Hospiz macht Schule

  • Einen schönen guten Tag,
    gestern wurde uns das Projekt"Hospiz macht Schule" vorgestellt. Es geht dabei darum, mit 3. und 4. Klässlern im Rahmen eines Projektes über Tod, Verlust und Trauer zu sprechen. Dabei kommen Mitarbeiterinnen einer Hospizeinrichtung in die Schule und arbeiten in Kleingruppen an diesem Thema.
    Mich würde sehr interessieren, ob jemand schon einmal Erfahrungen mit diesem Projekt gemacht hat.
    Ich finde die Thematik sehr problematisch, da man da auch viel falsch machen kann. Bis jetzt dachte ich, dass ausgebildete Psychologen bei Bedarf die kompetenteren Ansprechpartner wären. Natürlich wird man in der Klasse immer mal wieder mit der Thematik konfrontiert. Ich finde es aber besser, bei Bedarf und mit Bedacht dieses Thema zu behandeln.
    Was mich auch stört, ist, dass nach der Projektwoche die Projektleiter nicht mehr für die Kinder da sind. Die Aufarbeitung bleibt dann allein dem Klassenlehrer überlassen.
    Ich bin gespannt auf eure Erfahrungen.

  • Wir machen das heuer.
    Referenten waren im Klassenforum und stellten das Projekt vor. Ich finde es wichtig.
    Nur 2 von 23 Kindern dürfen nicht mitmachen.
    Aber wer weiß, ob sich die Eltern/Kinder nicht noch umentscheiden werden, wenn's anläuft.
    Wir beginnen nach Weihnachten...


    Die Leute sind bestens ausgebildet und haben viel Erfahrung.
    http://www.caritas-wien.at/hil…spiz/hospiz-macht-schule/

  • Hallo Anja, ja in vielen Bundesländern wird dieses Projekt angeboten. Meine Schule ist in Sachsen. Trotz der vielen positiven Berichte im Netz, sehe ich das Projekt mit Skepsis. Ich frage mich, ob die Veranstalter wirklich genügend qualifiziert sind. Und....sollte man Kindern dieses Thema quasi überstülpen? Zur Zeit bin ich doch sehr ratlos.

  • Dieses Thema behandelt vorrangig Abschiede (- aller Art): der verlorene Teddy, der weggezogene Freund, das verstorbene Meerschweinchen,
    .... und letztendlich kommen auf Grundschulkinder auch Abschiede von Ur-/Großeltern zu.


    Das Thema begleitet uns, und es hilft bestimmt, wenn man dann (als Lehrer genau so wie als Eltern, oder auch das Kind selbst) von der Situation nicht völlig überfordert wird.


    Für zwei Kinder meiner Klasse haben die Eltern entschieden, dass sie nicht daran teilnehmen sollen. Mal sehen, wie die Kinder dann dazu stehen werden.


    Fest steht, dass das Thema ein sehr lebensnahes ist. Es lässt keinen aus.

  • Zitat

    ausgebildete Psychologen bei Bedarf die kompetenteren Ansprechpartner wären


    Weshalb?


    Ich finde eher die Angst, etwas "falsch zu machen", und die Suche nach "wirklich qualifiziertem Personal" vollkommen befremdlich. Auch bezweifle ich, dass den Kindern hier etwas "übergestülpt" wird. Ich vermute mal schlicht, dass sie mit dem Thema weniger Probleme haben als Du.


    Wir hatten vor längerer Zeit mal zwei Hospiz-Mitarbeiterinnen auf einer Gesamtlehrerkonferenz. Ich gebe zu, dass das ziemlich hart war und ich das als ziemliche Zumutung empfand. Alle Gesichter waren eingefroren. Eine Kollegin rannte laut weinend aus dem Raum. Aber für mich hatte das nicht nur mit dem Thema zu tun, sondern auch mit all den Verkrampfungen, die man sich im Laufe des Lebens schon zugelegt hat. Insofern lernt man - als Erwachsener - in solchen Momenten doch viel über sich selbst. Vielleicht auch, dass es nicht unbedingt gut tut, diese Dinge immer mit Schweigen zuzudecken.


    Ich würde, wenn es sein muss, in jeder Klasse über den Tod sprechen (und ja, die Schüler der Sek I sind schon etwas älter, man muss eben die richtigen Worte finden. Aber dafür ist man als Lehrer ja eigentlich ausgebildet.) Jedenfalls würde ich solche Gespräche auch selbst führen. Ohne Psychologen. Und zu Leuten, die im Hospiz arbeiten, hätte ich diesbezüglich absolutes Vertrauen.

  • Hallo "unter uns", danke erst einmal für Deine ausführliche Stellungnahme. Vermutlich hast Du recht mit der Annahme, dass die Kinder weniger Probleme mit dem Thema haben als manch Erwachsener.
    Es wäre dennoch für mich einmal sehr interessant, wenn jemand hier berichten würde, der dieses Projekt schon einmal mitgemacht hat.


    Natürlich rede ich mit den Kindern auch über das Thema Verlust. Ich traue mir das nach 25 Jahren Berufserfahrung auch durchaus zu. Gespräche mit Profis aus dem Bereich Kinderpsychologie finde ich trotzdem wichtig. Denn nicht immer ist die eigene Sicht der Dinge günstig, besonders, wenn man selber Berührungsängste hat.
    In Deiner Beschreibung der Lehrerkonferenz wird ja auch sehr deutlich, dass durchaus viele Kollegen Probleme mit dem Thema haben. Gespräche darüber können an die Substanz gehen und setzen viel Vertrauen innerhalb eines Kollegiums voraus.


    Warum Du meine "Angst etwas falsch zu machen" befremdlich findest, verstehe ich allerdings nicht.

  • Ganz aktuell haben wir uns diese Woche in unserer Schule auch mit dem Thema Trauer/Tod/Abschied beschäftigt. Wir haben dazu die Kinder in den Klassen mit Hilfe eines Bilderbuches (je nach Wahlk thematisch vorbreitet und waren heute durch Einladung des hiesigen Hospiz zum Theaterstück "Über die Trauer hinaus".
    Also ich war anfangs auch eher skeptisch und auch ein paar Eltern. Abschließend kann ich sagen, dass es gut war mit den Kindern dieses Thema zu besprechen/behandeln und ihre Sicht der Dinge zu hören und dass sie sich gegenseitig hören konnten. Es ist eine Chance in einer nicht belasteten Zeit über das Thema Tod zu sprechen.

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