Etwas OT, aber dann doch nicht: 100.000 Erzieher(innen) für KITAS fehlen

  • Meine letzte Frage steht noch. Wenn Claudius den Sinn und die Implikation dieser Frage nicht versteht, dann mangelt es leider an den Kompetenzen für die Anforderungsbereiche 2 und 3. Und es taucht die Frage auf, ob das Studium tatsächlich zu der Reflexionsfähigkeit geführt hat, die man erwarten dürfen müsste....


    Nele

    Einmal editiert, zuletzt von neleabels ()

  • Nee, ich fürchte, das ist tatsächlich ernst gemeint :traenen:


    Natürlich ist es ernst gemeint, sonst würde ich nicht fragen. :) Was wird im Kindergarten besonderes gemacht? Malen, Basteln, Singen und Spielen sind schön für Kinder, aber dazu braucht man meines Erachtens keine besondere Ausbildung. Damit will ich allerdings nicht die Leistung schmälern, die viele Kindergärtnerinnen täglich für viele Kinder erbringen. Es gibt ja auch viele vernachlässigte Kinder, deren Eltern all diese Dinge leider nicht mit ihnen machen.

  • Troll. Oder Gymmasialer vom echten, alten "der gehört hier nicht hin" Schrot und Korn. Naja, kommt auf das selbe raus.


    nele

  • Ich kenne einige Eltern, die ihre Kinder in den Kindergarten schicken. Auf meine Nachfrage, was die Kinder denn dort so machen, kommen immer die üblichen Dinge wie Malen, Basteln, Singen und Spielen. Wenn ich bei google:"Was wird im Kindergarten gemacht?" eingebe, werden mir zahlreiche Beiträge in diversen Eltern-Foren angezeigt, die sich darüber austauschen, was ihre Kinder so im Kindergarten machen. Auch dort findet man immer die üblichen Dinge.
    Meine Kinder gehen zum Beispiel nicht in den Kindergarten. Diese schönen Dinge wie Malen, Basteln, Singen und Spielen machen die Kinder mit der Mama, der Oma oder manchmal auch mit der Babysitterin von nebenan. Insofern ist doch die Frage durchaus berechtigt, was genau im Kindergarten Spezielles gemacht wird, was man ohne 4jährige professionelle Ausbildung nicht auch machen kann.


    Bei 100.000 fehlenden Erzieherinnen kann man sich ungefähr vorstellen, was das die öffentliche Hand kosten würde, wenn man die alle 4jährig ausbildet und dann natürlich auch entsprechend hoch bezahlen müsste.

  • Hallo,


    wenn du dich darauf beschränkst zu fragen, was die Kinder in der KiTa tun: Basteln, malen, bewegen, singen, erzählen etc. aber dabei ignorierst, was die Rolle der Erzieherinnen und Erzieher ist, welchen Hintergrund dies gerade hat etc., dann ist dieses Bild (bewusst) beschränkt.


    Ich sehe neben dem einfachen Begleiten dieser oben stehenden Dinge eben auch, dass von Erzieherinnen und Erziehern beobachtet, diagnostiziert, gefördert und dokumentiert wird, sei es in den Bereichen Sprache, Motorik oder was auch immer. Dass dies dann fachlich (wissenschaftlich) fundiert und reflektiert geschehen soll, das ist - denke ich - logisch. Dies durch ein entsprechendes fachwissenschaftliches Studium zu professionalisieren, halte ich durchaus nicht für abwegig.
    Was dann oberflächlich wie Basteln, malen, bewegen, singen, erzählen etc. aussieht, beinhaltet eben auch die oben genannten fachlichen Aspekte.


    Dass nun natürlich nicht jeder Erzieher die akademische Bildung braucht (wie du es mit dieser trolligen Aussage: "wenn man die alle 4jährig ausbildet" lächerlich machst) bzw. diese schafft, dass eben die Mischung verschiedener erzieherischer Ausbildungen in der Kita das System runder werden lässt, das schließt es eben doch nicht aus, dass in Kitas eine ergänzende akademische Komponente durchaus sinnvoll sein kann (und ich habe oben noch keine weiteren Aspekte angesprochen wie professionalisierte Elternarbeit, professionalisierte Öffentlichkeitsarbeit, Etatverwaltung, Gesprächsführung etc.).


