Fächerwahl Englisch,Deutsch,Philosophie

  • Hallo liebe Community,


    Ich habe zwei Semester lang einen der bekannten Massenstudiengänge studiert und gemerkt dass es mir überhaupt nicht liegt und würde nun doch gern meinen ursprünglichen Wunsch, Lehrer zu werden, wahr machen und zum Sommersemester ein Lehramtsstudium GymGe in NRW beginnen, Realschulen bin ich ebenfalls nicht abgeneigt.


    Als mein erstes Fach würde ich sehr gern Englisch nehmen da ich Englisch schon immer mochte und mir bereits oft von Muttersprachlern gesagt wurde dass man es mir nicht einmal anmerken würde dass es nicht meine Mutterspache sei, ich denke dass mir das wirklich sehr viel Spaß machen würde.


    Leider bin ich mir bei meinem zweiten Fach etwas unsicher, die erste Möglichkeit wäre Deutsch, ich war immer sehr gut im Leistungskurs und interessiere mich auch sehr für Lyrik und die Sprachgeschichte, generell finde ich dass Deutsch doch ziemlich vielseitig ist und bestimmt auch Spaß machen würde.


    Die andere Option wäre Philosophie, ich interessiere mich sehr für Philosophie und finde es auch unglaublich spannend und herausfordernd, mir hat der Philosophieunterricht auch immer sehr gefallen da es einfach sehr "lebendig" war und es viel zu diskutieren gab, jedoch hat mir eine meiner damaligen Philosophielehrerinnen davon abgeraten dieses Fach zu wählen.


    Da ich nun etwas hin und her gerissen bin würde ich mich freuen wenn ihr ein paar Tipps und Infos hättet, das gerade Philosophie und Deutsch nicht wirklich gefragt sind konnte ich der Prognose des Landes NRW von 2011 entnehmen, allerdings frage ich mich wie viel man auf solche Prognosen geben kann.


    Danke für jede Antwort !

  • Ich würde dir als erstes empfehlen, mal zu einer Universität zu gehen und dich mit Studenten der Germanistik, Anglistik und Philosphie zu unterhalten, wie der wissenschaftliche Umgang mit Sprache und Denken eigentlich aussieht. Das hat nämlich nur in sehr, sehr begrenzter Form mit dem zu tun, was man an der Schule macht und du wärest nicht der erste, der darauf hereinfällt.


    Darüber, dass du dir mit Deutsch und Englisch lebenslange Korrekturberge einkaufst, werden dich bestimmt andere ausführlich informieren. :) Mach das nicht.


    Nele

  • Na dann nimm doch Philo oder Deutsch als Drittfach. Da kannst du später abwechslungsreicher unterrichten und bist auch für den Arbeitsmarkt interessanter.

  • Danke für die schnellen Antworten ; )


    Dass die Korrekturen bei so einer Kombo wie D/E die Hölle sein müssen habe ich schon oft gehört.


    Ich setze mich sehr gern wissenschaftlich mit Sprache und auch Philosophie auseinander und das dies sehr fordernd sein kann ist mir bewusst, habe auch bereits mit einer Freundin die Philosophie studiert darüber gesprochen, das Vorlesungsverzeichnis beider Fächer habe ich ebenfalls durchgeschaut und die Themen klangen zumindest für mich sehr interessant.


    Ein Drittfach kann man wohl meines Wissens dank des Bachelor Master Systems hier in NRW nicht mehr wählen.

  • Doch, Drittfach in NRW ist möglich, siehe bspw. hier ein Link zum Drittfachangebot meiner Uni.
    Ich fürchte nur es wird egal sein, welches der Fächer (Deutsch/Philo) du als Zweit- und welches als Drittfach nimmst, du wirst hauptsächlich D/E unterrichten und weniger Philo, und so doch die enorme Korrekturbelastung haben. (abgesehen davon sind Philoklausuren in der Oberstufe ebenfalls nicht ganz ohne, eine Entlastung sind da nur die Unterstufenkurse in PPL).

    Warum Trübsal blasen, wenn man auch Seifenblasen kann?

  • die Prognosen sind der beste Anhaltspunkt den es gibt und decken sich auch mit der Prognose der KMK



    Gymnasium... :S


    mit diesen Fächern... 8|


    und du möchtest in deinem Bundesland bleiben... ;(



    lass es. Die Zeit kannst du sinnvoller als ein Studium in die Arbeitslosigkeit investieren. Falls überhaupt solltest du mit den Fächern und deiner nicht existierenden räumlichen Flexibilität auf LA Mittelschulen/Realschulen studieren. Oder andere Fächer. Oder bereit sein in die Ost-Länder zu gehen. Falls du ernsthaft Lehrer sein möchtest.

