Vor lauter Terminen kaum Zeit für Unterrichtsvorbereitung

  • Ich unterrichte mit vollem Deputat an einer Berufsbildenden Schule.
    Normalerweise bin ich eine zufriedene Lehrerin, die ihre Arbeit macht und sich schnell wieder abregen kann, wenn etwas quer läuft.
    Meine nächste Arbeitswoche irritiert mich aber nun doch: Ich habe so viele schulische Termine, dass ich gar nicht weiß, wann ich meinen Unterricht vorbereiten soll.
    Montag: 8 Unterrichtsstunden am Stück
    Dienstag: vormittags durchgehend Unterricht, dann direkt eine Konferenz, die erfahrungsgemäß bis zum sehr späten Nachmittag gehen wird
    Mittwoch: vormittags unterrichtsfrei, nachmittags eine weitere Konferenz
    Donnerstag: Exkursion mit einem Bildungszweig von ca. 7-23 Uhr
    Freitag: eingeteilt für Messedienst (Werbung für unsere Schule auf einer Bildungsmesse) von 9-16 Uhr plus insgesamt ca. 2-3 Stunden An-/Abfahrt
    Samstag: nochmal eingeteilt für Messedienst von 9-16 Uhr plus insgesamt ca. 2-3 Stunden An-/Abfahrt


    Die Woche drauf hab ich 24 Stunden Unterricht und habe drei Tests sowie zwei Klausuren angesetzt (ging nicht anders wg. der kurzen Zeit bis zu den Herbstferien und wegen des Unterrichtsausfalls durch Exkursion und Messe). Nun frag ich mich: Wann soll ich'n eigentlich meinen Unterricht planen bzw. meine Tests und Klausuren vorbereiten??
    Nebenbei hab ich übrigens auch noch ein zehnjähriges Kind...


    Ich möchte morgen mit einem Vertreter der Schulleitung deswegen sprechen (die Exkursions- und Messetermine wurden mir allesamt per Mail "aufgedrückt") und davor wüsst ich gern von euch:


    Welche er o.g. Termine sind KEINE Pflichttermine? Klar, meinen Unterricht oder die Konferenzen sind selbstverständlich, aber darf ich zu einer solch langen Exkursion verdonnert werden und muss ich unsere Schule auf einer Messe vertreten?


    Vielen Dank für eure Hilfe! :_o_)

  • Das kann passieren, dass man so viele Termine hat, dass man an die Wand gedrückt wird; jedes Halbjahr hat hochaktive Phasen. Da muss man den Unterricht auch mal frei improvisierend aus dem Stegreif oder mit Ultrakurzvorbereitung machen können. Das gehört zur Berufskompetenz.


    Gute Nachricht - Erfahrung hilft genau so wie ein gut organisiertes Materialarchiv, weil man ständig ein gutes Methodenrepertoire präsent hat. Man braucht natürlich auch gutes Fachwissen (zumindest in meinen Fächern), um mal so im Vorbeigehen das Relevante aus einer Quelle oder aus einem Text herauszuholen, ohne großartig was nachschlagen zu müssen.


