Wie fair sind die Benotungen im Referendariat?

  • Hallo zusammen,


    in Anlehnung an meinen letzten Thread "Wie realistisch ist das Referendariat" habe ich noch eine Sache die mir gerade ziemlich auf der Seele brennt und mir Kopfzerbrechen bereitet.
    Ich habe wirklich schon die unterschiedlichsten Sachen gehört aber gerade ein Telefonat mit einem Freund geführt, der quasi frisch aus seiner UPP-Prüfung noch kommt, aber an dieser noch ziemlich zu knabbern hat.
    Laut seiner Aussagen wurde in einem der Fächer von allen Kollegen der Schule bescheinigt dass Entwurf irgendwo bei 1-2 und von der begleitenden Kollegin die Stunde ebenso einzusortieren sei.
    Was dabei rausgekommen ist, war allerding 3 und 4. Verständlich dass er da geschockt ist. Seine These hierbei ist dass es sich eher um ein Politikum zu handeln scheint, da der Lehrerbedarf derzeit einigermaßen gestillt ist und daher Neueinstellungen nicht notwendig sind. Ergo werden die vorhandenen Referendare künstlich schlecht gemacht. Einer Kollegin von ihm ist es ähnlich gegangen die von der Vornote 1 stand und dann in der UPP eine 4 reingedrückt bekam. Scheint also kein Einzelfall zu sein.


    Was mich dann hier natürlich beschäftigt im Hinblick auf mein UPP (das noch ein wenig in der Zukunft liegt): Ist man in der Benotung wirklich ein Spielball für die Fachleiter? Benoten sie einen danach wie sympathisch man ihnen ist? Muss man immer brav ja zu allem sagen, was die Fachleiter meinen? Gibt es Fachleiter die jemanden künstlich klein machen, nur damit die Personen nicht eingestellt werden? Usw. Ich kann gerade nicht alle Fragen aufschreiben da sich mein Kopf in der Sache hin- und herdreht.


    Ich möchte natürlich (und tue es auch) mein Bestes geben, aber wenn es wirklich eine willkürliche Entscheidung fernab von nachweislichen Kriterien is, wozu dann das Ganze?


    So long,
    Grapadura

  • Darauf gibt es meiner Ansicht nach keine allgemeingültige Antwort. Ich hatte in meinen Lehrproben gute Noten, obwohl ich sie auch zu einer Zeit ablegte, in der keine Lehrer benötigt wurden und der Einstellungsschnitt bei 1,52 lag.
    Ich fühlte mich gerecht behandelt (auch die eine oder andere nicht gar so gute Note konnte ich nachvollziehen) ... andere Refis in meinem Seminar fühlten sich ungerecht behandelt. Meine Seminarlehrerin in Geschichte wollte garantiert nicht, dass man ihr nach dem Mund redet, mein Englischseminarlehrer auch nicht ... in anderen Fächern klagten Mitrefis genau über dieses Problem.


    Ich habe keine Seminarlehrer erlebt, die Refis "klein machen", damit man sie nicht einstellen muss (den Seminarlehrern war die Einstellung der Refis entweder total egal oder sie "litten" mit den Referendaren und empfanden das Verhalten des Kultusministeriums als unfair). Ich habe aber durchaus auch mich betreuende Lehrer erlebt (kein Seminarlehrer, ein Betreuungslehrer), die anscheinend sich selbst besser fühlten, wenn sie andere runter machten ...


    Wer gute Noten bekommt, neigt dazu, sie als fair und verdient zu empfinden ... wer schlechte bekommt, fühlt sich schnell unfair behandelt.
    Es gibt Leute, die hatten im Referendariat massive Probleme (und es lag nicht immer nur an den Seminarlehrern) ... und andere kamen ziemlich gut durch diese Zeit.


    Zum Argument, dass Kollegen eine Stunde mit 1 oder 2 bewerten und die Seminarlehrer dann mit 3 oder 4: Das tun wir Lehrer doch ständig ... welcher Englisch- oder Deutschlehrer hatte noch nie den Fall, dass ein Schüler bei ihm schlechtere oder bessere Noten bekam, als beim Kollegen letztes Jahr?
    Wichtig wäre in dem Fall, dass die Leute, die die Noten vergeben, vorher ihre Kriterien offen legen und sich dann nach denen richten ... dann kann man nämlich vorher schon sehen, dass das vielleicht andere Kriterien sind, als die vom Kollegen X.
    Ich habe auch schon erlebt, dass man
    a) den Entwurf gar nicht so genau anschaut und dann halt recht positiv rückmeldet
    b) den Refi nicht entmutigen will
    c) der Entwurf super ist, aber die Umsetzung in der Lehrprobe nicht.