  • Ja ich habe auch schon oft gehört dass es generell schlecht aussieht, besonders am Gymnasium, aber ich wäre wie erwähnt auch offen für HRG.


    Nach dem Studium wäre ich ebenfalls räumlich flexibel.


    Würden die Chancen auch mit Englisch und Deutsch kombiniert so schlecht aussehen ?


    Wie wäre es praktische Philosophie mit Englisch HRG zu wählen ? Dies wäre ebenfalls eine denkbare Alternative für mich.

  • Die andere Option wäre Philosophie, ich interessiere mich sehr für Philosophie und finde es auch unglaublich spannend und herausfordernd, mir hat der Philosophieunterricht auch immer sehr gefallen da es einfach sehr "lebendig" war und es viel zu diskutieren gab, jedoch hat mir eine meiner damaligen Philosophielehrerinnen davon abgeraten dieses Fach zu wählen.

    Nichts für ungut, aber das spricht eigentlich dagegen, dieses Fach als Unterrichtsfach in die engere Wahl der Studienfächer einzubeziehen. Bin als "gelernter" SII-Philosoph seit langem an SI-Schulen unterwegs und muss dort auch PP (Praktische Philosophie) unterrichten. Das hat mit Philosophie nicht mehr sehr viel zu tun, wenngleich das Fach eine Menge Raum bietet, den man in anderen Fächern vielleicht nicht so hat. Statt Studierende nach ihren Studienerfahrungen zu befragen, die sicher eher positiv ausfallen, würde ich mal an einem PP-Kurs in einer großstädtischen Haupt- oder Realschule hospitieren, an der keine "Islamische Unterweisung" neben KR/ER (Katholischer und Evangelischer Religionslehre) angeboten wird. Kurse mit 35 Schülern sind die Regel, Motivation ist Fehlanzeige, PP ist eben nur Ersatzfach und die Schüler müssen dies als Pflichtfach besuchen.

    _________________________________________________________There is a difference between knowing the path and walking the path. Matrix

  • Dann hat sich meine Befürchtung was Sek 1 PP angeht wohl bewahrheitet, ich habe selbst 1,5 Jahre nebenbei Nachmittags an einer Realschule im rahmen eines Projektes Englisch und Deutsch in "Förderkursen" mit Klassengrößen von 20-30 Kindern unterrichtet und ja es war wirklich anstrengend diese überhaupt zu motivieren einen Stift in die Hand zu nehmen.


    Würdet ihr mir denn auch von der Kombo Deutsch und Englisch auf Gym abraten, nicht nur wegen der Korrekturen sondern auch wegen den Einstellungschancen ?
    Im moment habe ich wirklich den Eindruck als würde wirklich gar nichts, außer eben den mathelastigen Fächern und Latein noch gebraucht.


    Latein würde ich als ein Drittfach ebenfalls in Betracht ziehen, ich müsste dann wohl nur die Erweiterungsprüfung ablegen da ich nur das kleine Latinum habe aber mit sehr guten Noten.


    Finde es wirklich super dass hier so viele Leute ihre Einschätzungen und Erfahrungen teilen, vielen Dank dafür!

  • Das kam doch bereits rüber. Noch mal ganz klar - mit den Fächern kannst du Gymnasium vollkommen vergessen. Ende der Diskussion. Hier die Prognose:


    http://www.kmk.org/fileadmin/p…/Dok_201_LEB_LEA_2013.pdf



    du bist dann ab 2021 nach dem Ref. fertig - eine Zeit, in der 60%-70% der Gymnasiallehrämter auf der Straße landen. Sofern das aktuelle Studienwahlverhalten gleich bleibt, und danach sieht es aus (es studieren laut Zeitungsberichten sogar noch mehr, als die KMK ursprünglich annahm), wird die große Mehrheit der Absolventen prinzipiell nie eine feste Stelle bekommen können. Du kennst die aktuelle Lage in Bayern? So sieht es in 4-6 Jahren überall in Dtl. aus, mit Ausnahme der Ost-Länder. Das steht bereits fest, da die entsprechenden Studenten bereits eingeschrieben sind und der Einstellungsbedarf bekannt ist.


