Es gibt mal wieder GUTE Nachrichten (ohne Ironie)!

  • http://www.news4teachers.de/20…aedagogen-sehr-zufrieden/


    Bevor die Bäume in den Himmel wachsen, hätte ich da übrigens ein paar Ideen für Schlagzeilen zum Ergebnis:


    "Lehrer als Ersatzfamilie. Wie die moderne Schule gesunde Beziehungsstrukturen zerstört" Oder:
    "Die Flucht vor dem Lernen. Eine neue Studie zeigt, wie die Schule sich zum Ort der Kumpelei zwischen Schülern und Lehrern entwickelt"


    Aber jenseits von SPON und der stammelnden Bundesbildungsministerin ("es sah aus, als ging es immer abwärts... Komisch, so ein Ergebnis bei diesem Personal") ist das doch wirklich erfreulich.

  • "Wer keine Sozialkompetenz entwickelt, geht in sozialen Brennpunkten schnell unter."


    Richtig. Die glücklichsten "Lehrer" an meiner Brennpunktschule sind die Sozialpädagogen. Die unglücklichsten Lehrer sind die mit hoher Fachkompetenz und dem Willen ihr Fach zu unterrichten. Sozialpädagogen überall. Sie beantragen Extrakonferenzen, mischen sich in jede Tutorenstunde ein, beobachten den Unterricht der Lehrer als Inklusionbegleiter, geben ständig Ratschläge (Willst du es nicht mal mit Gruppenunterricht probieren? versuch das doch mal so... ) Wenn der Lehrer um Ruhe schreit gibt der Sozialpädagogen immer noch einmal ein Echo usw. usw.


    Ganztagsschule als Ersatzfamilie. Genauso isses. Nicht mehr die Frage: Sind die Lehrer kompetent? Sondern Sind die Lehrer nett? Übrigens ist das auch bei den Eltern so. Den meisten ist es egal wenn die Kinder nicht so viel lernen. Außer "Sozialkompetenz" etc. etc. :autsch:

  • Ich finde, ihr lest ganz schön selektiv.


    Was spricht dagegen, dass Lehrer ein gutes Verhältnis zu ihren Schülern haben, statt nur stur Pauker zu sein? Was ist gegen eine angenehme Atmosphäre beim gemeinsamen Essen zu sagen? Sozialverhalten ist doch kein eigenes Lernziel, sondern überhaupt erst die Voraussetzung dafür, gemeinsam lernen zu können.


    Es mag an deiner Schule nervig sein, barmeliton. Aber jetzt im Bausch und Bogen die Sozialpädagogik zu verdammen, finde ich falsch. Was schlägst du denn vor für Kinder, die eine kaputte Familie (oder gar keine) haben?

  • So sehr ich einige kritische Anmerkungen auch verstehen kann, frage ich mich grundsätzlich doch: Warum wird es immer so dargestellt, dass Lehrkräfte ENTWEDER nett und offen ODER fachlich kompetent sind? Warum wird freundlichen Lehrkräften, die viel Wert auf eine gute Lernatmosphäre legen, die nachweislich wichtig für das Lernen ist, gleich unterstellt, fachlich inkompetent zu sein? Wer sagt, dass bei einem "Pauker" die Kinder tatsächlich mehr lernen und dieses Wissen dann auch noch länger bestehen bleibt? Die "beliebtesten" Lehrer sind, vor allem im Rückblick, bei den meisten schließlich die gewesen, die SOWOHL fachlich kompetent ALS AUCH auf eine positive persönliche Beziehung bedacht waren. Und da sind wir wieder bei dem Punkt, dass die persönliche Ebene für das Lernen nun einmal grundlegend ist.


    Mal davon abgesehen, haben sich die Aufgaben von Schule im gesellschaftlichen Wandel eben auch verändert. Überspitzt gefragt: Soll Mama jetzt wieder hinter dem Herdchen stehen, damit das Kind um 13 Uhr direkt nach Hause gehen kann? Eltern sind doch nicht gleich "Rabeneltern", nur weil sie berufstätig sind. Es trifft sicher nicht auf alle zu, aber viele nehmen sich dann eben die Abende und die Wochenenden Zeit für die Kinder. Muss ja nicht grundsätzlich schlechter sein.


