Hilfe! Lernschwerpunkt und Analysekriterien bei Gegengedicht?

  • Hallo zusammen,


    ich komme einfach nicht weiter. :traenen:
    Geplant ist, dass meine Viertklässer in der Lehrprobe ein Gegengedicht zum Gedicht "Sommer" von Ilse Kleberger schreiben.
    Wie sieht denn da der Lernschwerpunkt aus?


    Bezüglich der Kompetenzen des LP NRW würde ich die Stunde hier verankern:
    - Die SuS verfassen Texte verschiedener Textsorten funktionsangemessen,
    - sie schreiben Texte nach Anregungen (hier: ein Gegengedicht zu Ursprungsgedicht)


    Nur wenn der steht, gibt es Kriterien, anhand derer die Kinder nicht nur zielgerichtet in die Arbeitsphase starten, sondern GANZ WICHTIG bei FL/Prüfungen(!!!): sie können abschließend in der Präsentationsphase kriteriengeleitet gegenseitig ihre Arbeitsergebnisse bewerten und auf die Umsetzung der Kriterien hin reflektieren.


    Ich kann auch gerne mehr zum Stundenverlauf schreiben, wenn es bei einer Antwort auf diese Frage da haken sollte... :top:


    Ich würde mich wahnsinnig über Hilfe freuen! :weinen:


    Liebe Grüße
    Mira

  • Klassenstufe?


    Ist Dir selbst klar, was die Schüler TUN sollen? Wird den Schülern das klar sein?


    Stichwort "Gegengedicht": Es fällt mir beim Kleberger-Gedicht gar nicht so leicht, mir das konkret vorzustellen. Wie genau soll das aussehen, was erwartest Du?


    Stichwort:

    Zitat

    - Die SuS verfassen Texte verschiedener Textsorten funktionsangemessen,


    Was wäre denn die "Funktion" des Gegengedichts? Woran erkennt man ein "funktionsangemessenes" Gedicht?


    Wenn diese Dinge etwas klarer wären, klappt es vielleicht auch mit der Metareflexion der Stunde besser.

  • Meine Viertklässler sind, so wie sich das für Viertklässler gehört, alle im vierten Schuljahr. ;)


    Also, ich habe bisher folgende Idee:


    - Hinführung über Stummen Impuls: In der Winter-Reihe das "Sommer"-Gedicht. Die SuS werden vermutlich anmerken, dass das gar nicht zu unserm Thema passt und die Idee äußern, es winterlich zu gestalten.
    - Also Arbeitsauftrag (in der Art von): Schreibe das Gedicht "Sommer" so um, dass es den Winter beschreibt (wie er riecht, schmeckt, klingt...).
    Die Kinder können und sollen sich (nach Möglichkeit) formal an dem Originaltext orientieren.


    Das hieße also, dieser "bestimmt" aus sich heraus die zu beachtenden Kriterien:
    --> inhaltlich: Beschreibung der Sinneswahrnehmungen Riechen, Schmecken, Klingen (aber in Bezug auf den Winter!); Vergleiche für den jeweiligen Geruch etc.
    --> formal/strukturell: 3 Verse á 8 Strophen, Reimschema ababcded (5. und 7. Strophe reimen sich also nicht oder nur unrein)


    Am Ende werden die selbstgeschriebenen (Gegen-)Gedichte dann daraufhin von den Mitschülern "bewertet"...inwiefern der/die VerfasserIn (schon) die Kriterien des Originaltextes in seinem eigenen Umgesetzt hat.


    Aber ist das ein echtes Lernziel...? Hmmm....
    Sollten die Kinder z.B. einen Prosatext in einen lyrischen mithilfe zuvor erworbener stilistischer Mittel umschreiben, würde ich am Ende fragen: wodruch unterscheidet sich dieser Text nun von unserer Alltagssprache o.ä. ...


