DDR-Lehrer sind die besten !?!

  • Halli Hallo und einen fröhlichen guten Tag!


    Vor ein paar Tagen habe ich einer Veranstaltung beigewohnt, in der eine Lehrerein uns aus ihrer Praxis berichtete.


    Sie stellte im Rahmen dieser Veranstaltung die These in den Raum, dass die DDR-Lehrer den West-Lehrern weit überlegen wären, weil diese als einzige auch noch Didaktik erlernt hätten.


    Ich habe mich bisher nicht mit der Ausbildung der Lehrer beschäftigt - war der Meinung, dass diese per Studium überalll gleich geregelt sei - ist das am Ende gar nicht so?


    Außerdem gebe ich generell nicht so viel auf irgendwelche Abschlüsse, sondern lege viel mehr Wert auf die Praxis. Wenn jemand ein Händchen und vor allem ein Herz für Kinder hat ist mir der Rest gleichgültig.


    Die Ost-West-Geschichten sehe ich sehr gelassen, da wir eine solche Mischehe führen und unsere Kinder somit Wossis sind.


    Neugierig bin ich aber nun trotzdem geworden ...


    Da dies ein bundesweites Forum ist, kann mich doch bestimmt mal jemand aufklären.


    Viele Grüße


    McMoritz

    • Offizieller Beitrag

    Hallo McMoritz,
    ob Wessis oder Ossis die besseren Lehrer sind, halte ich, ehrlich gesagt, für eine vollkommen überflüssige, bzw. nicht beantwortbare Fragen, es gibt gute und schlechte Lehrer im Westen und im Osten. Dass nur im Osten Didaktik gelernt wurde, ist aber Quark, zumindest in meinem Examen habe ich auch in beiden Fächer Didaktik-Examen mit den entsprechenden Scheinen ablegen müssen.
    Lg, Hermine

  • Hallo,
    ich bin in der DDR zur Schule gegangen und jetzt Im Ref. in Hessen. DDR-Lehrer sind für mich eindeutig nicht die besten. Der Unterricht in der DDR war nur frontal, nicht auf Kompetenzen, sondern nur auf abfragbares Wissen ausgerichtet. In Naturwissenschaften sollen die Schüler stark gewesen sein, aber Fremdsprachen konnte man wirklich vergessen. Da haben wir nur Vokalben, Grammatik und Texte (!) auswendig gelernt, die dann hergebetet wurden. Sprachpraxis gab es fast nicht.
    So war der Unterricht damals. Einige Lehrer waren nach der Wennde offen und haben neue Methoden ausprobiert und in den Unterricht genommen. Es gab aber auch die anderen, die mit je nach Fach leicht veränderten Inhalten wie gehabt, weiter gemacht haben.
    Soviel aus meiner Sicht...

  • Die Lehrerausbildung der DDR war ganz anders als die in den 16 Bundesländern der BRD heutzutage. Es gab die sogenannten "Institute für Lehrerbildung" ("IfL"), Pädagogische Hochschulen und Universitäten. Von letzteren allerdings nicht so viele, sodass die Grundschullehrerausbildung nur an den IfLs stattfand. Meine Tante, ehemalige "DDR-Lehrerin", erzählte von einem im Vergleich zu den heutigen Lehramtsstudiengängen hohen Praxisanteil, den sie als sehr bereichernd empfand.


    Meine Gymnasiallehrer betonten immer wieder, wie stolz sie darauf waren, in Leipzig an der KMU ("Karl-Marx-Universität") studieren zu dürfen und nicht nach Zwickau zur PH zu "müssen". :rolleyes:


    Häufiger als die von McMoritz eingebrachte These höre ich jedoch, dass die Ausbildung der Kindergärtnerinnen (Erzieherinnen) höherwertiger war als die heutige Erziehungerinnenausbildung, was wohl auch daran lag, dass der Kindergarten der DDR eindeutig einen Bildungsauftrag hatte (wozu man in den alten Bundesländern erst seit den 90ern übergeht). Die Kindergärtnerinnenthese kommt mir immer mal wieder im Zug von Schulleistungsstudien zwischen die Finger, wenn's z.B. um die Fähigkeiten von Grundschülern zum Zeitpunkt des Schulanfangs geht.


