Kinder erkennen nicht, wo ein Satz endet.

  • Hallo zusammen,


    ich habe eine dritte Klasse in Deutsch und bin mittlerweile wirklich ratlos. Von 21 Kindern erkennen mindestens 6 überhaupt nicht, wo ein Satz endet. Sie sind in der Lage wirklich mitten im Satz (z.B. zwischen Artikel und Nomen :ohh: ) einen Punkt zu setzen.
    Wir lesen die Texte laut, machen Pausen am Satzende, überlegen auch, wo ein Gedanke endet, aber es bringt alles nichts. Auch zahlreiche Übungen scheinen diesen Kindern nicht zu helfen.
    Ich verstehe das nicht. Wie lernt ihr denn euren Schülern, wo ein Satz endet? Irgendwie hat das doch auch was mit Sprachgefühl zu tun, oder?


    Vielleicht habt ihr Tipps für mich??


    Danke! Judy

  • Sorry, wenn ich deine Frage nicht so recht verstehe.


    Ich denke, was ein Satz ist, lernen die Kinder in Klasse 1 (und 2). In Klasse 3 habe ich bislang nicht mehr begonnen, Sätze einzuführen.
    Und Kolleginnen aus der Eingangsstufe sagten mir, dass das nicht direkt thematsiert wird sondern sich aus dem Spachgefühl ergibt bzw. die Kindern beim Schriftspracherwerb eben lernen, dass am Satzende ein Punkt steht.


    Wir prüfen, wo man beim lauten Lesen eine Pause macht. Und wo eine Sinneinheit endet.


    Aber vielleicht gibt es ja ganz andere Vorgehensweisen, von denen ich nichts weiß. Freue mich über Tipps.


    Judy

  • Man könnte übers Minimieren gehen. Erst mal geht es nur um 2-Wort-Sätze. Subjekt und Prädikat. Bei Montessori gibt es dazu eine prima Einführung mit Tieren. Was ist das? Eine Kuh! (Hast du in der Hand) und dann macht die was. Frage: Was macht die Kuh? Die Kuh läuft...Aufschreiben, Subjekt und Prädikat markieren. Satz sogar ausschneiden und in Kiste. Nach diesem Modell, den Zweiwortsatz wdh bis das komplett klar ist. Erst dann kommen die Erweiterungen. Die Kuh läuft... Wohin läuft sie denn? die Kuh läuft zum Stall. Subjekt und Prädikat finden Sie jetzt im Schlaf, bist ja beim Thema geblieben und jetzt kommt das Gefühl für die Erweiterungen. Und auch hier eins nach dem anderen...erst wenn adverbialbestimmungen völlig easy wird, kommen Objekte...und während alle die Satzstruktur lernen, entwickeln die Kids ein Gefühl für Satzgrenzen.

  • Keiner meiner 5er weiss, was ein Satz ist, wenn ich sie zu Schuljahresbeginn bekomme. Meine derzeitige Klasse ist inzwischen in der 6. und waere in der Lage, wenigstens die Grundbestandteile zu nennen. Sie wissen inzwischen, was ein Subjekt ist. Was ein Praedikat ist, weiss hier eh keiner. Wir pruefen Saetze daher hauptsaechlich auf drei Bestandteile:
    1) Beginnt der Satz mit einem Grossbuchstaben und endet mit einem Punkt, Fragezeichen oder Ausrufezeichen?
    2) Beinhaltet der Satz ein Verb?
    3) Macht der Satz alleine inhaltlich Sinn?


    Wenn sie das verstanden haben, ueben wir damit und machen einfache Saetze. Diese werden auf die drei Bestandteile geprueft. Danach kann man sie erweitern und verlaengern. Einige meiner Schueler koennen das immernoch nicht selbstaendig anwenden. Sie schreiben Saetze, die fuenf Zeilen lang sind und drei Gedankengaenge mischen. Wenn man sich mit ihnen hin setzt und ihre Texte durchgeht, koennen sie meist sagen, wo der Satz enden musste. Gelegentlich klappt das aber auch nicht, denn unsere Schueler denken und sprechen nunmal "ohne Punkt und Komma". :autsch:



  • Na ja, ich denke, wenn die Schüler Sätze erkennen sollen, müssen sie zunächst wissen, was ein Satz ist. Das Pausieren beim Vorlesen oder das Ende einer Sinneinheit sind hier wohl kaum eindeutige Kriterien.

  • Na ja, ich denke, wenn die Schüler Sätze erkennen sollen, müssen sie zunächst wissen, was ein Satz ist. Das Pausieren beim Vorlesen oder das Ende einer Sinneinheit sind hier wohl kaum eindeutige Kriterien.


    @ Plattenspieler: Deshalb frage ich ja hier! Was sind denn dann deiner Meinung nach sinnvolle Kriterien um einen Satz zu erkennen?
    Auf nahezu allen Arbeitsmaterialien lautet die Anweisung wenn es um's Setzen von Punkten geht, dass die SuS darauf achten sollen, wann Sie beim Lesen eine Pause machen? Ist das dann deiner Meinung nach alles Blödsinn?

  • das ist natürlich kein blödsinn, aber für schüler, die kein (durchschnittliches) sprachgefühl haben, deutsch als zweitsprache erlernen, bildungsfern aufwachsen, sprachlich entwicklungsverzögert oder einfach schlecht im lesen sind (viele pausen, da alles stockend) halt kein gutes kriterium für "hier endet der satz". die brauchen dann andere, vielleicht noch kleinschrittigere verfahren. das montessori-prinzip mit dem subjket + prädikat-gebastel klingt für mich sehr sinnvoll und stimmig, weil es ein allgemeines mentales modell eines satzes bei den kindern entwickelt.

  • Ich habe Verbkarten und lasse die Kinder mit den verschiedeneren Personalformen Sätze bilden.
    Anfangs nur die Personalformen WIR. Nach und nach die anderen.
    Wir bauen einen Turm.
    Wir spielen ein Spiel. ...
    Die Kinder arbeiten in Gruppen. Reihum nennt jedes Kind zu dem Verb einen Satz. jedes Kind schreibt einen Satz auf. achte auf den großen Satzanfang und den Punkt. So kriegen die Kinder nach und nach ein Gespür für den Satz. Das machen wir später ebenso zu ? und !
    Später kommen Übungen dazu, in denen die Kinder z.B. Punkte in Texten setzen müssen. Ganz am Ende kommen Übungen dazu, in denen falsche Satzzeichen gesetzt sind und die Kinder müssen das korrigieren.
    Es gibt im Übrigen in der Fachliteratur zig verschiedene Definitionen dafür, was ein Satz ist.
    LG Rottenmeier

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