    Aber bei meiner Stunde kommt mir eine so anwendungsbezogene Frage (noch so) gar nicht richtig in den Sinn.
    Ist das alles Kappes?
    :angst:

  • Zitat

    - Hinführung über Stummen Impuls: In der Winter-Reihe das "Sommer"-Gedicht. Die SuS werden vermutlich anmerken, dass das gar nicht zu unserm Thema passt und die Idee äußern, es winterlich zu gestalten.


    Was ist, wenn Sie das Gedicht nicht winterlich umgestalten wollen (also z. B. sagen: Cool, neues Thema, wir kommen jetzt zum Sommer? Ist vielleicht nicht so wahrscheinlich, wenn man aus dem Fenster guckt, aber WENN, müsste es darauf ja eine Antwort geben.)


    Zitat

    --> formal/strukturell: 3 Verse á 8 Strophen, Reimschema ababcded (5. und 7. Strophe reimen sich also nicht oder nur unrein)


    3 Strophen a 8 Verse, 5. und 7. Vers in jeder Strophe reimen sich nicht, unrein sind dagegen die Reime von Vers 1 und 3 in Strophe eins.


    Ich weiß ja nicht, was Viertklässler so leisten können, aber ich finde, für eine Schulstunde (Prüfungsstunde) ist der Schreibauftrag aufgrund der Gedichtlänge sehr umfangreich. Woher nehmen die Schüler die Kriterien (z. B. Reimschema)? Müssen sie das selbst ermitteln, wird das vorgegeben? Ist allen Schülern die Strukturierung des Gedichts durch die Sinneswahrnehmungen bewusst? Woher wissen die Schüler, nach welchen Kriterien sie die Gegengedichte (Parallelgedichte?) beurteilen sollen? Braucht es hier nicht auch eine Gesprächsphase, um überhaupt klarzustellen, worum es geht?


    Vielleicht könnte man auch eine Staffelung einbauen, also etwa eine Strophe schon durch Dich umgeschrieben, eine als Lückentext (im Plenum oder allein), nur eine frei (oder so).


    Bei den Kriterien könnten evtl. auch inhaltliche hinzugenommen werden, was die Sache leichter machen würde, also z. B.: Werden typische Wintermotive bedient, ist da alles stimmig?


    Aber vielleicht können die Primarschulkolleginnen da eher helfen? Auch, was die Lernziele angeht.

  • Hmm...mir schwant, mein Vorhaben ist nicht. :angst:


    Das Originalgedicht wäre über OHP für alle einleitend sichtbar. Dort wäre auch gemeinsam erarbeitet (und visualisiert) worden, dass (und wo) drei Sinne angesprochen werden uns wo sich Reime befinden. Auch die "Bauform" ließe sich daran gut einsehen (Differenzierend habe ich auch an ein "Textskellett" gedacht, also ein Lücktext, in dem die sommerlichen Wörter fehlen und stattdessen winterliche eingesetzt werden sollen)


    Die Kinder befinden sich zu dem Zeitpunkt seit zwei Wochen mitten in einer Winter-Gedichte-Reihe...die haben also Reim/Vers/Strophe bereits kennengelernt und in anderen Gedichten identifiziert bzw.selbst produziert. Diese Begriffe werden auch im Klassenraum an der Themenwand zu finden sein.


    Nun überkommt mich doch ein Anflug von Panik. :weinen:

  • Hallo!
    Es könnte sein, dass es schwer wird, in vorgegebener Zeit passende Wörter bzw Reime zu finden. Da muss das sinnliche Einstimmen unbedingt vorhanden sein.
    Insgesamt finde ich Parallelgedichte schreiben zu lassen gut. Zumal du ja eine Einheit zum Thema Gedichte machst. Vielleicht sammelst du vorab Wörter nach einem Winterspaziergang?
    Es gibt auch die Monatsgedichte von Borchers (? Name). Vielleicht nimmst du dies zum Dezember?
    Oder Avenidas, wie ich dir per Pin schrieb. Da waren bei mir einige Schüler zwar recht schnell mit einem fertig, nur danach gab es den Auftrag mit einem Partner zu reflektieren. Dabei ging es um das Erkennen der Struktur, nicht um Reime. Das Gedicht wurde dann mit Frühlingswörtern gefüllt. Ging auch gut zum Differenzieren, hatte teilweise farbige Struche vorgegeben, bei einigen gab es den Auftrag ein zweites Gedicht mit Adjektiven zu schreiben...

