"Falsche" Rechtschreibung anbieten in einer 3. Klasse?

  • Hallo,
    hatte vor etwa einem Jahrzehnt Deutsch studiert und als Fach im Referendariat. Damals hieß es, dass Kinder, die Rechschreibung erlernen, nicht mit falschen Wortbildern konfrontiert werden sollen.
    Nun begegnete mir folgender Fall:
    die Lehrer einer benachbarten Grundschule lassen in einer 3. Klasse Kinder die gängingen Rechtschreibfehler verbessern.
    Es wurden zunächst richtige Wortbilder angeboten zum Einüben fürs Diktat.
    Nun kurz vor dem Dikat, nach einer mehrstündigen Übungsphase, bekommen die Kinder täglich in der Endphase der Übung falsche Sätze wie:


    Am Nachmitag triefft Paul fiele Freunde. :staun:


    Die Kinder müssen nun anhand der angegebenen Fehlerzahl (in diesem Fall 3 Fehler im Satz) die Fehlerstellen finden und die Wörter richtig schreiben. Sie sollen außerdem argumentieren können, warum diese Wörter falsch geschrieben wurden.


    In der Rechtschreibarbeit soll die Rechtschreibung nach dem Diktat unter anderem auch durch solche Aufgaben überprüft und benotet werden.


    Bin ich nicht mehr Up-to-date? Gibt es neue Forschungen die sagen, dass dies die Rechtschreibleistung fördert?


    Leider begegnet mir über mein eigenes Kind, das in dieser Klasse unterrichtet wird, das offensichtliche Beispiel, dass diese Übungen mehr verwirren als Rechtschreibung festigen. Mein Kind schrieb nach einigen Tagen Übung Nachmittag nicht mehr falsch aber nach einer intensiven Hausaufgabe auf einem Blatt voller Fehler schreibt es wieder viel mehr Fehler im Übungsdiktat (z.B. wieder Nachmitag und fiele). Wir können wieder bei null mit dem Üben anfangen. Interessanterweise übernimmt mein Kind genau die Fehler aus dem Fehlertext, das es zu Beginn der Dikatübung gemacht, aber inzwischen abgelegt hat, und schreibt nun wieder genau diese Wörter falsch.


    Versuchte als Kollegin zu argumentieren und bat solche Aufgaben zur Differenzierung nur rechtschreibstarken Kindern anzubieten doch bisher ohne Erfolg.
    Es heißt das Lehrwerk fordere solche Aufgaben schon ab Klasse 2 und in der VERA Arbeit müssten Schüler in einem halben Jahr nun auch solche Aufgaben lösen können.


    Frage an euch: Was sind eure Erfahrungen? Gibt es Forschungen die belegen, dass man über falsche Wortbilder sicherer in der Rechtschreibung wird? Liegt es nur an meinem Kind, das momentan im mittleren Bereich in der Rechtschreibung anzusiedeln ist, dass es solche Aufgaben nicht gut schaffen kann?


    Bin gespannt auf eure Erfahrungen und euren Umgang mit solchen Aufgabenstellungen (vor allem zur Lestungsabfrage / Note).


    Allen schon mal ein herzliches Dankeschön fürs Antworten.


    Ich halte diese Aufgaben für bedenklich. Schwache / mittlere Schüler sind mit dieser Art von visuellem Anbieten von Falsch Geschriebenem völlig überfordert. So prägen sich erneut Fehler ein.

  • Ich unterrichte momentan Deutsch in einer 3. Klasse.


    Im Sprachbuch war eine solche Aufgabe, ich habe sie als Hausaufgabe gegeben. Es war ein kurzer Text, in dem einige Fehlerwörter waren, allerdings waren diese unterstrichen. Die Aufgabe war, die unterstrichenen Wörter im Wörterbuch nachzuschlagen und den Text dann mit den korrekten Wörtern abzuschreiben. Nur ein Schüler der Klasse hat es geschafft, die Aufgabe fehlerfrei zu lösen. Die schwächsten Schüler schrieben den Text MIT den falschen Wörtern ab. Morgen werde ich herausfinden müssen, ob diese die Aufgabenstellung nicht verstanden haben. Allerdings stelle ich momentan fest, dass es für die Schüler ohnehin eine große Herausforderung ist, einen Text fehlerfrei abzuschreiben. Wenn sie dann auch noch mit falschen Wörtern im Text zu kämpfen haben, sind viele offensichtlich überfordert.