    Ich wage jedoch zu bezweifeln (ähnlich wie meine Vorredner also), dass es hier irgendjemanden im Forum gibt, der eine eindeutige Aussage zu McMoritz' These geben kann, denn dann hätte er/sie ja die Lehramtsstudiengänge beider politischer Systeme durchlaufen müssen. Oder doch jemand dabei, der vielleicht aus den NBL kommt und zur Wendezeit gerade in den ersten DDR-Lehramts-Semestern lag?


    LG, das_kaddl.


    PS: pletjonka: Ich hospitiere derzeit an der Haupt-/Realschule bei BRD-ausgebildeten Lehrern und auch dort läuft das Meiste frontal ab; also keine Garantie, dass BRD = vielfältige Sozialformen bedeutet!

  • Ob es stimmt, dass DDR-Lehrer die besten sind, weiß ich nicht. Ich denke auch nicht groß nach darüber, da für mich nicht viel herausspringen kann dabei.
    Aber ich weiß noch, dass ich an der Uni (Augsburg) gelernt habe, noch in den späten 80ern, dass der Unterschied zwischen Didaktik und Methodik der ist, dass bei Didaktik auch die Auswahl der Ziele des Unterrichts mit dabei ist, und bei Methodik nicht. Und dass es deswegen in der DDR gar keine Didaktik auf Lehrerebene gegeben hat, sondern nur Methodik.


    Ganz überzeugt hat mich das damals schon nicht. Deswegen habe ich mir das auch gemerkt.

    Seit 2004 unter dem gleichen Namen im Forum, weitgehend ohne ad hominem.

  • hihi :D ost-westgefälle nun auch bei den lehrern..


    ich kenne nur eine ostdeutsche lehrkraft (seit gut 40 jahren im dienst) und die ist - mal so unter uns gesagt - schlecht. klingt jetzt fies, aber wenn man sieht was die.. hm, vergessen wir das.
    ich kenen aber auch westdeutsche lehrer die ihr ähnlich sind.. :D


    und was die didaktik angeht, das ist - und da schließe ich mich hermine an - quark. haben wir auch gelernt. wie soll's auch anders gehen??


    grüße, sabi

  • Zitat

    das_kaddl schrieb am 22.04.2005 15:36:
    Die Lehrerausbildung der DDR war ganz anders als die in den 16 Bundesländern der BRD heutzutage. Es gab die sogenannten "Institute für Lehrerbildung" ("IfL"), Pädagogische Hochschulen und Universitäten. Von letzteren allerdings nicht so viele, sodass die Grundschullehrerausbildung nur an den IfLs stattfand. Meine Tante, ehemalige "DDR-Lehrerin", erzählte von einem im Vergleich zu den heutigen Lehramtsstudiengängen hohen Praxisanteil, den sie als sehr bereichernd empfand.



    Das ist ja interessant - hab´ich auch schon mal gehört, aber nicht geglaubt. Es ging darum, dass man auch ohen Abitur über eine Fachschule Grundschullehrer werden konnte.


    An unserer Schule gibt es zum Bespiel eine Lehrerin, über die sich manche Eltern furchtbar aufgeregt haben. Sie war wohl zu DDR Zeiten Pionierleiterin oder Hortnerin. Dann bekam sie einen Job in der Grundschule. Nach der Wende wollte das Schulamt sie entlassen, weil sie nicht die notwendigen Qualifikationen hatte. Die Eltern haben furchtbar protestiert, und so durfte sie nachträglich eine Prüfung ablegen und bleiben - heute bereuen viele Eltern diesen Einsatz.


    So kanns´s gehen.

  • Vielen Dank für eure Antworten!


    Ich finde dieses Ost-West Geschwätz ja auch lästig - ich beurteile Menschen und keine Systeme.


    Mich interessiert nur inzwischen wirklich, ob es tatsächlich gravierende Unterschiede in der Ausbildung gab, da ich die Äußerung dieser Lehrerin schon für etwas gewagt und fragwürdig gehalten habe.


    Sie kam aber so bestimmt und überzeugt damit heraus, dass ich einfach mal nachfragen mußte.


    Vielen Dank und sonnige Grüße
    :D


    McMoritz

  • Es würde mich wundern, wenn die Unterschiede in der Ausbildung nicht gewaltig waren. Fragt sich nur, in welcher Hinsicht.


    Die Lehrer aus der ehemaligen DDR, die wir in der Nachwendezeit mal kurzfristig hatten, waren hier nicht einsetzbar. Ihre Vorstellungen von Disziplin waren den Wessi-Kindern nicht zu vermitteln.


