Auslagerung: Wer finanziert Arbeitsmaterial für neu hinzugekommene und nicht deutschsprachige Kinder?

  • Ich bin auf das Lehrwerk "Hamburger ABC" aufmerksam gemacht worden. Googel mal....., ich habe mir den ersten Schwung an Material bestellt, 70 Euro, wir haben Haushaltssperre, also habe ich es angeschafft..... ,
    [...]
    Was mir noch beim Überleben hilft, ich habe mir einen Ting Stift zugelegt, bei Oldenbourg gibt es ihn im Moment verbilligt für Lehrer - ich habe die Mathestars Hefte bestellt, so liest der Stift wenigstens die Aufgabenstellung vor - dabei prägt sich Sprache ein.


    So leid es mit für die Kinder tut, aber es kann nicht Sache der Lehrkräfte sein, notwendige Lehrmittel auf eigene Kosten anzuschaffen.


    Merkt ihr nicht, wie die politisch Verantwortlichen (Land, Schulträger) eure Gutmütigkeit schamlos ausnutzen?


    Gruß !

  • Zitat Mikael :

    Zitat

    Merkt ihr nicht, wie die politisch Verantwortlichen (Land, Schulträger) eure Gutmütigkeit schamlos ausnutzen?

    Täten wir wahrscheinlich auch, geehrter Mikael ! Ich meine, das Ausnutzen, wenn wir die politisch Verantwortlichen wären. Man spart Geld, und kann dem Volk vorgaukeln, dass man mit den Steuergeldern gut gewirtschaftet hat. Könnte eine ganze Tüte Wählerstimmen einbringen.


    Für das Ausnutzen, geehrter Mikael, braucht man natürlich die andere Seite, die sich das alles bieten lässt. Dafür würde ich auch bei den Lehrern andocken. Als politisch Verantwortlicher würde ich sogar so weit gehen und die Lehrer Unterrichts-Eintrittsgelder bezahlen lassen, jedesmal, wenn sie ihre Schulstube betreten. Im Sinne der guten Sache und der leuchtenden Kinderaugen (Die wirken immer!) würden wohl etliche Lehrer das mit pädagogischem Gesellschafts-Rettungs-Impetus und Freuden mitmachen. 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • @Mikail-


    Eine politische Diskussion ist in diesem Threat nicht gefragt - ich kann deine Anmerkungen gut verstehen, doch hilft das den Lehrern vor Ort nicht. Von daher möchte ich dich bitte, Mikail, gerne einen neuen Fred zu eröffnen, wenn du magst, dass über die Frage der Finanzierbarkeit von Lernmitteln, gerne auch bzgl. von Flüchtlingskidnern gepostet werden soll. Dort wäre ich dann auch bereit, mich zu rechtfertigen, warum ich trotz deiner gerechtfertigten Einwände Geld inverstiere.


    Ich würde aber gerne diesen Threat weiter dazu benutzen, damit wir uns gegenseitig auf Möglichkeiten des Umgangs mit nichtsprachlichen Kindern aufmerksam machen können.


    flip

  • Zitat elefantenflip :

    Zitat

    Eine politische Diskussion ist in diesem Threat nicht gefragt - ich kann deine Anmerkungen gut verstehen, doch hilft das den Lehrern vor Ort
    nicht.

    Das sehe ich völlig anders, geehrter elefantenflip ! Gerade das Aussparen der politischen Dimension in Diskussionen wie o.g. führt doch immer dazu, dass sich Lehrer vor Ort immer wieder zur Selbstausbeutung treiben lassen, während die Schulträger/politisch Verantworlichen sich eins ins Fäustchen lachen.


    Eine politische Diskussion soll hier nicht helfen ? Doch, auch wenn es dabei nur um die Bewusstseinsschärfung hinsichtlich der Ursachenwahrnehmung geht, wonach man das konkrete Handeln vor Ort ausrichten kann.

    Zitat

    Ich würde aber gerne diesen Threat weiter dazu benutzen, damit wir uns gegenseitig auf Möglichkeiten des Umgangs mit nichtsprachlichen Kindern
    aufmerksam machen können.

    Ich würde an Eurer Stelle den Thread auf die Möglichkeiten der Inpflichtnahme der politisch Verantwortlichen erweitern. Halte ich für zukunftsrelevanter und nachhaltiger, sonst beutet Ihr Euch noch, zur Entlastung und Freude der eigentlichen Verantwortlichen, bis zum Pensionsalter immer mehr aus. 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

    Einmal editiert, zuletzt von Elternschreck ()

  • Ich sehe es leider anders - die politische Diskussion ist das eine, gefragt war aber hier der fachliche Rat aus der Problemsituation heraus, dass man plötzlich Kinder in der Schule hat, die kein Deutsch kennen und für die kein Material da ist. ICh muss mir etwas einfallen lassen, weil es mir selber sonst an die Substanz geht, wenn ich die Kinder nicht beschäftige, gehen sie mir nach kürzester Zeit über Tische und Bänke, was die ganze Klasse ansteckt und schließlich auch meine Nerven blank legt. Tut mir leid, da bin ich mir selber nahe, da investiere ich selber lieber Geld, als dass ich mir meine Nerven kaputt mache.


