Was tun? Schüler sprengt konsequent den Unterricht

  • Und das Verstehen hilft mir zumindest manchmal gewissen Verhaltensweisen besser akzeptieren oder aushalten zu können. Und es ändert vielleicht auch den Umgang mit ihnen. Ich habe aktuell ein Mädchen, da ist die Mutter schwer alkoholkrank. Kommt das Mädchen nach Hause wird es schwer pepöbelt von der betrunkenen Mutter, je später der Abend umso mehr muss sie sich kümmern. Sie kommt so spät wie möglich mittlerweile nach Hause- Folglich hat sie oft keine Hausaufgaben. Wenn man das weiß bringt es nichts (aus meiner Sicht) ständig auf den fehlenden Hausaufgaben rumzuhacken. Spart Energie. Bei mir und dem Kind und wir suchen nach Lösungen in ganz anderen Bereichen. Sind die geklärt klappen auch wieder die Hausaufgaben. Da bin ich sicher.


    Ein anderer Junge wird panisch in Situationen in denen er sich bedrängt fühlt. Dann macht er dicht, bekommt Panik und bockt und blockt ab, früher hat er teilweise den Unterricht verlassen. Schwere Gewalterfahrung zu Hause in der Vergangenheit. Dadurch wird er panisch, wenn jemand mit ihm schimpft. Meine Konsequenz daraus ist ihn erstmal in Ruhe zu lassen und wenn sich die Panik gelegt hat mit ihm sprechen. Das habe ich mit ihm besprochen und habe vorher Absprachen mit Mutter und Kind getroffen (nicht das Schulgelände verlassen, wenn er aus dem Unterricht abhaut, Mutter arbeitet fehlenden Stoff zu Hause mit ihm nach etc.).


    Das geht natürlich nicht bei jedem Kind, aber nur wenn ich die Ursachen kenne kann ich meine Maßnahmen darauf abstimmen.

    • Offizieller Beitrag

    Aber ohne den Grund zu kennen wird jede Lösung immer nur eine Scheinlösung sein.



    wir Lehrer werden die Gründe nie wirklich beheben können :(
    Manche Situationen kann man entschärfen, wenn man die Hintegründe kennt, da stimme ich zu.
    Aber letztendlich muss ich ein Kind genauso wie alle bewerten können, egal was es zu Hause durchmacht. Leider.

  • Der krabbelt auch mal plötzlich herum oder so, singt...
    Hat aber gute Noten! Der ist (mindestens) normal intelligent, benimmt sich aber ähm... (wie sag ich das denn jetzt auf Pädagogensprech??)...absonderlich.
    Das gleiche Kind ist übrigens total hilfsbereit! Der hat neulich im Sportunterricht schneller alles eingesammelt, als ich gucken konnte.
    Das passt echt nicht zusammen.

    Natürlich meinte ich die Frage ernst, was Noten und Verhalten miteinander zu tun haben. Du beschreibst ein verhaltensauffälliges Kind, dass "aber gute Noten!" habe, was ja nicht zusammenpassen würde.


    Ich habe seit Jahren mit Kindern zu tun, die Misshandlungen erleben, wie auf die heiße Herdplatte gesetzt oder in Kisten eingesperrt zu werden z.B. Nun kenne ich die Geschichten halbwegs, weil in unseren Schulen das Jugendamt in den Familien bereits drin ist. Aber selbstverständlich gibt es auch Kinder, die misshandelt werden, oder deren Mütter z.B. durch ihre eigene psychische Krankheit nicht in der Lage sind, eine stabile Bindung aufzubauen und diese Kinder verhalten sich "absonderlich". Völlig egal, wie intelligent die Beteiligten sind und ansehen kannst dus den Kindern auch nicht, selbst Hilfsbereitschaft kann ein solches Kind zeigen.


    Was genau für die Kinder zutrifft, mit denen ihr zu tun habt, wissen nur die Kinder selbst. Vielleicht singen sie ja nur gern. Ich schätze "Aktenklammer" aber so ein, dass er/ sie sich um bestimmte Kinder nicht grundlos Sorgen macht. Und reagiere daher allergisch, wenn jemand aus guten Noten und Intelligenz schließt, ein Kind dürfe keine Probleme haben, wenn doch, seien diese unerklärlich.


    Ein Lehrer kann beobachten, dranbleiben, mit Eltern reden, ohne sie zu verurteilen.

  • Erstaunlicherweise hat das Kind ein ganz gutes Grundschulzeugnis, das passt irgendwie alles nicht.

    Erstaunlich nur dann, wenn man nicht weiß, wie die Kolleginnen und Kollegen an den Grundschulen ihre Zeugnisse aus Textbausteinen zusammenklöppeln. Wir lehnen Kinder von bestimmten Grundschulen generell ab, weil wir die Kinder mit den blumigen Empfehlungen dieser Einrichtungen in der Vergangenheit allzu oft wieder mit der erstbesten Gelegenheit weitergereicht haben. Ohne überheblich sein zu wollen, aber 15 Minuten würden reichen, um diese Art von Prosa zu entlarven. Meine Strategie ist wie bei so vielen Dingen in dem Geschäft: alles dokumentieren und sich selbst für den Fall wappnen, an dem die eigenen Leistungsbewertungen im Rahmen von Schulübergangsentscheidungen auf dem Prüfstand stehen.

    _________________________________________________________There is a difference between knowing the path and walking the path. Matrix

  • Könnte von mir sein.
    Mein drittes Kind war auch so ein Rabauke.
    Ständig peinliche Elterngespräche. Wenn beide Eltern Lehrer sind, meint man doch, das man soetwas hinkriegt.


    Mittlerweile ist der Knabe 17 Jahre und es zeigen sich Spuren zivilisierten Verhaltens.


    Hat auf jeden Fall mein Verständnis für Eltern von auffälligen Kindern enorm verbessert.



    Gruß simone

Werbung