    Aber sicher verwischt sich das mit der Zeit.


    Grüße Enja

    • Offizieller Beitrag

    Oh cooler Thread.


    Also: Die Ausbildung war anders.
    Am IFL (Grundschullehrer) in der Regel nach Abschluss der 10. Klasse.
    Die Lehrer ab Klasse 5 eben an der Uni mit Abi. Es waren nur bestimmte Fächerkombinationen möglich.
    Grundschule: Deutsch, Mathe, Heimatkunde (Pflicht) und Sport oder Kunst oder Musik oder Schulgarten oder Werken (Wahl).
    Ab Kl. 5 gab es dann typische Kombinationen (Mathe - Physik, Bio-Chemie, Deutsch-Musik, Deutsch-Englisch, Deutsch-Geschichte, Sport-Geografie, Russisch-Englisch, Russisch-Geografie) und an wenigen Unis weniger typische Kombinationen (Mathe-Chemie), einige Kombinationen (Mathe-Musik, Deutsch-Physik, Englisch-Kunst) waren gar nicht möglich.
    Die Ausbildung war recht stark verschult und beinhaltete zusätzlich noch Marxismus-Leninismus. Es gab angeblich von Anfang an einen Praxistag pro Woche an der Schule und das letzte halbe Jahr war ganz an der Schule. Fertig war man nach 4 bis 5 Jahren, es gab kaum ein Überschreiten dieser Studiendauer.
    Danach unterrichtete man wohl 22 Wochenstunden.
    Die Unterrichtsziele und Inhalte waren recht genau vorgegeben, auch an meinen Schulen lief das meiste frontal mit dem Ideal "alle lernen zur gleichen Zeit das Gleiche im gleichen Tempo". Es war z.B. bei vielen Lehrern verpönt, wenn Kinder in die Schule kamen und schon lesen konnten.


    Nun die Erfahrungen aus meiner bisherigen Zeit im Schuldienst bzw. in Praktika:
    Ich habe in den Praktika in den 90ern in den Schulen auf ehemaligem DDR-Gebiet vorwiegend Frontalunterricht und Einzelarbeit erlebt. Eine Doppelstunde habe ich aber auch Wochenplanarbeit gesehen. Ausnahme: Eine Integrationsschule mit vorwiegend Wochenplan- und Freiarbeit und sehr selbstständigen Drittklässlern.
    In den Schulen im ehemaligen BRD-Teil des Landes sah ich Frontalunterricht und Tagesplanarbeit, auch mal Freiarbeit, undifferenzierte und differenzierte Abschnitte, eine bunte Mischung.


    Den Schuldienst verbringe ich in einem Bundesland auf ehemaligem DDR-Gebiet und ich finde es an manchen Tagen sehr schwierig. In meiner Ausbildungsschule hieß es oft: "Früher.... da war alles so gut. Also das, was in den neuen Plänen steht, das haben wir auch gemacht. Unsere Schüler haben Sozialkompetenz erworben, die durften sich einfach nicht streiten. Und Methodenkompetenz... alle guckten nach vorne, wenn der Lehrer was an der Tafel schrieb." Naja, so etwa jedenfalls... Jedenfalls bin ich auf "Zu DDR-Zeiten war alles besser" mächtig allergisch.
    Es gab auch Kolleginnen, die schon einen etwas anderen Unterricht machten, z.B. Gruppentische stellten oder manchmal einen Wochenplan vorbereiteten.
    Was mir auffiel: Das Stellen von Gruppentischen wurde mit Gruppenarbeit gleichgesetzt, auch wenn es sich um Frontalunterricht handelte. "Freiarbeit" wurde oft als "stille Einzelarbeit an vorgegebenen Aufgaben" interpretiert. Ein "Projekt" war ein Tag, an dem die Schulleitung ein Thema vorgab und jeder Lehrer zu sehen hatte, wie man das unter die Kinder bringt. Ein Mitglied der Schulleitung sagte mir, dass sie ja wüsste, wie das im Vorbereitungsdienst ist, weil sie zur Vorführstunde für die Eignung als Schulleitungsmitglied auch eine Stunde offenen Unterricht zeigen musste.
    Eine Differenzierung fand kaum statt, teilweise bekamen nicht mal Kinder mit LB leichtere Aufgaben. Die ersten zwei Monate des Vorbereitungsdienstes ging es mir jedenfalls richtig schlecht, weil mich alles so an meine eigene Schulzeit erinnerte und die war trotz vieler guter Erinnerungen doch teilweise sehr öde, langweilig und reglementiert.


