Frust - mein Leben ist so "voll"

  • Hallo zusammen!


    Vielleicht kann mir ja jemand mal virtuell hier den Kopf waschen. - Mein Job gefällt mir momentan gar nicht!


    Hab irgendwie das Gefühl, es brennt an allen Ecken und Enden - und sobald ich irgendwo was "gelöscht" habe, flammt es an anderer Stelle wieder auf. Oder auch: ich werde wie ein Spielball hin und her geworfen, hab "es" selber nicht mehr in der Hand ...


    Bin jetzt schon im 3 (fast 4) Jahr und mache mir viele Gedanken. Kann auch nicht mehr richtig abschalten (nervt mich am meisten). Was treibt mich so um?


    - Unterricht generell: hab aktuell 3 Oberstufenkurse mit Prüflingen; sehr intensive Vor+ Nachbereitung, es läuft irgendwie, aber richtig schöne Stunden sind selten dabei. Alles irgendwie aus dem Handgelenk geschüttelt (ach ja, die Zeit), dann zig Klausuren, die korrigiert werden müssen ...
    Eine achte Klasse hab ich auch, die irgendwie extrem laut ist und sich nicht wirklich gut unterrichten lässt. Hab ich zum Glück nur ein Mal pro Woche, dafür aber Freitags 7/8 Stunde; kann mich also "theoretisch" schon die ganze Woche darauf "freuen". - Doof wie ich bin, tu ich das auch, anstatt das einfach als gegeben abzuhaken, oder anders damit umzugehen.


    - Zusatzaufgaben: Vieles unterrichte ich, trotz der x Jahre, dieses Halbjahr zum ersten Mal. Daneben sind aber noch einge Zusatzaufgaben zu erledigen, diverse Arbeitsgruppen und Co. Beansprucht sehr viel Zeit und eigentlich auch sehr viel "Gedankenkraft". Es ist halt leider nicht damit getan, einfach "nur" anwesend zu sein. Es gilt, Probleme zu lösen und daher grüble ich noch lange nach solchen Treffen darüber nach.
    Ich wünschte, ich könnte das abstellen.


    - Zusatztermine: Elternabend, pädagogische Konferenzen, Fach- und Gesamtkonferenzen ... dieses Halbjahr alles so dicht aufeinander. ... Aber damit bin ich nicht alleine.


    Dann komm ich sehr oft also erst gegen Abend nach Hause, muss dann noch dies und das vorbereiten - und könnte ausflippen, wenn ich "schon wieder" Wäsche waschen, aufräumen oder den Geschirrspüler ausräumen muss. :schreien:
    Ich frage mich ehrlich, wie Leute diesen Job hinkriegen, die "nebenbei" auch noch für Kinder usw. sorgen! Ich ziehe meinen Hut. Momentan kann ich mir das gar nicht vorstellen, wobei mir auch bewusst ist, dass man als "Beamtin" ja doch in einer recht angenehmen Lage diesbezüglich sein sollte. - Und zumindest theoretische "Vormittagskraft" (haha)


    Ich weiß auch nicht, wo genau der Hase im Pfeffer liegt, daher erstmal eine Gesamtschau. Würd mich über euer Feedback freuen, und wenn es nur ist, dass es euch vielleicht auch manchmal so geht ...


    Liebe Grüße


    Gerelila



    PS. Ich vergaß: besonders entzückend finde ich momentan übrigens, dass bei uns die Lehrer mit irgendwelchen Funktionsstellen scheinbar allesamt erst Montag Mittag in der Schule auftauchen und Freitag recht früh schon ins Wochenende entschwinden... :aufgepasst:

  • Dein Job gefällt dir momentan gar nicht.


    Doch das Leben ist nicht nur Job. Wie sieht es in anderen Bereichen des Lebens aus? (Weil deine Überschrift lautet:mein Leben ist so voll)


    -Beziehung
    -Hobby
    -Wohnen
    -Freunde
    -allgemeine Gesundheit



    Gibt es da freudvollere Momente? Oder wirkt sich die Jobsituation auch darauf aus?

