Lautstärke in Gruppenarbeitsphasen

  • Hallo liebe Forenteilnehmer,


    ich unterrichte momentan in einer 5. Klasse (Grundschule)- Die Schüler sind sehr (!) arbeitswillig, sehr motiviert und können sich echt mehrere Schulstunden von Anfang bis Ende konzentrieren. Habe ich in der Form noch nie erlebt. Allerdings: nur in Einzelarbeit. Hm! Nun ist es natürlich an mir (bin noch im Ref., halte es aber auch unabhängig davon für wichtig!) die Sozialform zu variieren und verschiedene Methoden auszuprobieren. Soweit so gut. 1x Gruppenarbeit ausprobiert - funktionierte nicht so gut. Sicherlich ein Trainingseffekt. Eigentlich können sie sehr konstruktiv und auch wertschätzend rückmelden und argumentieren, aber in der Gruppenarbeit war ein Zusammenarbeiten noch nicht möglich.


    Heute habe ich also eine "Textlupe" ausprobiert (ähnlich einer Schreibkonferenz). Die Schüler hatten in den Vorstunden eigene Texte verfasst und starten nun in den Überarbeitungsprozess. Die Textlupe ist eine Methode, die zwar in Kleingruppen stattfindet, dann aber doch überwiegend in Einzelarbeit gestaltet wird. Die unbearbeiteten Texte werden auf einen großen Zettel geklebt. Diese gehen in der Kleingruppe reihum, so dass jeder Teilnehmer der Kleingruppe jeden Text gelesen hat und ggf. Anmerkungen dazu notiert hat. Zusätzlich gibt es noch einen Rückmeldezettel mit Kriterien. Jeder Kleingruppenteilnehmer gibt jedem anderen Kleingruppenteilnehmer eine Rückmeldung. Dieser nimmt die Zettel und das "Plakat" als Hinweise für den Überarbeitsungsprozess seines Textes.


    So. Und nun das Problem: dabei war es sehr laut und unruhig. (23 Schüler, 6 Gruppen). Mir war es zu laut, den Schülern war es zu laut. Sie brachten es mehrmals auch zum Ausdruck, indem sie das akustische Signal erklingen ließen und die Klasse darüber informierten, dass sie sich gestört fühlen und sich nicht konzentrieren könnten bei der Lautstärke. ....Bums....wurde es wieder laut.


    In der abschließenden Reflexion haben das auch alle SuS rückgemeldet und gut erkannt. Auf die Frage, wie wir das beim nächsten Mal anders gestalten könnten, wurde der Ruf nach Strafarbeiten laut. Alle waren sich einig, dass die Störer das Buch aufschlagen und etwas abschreiben sollten. Sowas wird es aber mit mir definitiv nicht geben.


    Wie kann man es trotzdem hinbekommen, in Gruppenarbeitsphasen eine angenehme Arbeitslautstärke zu schaffen? Ich fand es so faszinierend, dass sie sich der Lautstärke bewusst waren, sich gestört fühlten, es aber nicht abstellen konnten...


    Ich wäre sehr dankbar für eure Erfahrungen und Hinweise.


    Coachella :wink_1:

  • Manchmal hilft es, in den Gruppen Aufgaben zu verteilen. Neben den Klassikern Moderator und Zeitwächter wäre hier vielleicht ein Lärmbeauftragter je Gruppe zielführend. So wie Du die Kids schilderst, wollen sie ja eigentlich gut arbeiten, haben Interesse und sind motiviert. Sie scheinen das Problem ja auch als Klassenproblem begriffen zu haben. Dann kann man doch je Gruppe einen benennen, der die anderen Gruppenmitglieder freundlich aber bestimmt darauf hinweist, dass sie lauter werden.

  • Einfach einen "Lärmbeauftragten" einführen bringt aber auch nur dann was, wenn der Lärmbeauftragte so viel Akzeptanz hat, dass auf sein/ihr Ruhesignal tatsächlich alle ruhig sind.
    Ich finde, dass auch in kooperativen Phasen die Ergebniskontrolle des Einzelnen möglich sein muss und die Gruppe in positiver Abhängigkeit zueinander steht.

  • Hm. Diese Rollenkarten kenne ich, allerdings finde ich den Einsatz in diesem speziellen Fall so schwierig, weil es eben keine wirkliche Gruppenarbeit ist, in dem eine Kleingruppe gemeinsam an einem Ergebnis arbeitet. Die Kleingruppen sind nur Mittel zum Zweck. Sie sitzen in der Gruppe zusammen, jeder gibt seinen Text weiter, die anderen gucken die Texte durch und schreiben Hinweise dazu. In einer 4er-Gruppe haben also 3 Schüler den Text überprüft.


    Ich habe ebenso viele starke (7) wie schwache SuS (7) in der Klasse und ein breites Mittelfeld (9 bzw. 10). Die starken Schüler sind wirklich sehr stark und auch sehr sozial. Die schwachen Schüler hingegen....haben z.T. Probleme mit dem lautgetreuen Schreiben, konjugieren, überhaupt Sätze bilden, logisch denken! Sie gehen in den normalen frontalen Phasen total unter, weil sie sich auch nicht helfen lassen wollen und null Anstrengungsbereitschaft mitbringen.