    Ich werde eine solche Aufgabe nicht mehr einsetzen.

  • Zitat mellifera :

    Zitat

    Ich halte diese Aufgaben für bedenklich. Schwache / mittlere Schüler sind mit dieser Art von visuellem Anbieten von Falsch Geschriebenem völlig überfordert. So prägen sich erneut Fehler ein.

    Ich halte solche Aufgaben für schlimmer mehr als nur bedenklich ! Bedenklicher halte ich die Tatsache, dass man für diesen pädagogischen Unsinn in den Schulen Raum gibt. Noch viel bedenklicher finde ich es, dass die (Pseudo-) Pädagogen, die so die so einen Unsinn an ihrem Elfenbeinturm-Schreibtisch kreieren, straffrei davonkommen, wenn es mit dem Lesen und Schreiben in der nächsten Generation noch viel schlimmer wird als es jetzt ist.


    Ich frage mich sowieso, ob die Elfenbeinturmpädagogen überhaupt etwas von Schule/Kindern verstehen. 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Geehrter Elternschreck, der hier verlinkte Artikel von Konrad Paul Liessmann, "Analphabetismus als geheimes Bildungsziel" wird sicherlich auf Deine volle Zustimmung stoßen. Immer-noch-Anhänger (zeitgeistiger vielleicht besser: Anhängerinnen) der Reichen-Methode sehen das vielleicht anders:



    http://www.faz.net/aktuell/feu…us-als-ziel-13167836.html

  • Sag ich doch, geehrter magister99 ! Einfach nur schlimm !


    Ich bin mal gespannt, wie die pädagogisch Verantwortlichen/Mitläufer etc. sich nach ein paar Jahrzehnten herausreden werden, wenn unsere Gesellschaft nur noch aus Analphabeten bestehen wird. Aber wahrscheinlich sind die dann alle vom Acker oder können sich dann an nichts mehr erinnern. 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Fehlertexte find ich vollkommen in Ordnung.
    Die Kinder prägen sich nicht diese sogenannten Wortbilder nicht langfristig ein.
    Unsere Arbeit im Rechtschreibunterricht wäre dann ja auch sehr einfach, wenn es denn so wäre:
    Wir würden die Kinder als einzige Übungsform dann einfach seitenweise Texte abschreiben lassen in der Hoffnung, die Kinder prägen sich so die korrekte Schreibung der Wörter an. So einfach ist es aber nicht.
    Und jeder Elternteil oder Lehrer kennt das ja auch: Wenn man mit Lernwörtern arbeitet und die in der x-ten Übung immer wieder trainiert hat und das Kind schreibt sie zwei Monate später doch wieder falsch...
    (Es mag sicherlich Kinder geben, die als (ich nenne es mal ruhig:) visuelle Lerntypen in der Lage sind, sich Wörter auf diese Weise einzuprägen - das sind auch die Kinder, die durch viel Lesen eine Verbesserung der RS-Leistung erzielen. Gerade diesen Kindern schaden aber trotzdem die Fehlertexte nicht (und es schleift sich auch die Falschschreibung im Anfangsunterricht nicht ein). Im Gegenteil: Diese Kinder sind stets die Top-Rechtschreiber der Klasse).


    Um aber bei der erwähnten Kollegin zu bleiben:
    Du hast leider nicht erwähnt, wie mit den nicht erkannten Fehlern umgegangen wird.
    Müssen die in der Berichtigung aufgearbeitet werden?


    Diktate selber sind bei uns als Form der Leistungsmessung glücklicherweise abgeschafft, da sie überhaupt nicht den Leistungsstand der Kinder wiedergeben.
    Die Kinder haben die Wörter zuvor auswendig gelernt.. Toll! Das Ganze wurde kurzfristig im Diktat dann abgerufen, in anderen Zusammenhängen konnten die wenigsten Kinder die zuvor erlernten Begriffe kurze Zeit später richtig schreiben.


