Heute kamen zwei junge Damen aus meiner 9 zu mir, sie müssten mit mir reden. Sie fänden, in der Klasse seien alle so in kleinen Gruppen und man müsste was Gutes füreinander tun .... Ich erspare euch die Details, am Ende kam jedenfalls raus, dass sie so etwas wie "warme Dusche" machen lassen wollten.
Ich gab zu Bedenken, dass sowas nur auf Freiwilligkeit beruhen kann und dass bei 16 Jungen in der Klasse und nur 6 Mädchen möglicherweise nicht unbedingt das "Nette" rauskommt, was sie sich erhoffen.
Habt ihr so etwas schon einmal in einer höheren Klasse gemacht? Meint ihr, das bringt etwas? Ich sehe auch die Gefahr, dass es hinter z.B. x-mal heißt "Du bist fleißig", aber eben nie "du siehst gut aus" o.ä. und dann wird das falsch verstanden .... oder das bei einigen so gut wie nichts geschrieben wird und das die dann noch unsicherer werden.
"warme Dusche" - Risiken und Chancen?
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Also ich halte von solchen Verfahren gar nichts. Meine erste Frage wäre: siehst du das auch so mit der Grüppchenbildung? Wenn ja, gibt es aus meiner Sicht sinnvollere Maßnahmen, dem entgegenzuwirken. Bei der genannten Aktion besteht für mich zum einen die Gefahr, die du schon selbst nennst. Zum anderen - aus Erfahrung mit 9ern - hassen gerade Jungs in diesem Alter so etwas oft wie die Pest (ich habe es übrigens auch schon immer gehasst). Das könnte dazu führen, dass sie das Ganze veralbern.
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Ja, habe ich, und es hat - trotz anfänglicher Bedenken - super geklappt. Im Ref. habe ich das mal selbst in einem Modul/SEminar (also mit Mitreferendaren) gemacht. Und ich ertappe mich immer noch dabei, wie ich manchmal meine Schreibtischschublade aufziehe und mich über die vielen netten Kommentare freue, obwohl ich weiß, dass das "erzwungen" war.
Es gibt ja verschiedene Möglichkeiten, so was zu machen. Einer setzt sich auf einen Stuhl, die anderen stehen drum herum und jeder sagt nacheinander was Nettes. Oder jeder kriegt einen Pappteller aufgeklebt auf den Rücken, und alle schreiben sich gegenseitig etwas darauf. Oder die geringste Risikostufe: Ein Blatt mit dem Namen drauf wird rumgegeben, jeder schreibt was Nettes drauf, dann wird das Blatt gefaltet, sodass man den Kommentar nicht sieht.
Man sollte vorher aber einmal ganz kurz erklären, dass und warum man nichts Beleidigendes schreiben darf. Da jeder ja "betroffen" ist, klappt sowas eigentlich in der Regel ganz gut. Manchmal gibt es auch die eine oder andere Überraschung. Z. B. stand beim Beliebtesten in der Klasse nur so etwas wie "Du bist cool" oder "Du kannst gut Fußball spielen". Bei scheinbar nicht so Beliebten standen wiederum teilweise ganz Tolle Sachen.
Ich habe das jetzt schon ein paar Mal gemacht. Die Klassen waren aber etwas jünger. Einmal ging es in die Hose. Das war im Ref. mit einer Klasse, mit der ich nicht so gut zurecht kam. Da war ich nach diesem Seminar wohl etwas übereifrig...
Ich würde es also nur machen, wenn du die Klasse gut kennst und wenn du keine Autoritätsprobleme in der Klasse hast.
Ich kann es also sehr empfehlen, aber letztlich kannst nur du das entscheiden, du kennst deine "Pappenheimer" am besten. Wenn du große Bedenken hast oder das albern findest, mach es nicht, denn du musst das auch überzeugend und ernst rüberbringen. Ansonsten sollte man - finde ich - ruhig mal ein bisschen Kuschelpädagogik zulassen. Nicht alles ist schlecht, was sich Pädagogen ausdenken -
Autoritätsprobleme habe ich nicht, ausreichend gut kenne ich die Klasse auch.
Ich hatte es mir eigentlich eher so vorgestellt, dass das Blatt, auf dem alle Namen stehen, zuhause ausgefüllt wird und ich die Kommentare dann - anonym - abtippe. Wenn ich das im Unterricht mache, geht das eher in die Hose bzw. ich habe Sorge, dass DANN nur doofe Sachen rauskommen. -
Hm... Ich finde das nimmt der Sache ein bisschen die Spontaneität, plus dass du SEHR viel Arbeit hast. Also mit Jüngeren klappt das in der Regel wirklich gut. Dass das bei mir im Ref. in die Hose ging, lag eher an mir und den Problemen, die ich in der Klasse hatte.
Ich kann das nicht so einschätzen mit 9.Klässlern. Aber wenn sie es gar nicht ernst nehmen, dann muss man das eben abbrechen oder thematisieren, warum es nicht geklappt hat. Aber eigentlich hört oder liest JEDER gerne nette Dinge über sich selbst.