    Je nach Fächergruppen ist das natürlich unterschiedlich, und bei Physiklehrern sind es sicher keine 60%-70% die leer ausgehen. Aber bei Deutsch-Kombis für die Sek.II, auch mit Englisch, fällst du garantiert in diese Größenordnung.



    Denkbar ist, dass du Englisch mit einer beruflichen Fachrichtung kombinierst (Sozialpädagogik? Psychologie? Wirtschaft?). Und richte dich mental darauf ein, dass du ggf. nach dem Studium in ein anders Bundesland musst.

  • Was ist denn hier los??
    Natürlich kannst du die Fächer auf Lehramt studieren, wenn du dafür brennst! Außer Englisch habe ich alle deine Fächer studiert, Philo leider nicht zu Ende, was aber daran lag, dass ich es erst recht spät dazugenommen hatte und eh schon drei Fächer hatte. Aber ich finde, es ist ein tolles Fach! Man muss aber wirklich dafür brennen, sonst hält man das doch recht trockene aber anspruchsvolle Studium nicht durch.
    Ich würde im Nachhinein übrigens auch eher davon abraten drei Fächer zu studieren, gerade auf BA. Aber man kann es ja probieren, vlt. bist du ja besser organisiert als ich ;)
    Du musst dir darüber bewusst sein, dass
    a) viele diese Fächer studieren, es also schwerer wird einen Job zu finden
    b) du einen enormen Korrekturaufwand hast (v.a. mit Deu und Englisch, aber Fächer wie Reli/Philo sind auch nicht zu unterschätzen)
    c) das Studium natürlich etwas anderes ist als Schule. D.h. dass du nur, weil du gut englisch sprichst, nicht automatisch auch ein guter Anglistik-Student bist. Aber meine Güte, das gilt doch für alle Fächer.
    Wenn du dir also genauso gut vorstellen kannst Mathe, Informatik oder Physik zu studieren, dann mach lieber das. Erkundige dich auch ruhig mal, welche Fächer zurzeit gebraucht werden und welche überlaufen sind, welches Lehramt zurzeit eher gebraucht wird etc.
    Aber letztlich sollte man doch das machen, auf das man wirklich Lust hat. Als Deutsch-, Geschichts-, Reli- und manchmal Philolehrerin am Gymnasium kann ich dir nur sagen: Es sind tolle Fächer, sie bringen (meistens) Spaß zu unterrichten, das Studium hat mir super viel Spaß gemacht, das Referendariat war super ätzend (aber das lag nicht an den Fächern) und natürlich ist der Korrektur- und Vorbereitungsaufwand - gerade für Anfänger mit voller Stelle - nicht gering. Ich persönlich finde übrigens die Kombi Haupt- und Nebenfach gut (warum, das habe ich vor ein paar Wochen mal woanders geschrieben).
    Versuche also für dich abzuwägen, wie flexibel du bei der Fächerwahl und später bzgl. Wohnsitz bist, denn darauf musst du dich bei Deu und Engl einstellen: Du kriegst nicht unbedingt in deiner Traumstadt einen Job. Aber das Gute ist, jede Stadt/Schule kann zur Traumstadt/-schule werden :)
    Viel Spaß bei der Studiums- und Berufswahl! Du hast eine spannende Zeit vor dir :gruss:

  • Danke für den motivierenden Beitrag Sofie, was NRW angeht, gibt es laut Prognose sehr gute Chancen im Bereich der Sek 1 für Englisch, Deutsch, PP und viele andere im Sek II Bereich bestehen nur sehr gute Chancen für die mathematischen Fächer und Latein, ich mag Latein sehr gern jedoch habe ich eben das Problem mit dem kleinen Latinum.


    Ich würde eben sehr gern in einer Oberstufe unterrichten da es mich einfach reizt komplexere Themen zu behandeln,vorallem habe ich druch meine Arbeit an Real und auch an einer Grundschule einen direkt Vergleich zu den anderen Schulformen, bleibt eben nur die Angst vor der gigantischen Konkurenz, meine beiden Deutsch LK Lehrer haben mir damals zumindest geraten doch Deutsch zu studieren.


    Ich denke ein Hauptgrund für den Gym Ansturm ist die Besoldung, hier in NRW werden HRGe Lehrer mit A12 eingestellt, Gym und SP jedoch mit A13.