    Nomegusta hat Recht, für schwächere Kinder kann das sehr überfordernd sein.


    Ich bin kein Sommer-Stumpenhorst-Anhänger.
    Aber in diesem System werden die Fehlertexte einigermaßen sinnvoll eingesetzt:
    Die Sch. befinden sich in auf einer bestimmten Niveaustufe und arbeiten dann individuell an mehreren Übungsformen daran.
    Wenn ein Kind dabei ist, sich die Groß-Kleinschreibung zu erarbeiten, dann bekommt es auch einen Fehlertext und soll dort etwaige Falschschreibung finden.

  • Als Vorbereitung und Übung für ein Diktat halte ich solche Fehlersätze tatsächlich für ungeeignet, da ich mir gut vorstellen kann, dass schwache Schüler dadurch zu sehr verwirrt werden.


    Generell finde ich es aber erstrebenswert, dass Kinder eine Fehlersensibilität entwickeln und eben auch Fehler in einem Text korrigieren können.
    Sei es mit Hilfe des Wörterbuchs oder durch Nachdenken / Begründen.
    Allerdings sollten die Fehler der jeweiligen Rechtschreibstufe entsprechen.


    Eine zeitlang hieß es ja immer, man solle bloß kein falsch geschriebenes Wort an die Tafel bringen, da die Kinder sich das einprägen.
    Das ist, wie im Beitrag über mir ja schon steht, totaler Quatsch.

    • Offizieller Beitrag

    Mir wurde im Referendariat vor 15 Jahren auch mal gesagt, dass man das nicht machen dürfe. Damals gab es schon genug Stimmen, die gesagt haben "ist okay".


    Wie schon mehrfach geschrieben wurde - dass die Kinder sich dadurch die falsche Schreibweise einprägen, ist keine wirkliche Gefahr. Der Vorteil (auch kurz vorm Diktat) ist vielmehr, dass die Kinder einen Blick dafür bekommen, ob ein Wort falsch geschrieben ist. Sie glauben nicht mehr blind jedem Gekritzel, sondern lernen, gezielt hinzuschauen und "abzuwägen".


    Macht also schon Sinn.


    kl. gr. frosch

  • Wir können wieder bei null mit dem Üben anfangen. Interessanterweise übernimmt mein Kind genau die Fehler aus dem Fehlertext, das es zu Beginn der Dikatübung gemacht, aber inzwischen abgelegt hat, und schreibt nun wieder genau diese Wörter falsch.


    Versuchte als Kollegin zu argumentieren und bat solche Aufgaben zur Differenzierung nur rechtschreibstarken Kindern anzubieten doch bisher ohne Erfolg.
    Es heißt das Lehrwerk fordere solche Aufgaben schon ab Klasse 2 und in der VERA Arbeit müssten Schüler in einem halben Jahr nun auch solche Aufgaben lösen können.


    Ich finde dein Verhalten bedenklich. Wieso müssen denn "wir" mit dem Üben "bei null" anfangen? Soll das heißen, dass du die Lernfortschritte deines Kindes ständig überwachst und ständig daneben sitzt, wenn es lernt?


    Noch schlimmer finde ich, "als Kollegin" der Lehrerin deines Kindes ins Handwerk zu pfuschen. Würdest du das umgekehrt dulden, wenn dir jemand sagt, wie du bitte deinen Unterricht zu machen hast und es dann als "Erfolg" angesehen würde, wenn du diesen Vorschlägen folgst? Du untergräbst mit diesen Aktionen auch das Vertrauen deines Kindes zur Lehrerin (ich vermute jedenfalls, dass dein Kind mitbekommt, was du tust, mehr oder weniger direkt). Dürfen Lehrerinnen ihre Erfahrungen nicht selbst machen? Können sie übrigens nicht, wenn die Eltern daheim alle Fehler korrigieren, indem sie mit ihren Kindern "bei null anfangen".


