Wie vorbringen

  • ... wobei ich so eine offensichtlich falsche Empfehlung in der Akte dann auch schon wieder interessant finde. Ich vermisse ohnehin grundsätzlich Rückblick und Reflexion über Prognosen und tatsächliche spätere Entwicklung bei Schulkindern, bis in die spätere berufliche Laufbahn hinein ... (gerne auch anonymisiert)


    Bablin

    Wer hohe Türme bauen will,
    muss lange beim Fundament verweilen.
    Anton Bruckner

  • Da sagt aber dann keiner "Oh, war wohl falsch", sondern es heißt bis in die Oberstufe bei jeder Drei "Aha, wohl doch nicht geeignet". Und so ein vorgefasstes Bild des Lehrers wirkt stark auf die Benotung ein. Oder wie könnten sonst Kinder, ohne jemals den Mund aufzumachen eine Eins für ihre mündlichen Leistungen bekommen?


    Grüße Enja

  • Zitat

    Mein Ältester hatte damals nur eine Realschulempfehlung. Wir fanden das nicht passend und kümmerten uns nicht weiter drum. ... Das Kind hatte ausschließlich Zweien und Einsen im Zeugnis.


    Zitat

    Und so ein vorgefasstes Bild des Lehrers wirkt stark auf die Benotung ein.


    Hier scheint sich aber doch das Vorurteil - ausnahmsweise (?)nicht negativ ausgewirkt zu haben ?


    Bablin

    Wer hohe Türme bauen will,
    muss lange beim Fundament verweilen.
    Anton Bruckner

  • Na, toll waren die Noten nicht. Bis zu dem Schulwechsel, wo die Schülerakte im Aktenvernichter landete. Danach gab es ein Abi mit Einser-Schnitt. Bisher habe ich da allerdings keine Zusammenhänge gesehen. In dieser Schülerakte waren so viele schöne Sachen, da kam es sicher auf die Empfehlung auch nicht mehr an.


    Grüße Enja

  • Weil es mir in diesem Zusammenhang passend erscheint: wir haben einige Lehrer (insbesodnere Gymnasium) im Bekanntenkreis.
    Zu Anfang haben sie beklagt, dass viele Lehrer eine Note "herunter" korrigierten, wenn der Schüler in anderen Fächern auch schlecht sei (nach dem Motto: das kann wohl nicht sein, hat abgeschrieben etc.pp.), umgekehrt sei aber auch der "primus bonus" üblich, dass die guten Schüler einen "Ausrutscher" eher wohlwollend benotet bekämen. Gemeinhin werde das im Kollegium abgesprochen und ein schleichender Druck ausgeübt (je nach Schule war dieser Druck dann auch mal ganz und gar nicht "schleichend", sondern sehr direkt).
    Uns ist in Gesprächen nun aufgefallen, dass einige der Lehrer, die das vor einigen Jahren noch beklagt haben, nun allmählich nach ähnlichen Maßstäben bewerten ("bei mir hatten das letzte Mal über die Hälfte aller Schüler zwei Punkte, aber die sind in anderen Fächern ja auch schlecht..." ).

    Sicher kennen viele hier die Untersuchungen bzw. Tests des Max-Planck-Instituts mit dem Zusammenhang von Einschätzung der Schülerleistung durch eine von den Wissenschaftlern vor Testbeginn den Lehrkräften mitgeteilte Klassifizierung der Schüler ("ihre Klasse ist vom Leistungsniveau her schlecht/durchschnittlich/sehr gut", dabei waren alle Testgruppen vom Leistungsniveau her ausgewogen im Mittelfeld), die sich nach einem längeren Zeitraum bei den Schülern in den erbrachten Leistungen (nicht nur deren Einschätzung!) in grossem Maße bewahrheiteten, obwohl das Leistungsniveau vor Testbeginn bei den Testklassen verhältnismässig "gleich" war.


    Der Mensch glaubt zunächst einmal eben das, was er glauben möchte, das geht Lehrern so wie allen anderen Menschen ;) und es erfordert kein kleines Mass an Anstrengung, dem entgegenzuwirken.
    Darüberhinaus spielt die Einschätzung des Lehrers, was der Schüler kann oder zu leisten bereit ist, keine kleine Rolle - wer als "Dummkopf", Klassenkasper oder Träumsuse behandelt wird, tut sich schwer, aus seiner Ecke mal wieder herauszukommen - wenn er nun ein Fach gefunden hat, in dem er - warum auch immer - aufgeht und auch hier die Bewertung den restlichen Fächern angeglichen wird, wird er nur an einer neuen Schule noch eine Chance haben, aus dieser Schublade mal herauszukommen.
    Wenn nun aber seine Beurteilung an die neue Schule weitergegeben wird, ist es schon Glücksache, auf einen Lehrer zu treffen, der sich davon nicht beeinflussen lässt.