Wie gesagt, ich würde es echt mal ausprobieren. Und wenn es schief geht, finde ich das gar nicht so schlimm. Dann nutzt man das als Gesprächsanlass. Manchmal tut es eben weh, wenn Probleme an die Oberfläche kommen oder angesprochen werden. Aber da sind die Probleme so oder so.
Aber wie gesagt, ich kenne deine Klasse nicht, du wirst das am besten einschätzen können. Wenn es sehr große Probleme in der Klassengemeinschaft gibt, würde ich das vlt. auch nicht machen.
Insgesamt glaube ich aber, dass das Risiko, dass "nur doofe Sachen rauskommen", nicht so hoch ist, wie man denkt.
LG, Sofie -
Ok, der Einwand ist berechtigt. Dann versuche ich es mit dem Blatt, das umgeknickt wird
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Ich hab's auch mal gemacht und die Kommentare dann zuhause abgetippt. Ein paar wenige blöde Bemerkungen waren nämlich trotzdem dabei.
Die Schüler waren sehr angetan, haben ihre Zettel sehr aufmerksam gelesen und Vermutungen angestellt, wer wohl was geschrieben haben könnte. War eine schöne Sache.Viele Grüße
Super-Lion -
Welches Ziel verfolgst du damit? machst du es, um Grüppchenbildung zu vermeiden? ehrlich gesagt finde ich nichts normaler als Gruppenbildung. Wo kommen schon alle miteinander Zusammengewürfelten super miteinander klar? Auflösen könnte sich so etwas am ehesten bei einer Klassenfahrt.
Außerdem ist so ein Spiel für Schüler blöd, die nicht gut im Klassenverband integriert sind.Und vor allem: wenn du selbst Bedenken hast, lass es lieber. Wie willst du so eine schwierige Aktion gut verkaufen, wenn du schon im Vorhinein große Zweifel hast? authentisch sein ist immer das Wichtigste.
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Wenn du es machst, kannst du ja mal berichten, wie es lief!
Viel Erfolg Sofie -
Pausenbrot: MIt Grüppchenbildung ist glaube ich nicht gemeint, dass sich Freundeskreise bilden, sondern Cliquen, die andere ausschließen.
Und wenn die Schüler schon an den Klassenlehrer herantreten, mit der Bitte, etwas für die Klassengemeinschaft zu unternehmen, sollte man das schon ernst nehmen. Aber das scheint Aktenklammer ja auch zu machen. -
ich stimme Pausenbrot zu.
Grüppchenbildung halte ich für das Normalste überhaupt, wenn mehr als 20 Gleichaltrige gezwungenermaßen zusammengewürfelt wurden.
ich sehe das nicht nur als völlig normal an, sondern auch als unbedenklich. (Solange kein "Bandenkrieg" daraus entseht)
Wichtig wäre mir nur, dass nicht eine Einzelperson ganz alleine dasteht.Der Methode der warmen Dusche stehe ich selbst sehr skeptisch gegenüber. Ich selbst würde mich bedanken, wenn man so etwas von mir verlnagte. nicht, weil ich nichts Positives über Andere zu schreiben wüsste, sondern weil mir das zu aufgesetzt wäre. (Sowas habe ich hinter mir, seit ich selbst in Kl. 6 war ----eeeeeewig her. Und das ist auch gut so )
Langer Rede kurzer Sinn: ich würds nicht machen.
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Ich schreib auf das Blatt immer: Ich bin gern mit dir in der Klasse, weil...
Kommt eigentlich in den Klassen sehr gut an, wobei nicht jeder bei jedem was schreiben muss. Erst tun die Schüler genervt, dann sind sie aber mit Begeisterung dabei.
Kg
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Kommt sicher sehr auf die Klasse an. Mit meiner würde ich das nicht machen. Sonst eher leistungsschwach, wären sie hier sicher kreativ ubd geschickt genug, Gehässigkeiten nett zu formulieren.
Ich fand toll, dass du gestern nicht da warst.
Ich bin gern mit dir in einer Klasse, weil man mit dir Spaß haben kann (als Übersetzung für 'weil man dich ärgern kann')
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Pausenbrot: MIt Grüppchenbildung ist glaube ich nicht gemeint, dass sich Freundeskreise bilden, sondern Cliquen, die andere ausschließen.
Und wenn die Schüler schon an den Klassenlehrer herantreten, mit der Bitte, etwas für die Klassengemeinschaft zu unternehmen, sollte man das schon ernst nehmen. Aber das scheint Aktenklammer ja auch zu machen.Ernst nehmen auf jeden Fall. Ich mache mit meiner Klasse auch häufig Dinge, die nur dem sozialen Gefüge dienen, hab das immer gemacht. Aber dafür sollte man sich sicher sein, dass es auch funktioniert. Wenn ich eine Gruppe nicht gut genug kenne und mich unsicher fühle, ob eine Methode gut ist, würde ich das nicht machen.