    • Offizieller Beitrag

    Ich frage mich ehrlich, wie Leute diesen Job hinkriegen, die "nebenbei" auch noch für Kinder usw. sorgen! Ich ziehe meinen Hut. Momentan kann ich mir das gar nicht vorstellen, wobei mir auch bewusst ist, dass man als "Beamtin" ja doch in einer recht angenehmen Lage diesbezüglich sein sollte. - Und zumindest theoretische "Vormittagskraft" (haha)


    Es wird besser mit wachsender Routine. Die allermeisten Kollegen sagen ab dem 5. Jahr fängt es an, ernsthaft besser zu werden und das zehnte - fünfzenhnte oder zwanzigste ist das beste. Man ist (hoffentlich) noch halbwegs fit und und routiniert genug, nicht im Kreis zu drehen. Später kommen dann wieder alte Eltern oder körperliche Befindlichkeitsstörungen dazu und belasten mit.


    Bei mir hat's gepasst, obwohl Jahr 4/5 die schlimmsten waren - da bin ich auf nur noch Oberstufe umgestiegen. Die Korrekturenhölle. Ist inzwischen aber auch machbar und die Vorbereitung ist bei mir echt schnell gemacht. Man lernt einen echten Blick dafür zu haben, was in eine Reihe gehört, ohne dauernd Einzelstunden zu planen, Improvisiertes wird besser, Korrekturen gehen schneller, man lernt auch, die Dinge, die nerven, aber eben unvermeidbar sind, wie deine Freitags 7/8 Stunde, an sich abprallen zu lassen: nach dem Motto "was ich nicht ändern kann, kann ich halt nur ertragen". Wobei ich keine 8. Klasse kenne, die Freitags 7./8. toll zu unterrichten wäre. Und keine 7. oder 6. Klasse, oder 5.


    Wichtig ist der Ausgleich zur Schule, wenn du das Arbeiten an sich nicht ändern kannst (mit Kollegen koordinieren, z.B. (ohne Konferenzen, nur virtuell) spart mir bis zu 20% Arbeit im Jahr)


    Ein der einfachsten und besten Regeln, die ich mir im Jahr 1-5 selbst auferlegt und überwiegend befolgt habe war: Nach Hause kommen und ERST Sport machen, vor dem Haushalt, vor dem Schreibtischmarathon, vor allem. Nach dem nach Hausekommen kommt erst EINE Sache für mich. Egal wie. Heilige Regel.


    Ist bis heute gut.

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

  • Ich bin bewusst auf 80% gegangen, damit ich mehr Zeit für meine Familie und für mich habe. Natürlich verdiene ich jetzt auch nur 80%, aber das ist immer noch mehr als der Durchschnittsverdienst hier in der Gegend. Nächstes Jahr wird auf kostenspielige Auslandsurlaube verzichtet.


    Und ich bin sehr froh, nur noch 80% zu arbeiten.Seitdem fühle ich mich entspannter und wesentlich weniger gestresst!

  • Ich bin im 11. Jahr und mittlerweile sehr routiniert - es wiederholt sich viel, meinen Unterricht kann ich deshalb oft improvisieren (ob ich nun Gedicht oder Zeitungsartikel A oder B mit dem längst geübten Methodenwerkzeugkasten bearbeite, bleibt sich gleich. Hauptsächlich Abwechslung, die jeweiligen Inhalte eines Textes lassen sich bei ausreichender Fachkompetenz schnell und zügig erfassen und umsetzen.) Mein Materialarchiv ist gut sortiert und archiviert und ich achte bei neuen Arbeitsblättern auf Recyclefähigkeit. (Muss man wirklich irgendwelche aufwändig zu zerschnipselnde Papierpuzzles machen?) Klausuren werden überlegt, konzentriert und anhand eines Erwartungshorizontes in hoher Geschwindigkeit korrigiert. Ich brauche für eine GK-Klausur 25 bis 30 Minuten, ich lese Klausur grundsätzlich nur einmal. Kommunikation im Kollegium wird kurz und effizient abgehandelt - man muss nicht jeden Quatsch ausführlich von Mensch zu Mensch besprechen. Nachbereitungen beschränken sich auf ein paar handschriftliche Stichpunkte, die ich direkt oder sogar im Unterricht verfasse und in meine Mappe für den Kurs lege. Die stützen dann die nächste Vorbereitung.