  • Ja...
    vielleicht sind Avenidas eine Alternative! :top: Zumindest haben die Kinder dann einen ganz klaren Auftrag - und Lernzuwachs, indem sie hinterher über ihre ERkenntnisse bzgl. der Struktur reflektieren (die sie schließlich in der Stunde neu "entdeckt" haben).


    Bisher habe ich nur einen großen Bogen um Elfchen (und ähnlich "simpele" Gedichtformen) gemacht, weil mir JEDER (sogar FL's) gesagt haben..."Sie machen Gedichte in der UPP? Machen sie BLOß keine Elfchen!!!". Für ein 4. Schuljahr ist da zu wenig Anspruch...und die füllen dann nur ihre 11 Striche mit irgendwelchen Wörtern und fertig. Hat nichts mehr mit Lyrik zu tun...


    In welchem Schuljahr hast du die Kinder denn Avenidas schreiben lassen? Wie gesagt...ich habe nun ein bisschen Muffensausen, wegen der Elfchen-Vorgeschichte...



    Liebe Grüße

  • Das mit den Avenidas finde ich auch interessant, könnte man auch in Klasse 5 mal machen. Die Struktur ist zwar recht einfach, aber man muss trotzdem ein wenig denken.


    Bei der ursprünglichen Idee (Kleberger) fürchte ich eben auch, dass nur ein kleiner Teil der Klasse 24 gereimte und sinnvolle Verse in der zur Verfügung stehenden Zeit schafft. Und das wäre dann blöd.


    Wenn Du doch Kleberger machen willst, finde ich Deine Idee mit dem "Textskelett" gut.


    Stichwort "Winterspaziergang": Zu überlegen wäre auch, ob nicht in irgendeiner Form erst einmal Ideen gesammelt werden sollen - das muss ja nicht erschöpfend sein, aber so, dass schwächere Kinder eine Anregung bekommen. Vielleicht könnte man auch vor der Schreibphase einen Bildimpuls zum Thema Winter setzen, oder so.


    EDIT: Was Deine FL über die Elfchen sagt, betrifft natürlich auch die Avenidas etwas. Wenn es im Wesentlichen um vier Nomen geht, setzen die Kinder evtl. irgendwas ein und das wars dann...


    Hier


    http://www.gemeindeschulen.be/…/lyrikwerkstatt_21-30.pdf


    gibts auch noch ein paar witzige einfache Gedichtformen, vielleicht wäre da auch was für den Winter bei?

  • ...die Avenida-Stunde würde dann unter der Rubrik "die SuS lernen die Gedichtform Avenida kennen und durchdringen ihren Aufbau, indem sie in Anlehung an deren "Bauform" eigene Avenidas zum Thema Winter schreiben" oder so...


    Aber ob deren Einfachheit bin ich mir immer noch ein wenig unsicher.


    Um die Ursprungsidee weiter zu verfolgen:


    Die SuS lernen das Gedicht "Sommer" vorab bereits kennen (ich werde es aber etwas kürzen).
    Aufbau (Inhalt und Struktur) werden besprochen:
    --> Es geht in jeder Strophe um einen anderen Sinneseindruck (Inhalt)
    --> Jede Strophe beginnt mit der Frage: "Weißt du, wie der ...?" (Form),
    --> Im Anschluss an die Frage werden zur Jahreszeit und zum Sinneseindruck PASSENDE Vergleiche aufgezählt.
    Dies kann durch mehr oder minder handlungsorientierte Textarbeit verinnerlicht werden.