    Nele

  • Ich habe auch Englisch und Französisch und mache aus meiner Arbeitsbelastung kein Geheimnis mehr. Zu Konferenzen habe ich immer Arbeit dabei, die ich erledige, während die Konferenz läuft. So kriege ich z. B. Vokabeltests korrigiert, mache schriftliche Notizen für die Stundenvorbereitung, (die ich dann im Unterricht auf einem Zettel vor mir liegen habe), und ich lese und markiere ausgedruckte Texte, die ich für Klausuren oder den Oberstufenunterricht vorbereite.
    Ja, meine Aufmerksamkeitsfähigkeit für die Konferenz ist dann stark reduziert, aber das ist der Preis, den es kostet. Nur weil die Konferenz Arbeitszeit bedeutet, wird mir die andere Arbeit ja schließlich nicht erlassen. Und das Argument, die andere Arbeit doch auf andere Zeiten zu verschieben, zieht ja nicht mehr, wenn die anderen Zeiten schon voll mit Arbeit sind.
    Eigentlich halte ich nichts vom Multitasking - man macht dann mehrere Dinge gleichzeitig gleich schlecht. Aber das ist der Preis, den es kostet. Nicht meine Schuld.
    Zusätzliche Nachtschichten kann ich nicht mehr, dafür wird man irgendwann zu alt.
    Seufze, und organisier dich. Anders geht's nicht.
    Wenn du auf der Messe Arbeit dabei hast, die du erledigst, kann es zwar sein, dass es Missfallen erregt. Aber der Chef/die Chefin wird dich dann sicher nicht noch mal mit der Messepräsenz betrauen.
    Im Notfall: gehe an einem 8-Stunden-am-Stück-Unterrichtstag nach der zweiten Stunde mit starker Übelkeit nachhause. Das schafft auch ein bisschen Zeit. Dafür musste ich auch keine ärztliche Bescheinigung bringen, weil ich ja keinen ganzen Tag gefehlt habe.


    putzi

    "I think it would be a great idea." (Mohandas Karamchand Gandhi when asked what he thought of western civilization)


  • Im Notfall: gehe an einem 8-Stunden-am-Stück-Unterrichtstag nach der zweiten Stunde mit starker Übelkeit nachhause. Das schafft auch ein bisschen Zeit. Dafür musste ich auch keine ärztliche Bescheinigung bringen, weil ich ja keinen ganzen Tag gefehlt habe.


    Spitze. Und andere Kollegen, die genau dieselbe Arbeitsbelastung haben, dürfen dann noch mehr arbeiten, weil du beschlossen hast blau zu machen. Gratulation, super Vorgehensweise und klasse Handlungsempfehlung.

    Warum Trübsal blasen, wenn man auch Seifenblasen kann?

  • Soll ich lieber vor deren Füßen zusammenbrechen? Das hatte ich schon. War auch keine Lösung.


    Übrigens habe ich nicht, wie du es auzudrücken beliebst, "blaugemacht", sondern bin nachhause gegangen und habe gearbeitet.

    "I think it would be a great idea." (Mohandas Karamchand Gandhi when asked what he thought of western civilization)

    2 Mal editiert, zuletzt von putzmunter ()

  • Ich mache keine Nachtschichten. Nachts schlafe ich, alles andere ist ungesund. Die Sache ist klar - es gibt eine begrenzte Gesamtarbeitszeit, wie weit die über die vorgesehenen 41 Stunden (inklusive Ferienverrechnung) hinausgeht, ist Sache der individuellen körperlichen Leistungsfähigkeit und des Idealismus respektive der persönlichen Dummheit.


    Die für die Arbeitszeit, die für die Zahl der anliegenden Aufgaben aufgewendet werden kann, ist eben begrenzt. Das ist eine einfache Bedarfs- und Kostenrechnung. Wenn ich für Unterrichtsvorbereitung nur 25 Minuten Zeit habe, dann kann ich ohne schlechtes Wissen eben nur 25 Minuten aufwenden. Die Qualität der Arbeit misst sich eben an den verfügbaren Möglichkeiten, wie jeder Profi weiß.


    Nele

  • Ich hatte die Nachtschichten früher auch - oder besser gesagt die verkürzten Nächte, in denen ich grade so auf sechs Stunden gekommen bin - wobei ich zugegebenermaßen auch abends leistungsfähiger war als am (frühen) Nachmittag, da musste ich mich meist vom anstrengenden Vormittag erholen; ihr wisst schon, den Teil mit diesen vielen Kindern und so 8)


    Heute ist das alles viel entspannter, 90% meiner Vorbereitung (≠Korrekturen!) schaffe ich inzwischen in meinen Hohlstunden.