    Ganz wichtig, gut und geschickt zu improvisieren ist eine extrem wichtige Kompetenz. Wenn man nach ein paar Jahren raushat, wie der Lehrerberuf funktioniert und eine passende extrovertierte und impulsive Persönlichkeit mitbringt, kann man auch ad hoc interessanten und lebendigen Unterricht machen. Auf jeden Fall muss man die Referendarsangewohnheiten ablegen, für die man keine Zeit mehr.


    Noch viel wichtiger. Der Lehrerberuf ist ein Job, mehr nicht. Wenn im Rahmen der verfügbaren Zeit (41 Stunden die Woche bei 30 Tagen Urlaub für Landesbeamte, auf das Jahr, Schulferien inklusive) nicht mehr zu leisten ist, dann ist nicht mehr zu leisten. Ohne schlechtes Gewissen.


    Ich werde einen Teufel tun und meine Stundenzahl reduzieren, um meine Überstunden aus eigener Tasche an den Dienstherren zu zahlen!


    Nele

  • Teilzeit wäre für mich auch keine Option, habe ich schon probiert -->bringt nix.
    Routine bringt auch nix. Klar, man steckt nicht mehr so viel Zeit in die Stundenvorbereitung. Doch da gibt es ja immer mal Neues...wie die Inklusion.


    Das restliche Leben sollte aus meiner Sicht eine größere Rolle spielen.

  • Hallo ihr!


    Teilzeit kommt für mich auch nicht in Frage ... heute sieht es auch schon wieder besser aus.


    Wenn ich so drüber nachdenke, vor allem "Ethik" ist ein doofes Fach. Da kann man sich wirklich tot suchen nach Material ... und dann isses trotzdem nicht zufriedenstellend. Bin jetzt dazu übergegangen, vieles selber zu erstellen.
    Daneben aber die Schüler, die halt ganz oft "keinen Bock" auf das Fach haben, bzw. das nur als "Laberfach" absitzen. In Englisch sieht das ganz anders aus, genauso auch Politik.


    Ich glaube, ich werde in Ethik mal für neue Lehrbücher plädieren. (Hab ich auch schon, fällt mir da ein, aber die Mühlen mahlen langsam ...)


    Ansonsten sieht es bei mir eigentlich ganz gut aus. Ich gehe auch regelmäßig zum Sport, habe ein Hobby, das ich pflege. Der Punkt "Freunde" kommt allerdings definitiv zu kurz, was aber auch daran liegt, dass ich leider viele liebe Menschen nicht um mich habe, sondern diese weit verstreut in der BRD leben. Da ist es immer ein großer Aufwand, sich zu besuchen.
    ... Ja, ich hätte gerne mehr Menschen hier "vor Ort", glaube ich ... aber andererseits hat ein Tag eben auch nur 24 Stunden - und da bin ich mit Job, Sport und Hobby schon ziemlich "voll". Einen Partner habe ich übrigens auch. ;)


    Tja, ich kanns gar nicht so genau sagen, was mich eigentlich stört. Eigentlich ist es ja "normal", dass wir als Lehrer eigentlich nie richtig fertig sind.
    Seltsam finde ich, dass ich gerade so stark an meinen Unterrichtsfähigkeiten zweifle. Dabei koch ich auch nur mit Wasser, so wie viele andere Kollegen auch.
    Bin bald erstmalig mit dem Abi dran, vielleicht liegt es daran?!