    Sorry, die politische Diskussion möchte ich nicht unterdrücken, doch hilft sie dem Postersteller nicht weiter.
    flip

  • Natürlich sehe auch ich, dass wir im schulischen Alltag mit vielen Problemen allein gelassen werden, immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt werden und viel zusätzätzliche Arbeit investieren, um auch diesen neuen Berg noch zu schaffen. Sicher ist es absolut notwendig, dass die Politik uns adäquate Arbeitsbedingungen schafft.
    Für jedes Kind, das in meiner Klasse ist bin zuständig und versuche, im Rahmen meiner Möglichkeiten, gute Arbeit zu leisten. Da es sich nicht um kaputte Autos, sondern um Kinder handelt, muss ich handeln und kann nicht lamentieren und auf politische Veränderung hoffen. Den Kampf um bessere Arbeitsbedingungen sollten wir dabei natürlich auch nicht aus dem Blick verlieren.
    Ich bin dankbar für jeden Tipp, den ich hier bekomme. Ich profitiere von den Erfahrungen meiner Kollegen, das erleichtert mir meinen Alltag.
    Tootsie


    Den Spruch von den leuchtenden Kinderaugen kann ich inzwischen nur noch schwer ertragen.

  • Tut mir leid, da bin ich mir selber nahe, da investiere ich selber lieber Geld, als dass ich mir meine Nerven kaputt mache.


    Und da stellt sich die Frage: Warum sollte der Schulträger oder das Land Geld in bessere Lernmittel bzw. Arbeitsbedingungen investieren, wenn du das so schön brav selber machst? Die sind ja auch nicht blöd...


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

    • Offizieller Beitrag

    Ich hab mal die zwei Aspekte getrennt, damit das im anderen Thread genannte Unterrichtsmaterial nicht in dieser Diskussion untergeht.
    Ursprungsthead ist hier zu finden: Kind ohne Deutschkenntnisse

    Bolzbold #5

    Gutmensch und Spaß dabei (= das GG und der Diensteid sind schon 'ne gute Sache 😉)

    "Und hast du die Ausrufezeichen bemerkt? Es sind fünf. Ein sicheres Zeichen dafür, dass jemand die Unterhose auf dem Kopf trägt." (T. Pratchett)

  • Gegenfrage: Der Schulträger investiert also in bessere Lernmittel, wenn ich mich auf deinen Standpunkt stelle?


    Auf Dauer - ja. Dass dein Verhalten als allgemeines Arbeitsprinzip Schulträger und Dienstherren dazu veranlasst, sich aus der Verantwortung zu stehlen, ist über Jahrzehnte wieder und wieder belegt und wird ja auch oft genug mit scheinheiligem Lob über die "engagierten Lehrer" gewürdigt. Gut gemeint ist eben fast nie gut.


    Lehrer sind Profis, keine karitativ tätigen Ehrenämtler. Dass es auch anders geht, zeigt ja die kürzlich geänderte Praxis in NRW die Reisekosten für Klassenfahrten nicht mehr den Lehrern aufzubürden. Wider Erwarten gibt es die Fahrten mehr oder weniger komplikationslos weiterhin und die Kinderaugen können weiterleuchten.


    Nele

    Einmal editiert, zuletzt von neleabels ()

  • Da es sich nicht um kaputte Autos, sondern um Kinder handelt, muss ich handeln und kann nicht lamentieren und auf politische Veränderung hoffen.


    Das "Denkt denn keiner an die Kinder!!1einself" ist auch in Paraphrase nicht hilfreich, wenn es darum geht, eine strukturell bessere Versorgung zu entwickeln.


    Nele

  • Unsere Politiker machen uns allen was vor und gehen mittlerweile auf absoluten Dummfang. Für das Retten von Banken sind Milliarden übrig und für die Anschaffung von Waffen für die Bundeswehr auch.
    In meinen Ort mit 1.500 Einwohner werden im Januar ca. 50 Flüchtlinge einquartiert. Und schon jetzt bin ich über den Ortschaftsbürgermeister angesprochen wurden: ob ich nicht für Englisch und Französisch als Übersetzerin zur Verfügung stehen könnte und ob ich nicht bereit wäre, ehrenamtlich Deutschunterricht zu geben.
    Es gibt keine finanzielle Unterstützung von Seiten der Gemeinde, des Landkreises oder des Bundeslandes.
    Natürlich werde ich den Flüchtlingen helfen, so weit es in meiner Macht steht, aber ich habe auch keine Lust, mich vom Staat ausbeuten zu lassen.

  • ob ich nicht bereit wäre, ehrenamtlich Deutschunterricht zu geben.
    Es gibt keine finanzielle Unterstützung von Seiten der Gemeinde, des Landkreises oder des Bundeslandes.
    Natürlich werde ich den Flüchtlingen helfen, so weit es in meiner Macht steht, aber ich habe auch keine Lust, mich vom Staat ausbeuten zu lassen.