    In meinem neuen Kollegium höre ich "Früher war alles besser." viel seltener, das ist gut. Gleichzeitig werden viele Sachen als selbstverständlich vorausgesetzt, die noch aus der Zeit von vor mehr als 15 Jahren stammen. Dass ich meinen Deutschunterricht in Lese-, Rechtschreib/Grammatik-, und Ausdrucksstunden einteile, erscheint selbstverständlich. Dass seit über 10 Jahren der integrative Deutschunterricht im Rahmenlehrplan steht, scheint niemand zu wissen und niemand hören zu wollen. Einerseits wird erzählt, dass Deutsch und "Sachkunde" (Es heißt seit über 10 Jahren "Sachunterricht", aber auch das weiß noch kaum jemand.) fächerverbindend unterrichtet werden, aber teilweise im gleichen Satz wird dem widersprochen "... dann nehm ich von der Sachkundestunde noch ein paar Minuten für Deutsch". Sachkompetenz wird sehr stark in den Mittelpunkt gerückt, es herrscht das Fachlehrerprinzip (Obwohl es das nichtmal zu meiner Schulzeit in der Primarstufe gab!). Token-Systeme und Verträge mit Schülern etc. sind unbekannt und werden als nicht hilfreich abgetan, wenn ich beschreibe, worum es geht. (Schon besser, denn an meiner Ausbildungsschule wurde sowas als "Schwäche und Unfähigkeit des Lehrers" ausgelegt.)


    Was mir noch auffällt: Ein bestimmtes Lehrerbild schwebt in den Köpfen umher: Der Unterhalter, der mit Strenge jeden Mucks unterdrückt und die Kinder sofort in den Bann zieht. Das war an meiner Ausbildungsschule extrem, jetzt erlebe ich es zum Glück nicht mehr so extrem, aber es ist doch abgeschwächt noch da.
    Zusätzlich habe ich 2 etwas größere Schulen gesehen, dort gab es einige KollegInnen, die bereits offenere Unterrichtsformen praktizierten, auch mal (wirklich) projektorientiert arbeiteten. Andere nicht.


    Wie es nun in den alten Bundesländern ist, weiß ich nicht.


    McMoritz
    Die Lehrerausbildung ist nichtmal heutzutage gleich, es gibt gravierende Unterschiede zwischen den einzelnen Bundesländern. (Ich hatte im Studium zwar Didaktik, aber meist für eine andere Altersstufe, was auch viel bequemer ist als wenn man sich als Dozent z.B. darüber Gedanken machen muss, wie man seine tollen Gedichtseminare auf die ersten Schuljahre überträgt oder Erstklässlern einen Tanz beibringt.)


    Ich sah bis vor 3 Jahren die ganze Ost-West-Sache auch sehr gelassen. Seit der 11. Klasse spielte ich in einem "gemischtdeutschen" Orchester, studierte mit jungen Leuten aus beiden ehemaligen Teilen, von einigen weiß ich nicht mal, wo sie aufgewachsen sind, es war mir und vielen anderen nicht wichtig. Seit ich mich aber wieder auf dem Boden eines neuen Bundeslandes befinde, betrifft mich dieses "Thema" wieder. Neben dem oben genannten, meinen KollegInnen in mir die "Ossi" zu erkennen und meinen nun, dass ich mich als Ostdeutsche fühle, aber das tu ich nicht.


    Grüße,
    Conni
    PS: Noch was.... Wie sieht es mit handlungsorientiertem Mathematikunterricht in den alten Bundesländern aus? Bei uns scheint die Devise zu sein "So schnell wie möglich weg von eigenem Handeln (enaktive Phase) hin zur symbolischen Darstellung." Ein ikonisches Material wurde mir neulich mit den Worten "Da können die Kinder handeln." gegeben. Das ist nur richtig für diejenigen, die es an die Tafel heften dürfen.

  • Hallo Conni!


    " Also: Die Ausbildung war anders.
    Am IFL (Grundschullehrer) in der Regel nach Abschluss der 10. Klasse. "


    Das habe ich bisher ehrlich gesagt für üble Nachrede gehalten :)
    Ist ja hochinteressant!




