Thema "Familie" im Sachunterricht

  • Hallo!
    Bei uns steht für die 2. Klasse das Thema Familie im Lehrplan. Leider arbeiten wir ohne Buch und kenne die Klasse bisher auch kaum (vorher nur Vertretungsstunden darin), sodass ich etwas planlos bin, wie ich das Thema angehen soll. Da die Kinder mich noch nicht kennen, vermute ich, dass sie evtl. nicht so offen über so ein persönliches Thema sprechen möchten.
    Hat jemand Ideen oder kann schildern, wie er eine solche Unterrichtseinheit angegangen ist?
    Liebe Grüße

  • Man muss ja nicht die Kinder direkt fragen, in welcher Art von Familie sie leben, sondern kann ihnen auch verschiedene Modelle zeigen (bitte auch Regenbogenfamilien integrieren) und dann auf individuelle Erfahungen überleiten.

  • Denk bitte dran, dass "Vatermutterkind" nicht synonym mit "Familie" sind.


    Wenn das im Unterricht geleistet wird, ist schon viel getan...

  • Hach, sind das wieder so richtig nützliche Tipps. Ganz harmlose Frage, und schon sieht die Lehrerschaft rot. Familie! Hilfe! Primimäuschen kommt jetzt gewiss mit MamaPapaKind an, dabei gibt es das doch heutzutage kaum noch! Und wer denkt an die schwulen Väter? Da muss Schule noch eine Menge leisten, bis sie in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist!


    Fussel, ich bin auch nur eine gerade sich ins Wochenende einstimmende Sek-II-Lehrkraft und kann dir keine Tipps geben. Aber hier kommt sicher noch die ein oder andere kompetente Fachkraft vorbei :fluester:

  • Primimäuschen kommt jetzt gewiss mit MamaPapaKind an, dabei gibt es das doch heutzutage kaum noch!


    Nach neun Jahren in diesem Lehrerforum habe ich schon die eine oder andere Erfahrung gesammelt - wenn das wieder Erwartung doch falsch ist, tant mieux. Dann freue ich mich darüber.


    Nele

  • Im KC findest du u.a.:


    - die eigene Lebens- und Familiengeschichte nachvollziehen (Zeit und Geschichte)


    - Pluralität von Familienformen erfassen und beschreiben (Familienstrukturen, Generationenabfolge, Rollenverteilung, Rechte und Pflichten im Alltagsleben)


    Vielleicht kannst du dich von "hinten" annähern und erst einmal fragen, wie es bei den Kindern Zuhause abläuft, also Tagesverläufe, Pflichten usw.. Da ergeben sich sicher Vergleichs- und Diskussionsanlässe, bei denen aber immer darauf gedachtet werden sollte, dass sie nicht abwertend geführt werden. Danach kannst du dann schauen, wie du an die "brisanteren" Themen herangehen kannst, also was die Kinder von sich aus mit der Zeit preisgeben (wer wohnt bei ihnen Zuhause, welche anderen Familienmitglieder sieht das Kind regelmäßig, wer "fehlt" (also ist vielleicht gar nicht mehr für die Kinder erreichbar (tot, Kontakt abgebrochen etc.), Erwerbstätigkeiten und Erwerbslosigkeit). Im Endeffekt müssen die Kinder sicherlich selbst entscheiden, was sie von sich preisgeben.


    Als Einstieg könnten auch Steckbriefe und Bilder hilfreich sein. Du musst das Thema ja auch (erst einmal) nicht Familie nennen, sondern zum Beispiel "Menschen, die mir wichtig sind". Es gibt ja auch Kinder, bei denen die beste Freundin der Mutter die Ersatzmutter ist usw., also biologische Relation und tatsächliche soziale Funktion divergieren. Wenn die Kinder mutig sind und die Bilder malen, trauen sie sich vllt auch hinter, dazu etwas zu erzählen. Und ansonsten kannst du ja auch mal im Einzelgespräch erst einmal vorsichtig nachfragen, um nicht vor der ganzen Klasse ungewollt vor den Kopf zu stoßen.