  • Ich würde nicht nach der Besoldung gehen. Es ist ja nicht so, dass man als Grundschullehrer unterm Existenzminimun lebt. Ich glaube auch, dass man als Gymlehrer evt. etwas mehr arbeitet, denn Oberstufe ist ganz schön zeitaufwendig. Aber vielleicht tu ich den Grund- und Gemeinschaftsschullehrern auch unrecht, denn wenn man an einer Brennpunktschule arbeitet, hat man mit den Kids auch ordentlich was zu tun. Aber nach meiner Einschätzung arbeitet man am Gym etwas mehr.
    Naja, auf jeden Fall würde ich 1. nach Interesse und 2. nach Einstellungschancen gehen.
    Liebe Gruß,
    Sofie

  • nur, weil du gut englisch sprichst, nicht automatisch auch ein guter Anglistik-Student bist. Aber meine Güte, das gilt doch für alle Fächer.

    Aber für die Sprachen gilt das ganz besonders und sicher stärker als für die NaWis oder Sport oder Religion (wobei man das eh nicht im herkömmlichen Sinne "studieren" aka "wissenschaftlich bearbeiten" kann, auch wenn es an der Universität angeboten wird).




    Viele Grüße
    Fossi

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Aber für die Sprachen gilt das ganz besonders und sicher stärker als für die NaWis oder Sport oder Religion (wobei man das eh nicht im herkömmlichen Sinne "studieren" aka "wissenschaftlich bearbeiten" kann, auch wenn es an der Universität angeboten wird).

    Das halte ich für Quatsch, denn das gilt doch für alle Fächer. Philosophie zb war bei mir früher ein reines Laberfach, in dem man im Grunde gar nicht durchfallen konnte, und an der Uni würde ich es als die (mit Abstand) anspruchsvollste Geisteswissenschaft bezeichnen. Und was ist mit Mathe und Physik? Da habe ich so einige scheitern sehen, die 13 Punkte im Leistungskurs hatten. Im Übrigen kenne ich niemanden, der ein Fach wie Englisch nicht geschafft hat, es sei denn die sprachlichen Fähigkeiten waren zu schlecht. Aber egal, so eine Diskussion führt doch nirgendwo hin. Was soll denn sonst ausschlaggebend für die Fächerwahl an der Uni sein, wenn nicht Interesse und (schulische) Grundkenntnisse? Wissenschaft hin oder her, soo schwer ist ein geisteswissenschaftliches Studium nicht, dass man es gar nicht erst versuchen sollte...

  • Zitat: "Naja, auf jeden Fall würde ich 1. nach Interesse und 2. nach Einstellungschancen gehen."


    Sofie


    Die Frage ist, was denn nun die Interessen des TE sind - respektive deren Priorität:


    - in den Fächern Deutsch und Englisch beruflich fachlich zu arbeiten?


    - eher fachlich als pädagogisch zu arbeiten?


    - als Lehrer zu arbeiten?



    Je nach Ausrichtung können sich andere Antworten ergeben. Möchte der TE v.a. beruflich überhaupt als Lehrer arbeiten, kann man mit den Fächern nur von Sek.II abraten. Selbst falls man sich eher fachlich verwirklichen möchte ist von Sek.II mit den Fächern abzuraten - was nützt mir der fachliche Schwerpunkt, sofern man keinen Job hat?


    Die einzige realistische Option den fachlichen Schwerpunkt umzusetzen (statt dem pädagogischen mit den Sek.I Kiddies) sehe ich darin Deutsch oder Englisch (besser Englisch?) mit einem gefragten Sek.II-Fach (Phy/Ma/Inf/Lat) oder einem beruflichen Fach zu kombinieren.



    Es geht in Sek.II eben leider nicht um die Wahl zwischen "Stellengarantie" und "noch einigermaßen gute Chancen" sondern "realistische Optionen" und "schlechte Chancen". In so einem Fall sollten die Einstellungschancen mindestens gleichrangig mit fachlichem Interesse stehen (letzteres nützt einem eben nichts, sofern es keine Jobs gibt - das taugt dann nur noch zum Hobby).

  • Nun ich möchte wirklich sehr gern Lehrer werden, ich arbeite gerne mit Jugendlichen sonst würde ich kein Lehramtsstudium anstreben, der Hauptgrund wegen dem ich so gern auf Gym studieren würde wäre eben die Möglichkeit in einer Oberstufe zu unterrichten da dort einfach eine viel tiefere Auseinandersetzung mit der Materie stattfindet


    In der Sek I hätte man wohl eine Stelle sicher mit einer dieser Kombis, aber Sek II wäre einfach das was ich wirklich anstrebe da es mich mehr reizt.