    Unterrichtest du wirklich an einer Grundschule - dann müsstest du das Lehrwerk (Was meinst du genau? Das Unterrichtsbuch? Das liegt dir doch vor, schau doch rein. Oder meinst du vielleicht den Lehrplan?) und VERA doch kennen?! Wieso fragst du dann hier?


    Ich wäre an deiner Stelle einfach mal etwas gelassener. Dein Kind kann tatsächlich auch von anderen Leuten als seiner Mutter etwas lernen, da musst du auch nicht ständig drauf aufpassen. Und Methoden werden sowieso überbewertet.

  • Was soll denn die Diskussion darum? Soll Mami morgen in der Schule erzählen "die im Lehrerforum haben auch..."


    Wenn mir Eltern erzählen wollen, was ich wie im Unterricht zu machen habe, würde ich denen was husten.
    Auch wenn die vor 10 Jahren mal mein Fach studiert haben.


    Lass dein Kind Fehler machen und gut.

  • Hallo,
    erst einmal vielen Dank für eure ausführlichen Antworten.


    Unterrichtest du wirklich an einer Grundschule - dann müsstest du das Lehrwerk (Was meinst du genau? Das Unterrichtsbuch? Das liegt dir doch vor, schau doch rein. Oder meinst du vielleicht den Lehrplan?) und VERA doch kennen?! Wieso fragst du dann hier?

    Zu Piksieben: Ja ich unterrichte an einer GS. Schau dir bitte noch mal meine geschriebenen Sätze an. Ich fragte nicht, ob das Lehrwerk (damit meinte ich das Schulbuch samt dazu gehörendem Sprach-Arbeitsheft, Grammatikbuch, Lesebuch: so etwas nenne ich Lehrwerk) und VERA solche Aufgaben anbieten. Ich versuchte in meinem Satz mit VERA zu zitieren, was mir in dieser Schule gesagt wird.


    Ja, ich sah es in der Tat selbst, dass in diesen Büchern und Arbeitsheften meines Kindes solche Aufgaben verlangt sind. Doch dies beißt sich mit dem, was mir im Studium im Fach Deutsch vermittelt wurde. Außerdem wurden in den VERA Arbeiten, die ich mit meinen Klassen schrieb, solche Fehlersätze nicht den Schülern angeboten. Da man aber jedes 2. Jahr VERA schreibt, hatte ich evtl auch nicht die VERA Arbeiten vorliegen, die die Kollegin hat. Ferner hatte ich zuletzt kein Deutsch und korrigierte keine VERA D sondern VERA M.


    Finde ich nicht so gut, dass man hier misstrauisch angegangen wird, ob man wirklich Lehrer ist, nur weil man mal nicht die Meinung eines Kollegen teilt. Jeder wird im Beruf auf Meinungen stoßen, die er hinterfragt oder die ihm seltsam erscheinen. Oder machst du das nicht, wenn du mich dafür kritisierst?


    Wolfgang Menzel meinte in Praxis Deutsch Heft 142 "Diktieren und Diktiertes aufschreiben", dass Fehler nicht angestrichen werden sollten. Das Heft ist älter, ich benutzte es damals für die Vorbereitung aufs 2. Examen; deswegen wollte ich wissen, ob ich mittlerweile völlig daneben liege und ob ihr nun neuere Forschungen kennt. Korrigierte jahrelang nach Menzels Tipp aus dem Praxis Deutsch Heft so, rechtschreibschwachen Schülern den richtigen Text bzw richtige Satzbausteine zur Verbesserung anzubieten und unterstrich nie das Falsche, damit sich nicht noch einmal der Augenmerk der Kinder auf die Fehler richtet. Bot auch nie Fehlerwörter an sondern stets das richtig geschriebene Wort. Sowohl bei der Diktatvorbereitung als auch bei der Korrektur.