  • ich empfand die Benotung im ref als fair und vor allem nachvollziehbar,


    ich habe von meiner mathe seminarleiterin immer einen feedbackbogen erhalten (nach jedem besuch wo wie positiven dinge und die dinge an denen noch zu arbeiten ist notiert wurden).


    für reli hatte ich diesen Luxus nicht. meinen seminarleitern habe und brauchte ich auch nicht nach dem mund zu reden. gerade bei unserem relifachleiter hätte ich mich eh nicht zurückhalten können, da wir durchaus öfter verschiedener Meinung waren.


    insgesamt kommt es recht häufig vor, dass die schule die stunden deutlich anders sehen, als die fachleiter.


    oftmals fällt den kollegen nicht auf, wenn die Reflexion z.b. viel zu wenig in die tiefe geht... dem fachleiter schon.


    wir hatten bei uns im Seminar kaum leute die (in meinem Hauptseminar so keinen) durchgefallen sind.


    die noten waren unterschiedlich und wir hatten "damals" auch nicht alle besonders gute Chancen eingestellt zu werden. in der Primarstufe sah es auch damals schon "mau" aus.

    • Offizieller Beitrag

    bei uns im Seminar (NDS) bekam man die erste Note wenige Wochen vor den UPPs. Das war dann die Vornote. Fertig. Auf konkrete Fragen wurde um den heißen Brei herumgeredet.


    Die Frage wundert mich, ehrlich gesagt.
    Weder kann man eine allgemein gültige Antwort geben, noch kann man davon ausgehen, dass Noten immer "gerecht" seien und alls Facetten abdecken. Tägliches Lehrerbrot ;)

  • das mit den noten der upp's war bei uns schon so, dass man eine note bekam, wenn man explizit gefragt hat.


    von dem ganzen wischiwaschi kann man sich doch sonst nichts kaufen geschweige sich selbst vernünftig einschätzen.


    ich hab jedesmal auf eine note gedrängt, daher waren meine noten in den Seminaren auch keine Überraschung für mich.


    bei meinem mann war es nicht ganz so eindeutig (er hat auch nicht selbst nach einer note gefragt) und war dann überrascht, als es beim 4ten besuch hieß"damit wären sie in der Prüfung durchgefallen". das war dann zum 1. mal eindeutig. dementsprechend konnte er sich dann noch anders auf die verbleibenden besuche vorbereiten. das traf ihn damals aber wie ein schock, denn aus dem gerede in der nachbesprechung hatte er nicht so einen schlechten eindruck. daher würde ich IMMER auf noten bestehen..(meine ganz persönliche Meinung)...UND der 1. besuch ist aus meiner Erfahrung der wichtigste... klar es heißt der 1. besuch dient erstmal nur der Beratung, aber aus meiner Erfahrung diente der 1. besuch um dich direkt in eine Schublade einzusortieren.... und meist bleibst du dort auch.. kenne niemanden der einen miesen 1. besuch gemacht hat und am ende doch noch eine 1vor dem komma hatte...

  • Sind die Benotungen fair oder auch nur rational nachvollziehbar? Das kann so oder so ausfallen; das weiß man vorher nicht, wie ich oft genug miterlebt habe. Auf See und im Examen ist man in der Hand der Götter.

  • Bei uns waren die Noten weder fair noch nachvollziehbar, in der Prüfung war der Personalrat aus dem Grunde dabei und ist dort fast vom Glauben abgefallen.
    Aber egal, fragt bei uns kein Mensch mehr nach.


    Was bringt dir die Antwort also?

    • Offizieller Beitrag

    OT und etwas ketzerisch: viellicht sollte jede Lehrkraft gelegentlich mal benotet werden, nur um mal wieder selbst zu erleben, wie man sich da fühlt, und wie "objektiv" Notengebung ist.

  • Vielen Dank für die bisherigen Antworten. Das gibt ja ein wirklich gemischtes Bild. Im Grunde genommen muss man einfach Augen zu und durch.


    OT und etwas ketzerisch: viellicht sollte jede Lehrkraft gelegentlich mal benotet werden, nur um mal wieder selbst zu erleben, wie man sich da fühlt, und wie "objektiv" Notengebung ist.