    Meine Meinung, könnt ihr zerlegen, runtermachen, was auch immer. Kritische Bedenken finde ich immer wichtig, aber immer alles als per se schlecht dazustellen, was sich derzeit entwickelt, empfinde ich doch als etwas zu selektiv wahrgenommen.

  • Über so eine Sichtweise wie im o.g. Zeitungsartikel kann ich nur schallend lachen !


    In ca. 10- 20 Jahren werden wir die Folge der schon gegenwärtigen Bildungs- und Gesellschaftskatastrophe dramatisch zu spüren bekommen. Wir werden da eine reiche (Miss)Ernte einfahren.


    Aber wie schön, das solche Zeitungsartikel wie o.g. alles schön bagatellisieren und und den Lesern eine pädagogische Kuschelwelt in rosa Plüsch vorgaukeln.


    Zitat barmeliton :

    Zitat

    Sozialpädagogen überall. Sie beantragen Extrakonferenzen, mischen sich in jede Tutorenstunde ein, beobachten den Unterricht der Lehrer als Inklusionbegleiter, geben ständig Ratschläge (Willst du es nicht mal mit Gruppenunterricht probieren? versuch das doch mal so... ) Wenn der Lehrer um Ruhe schreit gibt der Sozialpädagogen immer noch einmal ein Echo usw. usw.

    Meine Ressentiments gegenüber Sozialpädagogen an den Schulen werden auch nicht geringer, wenn ich mir deren Wirken in den Schulen, die ich vor Ort kenne, so betrachte.8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

    Einmal editiert, zuletzt von Elternschreck ()

  • Zitat

    Ich finde, ihr lest ganz schön selektiv.


    Pieksieben, das ist ein Missverständnis, zumindest, was mich angeht. Ich finde das Ergebnis wirklich toll. Meine Anmerkungen waren mehr ein Seitenhieb auf die Journalisten - die ja eigentlich jede gute Nachricht aus der Schule ins Negative verdrehen.


    Zitat

    Warum wird es immer so dargestellt, dass Lehrkräfte ENTWEDER nett und offen ODER fachlich kompetent sind?


    Ich sehe den Gegensatz auch nicht.


    Die Studie ist jedenfalls eine tolle Sache für alle KollegInnen in Primarstufe und Sekundarstufe I, finde ich!


    Zitat

    Über so eine Sichtweise wie im o.g. Zeitungsartikel kann ich nur schallend lachen !


    Elternschreck, auch für Dich gibt es GUTE Nachrichten: Laut Studie sind nur 80% der Schüler mit ihren Lehrern zufrieden. Die restlichen 20% geben auch Dir noch genug Raum, um gemäß Deines Namens zu wirken!

  • Als unbestechlicher Schulstubenmeister, der sich bewusst vom kuschelpädagogischen Mainstream abgrenzt, sehe es nicht als meine vordringliche Aufgabe an, bei den Schülern nett und beliebt zu sein, geehrte unter uns !


    Gerade in diesen dekadenten Zeiten brauchen wir starke Lehrer mit Mut zur Macht, die gegenüber Schülern und Eltern eine klare Kante zeigen !8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Gerade in diesen dekadenten Zeiten brauchen wir starke Lehrer mit Mut zur Macht, die gegenüber Schülern und Eltern eine klare Kante zeigen !8_o_)

    Zustimmung! Und selbst dabei soll es vorkommen, dass man durchaus beliebt sein kann - wenn auch nicht bei jedem.

  • Ich will es mal so sagen, geehrter madhef : Seit ich mir die Frage, inwieweit ich bei den Schülern beliebt bin, nicht mehr stelle und mich nur nach meinen (!) Vorstellungen orientiere, desto mehr Anerkennung und Respekt erfahre ich seitens der Schüler. 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Zustimmung! Und selbst dabei soll es vorkommen, dass man durchaus beliebt sein kann - wenn auch nicht bei jedem.