    Das liegt an zwei Dingen:
    1. Habe ich mein in den letzten Jahren erstelltes Unterrichtsmaterial, auf das ich zurückgreifen kann. Und zwar (und das kostete fast genauso viel Mühe wie das Erstellen selbst) gut sortiert, so dass ich in kurzer Zeit finde, was ich suche.


    2. Meiner besseren Langzeitplanung - früher habe ich den Unterricht für Mittwoch am Dienstag geplant. Heute kann ich besser abschätzen, was ich in einer Woche unterrichten werde und entsprechendes Material herauskramen, kopieren und ordnen. Wenn ich in der/den Stunde(n) davor dann doch nicht so weit komme, unterrichte ich es eben nicht in der Dienstagsstunde, sondern in der Donnerstagsstunde - was soll's. Umsonst vorbereitet habe ich es sicher nicht.


    3. Ich kann besser improvisieren - Tafelanschriebe habe ich zwar oft vorbereitet (gerade in den doch eher strukturierten Naturwissenschaften), kriege sie aber auch spontan gut hin und dehne eine ausführliche Hausaufgabenbesprechung mit weiterführenden Aufgaben auch mal ungeplant auf eine ganze Stunde aus (in Deutsch) - und diese Stunden sind vom Effekt her oft viel nützlicher als die Stunden vor ein paar Jahren, bei denen ich mich streng an meinen sauber vorbereiteten Verlaufsplan hielt.


    Wenn du also weißt, dass du nächste Woche keine Zeit hast: Improvisiere.
    Wenn dir das (noch) nicht liegt: Bereite die Stunden jetzt schon vor. Überlege, wie weit du diese Woche kommst und welche Themen nächste Woche dran sind.
    Wenn es trotzdem anstrengend wird: Denk daran, es wird jedes Jahr leichter :aufgepasst:

  • ...eine Konferenz, die erfahrungsgemäß bis zum sehr späten Nachmittag gehen wird


    Zu Beginn der Konferenz einen Antrag stellen, dass das Ende auf eine bestimmte Zeit festgelegt wird und vor zukünftigen Konferenzen in der Einladung verbindlich ausgewiesen wird.


    die Exkursions- und Messetermine wurden mir allesamt per Mail "aufgedrückt"


    Bei Mails entscheidest du, ob und wann du die bearbeitest und was du antwortest. So handhabe ich das jedenfalls.


    Grüße
    Steffen

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

    • Offizieller Beitrag

    ich möchte noch mal auf Ummons Tipp mit der mittelfristigen Vorbereitung eingehen:
    im letzten Schuljahr hatte ich mir auch angewöhnt, die ganze Woche am WE vorzubereiten. Inkl. Arbeitsblätter und Vokabelabfragen. Klappt super, und die Woche ist wesentlich entspannter! Das führe ich in diesem Schuljahr fort, und seither nerven mich Termine nicht mehr so sehr. Am WE bleibt übrigens immer noch genügend Zeit für Unternehmungen. Und falls mal ein ganzes WE privat verplant ist, bereite ich eben am Mittwoch/Donnerstag die kommende Woche vor.
    Hauptkampfzeiten sind erfahrungsgemäß immer im November und Mai. Die Hektik vor den Zeugnissen hält sich an meiner Schule in Grenzen.
    Deinen freien Vormittag nutzt du wahrscheinlich eh schon für Vorbereitungen ?

  • Ich bereite meinen Unterricht auch am Wochenende vor, teilweise sogar für zwei Wochen.


    Ich finde es ehrlich gesagt unverschämt, dass man dir so viel aufgedonnert hat. Exkursion ist okay. Die wirst du machen müssen. Aber die Messetermine, da würde ich gegen vorgehen. Zumal das auch völlig gegen das Arbeitsschutzgesetz (heißt das so?) verstößt. Da heißt es, dass zwischen Arbeitsende und Beginn 11 Stunden liegen müssen.
    Ich würde an deiner Stelle ganz klar darauf hinweisen. Falls dein Chef sich hier nicht einsichtig zeigt, wirst du durch die Exkursion krank.
    Ein Tag Messe könnte ich im Notfall noch verstehen. Aber es gibt doch bestimmt auch noch andere KOllegen.