    Außerdem "muss", möchte ich mich ein wenig besser strukturieren. Einfach, um für mich zu wissen: jetzt ist es genug und ABSCHALTEN.
    Ich hardere z.B. manchmal noch so lange mit Unterrichtsstunden bzgl. der Frage, wie ich den Inhalt "sichere". Und irgendwie will ich es ja auch interessant gestalten für die Schüler ...
    Dann sind da Mäxchen und Franz und die können "das und das" nicht oder stören den Unterricht oder versuchen ständig, mich in ein Gespräch zu verwickeln (abseits des Stoffes) ... und dann zerbrech ich mir den Kopp, wie ich das "abstellen" könnte, wie ich ihnen helfen könnte usw. usw.
    ODER Schüler xy sagt: "Wie langweilig!" - Ganz fatal. Da könnte ich Stunden drüber nachdenken, vor allem, weil es mir irgendwie so triggert/anspornt, dann genau DIESEN SCHÜLER für das Fach zu begeistern. :autsch:


    Bei ein paar ist mir das sogar gelungen, aber die kleben jetzt "wie Zecken" an mir und versuchen immer in Arbeitsphasen/und oder sogar den Pausen mit mir zu Plaudern. Furchbar! - Obwohl es eigentlich auch "ganz nett" ist, zumal sie sich jetzt wirklich für das Fach begeistern.


    Ach ... mir dreht sich schon wieder der Kopf. :sterne:


    Wann wisst ihr denn "für euch", wann es genug ist?!


    Grüße!


    PS: Sorry und Danke, dass ich hier mal meinen Seelenmüll abladen darf.

  • Also ich werde zum kommenden Schuljahr reduzieren und bin sehr froh, diese Entscheidung getroffen zu haben. Ich kann ehrlich gesagt auch nicht verstehen, warum einige das kategorisch ablehnen. Ich persönlich empfinde als Berufsanfänger eine volle Stelle mit großen Anteil Oberstufe, mit drei zeitaufwendigen Korrekturfächern, einer Klasssenleitung in 6 und dem Anspruch vlt. auch mal ein bisschen mehr als nur Dienst nach Vorschrift zu machen als kaum machbar, insofern man noch ein bisschen Privatleben haben will. Andere mögen das besser packen oder den Ehrgeiz zu haben, eine volle Stelle schaffen zu "müssen", aber den Ehrgeiz habe ich nicht. Dafür ist mir mein Privatleben zu wichtig und das Geld nicht wichtig genug, zumal man auch mit 3/4 Stelle nicht unter der Armutsgrenze lebt. Aber wie gesagt, jeder muss das für sich entscheiden. Aber ich mag mein Leben und ich mag meinen Job. Und das soll auch so bleiben :)

  • Also ich werde zum kommenden Schuljahr reduzieren und bin sehr froh, diese Entscheidung getroffen zu haben. Ich kann ehrlich gesagt auch nicht verstehen, warum einige das kategorisch ablehnen.


    Der Grund ist der folgende: du wirst mit reduzierter Stelle die Arbeit leisten, die eigentlich vom Zeitaufwand her einer vollen Stelle entspräche. Durch den Gehaltsverzicht für die reduzierte Stelle hat das die Folge, dass du aus eigener Tasche das Land dafür bezahlst, dass du keine unbezahlten Überstunden machen musst.


    Sowas lehne ich für mich selbstredend kategorisch ab. Seine Arbeit so zu reduzieren, dass sie auch bei vollem Deputat leistbar ist, ist definitiv der klügere Weg. Und übrigens im Gegensatz zur Stundenreduktion aus dem o.g. Motiv der einzige, der den Arbeitskollegen als Arbeitnehmern gegenüber solidarisch ist.