    Sich ehrenamtlich zu engagieren und dabei auch nicht nur Zeit sondern auch Mittel aufzuwenden ist sehr löblich und wichtig! Aber das Ehrenamt darf auf keinen Fall mit der professionellen Tätigkeit vermengt werden - private Zusatzaufwendungen und unbezahlte freiwillige Zusatzarbeit in einem abhängigen Anstellungsverhältnis ist schädlich und unkollegial.


    Nele

  • Vielleicht darf man nicht in vorauseilendem Gehorsam erstmal auf eigene Rechnung anschaffen.


    Wir haben auch die ersten Schüler ohne Deutschkenntnisse bei uns aufgenommen. Selbstverständlich hat unsere Gemeinde auch kein Geld für nichts und gar nichts. Trotzdem habe ich das nötige Material anschaffen können, nachdem ich erklärt habe, worum es sich handelt und das es eben KEIN Verbrauchsmaterial handelt.


    Natürlich dauert das etwas länger als das selbstständige Bestellen und Bezahlen, aber die Zeit muss man eben aushalten.


  • Das "Denkt denn keiner an die Kinder!!1einself" ist auch in Paraphrase nicht hilfreich, wenn es darum geht, eine strukturell bessere Versorgung zu entwickeln.


    Nele

    sicherlich richtig. es ist aber auch mindestens genauso richtig, dass kinder keine autos sind, und flüchtlingskinder schon mal gleich gar nicht. letztlich muss sich der betroffene lehrer vor ort in der konkreten situation dann fragen: helfe ich kurz- bis mittelfristig dem konkreten sehr hilfsbedürftigen kind vor meiner nase oder hoffe ich durch kosequentes verweigern dieser hilfe langfristig eine bessere finanzierung unserer bildungslandschaft auf den weg zu bringen? ich kann jeden verstehen, wirklich sehr gut verstehen, der sich da für punkt 1 entscheidet. und dass man dann den einfachsten weg wählt, selbst das material zu finanzieren, damit man es a) schnell zur verfügung hat und b) weil es so für einen selbst am stressfreisten ist, das ist doch wohl nachvollziehbar. klar, die politischen langfristigen folgen dieser aktion sind nicht prickelnd. aber megestress für einen selbst und vor allem ein allein gelassenes kind, das jetzt gerade konkrete unterstützung braucht, das ist auch nicht prickelnd. möge jeder selber wählen.

    Einmal editiert, zuletzt von kecks ()

  • Natürlich dauert das etwas länger als das selbstständige Bestellen und Bezahlen, aber die Zeit muss man eben aushalten.


    Richtig. Der vermeintlich leichtere Weg der (finanziellen) Selbstausbeutung wird uns als Lehrkräfte kollektiv noch teuer zu stehen kommen.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • sicherlich richtig. es ist aber auch mindestens genauso richtig, dass kinder keine autos sind, und flüchtlingskinder schon mal gleich gar nicht. letztlich muss sich der betroffene lehrer vor ort in der konkreten situation dann fragen: helfe ich kurz- bis mittelfristig dem konkreten sehr hilfsbedürftigen kind vor meiner nase oder hoffe ich durch kosequentes verweigern dieser hilfe langfristig eine bessere finanzierung unserer bildungslandschaft auf den weg zu bringen? ich kann jeden verstehen, wirklich sehr gut verstehen, der sich da für punkt 1 entscheidet. und dass man dann den einfachsten weg wählt, selbst das material zu finanzieren, damit man es a) schnell zur verfügung hat und b) weil es so für einen selbst am stressfreisten ist, das ist doch wohl nachvollziehbar. klar, die politischen langfristigen folgen dieser aktion sind nicht prickelnd. aber megestress für einen selbst und vor allem ein allein gelassenes kind, das jetzt gerade konkrete unterstützung braucht, das ist auch nicht prickelnd. möge jeder selber wählen.


    Mein Beitrag ist hier nicht richtig verstanden worden. Vermutlich weil er aus dem Ursprungsthread stammt und hierhin verschoben wurde. Ich werde hier zitiert, es geht in meinem Beitrag gar nicht um die finanzielle Hilfe. Bisher habe ich keinerlei Material angeschafft. Wenn ich weiß, was ich an Material benutzen möchte, wird das Material von der Schule angeschafft. Ich habe mich auf die zusätzliche Anforderung bezogen, trotz voller Klassen, verhaltensauffälligen Schülern, Inklusion und den ganz normalen Baustellen, auch noch die Förderung und den Sprachunterricht dieses Flüchtlingsmädchens zu stemmen. Das ganze muss ich dann auch noch ohne eine einzige professionelle Förderstunde schaffen und kann über zwei Stunden ehrenamtliche Hilfe schon glücklich sein. Das nervt mich viel mehr als die Sorge um das Material.
    Tootsie

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