    Und noch etwas Allgemeines: Leider passen solche Aussagen in das Bild von "Standesdünkeln", die ich in unserem Berufsstand gegenüber nicht akademisch gebildeten, außerhalb des elitären Mikrokosmos Schule tätigen Menschen bzw. gegenüber Lehrern in als minderwertig angesehenen anderen Lehrämtern (z.B. Buntstiftschlampen :P ) leider zu häufig registriere.

  • Diese schönen Dinge wie Malen, Basteln, Singen und Spielen machen die Kinder mit der Mama, der Oma oder manchmal auch mit der Babysitterin von nebenan..


    Und wo bist du den ganzen Tag? Es sind doch auch deine Kinder?

  • Es geht Cl. doch nicht darum, was Erzieherinnen wirklich tun. Es geht darum, dass seiner Auffassung nach Kinder nicht in den Kindergarten gehören. Eine entsprechende Kampagne läuft schon länger auch in sozialen Netzwerken, wobei es zur Strategie gehört, eigene Ansichten nicht offen zu formulieren, sondern vorgeblich "subtile" Zweifel zu säen, die sich mal gegen KiTas, mal gegen die Ganztagsschule und mal gegen berufstätige Mütter richten.


    Was Cl. ansonsten in der Sache schreibt, zeugt von Unkenntnis in jeder Hinsicht, wie natürlich auch vom konservativen Bedürfnis, die eigene (privilegierte) Lebenssituation zu verabsolutieren. Es ist schlicht unmöglich, über die eigene Biographie hinauszublicken.


    Zitat

    Und wo bist du den ganzen Tag? Es sind doch auch deine Kinder?


    Eine berechtigte Frage. Andererseits hat er immerhin Kinder, was ja heute eine fast schon eine ungewöhnliche Leistung ist.

  • Claudius: Was du zu Hause aber nicht tun kannst, ist, die soziale Kompetenz, speziell den Umgang mit Gleichaltrigen und "fremden" Erwachsenen, zu fördern. Selbst, wenn du zu Hause 6 Kinder hättest, ist der Umgang mit Geschwistern und der eigenen Mutter / Oma doch etwas ganz anderes. Spätestens mit Schuleintritt muss man das aber können. Also Gruppendynamik fällt bei dir zu Hause schon mal flach.


    Erzieherinnen sollten darüber hinaus ja auch fundierte Kenntnisse zur Sauberkeitserziehung haben. Außerdem müssen sie erkennen können, wann ein Kind logopädischen/ physiotherapeutischen/psychologischen etc. Förderbedarf hat. Mag sein, dass DU das alles hinkriegst, aber doch längst nicht alle Eltern und in manchen Stadtteilen sogar die wenigsten.


    Das, um nur mal ein paar Beispiele zu nennen.


    unter uns: Wo betreibt Claudius denn seine Kampagne? Würde ich gerne mal nachlesen.

  • Ich sehe neben dem einfachen Begleiten dieser oben stehenden Dinge eben auch, dass von Erzieherinnen und Erziehern beobachtet, diagnostiziert, gefördert und dokumentiert wird, sei es in den Bereichen Sprache, Motorik oder was auch immer. Dass dies dann fachlich (wissenschaftlich) fundiert und reflektiert geschehen soll, das ist - denke ich - logisch. Dies durch ein entsprechendes fachwissenschaftliches Studium zu professionalisieren, halte ich durchaus nicht für abwegig.
    Was dann oberflächlich wie Basteln, malen, bewegen, singen, erzählen etc. aussieht, beinhaltet eben auch die oben genannten fachlichen Aspekte.


    Und wie machen das dann zum Beispiel die Eltern, die kein pädagogisches Studium haben? Die können dann Deiner Meinung nach nicht "fachlich korrekt" mit ihren Kindern basteln, malen, singen, spielen etc.?


    Und noch etwas Allgemeines: Leider passen solche Aussagen in das Bild von "Standesdünkeln", die ich in unserem Berufsstand gegenüber nicht akademisch gebildeten, außerhalb des elitären Mikrokosmos Schule tätigen Menschen bzw. gegenüber Lehrern in als minderwertig angesehenen anderen Lehrämtern (z.B. Buntstiftschlampen :P ) leider zu häufig registriere.