    Und wieder eine Aussage, bei der ich mich Frage: Warum soll das eine das andere ausschließen? Ich kann auch offen und zugewandt sein und trotzdem klare Grenzen setzen. Mir ist es zum Beispiel wichtig, zu wissen, wie es den Kindern gerade geht, ob ggf. gerade Zuhause etwas passiert ist, das die eine oder andere "ungewöhnliche" Verhaltensweise erklärt etc.


    Anerkennung und Respekt sind mir auch wichtiger als "Beliebtheit", aber ich möchte tatsächlich, dass sich die Kinder bei mir wohlfühlen. Das tun sie im Übrigen aber auch am ehesten, wenn ich trotz allem klare Regeln und Grenzen aufstelle.


    Wie ich schon sagte, ich kann viele kritische Anmerkungen durchaus verstehen, eine ausgeprägte "Kuschelpädagogik" befürworte ich auch rein gar nicht. Aber ich mag die Einstellung "Ich mache meinen Unterricht und was bei den Kindern privat passiert, interessiert mich nicht" nicht. Ich will hier auch niemandem unterstellen, dass er / sie so denkt, nur eben deutlich machen, dass bestimmte Verhaltensweisen von Lehrkräften sich nicht unbedingt widersprechen müssen, auch wenn es hier oft so verallgemeinernd dargestellt wird. Letzten Endes kommt es auch immer auf die Schülerschaft an. Ich habe Schulen kennen gelernt, an denen ohne vorausgehende Beziehungsarbeit einfach kein Unterricht möglich gewesen wäre, außer, man hätte eine Schreckensherrschaft aufgebaut und sich so Respekt verschafft. Ob das den ohnehin von Zuhause aus belasteten Kinder gut getan hätte, ist durchaus zu bezweifeln. Ja, auch und insbesondere solche Kinder brauchen eine klare Anleitung, aber eben auch ein offenes Ohr. So kann man sich auch Respekt verschaffen ;)

  • Zitat LucyDM :

    Zitat

    Mir ist es zum Beispiel wichtig, zu wissen, wie es den Kindern gerade geht, ob ggf. gerade Zuhause etwas passiert ist, das die eine oder andere "ungewöhnliche" Verhaltensweise erklärt etc.

    Wir können nicht die Gesellschaft/Welt retten !


    Wenn ich beginnen würde, mir Kopfschmerzen um die Lebensverhältnisse meiner Schüler zu machen, wüsste ich nicht, wo ich anfangen sollte. Die Zeit habe ich auch nicht.


    Ich muss 28 Wochenstunden Unterricht ableisten. Als Fachlehrer für 2-stündige Fächer habe ich es mit ca. 350 Schülern zu tun. Darüberhinaus die stark zugenommene Mehrarbeit, wie z.B. das Konzipieren von neuen Kernlehrplänen (Selbstverständlich nicht nur in einem Fach), (pseudofreiwillige) Arbeit in mehreren Gremien und Steuergruppen. Vor ein paar Tagen wurden für die Fächer mehrere sogenannte Evaluationsgremien ins Leben gerufen. Selbstverständlich dazu noch die Mitwirkung in diversen Inklusionsarbeitsgruppen. Ach ja, dazu noch die von besonders engagierten jungen KollegInnen initierten nachmittäglichen Fortbildungen zum Thema Kooperative Unterrichtsmethoden...Alles Mehrarbeit, wo am Ende doch nur die Bürokratieblase weit ausgedehnt wird.


    Kurzum : Durch die o.g. Mehrarbeit bleibt weniger bis meistens gar keine Zeit Zeit für die Arbeit direkt und persönlich am Schüler. Den ein oder anderen Hausbesuch bei den Eltern und Schülern würde ich, wie früher die alten Schulstubenmeister, gerne machen, wenn ich dafür von der o.g. Mehrarbeit befreit werden würde. 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

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