    Daher habe ich die Kleingruppen auch selbst eingeteilt. Sonst hätten sich nur die Spezis gefunden, alle starken SuS wären in einer Gruppe gebündelt gewesen und die schwachen SuS hätten sich alle gemeinsam entspannt zurückgelehnt. Bei meiner Einteilung gab es immer 1 starken Schüler und 1 schwachen Schüler pro Gruppe, der "Rest" wurde mit dem Mittelfeld "aufgefüllt". Die starken Schüler haben auch zunächst, wie von mir antizipiert, die Verantwortung übernommen und die Arbeitsabläufe (Einzelarbeit der Mitglieder) koordiniert. Doch sobald die Texte der schwachen Schüler auf dem Prüfstand standen, sind die Kritisierten absolut ausgestiegen. Ich schätze, daher kam es zu dieser Lautstärke. Die schwachen Schüler haben endlos diskutiert, fühlten sich angegriffen, haben sich pausenlos verteidigt. Sie fühlten sich wahrscheinlich bloßgestellt - allerdings....die Kinder lernen seit 5 Jahren gemeinsam in einer Klasse. Die schwachen Schüler haben seit der Einschulung große Probleme und werden "mitgezogen". Dachten die bisher etwa, die anderen wüssten bisher nichts von ihren Problemen? Sie können die Hilfe absolut nicht als solche erkennen und akzeptieren. Am Ende muss ja jeder Schüler seinen eigenen Text überarbeiten mit den Hinweisen der Mitschüler. Wir haben auch zu Beginn der Arbeitsphase besprochen, warum es sinnvoll ist, dass die Mitschüler die Texte durchgucken und nicht man selbst. Das haben die Schüler auch selbst herausgearbeitet.


    Ich denke auch nicht, dass sich die Lautstärke nur mit der Zuweisung eines Lautstärkewächters regulieren lässt. Es muss Konsequenzen geben - aber ich weiß nicht, welche. Strafarbeiten find eich kontraproduktiv und nicht auf die Sache bezogen. Aber das ist der Knackpunkt. Was kann man tun???


    Hilflose Grüße,
    Coachella :(

  • Spontan würde ich vorschlagen, sie zuerst in Partnerarbeit arbeiten zu lassen. Als generelle Vorstufe zur Gruppenarbeit. Da lernen sie dann schon, mit jemandem gemeinsam zu arbeiten. Klappt das, dann Kleingruppe und dann größere Gruppen. Immer verbunden mit Regeln (Ich helfe meinem Partner. Wir teilen uns die Arbeit auf. Etc.)


  • Daher habe ich die Kleingruppen auch selbst eingeteilt. Sonst hätten sich nur die Spezis gefunden, alle starken SuS wären in einer Gruppe gebündelt gewesen und die schwachen SuS hätten sich alle gemeinsam entspannt zurückgelehnt. Bei meiner Einteilung gab es immer 1 starken Schüler und 1 schwachen Schüler pro Gruppe, der "Rest" wurde mit dem Mittelfeld "aufgefüllt". Die starken Schüler haben auch zunächst, wie von mir antizipiert, die Verantwortung übernommen und die Arbeitsabläufe (Einzelarbeit der Mitglieder) koordiniert. Doch sobald die Texte der schwachen Schüler auf dem Prüfstand standen, sind die Kritisierten absolut ausgestiegen. Ich schätze, daher kam es zu dieser Lautstärke. Die schwachen Schüler haben endlos diskutiert, fühlten sich angegriffen, haben sich pausenlos verteidigt. Sie fühlten sich wahrscheinlich bloßgestellt - allerdings....die Kinder lernen seit 5 Jahren gemeinsam in einer Klasse.


    Da wuerden sich die meisten schwaecheren Schueler wohl angegriffen fuehlen. Ob sie nun schon seit Jahren in einer Klasse waren oder nicht, spielt da eigentlich keine Rolle.
    Obwohl ich den Gedanken hinter der Gruppenmischung verstehe, haette ich meine in dem Fall eher in Leistungsgruppen unterteilt und meine Staerkeren in einer Gruppe belassen. Meine Schwaechsten haette ich mit mir in einer Gruppe gehabt und diese dann auch geleitet. Dabei koennen sich die Schueler immernoch gegenseitig helfen, werden aber nicht mit Texten von Schuelern konfrontiert, die wesentlich ueber ihrem Niveau liegen. Wenn alle gemeinsam noch Probleme mit Grossbuchstaben und Punkten am Satzende haben, wuerden sie meinen Staerkeren sowieso keine Hinweise zur Nutzung des Semikolons geben. Sie koennten anderen aber schon sagen, wo ein Punkt hin muesste und welche einfachen Adjektive denn nun moeglich waeren.



    Ich denke auch nicht, dass sich die Lautstärke nur mit der Zuweisung eines Lautstärkewächters regulieren lässt. Es muss Konsequenzen geben - aber ich weiß nicht, welche. Strafarbeiten find eich kontraproduktiv und nicht auf die Sache bezogen. Aber das ist der Knackpunkt. Was kann man tun???


    Habt ihr irgendwo noch Platz? Ich schicke meine aus dem Raum, wenn Sie in Gruppen arbeiten. Wenn mehrere Kinder gleichzeitig reden, wird es nunmal lauter. Dabei sind meine nun wirklich nicht laut, aber unser Klassenraum ist recht klein.
    Alternativ koenntest du erst einmal Partnerarbeit ueben (wenn sie mehrheitlich an Einzelarbeit gewoehnt sind) und dann nach und nach zur Gruppenarbeit erweitern.

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