    Ich habe in diesem Zusammenhang noch eine Frage: Woher wissen wir Eltern denn, welcher Lehrer welche Qualifikation hat?
    Das hängt ja nicht gerade am schwarzen Brett aus ...




    Über deine Ausführung zur "Gruppenarbeit" mußte ich sehr lachen. Wir haben es einmal erlebt, dass die Kinder (2. oder 3. Klassse) in Gruppenarbeit Quark herstellen solten. Sie brachten Zutaten mit und bekamen ein Rezept für Kräuterquark.


    Ein paar Kinder einer Gruppe mochten keinen Kräuterquark, also stellten sie einfach eine Portion Bananenquark mit Honig und eine andere mit Kräutern her. Für dieses problemlösende und kreative Verhalten bekam die Gruppe eine 4


    Du klingst nicht gerade glücklich über deine Arbeitsbedingungen. Klingt auch so, als würde die Praxis sehr vom Studium abweichen.


    Vielen Dank für die interessanten Erklärungen!


    McMoritz

  • Zitat

    Enja schrieb am 22.04.2005 19:51:


    Die Lehrer aus der ehemaligen DDR, die wir in der Nachwendezeit mal kurzfristig hatten, waren hier nicht einsetzbar. Ihre Vorstellungen von Disziplin waren den Wessi-Kindern nicht zu vermitteln.
    Aber sicher verwischt sich das mit der Zeit. Enja



    Ich weiß nicht ...


    Hier fallen schon noch Sätze wie:
    Dich nehme ich nicht dran - das hast du dir nicht verdient!
    Ich mag es nicht, wenn man auf meine Anweisungen antwortest- MEINE Klasse weiß das!
    Es ist gut, wenn ich ich dich anschreie - dann lernst du besser!


    Was mich aber noch interessieren würde:
    Was ist denn aus diesen nicht einsetzbaren Lehrern geworden?



    Danke und viele Grüße


    McMoritz

    • Offizieller Beitrag

    Hallo McMoritz,
    was meinst mit "Woher erfährt man, was Lehrer für Qualifikationen haben?"
    Dass und für welche Fächer ich ausgebildet bin, hängt durchaus am schwarzen Brett, samt meiner "Amtsbezeichnung" LAss.
    Ob und wie gut ich bin, müssen die Schüler (und Eltern) auf Grund meiner Arbeit beurteilen. Ich denke nämlich, meine Examensnote zum Beispiel sagt recht wenig über mein Können aus.
    Mein Lebenslauf (lange bei den Pfadfindern, integratives Arbeiten bei Stadtranderholungen, Erfahrungen mit Behinderten, Auslandsaufenthalt, diverse Fortbilungen....) würde vielleicht schon mehr aussagen- aber bei über 70 Lehrern wäre dann das schwarze Brett ziemlich voll :D
    Lg, Hermine

  • Hallo,


    sie verlangten, dass die Kinder kerzengerade mit gefalteten Händen am Tisch säßen. Wer zuwiderhandelte, flog raus oder wurde angebrüllt.


    Das war noch in unseren Grundschulzeiten. Nach kurzer Zeit weigerten sich diverse Kinder überhaupt noch in die Schule zu gehen. Es gab dann noch so eine Art Versöhnungsgespräch mit den beiden Damen. Ein wenig überdramatisch. Ein sechsjähriges Mädchen flüchtete sich heulend auf den Schoß des Schulleiters. Damit war Ende.


    Eine ging heim. Eine nahm einen Hilfsjob in einer Bücherei an.


    Im Moment wüsste ich nicht, dass an der Schule meiner Kinder jemand aus den neuen Ländern tätig wäre. Eine Bulgarin gibt es. Da gab es auch am Anfang heftige Reibungsverluste, die sich aber mit der Zeit gaben.


    Grüße Enja



  • Da hast du Recht, Hermine
    Das Gewusel wäre wohl etwas unübersichtlich!


    Ich meinte dies auch eher im übertragenen Sinne. Haben Eltern die Möglichkeit zu erfahren, welche Lehrer welche Ausbildung haben?


    Ich denke auch, dass sich die Qualifikation in der Praxis zeigt und nicht auf dem Papier.


    Viele Grüße


    McMoritz

  • Es ist richtig, dass man es häufig gar nicht erfährt, mit welcher Qualifikation die Lehrer an der Schule sind. Vielleicht ist das auch besser so.