  • Was du heute planst zu studieren, was du dann nach dem Studium im Ref erlebst und was für eine Stelle du nach dem Ref bekommst, dass kann dir keiner heute sagen. Das ist dein eigenes individuelles Risiko.
    Ich habe mal Wirtschaftspädagogik und Anglistik studiert und wollte gern wirtschaftliche Themen und Englisch an einer Berufsbildende Schule unterrichten.
    Gelandet bin ich am Beruflichen Gymnasium und habe tatsächlich Wirtschaft und Englisch am Beruflichen Gymnasium in der Sek II bis zu den Abiturprüfungen unterrichtet.


    Heute unterrichte 5. Klasse am Gymnasium in Geographie und Englisch.


    Damit will ich nur sagen, egal, was du heute planst und denkst, und selbst wenn du dann eine Traumstelle bekommst, dann kann sich alles im Laufe deines Lehrerlebens ändern!


    Ach ja, und wenn man eine Fächerkombi wählt, um sich zu verwirklichen und lieber die fachlich angeblich anspruchsvollere Sek II unterrichtet, dann sollte man bedenken:
    ein Lehrer unterrichtet nicht Fächer, sondern Kinder!


    Deswegen liegt das Hauptaugenmerk eines Lehrers immer erst auf der Entwicklung der Schüler und nicht auf die eigene fachliche Selbstverwirklichung. Gerne gebe ich zu, dass ich durch die Arbeit an der Sek II viel fachlich neu gelernt habe, aber das musste ich dann immer noch pädagogisch-didaktisch für meine Schüler aufbereiten.
    Und da gab es ganz oft Situationen, in denen schrecklich enttäuscht war, weil die Schüler sich für die Themen nicht so begeistern ließen.

  • der Hauptgrund wegen dem ich so gern auf Gym studieren würde wäre eben die Möglichkeit in einer Oberstufe zu unterrichten da dort einfach eine viel tiefere Auseinandersetzung mit der Materie stattfindet


    Allerdings solltest du dir darüber im klaren sein, dass der Unterschied der fachlichen Komplexität zwischen Sek I und LK Sek II, was die inhaltliche und theoretische Komplexität angeht, im Vergleich zu dem, was in einer Wissenschaft tatsächlich interessant und tiefergehend ist, bestenfalls als Schattierungen von "trivial" beschrieben werden kann. Auch im letzten Semester des Leistungskurses wirst du nicht mehr leisten können, als Anfängergrundübungen im Handwerk!


    Deshalb auch mein Rat, dich an eine Uni zu begeben und mal mit Studierenden älteren Semesters zu reden, was Wissenschaft ist und wie du dich da reinfindest - was du an der Schule gemacht hast, hat mit der Wissenschaft an der Oberfläche sehr wenig zu tun. Wohlgemerkt, an der Oberfläche, die man als Schüler mitbekommt - dass ein Lehrer, der sein Handwerk versteht, bei der Gestaltung seines Unterrichts die ganze Bandbreite an Theorie und Inhalt heranzieht, um richtige exemplarische und methodische Entscheidungen zu treffen, ist eine ganz andere Sache. Kollegen die das nicht erfüllen, erkennt man oft daran, dass sie Dinge nach Kochrezept unterrichten, z.B. "weil man eine Gedichtanalyse oder eine historische Quelleninterpretation halt so schreibt" ohne Frage nach dem Sinn und Verstand...*)


    Die Anwendung meiner ganzen fachwissenschaftlichen Bandbreite mit dem Ziel, jungen Menschen die Schönheit und Befriedigung vernetzter Bildung, das unfallfreie Denken auch gegen Widerstände und das elegante und treffsichere Schreiben in Deutsch oder Englisch beizubringen, finde ich sehr erfüllend, kreativ und schön. Mit eigentlicher literaturwissenschaftlicher oder historischer Arbeit im universitären Sinne - ich bin als Literaturwissenschaftler und Historiker seitwärts in den Lehrerberuf reingekommen - hat das alles überhaupt nichts zu tun. Wie gesagt, vom Komplexitätsgrad ist Schule, von einigen ganz seltenen Abstechern mal abgesehen, völlig trivial.


    Lehrer sollte man nur dann sein, wenn man gerne Lehrer sein möchte. Ansonsten wird man im Beruf unglücklich.


    Nele


    *) Das sind auch normalerweise die Leute, die sich darüber beschweren, was man denn alles im Studium lernen muss, weil, "das braucht man in der Schule doch ohnehin nie." :/

    2 Mal editiert, zuletzt von neleabels ()

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