Probleme im Klassenrat

  • Wow, die Antworten, die hier gegeben wurden sind so .... TYPISCH Lehrer...

    Super, das ist ja wie wenn ein Polizist den anderen "Scheißbulle" nennt. Merke: Eine Frage im Internet stellen heißt nicht automatisch, die Antwort zu bekommen, die man sich wünscht.



    Viele Grüße
    Fossi

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin


  • In meinem Ursprungsbeitrag war das beschriebene "Problem" nicht, dass die Kinder den "Kinderkram" im Klassenrat besprechen wollen... dazu ist er ja da.


    Die Frage bleibt aber doch nunmal: "Was soll der Klassenrat bei dir denn erreichen, wenn du nicht staendig diese Sachen besprechen willst?"
    Wenn es dir schlicht und einfach darum ging, dass du nicht staendig die gleichen Problemchen durchkauen moechtest, dann ist die Loesung eigentlich ziemlich einfach. Du schliesst die Diskussion des Themas ab. Dazu bist du als Lehrer schliesslich da. Wenn Kinder das Gespraech "egoistisch" an sich reissen, musst du eben Grenzen setzen. Kinder sind nunmal keine kleinen Erwachsenen und brauchen Routinen, Grenzen und Regeln um sich sicher zu fuehlen. Persoenlich wuerde ich mich selbst als Erwachsene in einer vollends unregulierten Diskussion nicht wohlfuehlen, obwohl ich nun wirklich alles andere als still und schuechtern bin.


    Bei einigen Antworten, die hier gefallen sind, bin ich mit Blick aufs Nutzerprofil froh, dass ihr an der weiterführenden Schule arbeitet, damit unsere Grundschüler noch ein bisschen Grundschüler sein dürfen und Kinder sein dürfen, die in einem solchen Rahmen Erwachsenenrollen spielen dürfen - daran haben sie übrigens einen riesengroßen Spaß, um ihre (mitunter auch egoistischen) Bedürfnisse auszudiskutieren. Anstatt ihnen mit "hartem Regime" zu kommen oder gar wörtlich zusagen, dass sie "nerven", Strafen aufzubrummen etc.


    Bei uns zaehlt die 6. Klasse noch als Grundschule. Mal davon abgesehen gibt es im Englischen einen Unterschied zwischen "you are annoying" und "you are being annoying" (meinen Schuelern ist dieser Unterschied sehr bewusst). Bisher hat's noch keine psychischen Schaeden hinterlassen. Allerdings unterrichte ich in einem Gebiet, in dem ihre Eltern ihnen noch ganz andere Sachen um die Ohren hauen...
    Persoenlich loese ich Sachen lieber schnell wenn sich die Situation ergibt. Wenn wir das alles aufstauen, dann sind's bei uns eh immer die gleichen Kinder, die sich in den Mittelpunkt stellen muessen. Das machen sie auch so, da brauchen sie nicht noch ne extra Stunde fuer. :autsch:
    Dinge wie Sitzordnung entscheide ich. Derzeit habe ich gerade entschieden, dass sie sich am Nachmittag aussuchen koennen, wo sie sitzen. Sie haben bis zum Ende dieser Woche, um mir zu zeigen, dass sie das schaffen und gute Entscheidungen treffen koennen. Das Recht Kinder auch in dieser Situation noch umzusetzen behalte ich.
    Kuchenverkauf gibt's bei uns nicht von Klassen aus. Diese werden durch die Eltern organisiert und laufen schulweit.
    Klassenfahrten entscheiden meine ebenfalls nicht. Ueber die Laenge der Fahrt am Ende dieses Jahres wurde ich von meiner SL gefragt,...und das dann an die Eltern zur Wahl gestellt.
    Es gibt wirklich nicht viele Sachen, bei denen ich meinen Schuelern freie Wahl geben wuerde. Sie duerfen sich allerdings gelegentlich zwischen mehreren Sachen entscheiden (z.B. welches Thema wir im letzten Term des Schuljahres durchnehmen).
    So bloed das fuer dich vielleicht klingt, aber in meiner Klasse bin ich die Person, die Kontrolle hat und Entscheidungen trifft. Letztendlich bin ich naemlich fuer die 27 Kinder in meinem Raum verantwortlich und die Faehigkeit den Schaden und Nutzen einer Entscheidung fuer 26 andere Kinder abzuwaegen haben 10-Jaehrige numal meiner Meinung nach noch nicht. Das wuerde ich ihnen ehrlich gesagt auch nicht abverlangen wollen.