    In gängigen Schulbüchern gibt es u. a. "Familienfotos", kurze Berichte usw. Habt ihr denn trotzdem eine Schulbuchsammlung an der Schule? Die gängigen Bücher wie z. B. JoJo Sachunterricht 2 oder auch Bausteine Sachunterricht 2 haben da auf jeden Fall Material, aus dem du dir etwas zusammenbasteln könntest, um erste Impulse zu geben. Allerdings wird sich doch meistens eher auf Großfamilien, *Muttervaterkind* und alleinerziehende Elternteile beschränkt. Ergänzen muss man dann vermutlich mit viel Bedacht, auch wegen evtl. konservativerer Eltern oder unbedachter eigener Kommentare bzw. (reproduzierten) ablehnenden Kommentaren der anderen Kinder...




    Ach so, und ich will damit nicht sagen, dass bestimmte Konstellationen des Zusammenlebens nicht thematisiert werden sollen, sondern nur, dass bitte mögliche "Konfliktquellen" bedacht und konkrete Reaktions- und Argumentationsmöglichkeiten von vornherein überlegt werden sollten, denn im Zweifelsfall stehen plötzlich der wichtige! Lern- und Erfahrungsertrag dem Schutz einer individuellen Persönlichkeit gegenüber. Das und nur das finde ich in der 2. Klasse durchaus bedenklich, wenn Gefahr besteht, dass ein Kind plötzlich abgelehnt wird, weil zum Beispiel Eltern meinen, Kontakte unterbinden zu müssen...

    • Offizieller Beitrag

    ich schneide das Thema oft im Geschichtsanfangsunterricht an (gehört zum Lehrplan), und die 5 Klässler sind da absolut nicht verschlossen. Sie kennen mich ja nur aus einer vorehrigen Stunde.
    Diesbezüglich würde ich mir keine Sorgen machen.


    Über die Sensibilität, die dieses Thema prinzipiell fordert, wurde ja schon einiges geschrieben

  • Ich habe das Thema auch grad mit Zweitklässlern. Wir haben allgemein über mögliche Konstellationen von Familien gesprochen, auch in anderen Ländern. Manche Kinder erzählten dann auch einfach von sich selbst (alleinerziehendes Elternteil, mit Großeltern im Haushalt, Patchwork etc.). Dann ging es speziell um Aufgaben in den Familien, insbesondere auch, was die Kinder für Aufgaben haben oder übernehmen könnten. Länger halte ich mich mit dem Thema nicht auf, sondern leite jetzt über zum Thema Ich - Du und wir bearbeiten ein Ich-Büchlein (siehe Zaubereinmaleins).


    Vielleicht konnte ich dir ja etwas weiterhelfen.


    Auf jeden Fall einen lieben Gruß und einen guten Start in die neue Woche!


    littleStar

  • Hilfe! Primimäuschen kommt jetzt gewiss mit MamaPapaKind an

    Und was wäre daran falsch?



    Viele Grüße
    Fossi

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Ich würde trotzdem damit anfangen, dass die Kinder ihre eigene Familie malen (evtl. auch beschriften) und dann vorstellen.
    So lernst du die Kinder gleich etwas kennen. Und jedes Kind definiert erst mal selbst, was in seinem Fall "Familie" bedeutet.
    (Stellst du zu beginn eine Großfamilie vor, denken einige Kinder sicher, sie müssen auch noch Oma, Opa, Tante usw. dazu nehmen, obwohl diese in ihrem Fall nicht zum primären Familienkreis gehören..)

  • Vielen Dank für die Ideen!
    Ich habe nun tatsächlich damit angefangen, dass die Kinder ihre Familien malen und vorstellen. Alle waren sehr aufgeschlossen, das verlief also problemlos.
    Jetzt überlege ich, wie ich am besten das Thema Familienformen behandele. Anhand der Bilder der Kinder? Oder lieber mit vorgegebenen Bildern/Fotos?
    Außerdem sollen die Kinder auch eine Lebensleiste erstellen, also einen Zeitstrahl, auf den wichtige Ereignisse (Geburt, Kindergarten, Einschulung etc.) eintragen sollen. Ich habe einige Kinder, die noch gar nicht lesen können. Hat jemand eine Idee, wie ich so einen Zeitstrahl anschaulich gestalten kann? Evtl. in anderer Form?

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