    Entscheidend ist doch, was dabei raus kommt. Und das merken wir Eltern sowieso zuerst. Wenn man dann noch bedenkt, dass wir sowieso praktisch keinen Einfluss drauf haben, macht es auch keinen Sinn, solche Infos am Schwarzen Brett anzubringen.


    Grüße Enja

    • Offizieller Beitrag

    Hallo McMoritz


    Zitat

    McMoritz schrieb am 23.04.2005 09:01:


    " Also: Die Ausbildung war anders.
    Am IFL (Grundschullehrer) in der Regel nach Abschluss der 10. Klasse. "


    Das habe ich bisher ehrlich gesagt für üble Nachrede gehalten :)


    Nein, war es nicht. Aber viele haben noch eine Nachqualifikation gemacht, z.B. noch Mathematik ein berufsbegleitendes Studium. Was da nun wie anerkannt wurde, weiß ich aber nicht genau.


    Zitat

    Ich habe in diesem Zusammenhang noch eine Frage: Woher wissen wir Eltern denn, welcher Lehrer welche Qualifikation hat?


    Ich denke wie meine Vorrednerinnen, dass das nicht unbedingt Sinn macht. Ich erzähle nämlich z.B. aus gutem Grund nicht herum, dass ich in der ehemaligen DDR aufgewachsen bin, ich kann mich noch so gut an die herablassenden Blicke und Bemerkungen eines meiner Ex-Arbeitgeber (übrigens ein bekannter Erziehungswissenschaftler) in Bezug auf Ostdeutsche erinnern. Er hat es dann irgendwann mal erfahren, nach 2 Jahren und mich dann sehr mitleidig ausgefragt.
    Ich fänd es blöd, wenn ich z.B. in ein altes Bundesland wechseln würde und es steht dann am schwarzen Brett "in ... ausgebildet". Dann tuscheln vielleicht Eltern und Kollegen hinter meinem Rücken, weil sie glauben, da ist alles anders / die Zensuren werden einem hinterhergeworfen / man ist schlechter ausgebildet.
    Ich habe in meiner Ausbildungsschule mehrere Kolleginnen mit dem IFL-Abschluss (nach der 10. Kl.) und mehrere mit Studium (Abitur und Uni) erlebt. Am Ende liegt es nicht an der Ausbildung, wie gut jemand ist. Manche Kolleginnen ohne Abi waren weitaus geeigneter für die Grundschule als Kollegen mit Hochschulstudium.


    Zitat


    Ein paar Kinder einer Gruppe mochten keinen Kräuterquark, also stellten sie einfach eine Portion Bananenquark mit Honig und eine andere mit Kräutern her. Für dieses problemlösende und kreative Verhalten bekam die Gruppe eine 4


    Dazu kann ich absolut nichts sagen, da mir die näheren Umstände unbekannt sind. Klar ist das kreativ und problemlösend, aber wenn die Zensur z.B. für "Lesekompetenz" oder "Umsetzen eines Rezeptes".... was sollte die Lehrerin geben? Wenn sie konsequent sein will, muss sie das so zensieren. Klar, wenn man mit einer Klasse gut auskommt, kann man dann auch ein Auge zudrücken. Aber so lange das nicht so ist, kann das daneben gehen. Ich würde z.B. in einer der von mir unterrichteten Klassen momentan mit einer ähnlichen Note reagieren. Ich arbeite mit Wochenplänen und die Kinder haben das als Signal für "Hier kann ich machen, was ich will" missdeutet, was auch ein kreatives und erstmal scheinbar problemlösendes Verhalten ist.



    Nächtliche Grüße,
    Conni

  • Zitat

    Conni schrieb am 24.04.2005 00:34:
    Ich erzähle nämlich z.B. aus gutem Grund nicht herum, dass ich in der ehemaligen DDR aufgewachsen bin, ich kann mich noch so gut an die herablassenden Blicke und Bemerkungen eines meiner Ex-Arbeitgeber (übrigens ein bekannter Erziehungswissenschaftler) in Bezug auf Ostdeutsche erinnern. Er hat es dann irgendwann mal erfahren, nach 2 Jahren und mich dann sehr mitleidig ausgefragt.



    Ich staune immer wieder, wie häufig man noch auf solche Vorurteile stößt. Ist aber eigentlich immer ein Zeichen von Ignoranz und erstaunlicher Dummheit, gelle?