  • Dem kann ich nur zustimmen, voll und ganz!!! :danke:

    Ich bin Grundschullehrer, ich muss nicht die Welt retten!!!

  • Ja, der Beitrag ist toll, aber dafür hätte es keines Vollquotes bedurft; das macht den Diskussionsverlauf unübersichtlich.

  • Sorry, aber ich fand das echt klasse, besser hätte ich das nicht ausdrücken können, so dass ich mir erlaubt habe, so zu zitieren....

    Ich bin Grundschullehrer, ich muss nicht die Welt retten!!!

    • Offizieller Beitrag

    Jersey, nach allem, was du schreibst, bringt der Klassenrat anscheinend doch einiges für deine Klasse(s. deine Aufzählung, warum du ihn durchführst).
    Was bitte erwartest du dann hier an Antworten? So was wie "thematisisiert doch mal xy, das lief bei mir immer gut" wirds ja wohl kaum gewesen sein.
    Wenn es deinen Schülern wichtig ist, zum 8000 Mal denselben Streitbeginner zu benennen, würde ich mich eher fragen, warum ihr diesen immer selben Quälgeist nicht in den Griff bekommt, selbst nicht nach gefühlten 8000 Mal. Offenbar ist das dann doch ein wichtiges Thema, das bei euch in den Klassenrat gehört.

  • Und dadurch, dass man die Kinder in unserer Gesellschaft dauernd auf Augenhöhe der Erwachsenen bringt, sind sie extrem innerlich und äußerlich unruhig, weil ihre Psyche damit total überfordert ist.

    Jede Sekunde, in der du Kinder erziehst, triffst du eine Entscheidung darüber, wieviel Entscheidungsfreiheit sie haben. Und wenns in deinem Klassenzimmer nur die Entscheidung gibt, nicht für den Vokabeltest zu lernen und ne 5 zu kassieren, ist das eine persönliche Entscheidung. Du kannst nicht jedem Kind die komplette Verantwortung für sein Leben abnehmen.


    Dass es immer für alles Extreme gibt ist klar. Aber wir reden hier nicht über psychisch kranke Eltern, die abhängig von ihren Kindern sind und sie zu Erwachsenen Gesprächspartnern machen sondern darüber, dass sich eine Kindergruppe in den Kreis setzt und klären will, dass ein Gruppenmitglied häufig aggressiv ist. Wie das nun zu klären ist, darauf suchte die TE eine Antwort. Schade, dass von dir immer so pseudoabgeklärte Sprüche kommen, wenn du doch selbst keine Idee hast und es dir auch wurscht ist, wie man -beispielsweise- mit Mobbing auf dem Schulhof umgehen soll.

    Einmal editiert, zuletzt von Pausenbrot ()

  • Zitat Pausenbrot :

    Zitat

    dass sich eine Kindergruppe in den Kreis setzt und klären will, dass ein Gruppenmitglied häufig aggressiv ist

    Na klar, und die Grundschulkinder besitzen bereits das differenzierte und ausgewogene Beobachtungs- und Beurteilungsvermögen, dass sie entscheiden können, wer (wirklich) aggressiv ist. Und Du würdest den Kindern die Macht gestatten, dass sie gemäß ihrer Einflüsse aus den Elternhäusern (Es gibt genügend intrigenhafte Eltern, die bei ihren Kindern Stimmung gegen "auserwählte" Schüler machen) Launenhaftigkeit, spezifischen Gruppenzugehörigkeit mit bestimmten Sym- und Antipathien gegenüber anderen Mitschülern und augenblicklicher Stimmung andere Schüler beim Lehrer vorführen und stigmatisieren können, geehrte Pausenbrot ? Soll das jetzt wirklich Schule machen ?


    Allein Du (!) als Lehrer hast zu entscheiden, welcher Schüler agressiv ist ! Du(!) bist die erwachsene Person, nicht die Kinder ! Also, führe die Kinder ! Sie brauchen (alle) Schutz und Führung durch die (erwachsenen) Lehrer !