    In der Prüfungsstunde selbst:
    - LAA liest den SuS ein Gedicht des gleichen Aufbaus wie oben skizziert vor, aber mit dem Titel "Winter".
    Hierin werden in jeder Strophe (die, wie erwähnt, gekürzt sind, also nur 2-3 Nomen enthalten) wintertypische Vergleiche zu den verschiedenen Sinnen genannt,
    ABER immer mit einem Störwort (problemorientierter Einstieg):
    Bsp.: Weißt du, wie der Winter klingt?
    Nach Zimtstern und knirschendem Schnee.


    Die SuS finden (ggf. durch zielgerichtete Impulse) den Fehler und erhalten dann den Auftrag, als Winterdichter ein richtiges Winter-Sinnesgedicht zu schreiben.


    Differenzierend stehen für alle Wortsammlungen zu den verschiedenen Sinneseindrücken (Riechen, Schmecken, Sehen, Hören, etc) zum Thema Winter im Klassenraum zur Verfüghung.
    Leistungsschwächere können auf einen Lückentext zurückgreifen, in dem die Form bereits vorgegeben ist und nur noch zum vorgegebenen Sinneseindruck in der Frage entsprechende Wörter (von der Wörtersammlung) eingesetzt werden müssen.
    JE stärker das Kind, desto freier/selbstständiger bewegt es sich (um so mehr Wörter kann es zum jeweiligen Sinneseindruck angeben, oder eine Strophe mit einem weiteren Sinneseindruck selbst hinzu schreiben) in seinem Schreibprozess.


    In der Gedichtepräsentation am Ende wird hauptsächlich darauf geachtet, ob winterliche und vor allem zum jeweiligen Sinn passende Wörter gefunden wurden (inhaltlich).


    Wenn einige SuS dann sogar noch reimende Wörter dabei haben, SUPER, wenn nicht, kann der Hinweis gegeben werden, dass in der Folgestunde in einer Schreibkonferenz der Text in Bezug auf Finden von /Ersetzen durch Reime überarbeitet wird.


    Wie ist das denn nun...? :ka:


    Oder zu WENIG Anpruch...im Hinblick auf die Reihe "WinterGEDICHTE"?

  • Klingt gut. Die Idee mit den Störwörtern finde ich witzig. Es geht dann also weniger um Gedichttechniken als um Assoziationen mit den Sinnen und ihren Ausdruck. Ich denke, dass das doch okay ist.


    Das einzige, was mir nun noch unklar ist: Gibt es irgendwelche Formvorgaben für die Gedichte oder fällt das nun völlig raus? (Ursprünglich sollten die SuS ja eine komplexe Form erzeugen, das ist jetzt nicht mehr klar vorgegeben?)

  • Doch, natürlich, die gibt es noch.


    Die Form orientiert sich an den drei angesprochenen Sinnen
    --> Jeder Sinn ergibt eine Strophe, also sollte das von den SuS verfasste Gedicht auch 3 Strophen haben. (Differenzierend darf aber noch eine weitere, anderen Sinn beschreibende Strophe ergänzt werden)
    Zudem beginnt jede Strophe mit einer Frage (Weißt du wie der Winter ...? s.o.).
    Soviel zur Form.


    Inhaltlich müssen zum jeweiligen Sinn passende Begriffe/Sinneseindrücke gefunden und eingesetzt werden.


    Ist das zu wenig Lernzuwachs/Anspruch?
    Passt das überhaupt in eine Reihe, in der die Kinder :
    - verschiedene Gedichte zum Thema Winter und deren Merkmale/Besonderheiten/"Bauform" kennenlernen
    - selber Gedichte (nach diesen Vorlagen oder frei) verfassen
    - dabei kreativ und handlungs-/produktionsorientiert mit Texten umgehen? :weissnicht:

  • Zitat

    Passt das überhaupt in eine Reihe, in der die Kinder :
    - verschiedene Gedichte zum Thema Winter und deren Merkmale/Besonderheiten/"Bauform" kennenlernen
    - selber Gedichte (nach diesen Vorlagen oder frei) verfassen
    - dabei kreativ und handlungs-/produktionsorientiert mit Texten umgehen?


    Doch klar, passt. In allen Punkten.

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