    Nele

    • Offizieller Beitrag

    dein innerer Abstand ist offenbar recht gering. Das passiert in unserem Beruf sehr schnell, und eh mans sich versieht, haut ein burn out einen um.
    Deshalb: mach dir klar:
    du kannst nicht jeden Schüler begeistern. Ist einfach unmöglich.
    Und wenn einer murmelt "langweilig", dann reagierst du entweder
    gar nicht.
    oder denkst dir deinen Teil.
    Oder antwortest: mach hier mit, dann wird es interessanter
    Langeweile ist nämlich ein Problem, der sie empfindet. Du bist nicht der Bespaßer einer Klasse/ eines Kurses :doc:
    Alternativ bei Wiederholungstätern: Langeweile ist der erste Schritt zur Kreativität-- und lässt ihn die nächste Stunde vorbereiten und halten. Mit Entwurf :)


    Oft ist dieser Ausruf als Provokation gedacht. Nicht drauf reagieren.


    Du kannst auch nicht jeden Störer bekehren. Ihm "helfen". Manche brauchen einfach nur klare Ansagen, Konsequenzen und fertig. Auch manche ältere Schüler.


    7./(. Stunde Klasse 8: ist das Undankbarste überhaupt, diese Uhrzeit.Und zwar wirklich für jede Unter- o. Mittelstufenklasse :explodier:
    Da du das jetzt erst mal nicht ändern kannst, hilft nur, die eigene Perspektive zu ändern:
    nicht schon die ganze Woche dagegen ansehen, sondern am Freitag ganz bewusst das beginnende WE genießen. Du hast danne rst mal 6 Tage Zeit bis zum nächsten Freitag, quasi die ganze Woche :D


    Mein persönlicher Stressfaktor hat sich übrigens immens gelegt, seit ich angefangen habe, von Freitag bis Sonntag die ganze (!!) Woche vorzubereiten. Komplett. Inklusive HA stellen, mündliche Abfragen (wen frag ich wann was ab), AB-Kopien, Tests, alles.


    Am WE arbeite ich meine Zettelchen ab Kl. yx, Fach A, Di, Mi Fr), habe dabei immer noch genügend Zeit für Treffen mit Freunden, und bin unter der Woche nicht mehr unter Zeitdruck. Muss keine Nächte durcharbeiten, sondern habe eine relativ frühe Bettzeit 8)
    Wäre das was für dich?


    Bin nicht alleinstehend, sondern verheiratet, habe eine große weit verstreut lebende Familie (keine kleinen Kinder), Hobbies hab ich auch.

  • Der Grund ist der folgende: du wirst mit reduzierter Stelle die Arbeit leisten, die eigentlich vom Zeitaufwand her einer vollen Stelle entspräche. Durch den Gehaltsverzicht für die reduzierte Stelle hat das die Folge, dass du aus eigener Tasche das Land dafür bezahlst, dass du keine unbezahlten Überstunden machen musst.


    Sowas lehne ich für mich selbstredend kategorisch ab. Seine Arbeit so zu reduzieren, dass sie auch bei vollem Deputat leistbar ist, ist definitiv der klügere Weg. Und übrigens im Gegensatz zur Stundenreduktion aus dem o.g. Motiv der einzige, der den Arbeitskollegen als Arbeitnehmern gegenüber solidarisch ist.

    Ich bin nicht der Meinung, dass es da einen Königsweg gibt und man sagen kann, der eine Weg sei definitiv der klügere. Dadurch setzt man sich doch nur unter Druck, macht sich kaputt und hat am Ende - schlimmstenfalls - ein Burnout. Mit solidarisch oder unsolidarisch hat das auch nichts zu tun.
    Wenn du mit einer vollen Stelle zurecht kommst, ist das doch toll. Du hast n Bombengehalt und allem Anschein nach trotzdem ein ausgefülltes Privatleben. Aber dein Weg ist doch nicht automatisch der Klügere. Für jemanden anderen, mag es klüger sein, zu reduzieren. Das muss m. E. jeder für sich entscheiden.
    Ich kann nur nicht nachvollziehen, warum einige eine Reduzierung kategorisch ablehnen, obwohl sie dabei sind, sich kaputt zu arbeiten und nur "rumjammern", dass alles so viel zu viel sei. Das trifft auch dich anscheinend nicht zu, vlt. aber auf Gerelila...

