlen sich die Kinder und Jugendlichen verschaukelt und nicht ernst genommen und suchen sich eben anderswo religiöse Orientierung und Vorbilder.
    Das lässt sich natürlich analog auf Protestanten, Muslime etc. übertragen.

    • Offizieller Beitrag

    Plattenspieler: ich sehe in Religion halt nicht die fundamentalistisch geprägte, umdefinierte, dem "gesellschaftlichen Mainstream" ( Elternschreck) folgende "Kirchenlehre" - sondern das, auf was die Katholische Religion basiert (wohl wissend, dass es Überlieferungen sind und nicht ein historisch verbrieftes "Wort Gottes": die Menschlichkeit, wie sie vor 2000 Jahren mal ein Mensch gepredigt hat.


    kl. gr. frosch

  • Plattenspieler: ich sehe in Religion halt nicht die fundamentalistisch geprägte, umdefinierte, dem "gesellschaftlichen Mainstream" ( Elternschreck) folgende "Kirchenlehre"


    Entweder verstehe ich deine Aussage hier nicht oder ich hatte Elternschreck missverstanden: Er meint doch mit der dem gesellschaftlichen Mainstream folgende Lehre nicht die offizielle Doktrin, sondern das, was viele Religionslehrer daraus machen?




    - sondern das, auf was die Katholische Religion basiert (wohl wissend, dass es Überlieferungen sind und nicht ein historisch verbrieftes "Wort Gottes": die Menschlichkeit, wie sie vor 2000 Jahren mal ein Mensch gepredigt hat.


    Die katholische Kirche hat einen umfangreichen Katechismus, in dem ihr Glaube dargelegt wird. Unterrichtet man im Auftrag der Kirche, hat man sich an diesen Glauben zu halten, was man für die Missio auch verspricht (siehe meine Zitate oben).
    Die Lehre Jesu auf die "Menschlichkeit" zu reduzieren, ist auch eine starke Verkürzung. Natürlich sind menschliche Werte (was nicht heißt, dass man jegliches Verhalten von Menschen gutheißt) wichtig, aber auch in der Bibel steht doch noch einiges mehr, was Jesus gesagt hat, oder?
    Jesus war übrigens nicht nur Mensch (was du so heraushebst), sondern "wahrer Gott und wahrer Mensch, unwandelbar, ungetrennt, ungeteilt und unvermischt".


    Und katholischer Glaube (den du als katholischer Religionslehrer vorgibst zu vertreten) ist eben nicht, dass sich jeder aus der Bibel selbst heraussuchen kann, was ihm gefällt, und es auf seine Weise interpretieren (wie es in gewissen evangelischen Kreisen Konsens ist), sondern dass Gott seiner Kirche als gesamten die Wahrheit anvertraut hat und sie nicht in die Irre gehen lässt (vgl. Mt 16,18f.; 1. Tim 3,15).

  • Man kann gar nicht oft genug erklären, was genau in Kirchenlehre und Glauben gesagt wird...


    Man könnte auch mal im Katechismus nachlesen:


    Zitat

    Gestützt auf die Heilige Schrift, die sie als schlimme Abirrung bezeichnet, hat die kirchliche Überlieferung stets erklärt, „daß die homosexuellen Handlungen in sich nicht in Ordnung sind". Sie verstoßen gegen das natürliche Gesetz, denn die Weitergabe des Lebens bleibt beim Geschlechtsakt ausgeschlossen. Sie entspringen nicht einer wahren affektiven und geschlechtlichen Ergänzungsbedürftigkeit. Sie sind in keinem Fall zu billigen.


    Eine nicht geringe Anzahl von Männern und Frauen sind homosexuell veranlagt. Sie haben diese Veranlagung nicht selbst gewählt; für die meisten von ihnen stellt sie eine Prüfung dar. Ihnen ist mit Achtung, Mitleid und Takt zu begegnen. Man hüte sich, sie in irgend einer Weise ungerecht zurückzusetzen. Auch diese Menschen sind berufen, in ihrem Leben den Willen Gottes zu erfüllen und, wenn sie Christen sind, die Schwierigkeiten, die ihnen aus ihrer Veranlagung erwachsen können, mit dem Kreuzesopfer des Herrn zu vereinen.

    Homosexuelle Menschen sind zur Keuschheit gerufen. Durch die Tugenden der Selbstbeherrschung, die zur inneren Freiheit erziehen, können und sollen sie sich - vielleicht auch mit Hilfe einer selbstlosen Freundschaft -‚ durch das Gebet und die sakramentale Gnade Schritt um Schritt, aber entschieden der christlichen Vollkommenheit annähern.


    http://www.vatican.va/archive/DEU0035/_P8B.HTM


    Genau so unterrichte ich das auch, allerdings nur dann, wenn explizit Schülerfragen dazu kommen. Und dies ist meist nur in der Sek II der Fall, wenn die Medien mal wieder eine katholische "Sau durchs Dorf treiben".

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Entweder verstehe ich deine Aussage hier nicht oder ich hatte Elternschreck missverstanden: Er meint doch mit der dem gesellschaftlichen Mainstream folgende Lehre nicht die offizielle Doktrin, sondern das, was viele Religionslehrer daraus machen?


    Was meinst du, wie es in die offizielle Doktrin kam - weil es mal "gesellschaftlicher Mainstream" war und heute kommt es aus der Doktrin nicht mehr raus.


    kl. gr. frosch

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