    Zitat

    Schade, dass von dir immer so pseudoabgeklärte Sprüche kommen, wenn du doch selbst keine Idee hast und es dir auch wurscht ist, wie man -beispielsweise- mit Mobbing auf dem Schulhof umgehen soll.

    Ich habe an keiner Stelle geschrieben (Bitte genau lesen!), dass es mir wurscht sei, wie man mit Mobbing auf dem Schulhof umgehen soll. Bloß, ich würde dabei die Initiative und Beurteilung nicht zu sehr in die Hände der Schüler legen. Letztlich verdrehen Schüler die Tatsachen schon mal ganz gerne zu ihren Gunsten.


    Dass ich äußerst betroffen bin, wenn ich in diesem Thread bei manchen KollegInnen eine nichtkindgerechte Denke wahrnehme, muss ich an dieser Stelle einfach mal betonen ! 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

    2 Mal editiert, zuletzt von Elternschreck ()

  • Zitat

    Wenn es deinen Schülern wichtig ist, zum 8000 Mal denselben Streitbeginner zu benennen, würde ich mich eher fragen, warum ihr diesen immer selben Quälgeist nicht in den Griff bekommt, selbst nicht nach gefühlten 8000 Mal.


    Also, ich hatte das Problem so auch und habe deshalb des Klassenrat wieder abgeschafft.
    Ich hatte in einer 5. Klasse damit angefangen. Ganz klassisch mit "Wandzeitung". Nur leider sind meine Schüler nicht so, wie in den schönen pädagogischen Büchern. (Und wären sie so, bräuchte wir keinen Klassenrat.)
    Die ersten 2 Wochen lief das sogar noch gut. Und dann ging es kolossal in die Hose. Dass das für die Kinder selbst eine Chance sein kann, kommt bei denen halt nicht an.
    Die Wandzeitung verkam zur Mobbingplattform.
    Und auch bei mir stand immer das gleiche kind im Mittelpunkt. und das nicht nur, weil er nervt (das macht er tatsächlich). Sondern weil viele gegen einen ja auch toll ist.
    Es ging auch nicht darum, dass Lösungen erarbeitet werden. Denn in Wirklichkeit wollten die Kinder ja gar nicht, dass der Mitschüler irgendwas ändert. Denn dann hätten sie ja ihren Sündenbock nicht mehr.
    Zum Stichpunkt "Ich lobe" kam immer nur Blödsinn...


    Nur, weil sich der Lehrer zurückzieht, wird es halt nicht demokratisch. Denn die Rädelsführerinnen meiner Klasse sind- im Gegensatz zu mir- halt kleine Diktatoren.
    Mit 2 Königinnen, großem hörigen Gefolge und einem Lakaien wird das einfach nichts mit der Demokratie.
    Also bin ich nun wieder Königin :D


    Aber ich finde es halt schade. Die Idee des Klassenrats gefällt mir ja immer noch gut. Wenn es denn so ginge, wie in der Literatur.
    Wünschen würde ich mir schon, dass die Kinder gemeinsam ihre Probleme lösen.
    Aber ich wünsch mir auch nen Ferrari.

  • Und niemals vergessen : Der Klassenrat, sofern man ihn überhaupt einrichten will (Bei mir kommt das eh nicht in Frage und Punkt!), ist keine Simulation nach dem Motto "Wir ahmen mal ein wenig die Erwachsenenwelt nach, arbeiten an demokratischen Entscheindungsprozessen..." ! Nein, es ist bitterer Ernst !


    Zu oft schon wurden einzelne Schüler durch etliche Klassenräte, wenn ich mir das bei manchen KollegInnen und Klassen so betrachte, regelrecht verheitzt. Ich glaube auch nicht, dass die KollegInnen, denen ich eine gute Absicht unterstelle, nachher noch wirklich in der Lage sind, die sich entwickelnden (unguten) antisozialen Eigendynamiken in der Klasse richtig zu kanalisieren und zu steuern, wenn es erstmal aus dem Ruder gelaufen ist.


    Zitat hanuta :

    Zitat

    Denn die Rädelsführerinnen meiner Klasse sind- im Gegensatz zu mir- halt kleine Diktatoren.

    Ja, das ist so ! Wir dürfen nicht der Illusion erliegen, dass (alle) Schüler sich lieb verhalten, wenn sie in einem basisdemokratischen und schülerorientierten Umfeld mitwirken dürfen. Sehr viele Schüler nutzen solche o.g. Freiräume zur Entfaltung ihrer Rücksichtslosigkeit und Multiplizierung ihrer eigennützigen Vorteile.