Außerdem hab ich solche Übungen schon miterlebt. Unter Menschen, die sich übrignes nichts Böses wollten. "du bist mutig und sagst häufig deine Meinung" bedeutet dann: "dein ständiges Kritisieren und dein ewiger Perfektionismus gehen mir tüchtig auf die Nerven". Oder "ich finde bewundernswert, wie ruhig du bist", heißt eigentlich "schon seltsam, dass du dich nie traust, irgendwas zu sagen." Dies gilt natürlich für diejenigen, die am Rande einer Gruppe stehen. Die Witzigen, Selbstbewussten, Hübschen mit den vielen Freunden wissen, dass sie hübsch und witzig sind, können es auch annehmen, soetwas zu hören.
Ich denke, man kann Kinder nicht zwingen, sich zu mögen. Man kann ihnen nur mit Hilfe von Gesprächs- und Konfliktlösetechniken helfen, sich gegenseitig besser zu verstehen und ggf. aus dem Weg zu gehen.
Was auch ganz spannend ist, sind erlebnispädagogische Aktionen, allerdings dann von erfahrenen Externen durchgeführt. -
Ich bin ein absoluter Gegner davon, Methoden wie "warme Dusche" unreflektiert einzusetzen. Man sollte sich natürlich dabei immer überlegen: Passt das zu meiner Klasse? Was will ich damit eigentlich erreichen? etc. Und außerdem sollte man das m. E. nur in einer Klasse machen, die man gut kennt und zu der man ein "gutes" Verhältnis hat. Aber an alle, die gegen diese Methode sind: Habt ihr das schon mal ausprobiert oder seid ihr grundsätzlich dagegen? Ich habe nämlich ähnliche Erfahrungen gemacht verbatim3
Erst tun die Schüler genervt, dann sind sie aber mit Begeisterung dabei.
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Meint ihr, das bringt etwas?
Haben derartige Psychospielchen überhaupt schon mal etwas gebracht?Meine erste Frage wäre: siehst du das auch so mit der Grüppchenbildung? Wenn ja, gibt es aus meiner Sicht sinnvollere Maßnahmen, dem entgegenzuwirken.
Warum eigentlich? Was ist schlecht an Grüppchen?...oder thematisieren, warum es nicht geklappt hat.
Wenn jemand thematisieren würde, warum seine Psychospielchen bei mit nicht funktionieren, würde ich ihm raten, dringend über seine (Wahrnehmungs-)Störung nachzudenken und gegebenenfalls professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.MIt Grüppchenbildung ist glaube ich nicht gemeint, dass sich Freundeskreise bilden, sondern Cliquen, die andere ausschließen.
Jeder Freundeskreis schließt per Definition zunächst erstmal diejenigen aus, die nicht zum Freundeskreis gehören. Wo bitte ist das Problem?Grüße
Steffen -
Unter "warmer Dusche" kann ich mir außerdem dem Vorgang zur Körperhygiene nichts vorstellen.
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Ich find das schon wieder eine unmögliche Art, Trantor. Dann gib es doch bitte einfach in eine beliebige Suchmaschine ein. Google (beispielsweise) führt es gleich als ersten Treffer. Aber nein, stattdessen waren deine Finger wieder einmal schneller. Wir sind in einem Forum für Lehrer. Da liegt es doch sehr nah, dass es einen pädagogischen Bezug gibt. Oder wie wäre es damit: einfach mal lesen, was hier bereits geschrieben wurde. Allerdings solltest du nicht vergessen, davor den Schalter wieder auf "on" switchen.
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Ich find das schon wieder eine unmögliche Art, Trantor. Dann gib es doch bitte einfach in eine beliebige Suchmaschine ein. Google (beispielsweise) führt es gleich als ersten Treffer. Aber nein, stattdessen waren deine Finger wieder einmal schneller. Wir sind in einem Forum für Lehrer. Da liegt es doch sehr nah, dass es einen pädagogischen Bezug gibt. Oder wie wäre es damit: einfach mal lesen, was hier bereits geschrieben wurde. Allerdings solltest du nicht vergessen, davor den Schalter wieder auf "on" switchen.
Er wollte halt nen Witz machen ... tätäääääää
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Ich find das schon wieder eine unmögliche Art, Trantor. Dann gib es doch bitte einfach in eine beliebige Suchmaschine ein. Google (beispielsweise) führt es gleich als ersten Treffer. Aber nein, stattdessen waren deine Finger wieder einmal schneller. Wir sind in einem Forum für Lehrer. Da liegt es doch sehr nah, dass es einen pädagogischen Bezug gibt. Oder wie wäre es damit: einfach mal lesen, was hier bereits geschrieben wurde. Allerdings solltest du nicht vergessen, davor den Schalter wieder auf "on" switchen.
Schlecht geschlafen, oder was?
Ich habe gelesen, was geschrieben wurde, kann mir allerdings immer noch nicht vorstellen, was das sein soll. Und Google zeigt mir oben erst mal Duschköpfe und danach die wichtige Frage, ob man nach der Sauna warm oder kalt duschen soll (ich präferiere kalt), an. Und ansonsten können wir das Forum hier ja nach deiner Argumentation auch einstellen, wenn ich lange genug suche, finde ich 90% der Fragen hier auch bei Google und Co.
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