    Meinerseits wirst Du sicher keine Geringschätzung von nicht akademisch gebildeten Menschen zu lesen bekommen. Ich komme selbst aus einer "Arbeiterfamilie". Obwohl meine Eltern von akademischer Bildung recht weit entfernt waren, wurde bei uns daheim trotzdem gespielt, gemalt, gebastelt, gesungen und vorgelesen. Und ich behaupte mal, dass es auch nicht besser gewesen wäre, wenn meine Eltern vorher eine pädagogisches Studium absolviert hätten. Meiner Meinung nach muss man die selbstverständlichsten Dinge, zum Beispiel einen vernünftigen Umgang mit Kindern, nicht unbedingt akademisieren.


    Eine andere Sache wäre die spezielle Förderung zum Beispiel für Kinder mit einer Behinderung. Da kann spezielles Fachwissen sicher sehr nützlich sein.

  • Claudius: Was du zu Hause aber nicht tun kannst, ist, die soziale Kompetenz, speziell den Umgang mit Gleichaltrigen und "fremden" Erwachsenen, zu fördern. Selbst, wenn du zu Hause 6 Kinder hättest, ist der Umgang mit Geschwistern und der eigenen Mutter / Oma doch etwas ganz anderes. Spätestens mit Schuleintritt muss man das aber können. Also Gruppendynamik fällt bei dir zu Hause schon mal flach.


    Das stimmt natürlich, wobei es sicher vielfältige Möglichkeiten zur Gruppendynamik und zum Umgang mit Gleichaltrigen gibt. Da ist der Kindergarten nun nicht der einzige Ort der Wahl. Wenn ich mir zum Beispiel so den Zustand vieler Kinderspielplätze ansehe, würde ich mir auch mal wünschen, dass die Kommunen da mal ordentlich Geld für die Instandhaltung bzw. den Neubau von öffentlichen Spielplätzen in die Hand nehmen. Aber auch da fehlt an allen Ecken und Enden das Geld, leider.


    Erzieherinnen sollten darüber hinaus ja auch fundierte Kenntnisse zur Sauberkeitserziehung haben. Außerdem müssen sie erkennen können, wann ein Kind logopädischen/ physiotherapeutischen/psychologischen etc. Förderbedarf hat. Mag sein, dass DU das alles hinkriegst, aber doch längst nicht alle Eltern und in manchen Stadtteilen sogar die wenigsten.


    Naja, ich denke mal wenn eines meiner Kinder Probleme mit der sprachlichen Lautbildung oder irgendwelche körperlichen oder psychischen Defizite hätte, würde ich das schon bemerken, auch ohne Studium. Aber Du hast natürlich schon recht, dass es auch einige Eltern gibt, die das vielleicht nicht erkennen oder sich nicht darum kümmern. Dann ist es natürlich gut, wenn sowas im Kindergarten auffällt und entsprechend reagiert wird.

  • Naja, ich denke mal wenn eines meiner Kinder Probleme mit der sprachlichen Lautbildung oder irgendwelche körperlichen oder psychischen Defizite hätte, würde ich das schon bemerken, auch ohne Studium.


    Es gibt sogar Eltern, die das mit einschlägigem Studium nicht erkennen (wollen?).

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

  • Ich verdiene die Brötchen. ;) Wobei wir Lehrer immerhin noch das Glück haben beruflich nicht den ganzen Tag ausser Haus verbringen zu müssen.



    Ach so. Das klassische alte Modell: Mann arbeitet, Frau sitzt zu Hause. Muss man ja alles tolerieren. Wird ja auch staatlicherseits gern weitergefördert, wie ich schon eingangs erwähnte. Nur soll es vermehrt Frauen geben, die gern arbeiten und Kinder bekommen und daher ihre Kinder qualitativ gut versorgt wissen wollen.


  • Das stimmt natürlich, wobei es sicher vielfältige Möglichkeiten zur Gruppendynamik und zum Umgang mit Gleichaltrigen gibt. Da ist der Kindergarten nun nicht der einzige Ort der Wahl.


    Einmal in der Woche für 2 Stunden in einer Spielgruppe mit Mama/Papa/Oma/Opa,
    2 Stunden Kinderturnen oder hin und wieder auf den Spielplatz (wieder mit Mama/Papa oder co in Begleitung) ist ja was ganz anderes,
    als jeden Tag von 8-13 Uhr oder noch länger in einer Gruppe von bis zu 25 Kindern (und ohne Mama/Papa...).
    Das kann man doch in keinster Weise vergleichen.