    Und das Schönste ist, dass wir Lehrer nicht immer sofort wahrnehmen, wer in diesem Spiel die eigentlichen (bösen) Rädelsführer sind. Oft erscheinen die o.g. Rädelsführer, besonders wenn man die Klasse noch nicht kennt, wie bei uns die neuen 5er, den Lehrern zunächst nicht immer unsympathisch.


    Kurzum : Ein jeder sollte sich genau überlegen, ob er ein solches sich verselbständigendes Machtinstrument in die Hände der Schüler legen will. 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Nur, weil sich der Lehrer zurückzieht, wird es halt nicht demokratisch. Denn die Rädelsführerinnen meiner Klasse sind- im Gegensatz zu mir- halt kleine Diktatoren.
    Mit 2 Königinnen, großem hörigen Gefolge und einem Lakaien wird das einfach nichts mit der Demokratie.
    Also bin ich nun wieder Königin :D

    Das klingt schon lustig, wie du das schreibst. Aber was ist deine Lösung? "Leute, lasst Timmy in Ruhe, wir machen jetzt Mathe"?
    Ich hab solche Runden auch schon als sehr schwierig erlebt. Und auch als sehr konstruktiv, wenn man sich an die "pädagogischen Ratgeber" hält, die erprobte Methoden verkünden. Ich finde nicht, nur weil etwas schwierig ist, dass man es dann gleich über den Haufen werfen muss- manchmal darf man auch als Lehrer etwas neu lernen...


    Schönes Wochenende, an dem man nur die Streitereien der eigenen Kinder ertragen muss :hammer:



    Und danke @ Elternschreck, damit kann ich mehr anfangen, als mit den ewigen Sonnenbrillen.

  • Kaum zu glauben, aber ich stimme dem Elternschreck zu.
    Ach ja, meine Minidiktatorin ist total süß.


    Pausenbrot Schwierig zu erklären. Also...der Junge ist schon anstrengend. Ich kann verstehen, dass die anderen Kinder oft genervt sind. Die meisten lassen das aber an sich abprallen, gehen ihn aus dem Weg. Bis auf ein paar Schülerinnen halt. Die haben dann den Klassenrat dazu genutzt, jede Kleinigkeit aufzubauschen.Und haben auch gezielt Situationen herbeigeführt, in denen sie dann "geärgert" wurden. Und die anderen zogen mit.
    Klar gibt es auch jetzt noch Streit zwischen den Kindern. Aber nun regele eben ICH das wieder.


    Hm..vielleicht habe ich den falschen pädagogischen Ratgeber?
    Wenn du Tipps hast, wie man das mit dem Klassenrat richtig hinbekommt, nur her damit.


    Was bei unter anderem noch schief gelaufen ist:
    Gelobt wurde nur Unfug. Oder es wurde darüber versteckt beleidigt.
    Es waren immer Unterschriften dabei, die die Kinder nicht gemacht haben wollen.


    Ich überlege durchaus, es nochmal zu versuchen. (Die Ober-Anführerin hat die Schule gewechselt.) Dann auf jeden Fall mit Briefkasten statt Wand.
    Ich habe einen Tag in der Woche am Nachmittag durchaus Zeit für sowas. (Im Stundenplan steht da Methodentraiing, Sozialkompetenz, Medien...) Und zuvor haben die Kinder eine Betreuungszeit. Da wäre genügend Zeit zum Aussortieren.


    Deshalb: Wenn es jemanden gibt, wo das gut läuft, wäre ich für Tipps wirklich dankbar. Oder vielleicht sowas wie "Klassenrat für Anfänger" , stärker geführt?

  • Zitat Pausenbrot :

    Zitat

    Aber was ist deine Lösung? "Leute, lasst Timmy in Ruhe, wir machen jetzt Mathe"?

    Ja ! Und das in aller Deutlichkeit und Strenge ! Und natürlich mit dem dezenten Hinweis versehen, dass wir Lehrer nach dem Prinzip "Big Brother is watching you !" alle stetig darauf ein Auge werfen werden und es beim nächsten mal richtig Ärger gibt, falls jemand es nochmal wagen sollte, den o.g. Mitschüler zu zergen.8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

Werbung