    Das stimmt, Notengebung ist sowieso nie wirklich objektiv, egal wie sehr man sich bemüht. Nur sei mir hier noch ein kleiner überspitzter Einwand gestattet: Wenn ein Schüler eine 4 im Halbjahreszeugnis bekommt in der Unterstufe ist das weniger schlimm, als wenn die UPP's so bewertet werden, da hiervon ja die Bewerbungen abhängig sind für die spätere Stelle, sowie eine gut 10-jährige Ausbildungszeit, wenn man mal etwas großzügiger rechnet.

    Bei uns waren die Noten weder fair noch nachvollziehbar, in der Prüfung war der Personalrat aus dem Grunde dabei und ist dort fast vom Glauben abgefallen.
    Aber egal, fragt bei uns kein Mensch mehr nach.


    Was bringt dir die Antwort also?

    Die Antwort bringt mir insofern was, dass ich mich auf ein Worst-Case-Szenario vorbereiten und gleichzeitig auf das Beste hoffen kann.
    Allerdings frage ich mich dann eben auch, wenn die Notengebung so durchaus willkürlich ist, dann können ja auch Leute durchfallen, die es nicht "verdient" haben.

  • Allerdings frage ich mich dann eben auch, wenn die Notengebung so durchaus willkürlich ist, dann können ja auch Leute durchfallen, die es nicht "verdient" haben.

    ich kenne absolut niemanden der durchweg gute stunden gezeigt hat und am ende durchgefallen bzw. schlecht abgeschnitten hätte.
    willkür
    hin oder her.. zwischen 4 und 5 kann man streiten.. aber eine 1er
    stunden wird auch im examen nicht mit 5 gewertet.. das glaub ich so
    einfach nicht.

  • ich kenne absolut niemanden der durchweg gute stunden gezeigt hat und am ende durchgefallen bzw. schlecht abgeschnitten hätte.
    willkür
    hin oder her.. zwischen 4 und 5 kann man streiten.. aber eine 1er
    stunden wird auch im examen nicht mit 5 gewertet.. das glaub ich so
    einfach nicht.

    Bin auch geneigt das zu glauben, aber wie wird bewertet ob die Stunde 1 ist oder nicht? Wie ich im Eingangsbeitrag geschrieben hatte, war der Entwurf laut Kollegen mitsamt Stunde irgendwas mit 2 und raus kam dabei 3 und 4.

  • ich kenne absolut niemanden der durchweg gute stunden gezeigt hat und am ende durchgefallen bzw. schlecht abgeschnitten hätte.
    willkür
    hin oder her.. zwischen 4 und 5 kann man streiten.. aber eine 1er
    stunden wird auch im examen nicht mit 5 gewertet.. das glaub ich so
    einfach nicht.


    Ich schon, wenn ich gesehen habe, was dann plötzlich nicht erlaubt war usw. ;)


    Zumal ja eine Stunde bei der einen Prüfungskommission 1 und der anderen 5 sein kann, weil jeder ganz andere Maßstäbe setzt. Und schon die Vornoten waren bei uns willkürlich.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Wie ich im Eingangsbeitrag geschrieben hatte, war der Entwurf laut Kollegen mitsamt Stunde irgendwas mit 2 und raus kam dabei 3 und 4.


    wie können die Kollegen das eigentlich beurteilen? Haben sie den Entwurf so genau und mit denselben Kriterien wie die Prüfer durchgearbeitet?
    meist lesen sie ihn sehenden Auges durch, haben auch Tipps, aber welcher Kollege würde sich denn anmaßen, den Entwurfs eines Refs vorweg schon mal ins Blaue hinein zu benoten?
    Und selbst wenn: auf solche Aussagen kann sich doch der Ref nicht verlassen.


    Ich würde mich an deiner Stelle nciht zu sehr verrückt machen.
    Ob die Noten im Ref. (Wo denn? Fächer? wer? Wann? ) fair sind oder nicht -- davon weißt du noch gar nichts, außer dass sie von 1 bis 5 reichen können. Aber so schlau warst du ja auch schon vorher 8)
    Konzentriere dich lieber auf schöne Dinge vor dem Ref, mach was Tolles, erhole dich vom Prüfungsstress.... den Rest lass auf dich zukommen ;)