    Ich halte in diesem Zusammenhang die Weitergabe von Schülerakten, insbesondere mit persönlichen Verweisen, für enorm bedenklich.


    Beim neuen Grundschul-Zeugnis in Bayern, in denen der Schüler nun *sehr* persönlich und umfassend bewertet werden muss, wird es mir in diesem Zusammenhang fast schlecht, hier werden regelrechte "Profile" der einzelnen Kinder angelegt, auch aus Sicht meines laienhaften Verständnisses von Datenschutz erscheint mir das mindestens "grenzwertig".


    Von ihrer Akteneinsicht machen die allerwenigsten Eltern Gebrauch (die meisten wissen doch gar nicht, was da wo gesammelt wird, oder gar, dass sie da hereinschauen und diese kopieren dürfen - ähnliche Praxis wie noch vor einigen Jahren in den Krankenhäusern) - und wie sich dann gegen eine Weitergabe von was wehren? Von dem Elternbeirat, der teilweise schon jahrelang dabei ist, hat (ausser mir Gestörten :) ) noch keiner Schulordnung, Schulgesetz, Lehrplan etc. angeschaut...


    In meinen Augen sind das enorm "empfindliche" Daten, vom verantwortungsbewussten Umgang als Regel auszugehen, halte ich für leichtsinnig und wiegt die möglicherweise hilfreichen Anteile m.E. auch nicht auf.


    Förderbedarf muss doch mit den Eltern abgesprochen werden
    und auch die sollten entscheiden dürfen, was unternommen und - vor allem - an Dritte weitergegeben wird.
    So wünschenswert das in manchen Fällen sicher wäre, es gibt keine Handhabe, Eltern zur Förderung zu zwingen. Das kann man auch nicht unter der Hand durch Aktennotizen umgehen.

    Dass die Schule als am Verhalten des Schülers "schuldig" eingestuft wird, damit muss die Schule und müssen die Lehrer leben (damit müssen ja auch alle Eltern leben "Du bist schuld - finde Dich damit ab ;) ), das geht jedem Angestellten einer Reklamationsabteilung so.
    Ob er sich zu Hause diesen Schuh auch anzieht, steht wieder auf einem ganz anderen Blatt.
    So lange über Schuldfragen diskutiert wird, wird die Lösung des Problems sicher nicht angegangen, eher wird versucht, es hin und her zu schieben.
    Auf meine Frage bei einer Informationsveranstaltung der Grundschule wurde mir versichert, dass diese Daten noch(!) nicht per EDV erfasst werden. Eine zentrale Erfassung davon - nicht auszudenken (das dürfe aber auch in Bayern gegen den Datenschutz verstossen, hoffe ich doch mal).


    Nur meine 2 cents zum Thema,
    Steffi

  • Hallo,


    diese Akten werden an vielen Schulen in offenen Regalen im Sekretariat gelagert. Zumindest jeder Lehrer kann das lesen, auch wenn er das Kind nicht unterrichtet. In Hessen gibt es einen Erlass über die Aubewahrung psychologischer Gutachten in der Schule. Der verbietet ausdrücklich das offene Abheften in der Schülerakte. Diese Gutachten müssen verschlossen aufbewahrt werden. Wenn es jemand liest, muss darüber ein Protokoll angefertigt werden, aus welchem Grund das wann und von wem geschehen ist.


    Ich habe noch an keiner Schule erlebt, dass das so gehandhabt würde. Deshalb stehen die Gutachten meiner Kinder auch zu Hause im Regal und nicht in der Schule. Die Lehrer dürfen lesen, wenn ich damit einverstanden bin, aber nicht kopieren und dann unkontrolliert weitergeben.


    Grüße Enja

  • Ob das aber ein Vorteil ist?
    Ich hätte weder Zeit noch Lust, zig verschiedenen Eltern hinterher zu laufen, Termine zu machen, Gutachten einmal zu lesen und diese halb auswenig zu lernen, weil ich sie nicht kopieren darf. Und nach einmal lesen, kann ich mir das gewiss nicht so gut merken, wie die Eltern. Ich habe nämlich ein paar Kinder mehr zu betreuen. ;)


    Auf sowas würde ich mich nicht einlassen und im schlimmsten Fall ist das Pech für's Kind, wenn mir für meine Förderung wichtige Infos fehlen. Kannst du das als Mutter verantworten?


    LG
    Mia

    Man soll denken lehren, nicht Gedachtes.
    (Cornelius Gustav Gurlitt)

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