    Ja, eine Sensibilität gegenüber Fehlern und eine Selbstkorrektur sind bestimmt anzubahnen. Aber schon in Klasse 3? Habe und hatte immer eine 3. und 4. Klasse und wäre in dieser Klassenstufe nicht auf die Idee gekommen, falsch Geschriebenes vorzulegen, weil davor in meiner Ausbildung gewarnt wurde. Solch junge Kinder galten als "Rechtschreibneulinge". Meine Frage war, ob sich mittlerweile nach etwa einem Jahrzehnt nun solche Dinge gravierend verändert haben und wie ihr in der Praxis mit so etwas umgeht. Ich als Schülerin wurde mit derartigen Korrekturaufgaben im Gymnasialalter konfrontiert. Ich denke nicht, dass bei uns damals in der Schule in unserer Schulzeit alles falsch gemacht wurde. Wir können ja heute auch Texte auf Fehler überprüfen.


    Mache mir Sorgen, wenn ich sehe, wie mein Kind nun schreibt und durcheinander kommt. Nein, ich wache nicht ständig über den Aufgaben meines Kindes. Aber in Deutsch versuche ich zu helfen, da sich mein Kind zumindest in der Rechtschreibung noch etwas schwer tut. Ist es nicht wünschenswert, dass sich die Eltern auch für die Schule, für das was in der Schule gearbeitet wird und wie gearbeitet wird interessieren? Blöde Situation, wenn man selbst schon früher mehrfach eine 3. Klasse hatte. Anscheinend darf man dann nach der Meinung einiger weniger hier dann nicht hinterfragen, was so gemacht wird bei den Kollegen.


    Laut der Lehrer meines Kindes wird täglich ein Satz im Deutschunterricht falsch an die Tafel geschrieben und die Fehler sollen analysiert werden und es soll u.a. mit der Fresch-Methode argumentiert werden, warum etwas falsch ist. Fürchte, wenn ich mir meine 3. und 4. Klässler so anschaue, dass die meisten von ihnen damit überfordert sind. Warum schreibt man "viele" mit "V" und nicht mit "F"? Wie bitte sollen hier Kinder argumentieren können? Bei vielem kann man mit der Silbenmethode oder dem Verlängern der Wörter argumentieren aber nicht bei allen Wörtern. Warum bietet man Kindern solche Fehler überhaupt an?
    Bestimmt bleiben nicht bei allen Kindern solche Fehler hängen. Vielleicht eher bei visuellen Lerntypen. Leider stellte ich dies bei meinem Kind zuhause fest.


    Ich finde es interessant, dass so unterschiedlich mit diesem Thema umgegangen wird.


    Es gibt ja hier auch unterschiedliche Ansätze und es war sehr bereichernd zu lesen, was ihr hier über eure Erfahrungen schreibt. Es gibt doch durchaus Kollegen hier, die ähnlich skeptisch einem derartigen Umgang mit Fehlern gegenüberstehen.


    Danke für die vielen Antworten.

  • Ich arbeite im RS-Unterricht sehr gern mit Falschschreibungen.
    Wenn ich z.B. die RS-Regel "Nach l,n,r steht nie tz und nie ck" einführe, dann schreibe ich das Wort "Krantz" an die Tafel, und lasse erörtern, gegen welche Regel verstoßen wurde und wie das Wort demnach richtig geschrieben wird.

  • @mellifera
    Ich finde das echt nicht schlecht, was die Lehrerin da macht.
    Ein Ritual, in dem im "Satz des Tages" bestimmte Rechtschreibphänomene wieder und wieder thematisiert werden...
    Ich wünschte, ich könnte das auch so machen (ja, ja , ist auch eine Zeitfrage, wenn ich sehe, wieviel in Klasse 3 und 4 Zeit für Rechtschreibung übrig bleibt...).
    Die Lehrerin bietet den Kindern auch Wörter mit "v" an, weil sie ganz einfach zumeist Merkwörter sind (abgesehen von Wörtern mit der Vorsilbe ver- und selbst diese muss man die Kinder wieder und wieder konfrontieren ).
    Die Kinder schreiben wohl diese Wörter ja auch nicht falsch ab, vielleicht den Satz in korrigieter Form und markieren die Merkstellen oder so...


    Ist nicht persönlich gemeint, aber irgendwie habe ich den Eindruck, dass die Methoden gerade im Rechtschreibunterricht dann in Frage gestellt werden, wenn das Kind keine befriedigenden Leistungen bringt.