  • Dankeschön für die bisherigen Beiträge. Nun weiß ich zumindest mal, wie flink und effektiv manche vorbereiten. :respekt:


    Ich bin leider noch nicht so lange im Beruf und habe dieses Jahr außerdem zwei neue Schulformen bekommen, sodass ich auf wenig Material zurückgreifen kann.
    Für die Klassen, die ich schon länger unterrichte, habe ich eine gut sortierte, aber leider noch nicht allzu reichhaltige Materialsammlung.
    Lange Rede, kurzer Sinn - mit meiner Organisation hab ich keine Probleme, ich komm normalerweise gut zurecht.
    Auch an meiner Motivation ist nicht zu zweifeln, davon hab ich (noch) genug. :thumbup:


    Mir ging's mehr drum, ein paar Argumente zu sammeln, die ich morgen in das Gespräch mit dem Abteilungsleiter im Hinterkopf mitnehmen kann.
    Sowas wie:

    Zitat

    Gerne mehr davon! :klatsch: :danke:

  • Mit dem Personalrat hab ich heute gesprochen; die Messebesuche wären keine Dienstpflichten, sondern freiwillig, aber ja auch in unserem eigenen Interesse, weil wir so Schüler fürs nächste Schuljahr werben und somit ggf. einen Bildungsgang und somit unseren Arbeitsplatz retten können.


    Ich hab's jetzt so gemacht, dass ich AL (, der mich dann zum SL schickte...) und SL freundlich drum gebeten hab, ob sie mir bei der Lösung des Problems behilflich sein könnten, dass ich nächste Woche zu viele Termine habe, davon einen, bei dem zwischen Arbeitsende Tag A und Arbeitsbeginn Tag B gerade mal sieben Stunden liegen. Nun wurde mir die Teilnahme an der Exkursion erlassen. :thumbup:
    (wobei ich 1000x lieber an der Exkursion als an den Messebesuchen teilgenommen hätte...)

  • Man kann doch seine Unterrichtsvorbereitung während der Herbstferien machen, wenn man da nicht gerade Urlaub angemeldet hat und weg fährt. Ferien sind nämlich eigentlich Arbeitszeit fürs Vorbereiten, Nachbereiten usw. usw.

  • Hallo Marie,


    klar nutze ich meinen unterrichtsfreien Mittwochvormittag fürs Vorbereiten - aber 24 Unterrichtsstunden krieg ich nicht an einem Vormittag vorbereitet! ;(
    Und klar arbeite ich in den Ferien für die Schule - aber die Herbstferien sind erst NACH dieser Hammerwoche ... wenn du mir verrätst, wie ich in KW 43 den Unterricht für KW 42 vorbereiten kann, dann probier ich das gerne mal aus! ;)

  • Soll ich lieber vor deren Füßen zusammenbrechen? Das hatte ich schon. War auch keine Lösung.


    Übrigens habe ich nicht, wie du es auzudrücken beliebst, "blaugemacht", sondern bin nachhause gegangen und habe gearbeitet.

    Klingt für mich nach mangelndem Zeitmanagement oder übertriebenem Ehrgeiz bei der Planung. Die gefundene Lösung ist jedoch wenig kolegiabel ;)

    Soll ich lieber vor deren Füßen zusammenbrechen? Das hatte ich schon. War auch keine Lösung.


    Übrigens habe ich nicht, wie du es auzudrücken beliebst, "blaugemacht", sondern bin nachhause gegangen und habe gearbeitet.

  • Liebe Marie,


    ich habe doch gar nicht nach Tipps für die Verbesserung meines Zeitmanagements gesucht (lies vielleicht mal meine Beiträge durch ;) ), sondern nach Argumenten für ein Gespräch, das ich zwischenzeitlich geführt habe. Sowas...

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