    Claudius,
    was mich interessieren würde:
    Wie viele Stunden in der Woche betreust du Kinder? (und dann wie viele?)
    Hast du schon mal über einen längeren Zeitraum eine Gruppe von 25 Kindergartenkinder betreut?

  • Wird ja auch staatlicherseits gern weitergefördert, wie ich schon eingangs erwähnte.


    Naja, staatlicherseits gefördert wird man leider nicht wirklich. Wie ich heute gelesen habe, plant die neue Dunkelrot-Rot-Grüne Landesregierung in Thüringen nun eine weitere Enteignung der Eltern um damit ein kostenfreies Kita-Jahr zu finanzieren. Letztlich läuft das wohl immer nur durch diesen Umverteilungsmechanismus. Man nimmt es den Eltern um es dann wieder irgendwie anders zu verteilen.

  • Einmal in der Woche für 2 Stunden in einer Spielgruppe mit Mama/Papa/Oma/Opa,
    2 Stunden Kinderturnen oder hin und wieder auf den Spielplatz (wieder mit Mama/Papa oder co in Begleitung) ist ja was ganz anderes,
    als jeden Tag von 8-13 Uhr oder noch länger in einer Gruppe von bis zu 25 Kindern (und ohne Mama/Papa...).
    Das kann man doch in keinster Weise vergleichen.


    Ich denke es ist problemlos möglich täglichen Kontakt mit anderen Gleichaltigen zu haben und soziales Verhalten und Gruppendynamik zu lernen, auch wenn man nicht in einen Kindergarten geht. Wenn die Kinder am Tag 5 Stunden im Kindergarten verbringen, werden sie ja nicht 5 Stunden permanente Gruppendynamik haben, sondern auch viel Einzelbeschäftigung. So läuft es in der Grundschule dann doch auch. Zwar macht man da auch mal was in der Gruppe, aber doch nicht pausenlos.

  • Hast du schon mal was vom "heimlichen" Lehrplan" gehört?


    In der Schule (und auch im Kindergarten, bei Betreuung durch Mama auf dem Spielplatz etc.) lernst du bei weiten nicht nur das, was durch den Lehrer oder die betreuende Person angeboten wird und vorgesehen ist, sondern SEHR viel mehr, was gar nicht erfasst wird.


    Z.B. wer bekommt denn welche Ecke, welches Spielzeug bei Einzelbetreuung, wer bekommt am meisten Redezeit mit dem Betreuer, wie behaupte ich mich vor Gleichaltrigen / vor Erwachsenen, wie gewinne ich Ansehen etc.


    Nein, das ist nicht das Gleiche zu Hause. Es ist für ein Kind doch wesentlich einfacher, wenn die Mama im Hintergrund sitzt, sein Sandspielzeug wieder zu verlangen, als wenn es "alleine" ist. Und bei 5 Kindern bei der privaten Verabredung ist es auch nicht so laut wie bei 25 Kindern.


    Und machst du mit deinen Kindern einen Morgenkreis? Machst du Projekte? Bereitest du Gottesdienste vor? Veranstaltest du Familienfeste? Lädst du jeden Tag Kinder unterschiedlichen Alters zu dir nach Hause ein? Oder immer nur Gleichaltrige?

  • Zitat

    Meinerseits wirst Du sicher keine Geringschätzung von nicht akademisch gebildeten Menschen zu lesen bekommen. Ich komme selbst aus einer "Arbeiterfamilie". Obwohl meine Eltern von akademischer Bildung recht weit entfernt waren, wurde bei uns daheim trotzdem gespielt, gemalt, gebastelt, gesungen und vorgelesen. Und ich behaupte mal, dass es auch nicht besser gewesen wäre, wenn meine Eltern vorher eine pädagogisches Studium absolviert hätten. Meiner Meinung nach muss man die selbstverständlichsten Dinge, zum Beispiel einen vernünftigen Umgang mit Kindern, nicht unbedingt akademisieren.

    Und wenn das heimische "Gesinge, Gebastel und Vorgelese" nur religiös motivierte Inhalte umfasst? ;)

Werbung