  • Habe jetzt nicht alles gelesen, aber ich denke Noten sind nie 100%ig objektig aber auch nie (fast nie) völlig willkürlich. Mir selbst fällt es als Berufsanfänger sehr schwer, annähernd objektive Noten zu geben, aber ich gebe mir Mühe, indem ich zB mir und auch den Schülern die Kritierien klar mache.
    Das Problem im Ref. ist, dass die Noten eben so super wichtig sind, zum einen aus persönlichen Gründen (bin ich ein guter oder gar ein sehr guter Lehrer? Oder ist meine Leistung ebengrade noch ausreichend...?) und zum anderen, weil man in einigen Fächern nur mit einem mind. guten Examen einen Job bekommt (oder zumindest da wo man gerne hin will).
    Aber ich würde meinen Studienleitern einfach mal unterstellen, dass sie um objektive Bewertung bemüht waren, auch wenn meine Mentorin und ich an der einen oder anderen Stelle anderer Meinung waren.
    Ich kann also schon verstehen, dass man seine Noten im Referendariat schnell infrage stellt. Aber da jetzt ein Politikum zu unterstellen, klingt für mich etwas nach Verschwörungstheorie...
    Also: Dass jemand zweimal durchs Examen fällt, obwohl er/sie eigentlich der Superlehrer schlechthin ist, halte ich für sehr sehr unwahrscheinlich. Dass eine Stunde bei dem einen Studienleiter eine Eins bei dem anderen eine Zwei wäre, könnte ich mir hingegen schon vorstellen.
    Aber letztendlich: Was bringt dir die Grübelei? Eine Note anzufechten ist sowieso kaum möglich, solange keine formalen Fehler gemacht werden...

    • Offizieller Beitrag

    OT und etwas ketzerisch: viellicht sollte jede Lehrkraft gelegentlich mal benotet werden, nur um mal wieder selbst zu erleben, wie man sich da fühlt, und wie "objektiv" Notengebung ist.


    100% Zustimmung. Weswegen ich ja finde, dass es ohne Evaluation am Jahresende einfach nicht geht.

    • Offizieller Beitrag


    100% Zustimmung. Weswegen ich ja finde, dass es ohne Evaluation am Jahresende einfach nicht geht.


    Gibt es keine Beurteilungen bei euch? Also auch ohne Evaluation?


    Nicht dass ich die Grundlagen, Hintergründe und Durchführungen des bayerischen Systems der Lehrerbeurteilungen alle 4 Jahre irgendwie restlos verteidigen möchte - aber es gibt sie mindestens.


    http://www.km.bayern.de/lehrer…mitarbeitergespraech.html

    • Offizieller Beitrag

    Gibt es keine Beurteilungen bei euch? Also auch ohne Evaluation?


    Nicht dass ich die Grundlagen, Hintergründe und Durchführungen des bayerischen Systems der Lehrerbeurteilungen alle 4 Jahre irgendwie restlos verteidigen möchte - aber es gibt sie mindestens.


    http://www.km.bayern.de/lehrer…mitarbeitergespraech.html


    Hier wird eigentlich nur beurteilt, wenn man Beamter auf Lebenszeit oder befördert werden will. Es sollen zwar Mitarbeitergespräche geführt werden, aber zumindest aus dem beruflichen Bereich kenne ich so etwas nur anlassbezogen.

  • In Bayern ist das eine Regelbeurteilung (alle vier Jahre). Jeder, egal ob man befördert werden will oder soll wird beurteilt (jetzt auch die Kolleginnen und Kollegen über 50). Der Schulleiter muss mich mindestens dreimal im Unterricht besuchen (in beiden Fächern, über alle Stufen - also Unterstufe, Mittelstufe, Oberstufe - hinweg). Nach jedem Besuch wird die Stunde besprochen.
    Die Fachbetreuer melden, ob ich meine Leistungserhebungen sauber durchführe, gerecht und transparent korrigiere, alle Aufgaben zuverlässig und pünktlich erledige und was ich noch so zum Fachschaftsleben beitrage. Ich selbst schreiben einen "Bericht" (Stichpunkte genügen) über all die Dinge, die ich in den letzten Jahren in und/oder für die Schule getan habe und die ich erwähnenswert finde (Klassleitung in schwierigen Klassen, Mitarbeit in bestimmten Arbeitsgruppen etc).
    Das alles fasst unser Schulleiter dann in einem mehrseitigen "Gutachten" zusammen und vergibt eine Eignungsstufe. Und das kann genau so subjektiv oder wenig nachvollziehbar sein, wie manche Noten im Referendariat.


    PS: Bitte jetzt nicht über Sinn oder Unsinn dieser Beurteilung diskutieren, ich hab das nur etwas ausgeführt, weil es evtl. manche interessiert, sie sich aber nicht durch unsere Rechtsvorschriften quälen wollen.

  • Die bekommen keine Funktionsstellen und werden später (oder gar nicht) befördert. Wenn's ganz arg ist, kann ihnen der Schulleiter Fortbildungen oder "Coaching" reinwürgen (aber davon ab ich in der Praxis noch nie gehört).

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