  • Ich habe auch reduziert. Zwar nicht viel, aber immerhin 4 Stunden. Das ist genau ein Deutsch- oder Englischkurs. Für diese 4 Stunden muss ich nichts vorbereiten, nichts korrigieren, keine Förderpläne schreiben und verwalten, keine Elterngespräche führen, nicht zu Teamsitzungen gehen usw. - Ich bekomme das Gehalt für diese 4 Stunden natürlich nicht, aber was ich durch die gewonnene Zeit (nicht in der Schule, denn 4 Stunden sind mir schnuppe, aber die Zeit zu Hause) an Lebensqualität und Gesundheit gewonnen habe, sind mir die Gehaltseinbußen wert.
    Ich empfinde mich nicht als unsolidarisch. So sehe ich eher Menschen, die sich in eine Konferenz setzen, mir sagen, es sei deren erste Klassenkonferenz im Jahr und sie hätten ja dieses Jahr so viel Zeit, weil sie 12 Stunden Sport unterrichteten.

  • Nele hat mit seiner Ansicht vollkommen Recht. Stundenreduktion ist meistens Geld, dass man dem Dienstherrn schenkt. Wer kennt sie nicht, die (meistens) Kolleginnen, die auf 50% reduzieren und dann doch für mindestens 75% arbeiten, weil sie einem (freundlich formuliert) "idealistischen" Ideal vom Lehrerberuf folgen, das in Wirklichkeit nur finanzielle Selbstausbeutung ist.


    Aber seien wir einmal ehrlich: Unser Beruf entwickelt sich langsam aber sicher zum Teilzeitjob für Frauen gut verdienender Ehemänner. Da wird dann halt reduziert, wenn einem alles zu viel wird. Auf's Geld kommt es dann oft nicht an. Dann sind dann übrigens oft dieselben, die das Unterrichtsmaterial in großem Stil aus eigener Tasche bezahlen und die Schüler mit selbst gebackenem Kuchen und ähnlichem versorgen. "Leuchtende Kinderaugen" sind wohl wichtiger als ein Beruf, der für Vollzeitarbeit auch fair (also voll) bezahlt wird.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

    • Offizieller Beitrag

    Bei uns sind es nun weiß Gott nicht die Teilzeitfrauen, die nämlich Kinder, Job und meist auch noch den kompletten Haushalt jonglieren, die sich da locker machen und nur aus Freude arbeiten, sondern die Vollzeitherren, die das Engagement bei den unangenehmen Dingen den anderen überlassen, und das auch können, weil sie zu Hause die Damen haben, die ihnen den ganzen lästigen Alltagskram abnehmen und den Rücken für's Klugscheißen im Kollegium und für's Bewerben auf A15 frei halten ... ;) um auch mal ein Klischee auszupacken, das bei uns aber einen sehr wahren Kern hat. Und an den vielen anderen Gymnasien, die ich so betreue...


    Vom Reduzieren aus anderen Gründen als Kindergroßziehen rate ich ab. Verschenktes Geld und Strafe bei der Pension. Und den Herren rate ich zu Elternzeit und Übernahme ihres Anteils am Nachwuchs (reduzierte Stelle und Abholen vom KiGa, Haushalt etc), damit nicht immer die Frauen allein mit der geringeren Pension dastehen. Dafür gibt es nämlich grad ein unseren Job echt keinen Grund.


  • Aber seien wir einmal ehrlich: Unser Beruf entwickelt sich langsam aber sicher zum Teilzeitjob für Frauen gut verdienender Ehemänner. Da wird dann halt reduziert, wenn einem alles zu viel wird. Auf's Geld kommt es dann oft nicht an. Dann sind dann übrigens oft dieselben, die das Unterrichtsmaterial in großem Stil aus eigener Tasche bezahlen und die Schüler mit selbst gebackenem Kuchen und ähnlichem versorgen. "Leuchtende Kinderaugen" sind wohl wichtiger als ein Beruf, der für Vollzeitarbeit auch fair (also voll) bezahlt wird.