  • Laut der Lehrer meines Kindes wird täglich ein Satz im Deutschunterricht falsch an die Tafel geschrieben und die Fehler sollen analysiert werden und es soll u.a. mit der Fresch-Methode argumentiert werden, warum etwas falsch ist. Fürchte, wenn ich mir meine 3. und 4. Klässler so anschaue, dass die meisten von ihnen damit überfordert sind. Warum schreibt man "viele" mit "V" und nicht mit "F"? Wie bitte sollen hier Kinder argumentieren können? Bei vielem kann man mit der Silbenmethode oder dem Verlängern der Wörter argumentieren aber nicht bei allen Wörtern. Warum bietet man Kindern solche Fehler überhaupt an?
    Bestimmt bleiben nicht bei allen Kindern solche Fehler hängen. Vielleicht eher bei visuellen Lerntypen. Leider stellte ich dies bei meinem Kind zuhause fest.


    Ich mache genau das und fange damit sogar schon im 2. Schuljahr an. Meine Falschschreibungen sind allerdings gezielt so ausgewählt, dass sie mit den Rechtschreibstrategien nach Fresch gefunden werden können. Im 2. Schuljahr nutze ich nur die bereits eingeführten Strategien. Die Kinder werden für Falschschreibungen sensibilisiert und wiederholen an Beispielen regelmäßig die Strategie die sie nutzen müssen. Die Kinder sind hochmotiviert, die Fehler zu finden und mir zu beweisen, dass meine Schreibung falsch ist. Unter jeden gefundenen und verbesserten Fehler hefte ich an die Tafel das Symbol für die genutzte Rechtschreibstrategie. Diese systematische, gemeinsame Kontrolle und Verbesserung gelingt ihnen nach und nach auch in ihren eigenen Texten. Im Heft benutze ich, besonders für schwache Rechtschreiber, dieselben Symbole als Stempel. Dann weiß das Kind, welche Strategie es zum Verbessern nutzen kann.

  • Soweit mir bekannt ist, ist viele mit v ein Merkwort (M) Und das zählt auch zu den Strategien.
    20% aller Wörter sind Merkwörter. Die muss man sich merken, weil keine der anderen Strategien dazu passt.

  • Ich arbeite auch (u.a.) nach der Freschmethode und finde sie sehr gut. In der Regel lasse ich die Kinder jedoch selber anschreiben und überlege dann mit ihnen, ob es richtig oder falsch geschrieben wurde. Entweder begründen sie nun warum es richtig ist (z. B. "Durch die Verlängerung höre ich, dass am Ende ein "D" stehen muss.") oder warum es falsch ist.


    Bei der Korrektur von Texten markiere ich bei Kindern mit LRS die Wörter und setze das Zeichen daneben. In der Regel gelingt es ihnen dann, ihre eigenen Wörter zu korrigieren. Nach einem Diktat oder einer KA können im Plenum häufige Fehlerwörter gesammelt und besprochen werden.


    Ich würde allerdings ganz langsam vorgehen. Es ist eine große Leistung für die Kids, einen Text richtig abzuschreiben, Fehlerwörter zu finden, alle Freschmethoden (oder andere) anzuwenden und dann das korrigierte Wort in den Abschreibtext einzufügen. Eine Differenzierung wäre hier sicherlich ratsam. So könnten einige Kinder z. B. nur Fehlerwörter korrigieren. Weiterhin würde ich in einem Text nur lautgetreue Fehlerwörter markiert einfließen lassen, die sie alle mit der Silbenmethode entdecken können. Wenn dieses Verfahren absolut gefestigt ist, käme die nächste Stufe: Ein Text mit markierten Fehlerwörtern, die alle durch Verlängern korrigierbar sind usw. Und wenn ein Kind dann alle Verfahren beherrscht gäbe es erst einen Text, der alle die oben genannten Ansprüche an das Kind stellt.


    Aber um abschließend auf deine Frage einzugehen. Auch ich habe im Ref vor 4 Jahren noch gelehrt bekommen, dass man als Lehrer nie das Negativbeispiel sein soll.

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