    Ich habe in Amerika mal ähnliche Erfahrungen gemacht. Dort wurde ich auch mit so einem leicht mitleidigen Ton gefragt, ob wir in Deutschland denn auch dieses oder jenes hätten. Ein Herr war der Meinung, dass Deutschland doch zum Beispiel überhaupt keine wirklich guten Schriftsteller hätte. Ich habe ihm eine endlose Liste runtergebetet, aber er war nicht zufrieden. Am Ende kam dann: "Neeee, ich meine so richtig gute, berühmte Schriftsteller, so wie Stephen King!" Nun ja ...


    Ich habe ihn dann geschildert, wie wir in Europa fröhlich und unbekümmert in Höhlen leben und abends gemütlich im Kreis sitzen und vom Fußboden essen Dann war Ruhe.


    Diese Vorurteile ziehen andersrum natürlich genau so. Es es auch nicht so angenehm, in den neuen Bundesländern ständig auf deine Herkunft reduziert zu werden.
    Eine Lehrerin underer Schule sagte mal zu einer befreundeten Mutter: "Ich habe eine neue Klasse bekommen - Gott sei Dank sind keine Wessis drin. Die kann ich nicht leiden, die mischen sich ständig ein."


    Ich finde doch gerade die Unterschiede so spannend - der Austausch ermöglicht neue Blickwinkel und Entwicklungen. Das eine oder andere plattzumachen, ohne sich miteinander zu beschäftigen führt zu neuen Mauern.


    Naja, und deshalb beschäftige ich mich jetzt mit dieser Aussage.
    "DDR Lehrer sind die besten." Dass eine so generelle Behauptung nur falsch sein kann, war mir natürlich klar. Nun weiß ich durch eure Infos zumindest ein wenig mehr über die unterschiedlichen Ausbildungsgänge.



    Vielen Dank und viele Grüße


    McMoritz

  • Zitat

    Enja schrieb am 23.04.2005 11:27:
    Es ist richtig, dass man es häufig gar nicht erfährt, mit welcher Qualifikation die Lehrer an der Schule sind. Vielleicht ist das auch besser so.


    Entscheidend ist doch, was dabei raus kommt. Und das merken wir Eltern sowieso zuerst. Wenn man dann noch bedenkt, dass wir sowieso praktisch keinen Einfluss drauf haben, macht es auch keinen Sinn, solche Infos am Schwarzen Brett anzubringen.


    Grüße Enja



    *AmKopfkratz*grübel*


    Ist das wirklich so?
    Wie sieht es denn aus, wenn zum Beispiel Lehrer in Fächern eingesetzt werden, für die sie überhaupt keine Ausbildung haben?
    Oder ist das auch zulässig?



    Viele Grüße


    McMoritz

  • Das ist sowohl zulässig, als auch in Grund-, Haupt- und Sonderschulen sogar üblich.
    Aber ich als Kollegin - da ich in der Integration tätig bin, kriege ich ziemlich viel Unterricht von meinen Kollegen mit - kann keinen Unterschied feststellen im Vergleich studiertes vs. nicht- studiertes Fach. Wenn ich über einen Kollegen nicht Bescheid weiß, kann ich noch nicht einmal anhand seines Fachunterrichts herausfinden, ob er ein dafür ein spezielles Fachstudium hinter sich gebracht hat oder nicht.


    Bei Sonderschullehrern ist es sogar so, dass wir nur ein Unterrichtsfach studieren (in manchen Bundesländern zumindest), aber dennoch zwei Fächer im Referendariat haben müssen. (Danach unterrichtet man als Klassenlehrer so ziemlich alles.) Und bei mir war es dann im Ref. sogar so, dass ich in meinem nicht-studierten Fach die bessere Note als in meinem studierten Fach hatte.
    Ich will jetzt nicht sagen, dass ich grundsätzlich in meinem studierten Fach schlechter unterrichte, aber ob man ein guter Lehrer ist, hängt von sovielen anderen Dingen ab, dass das Fachstudium in meinen Augen kaum ausschlaggebend ist und nicht als Gradmesser der Qualifikation dienen kann.


    Gruß
    Mia

    Man soll denken lehren, nicht Gedachtes.
    (Cornelius Gustav Gurlitt)

    Einmal editiert, zuletzt von Mia ()

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