    Das habe ich von Dir so ähnlich schon einmal gelesen. Ich weiß ja nicht, was für ein besonderes Kollegium Du hast, aber mir fallen von über 140 KollegInnen gerade keine ein, die auf dieses Profil passen.

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Ich ärgere mich immer, wenn als Antwort auf Überlastung automatisch kommt "dann reduziere doch". Ich selbst bin zwar verheiratet, aber wer garantiert mir denn, dass das Leben so läuft, wie man sich das im Idealfall vorstellt? V.a. für Alleinstehende ist Gehaltsverzicht durchaus nicht unproblematisch, man muss sich nämlich später selbst von seiner Pension erhalten. Und bei steigenden Kosten für Pflege, Wohnung, Versicherungen etc. ist das nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick vll. scheint. Klar, im Moment erhöht es eventuell die Lebensqualität durch mehr Freizeit. Aber irgendwo muss man doch auch an später denken. Ich brauche weiß Gott keine Reichtümer, aber mache mir durchaus Gedanken um die Zukunft. Wer so leichthin vom Reduzieren spricht, sollte sich meiner Meinung nach mal seine spätere Pension ausrechnen lassen. Das desillusioniert oft recht schnell.

  • Krass, was für Reaktionen ein m.E. harmloser Vorschlag hervorruft... Versteh ich ehrlich gesagt überhaupt nicht. Wenn man für sich entscheidet, NICHT zu reduzieren aus den o.g. Gründen (die ich zu 100% nachvollziehbar finde), dann ist das doch genauso in Ordnung wie zu reduzieren. Jeder Mensch ist unterschiedlich belastbar, hat unterschiedliche Prioritäten im Leben, hat verschiedene Träume (die unterschiedlich viel Geld kosten). Warum soll dann ein Lebensstil für alle der richtige sein? Der eine ist mit ner vollen Stelle und nem dicken Konto glücklich und der andere braucht weniger Geld im Leben und möchte nicht auf seine Wochenenden verzichten.
    Ich würde mich hüten zu jemandem zu sagen: Reduziere doch bitte! Tut mir auch leid, wenn das so rüberkam. Aber eine Reduzierung kategorisch abzulehnen, obwohl man das Gefühl hat, die Arbeit wächst einem übern Kopf, kann ich nicht verstehen. Aber das muss ich ja auch nicht. Ich bin mit meiner Wahl zufrieden :)

  • Ganz meine Meinung, Eugenia! Auch wenn man einen finanzstarken Partner im Hintergrund hat, muss man an später denken. Die Pensionen werden weiter sinken und an die Renten angeglichen werden, deshalb "riestern" hier ja schon viele. Ich denke, wir dürfen es unserem Arbeitgeber nicht so leicht machen, der für immer mehr Arbeit immer weniger zahlt und uns immer weiter in die Selbstausbeutung treibt. Dann lieber "Dienst nach Vorschrift" - nicht mehr - und öfter mal fünf gerade sein lassen!

    • Offizieller Beitrag

    Ich erlebe es sehr oft, dass junge Kollegen, die ich berate, bei der Stundenreduktion nur an den Moment denken. Ich gebe dann immer den Hinweis, sich bei der HBS mal die Pension mit Stundenzahl x ausrechnen zu lassen, viele Sachbearbeiter machen das auf freundliche Anfrage. Dann weise ich auf die 45% Chance hin, es überhaupt nicht bis 65/67 zu schaffen - und dass man dann nochmal was abziehen kann. Dann sprechen wir über die Progression bei den Krankenkassenbeiträgen und was das alles bedeutet, wenn man in einer der teuersten Gegenden Deutschlands wohnt.
    Es geht dann ziemlich schnell nicht mehr um einen komfortablen Lebensstil, sondern um "geht das überhaupt"! Viele sehr junge Kollegen mit Reduktionswunsch denken gar nicht so weit und bedenken all diese Faktoren gar nicht. Da tut Beratung Not.

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