evangelische Religion "Verantwortung und Schöpfung"

  • Hallo :)


    ich kehre jetzt aus der Elternzeit ins Ref zurück und steige direkt in den eigenverantwortlichen Unterricht ein. Mir wurden auch schon die Klassen mitgeteilt, die ich in Reli habe (Gemeinschaftsschule, Klassen 7-10).


    Nun habe ich mir überlegt, dass ich in jeder Klasse als Einstieg bis zu den Herbstferien (sind ja nur 6 Wochen) das Thema "Schöpfung und Verantwortung" machen möchte. Nun ist unser Kernlehrplan im Saarland mit prozess- und inhaltsbezogenen Kompetenzen recht schwierig aufgebaut...
    Wer kann mir denn Tipps geben, welche Schwerpunkte ich für die Klassen wählen kann und wo ich gutes Unterrichtsmaterial finde und bestellen kann? Gerne auch online verfügbares Material?


    In Klasse 7 wollte ich den Schöpfungsbericht in der Bibel bearbeiten und "Leben als Geschenk" darauf beziehen, so dass die SuS sich Gedanken über den Umgang mit der Schöpfung machen müssen.
    Woher bekomme ich andere Ansichten über Schöpfung? Thema "Urknall" und so? Da wollte ich nämlich in Klasse 9 einen Vergleich machen zwischen biblischer und moderner Schöpfungsanschauung...


    Was kann ich so in Klasse 8 und 10 mit Schöpfung und Verantwortung anstellen? Ich dachte in Klasse 10 an den Vergleich der 2 Arten von Schöpfungsgeschichten in der Bibel.


    Gerne möchte ich in allen Klassen immer auch wieder einen Bezug herstellen zum eigenen Umgang mit der Schöpfung.
    Ich bin aber schon ein bisschen aus der Übung nach 1,5 Jahren "Babypause" und wäre für Anregungen sehr dankbar!


    Danke euch :)

  • Hallo,


    bin zwar nicht vom Fach Religion, aber warum willst du Urknall und biblisches mischen?
    Da begibst du dich auf ein wackeliges Terrain. Zumal du hier zwei verschiedene Gebiete gegeneinander abwägst: Die atheistischen Naturwissenschaften, gegen die Glaubenswelt.

  • In Religion begibt man sich sehr oft auf "wackeliges Terrain" bei vielen Themen. Und die Kinder kommen sehr oft schon von sich aus auf die Idee, dass es ja noch andere Anschauungen über die Entstehung der Welt gibt als die Biblische...
    Da ist nichts gemischt, in unserem Lehrplan ist sogar vorgegeben, dass man "verschiedene Weltanschauungen" zur Sprache bringen soll. Ich weiß ganz gut, was ich mache, wenn ich Unterricht plane, sonst hätte ich irgendwie den Beruf verfehlt denke ich ;)
    Nur ein paar Anregungen zum Denkanstoß wären halt einfach nicht schlecht, wenn man wieder in das ganze Schulische einsteigt :)


    Schade, dass niemand gute Tipps hinsichtlich Unterrichtsvorbereitung hat bis jetzt.

  • Könntest du bitte nicht den biblischen Schöpfungsmythos und die naturwissenschaftlichen Erklärungsansätze zur Kosmogenese respektive Biogenese und Evolution im Religionsunterricht in einen nicht vorhandenen Zusammenhang setzen? Da kommt der Erfahrung nach nur grauenvoller Unfug bei raus, der dann in den tatsächlichen Unterrichtsfächern mühsam zurecht gerückt werden muss. Ich habe hier im Lehrerforum schon Beiträge gelesen, bei denen Religionslehrerinnen unabsichtlich - zumindest hoffe ich das! - "intelligent design" unterrichtet haben, weil sie erstens dieses Konzept nicht kannten und ihnen zweitens die naturwissenschaftliche Bildung fehlte, mit der sie hätten beurteilen können, was sie da anrichten.


    Wenn du das schon unbedingt machen muss, sei bitte wenigstens so klar, dass du unmissverständlich darlegst, dass die biblische Erzählung eine reine allegorische Narrative ist, also eine bloße erzählerische Erfindung, die die Aufgabe hat, die menschliche Vorstellung über Sinn und Zweck des Seins zu transportieren, während wissenschaftliche Erklärungsansätze ("Urknall und so") den Versuch darstellen, die Mechanismen der Natur aufgrund von genauer Beobachtung in einem überprüfbaren und stimmigen Modell zu beschreiben, also Realität zu beschreiben. Es handelt sich da nicht um "andere Ansichten" sondern um kategorial unterschiedliche Verstehensansätze; das, was Stephen Jay Gould als "non-overlapping magisteria" beschreibt.


    Und bitte vermeide auf jeden Fall den Begriff "Schöpfung" oder "andere Ansichten", wenn du über die natürlichen Vorgänge sprichst. Wenn du nicht verstehst, warum das Wort "Schöpfung" und besonders die Evolution fundamental unvereinbar sind, dann informiere dich bitte zunächst über die naturwissenschaftlichen Grundlagen - Stichwort "Teleologie"! - bevor du das Thema im Religionsunterricht aufnimmst und eventuell verbockst.


    Nele


    P.S. Ist eigentlich im Lehrplan Religion auch die Fehllesung des Noah-Mythos vorgeschrieben?

    4 Mal editiert, zuletzt von neleabels ()

  • Damit meine ich die Fehllesung, dass in 1. Mose 9 ein Auftrag zur "Schöpfungsbewahrung", d.h. ein Auftrag zur ökologischen Sorgfalt ausgesprochen worden sei. Eine quellenkritisch genaue Lesart kann nur eine unbegrenzte Nutzungsüberlassung der Schöpfung durch den Menschen ergeben; von Verantwortung oder gar ökologischer Begrenzung ist da nicht die Rede. Dergleichen wird aber in "modernen" Lesarten der Theologie behauptet, damit nachträglich aber fälschlicherweise eine religiöse Begründung von Umweltbewusstsein und Schonung von Ressourcen in der Bibel konstruiert werden kann.


    Das ist natürlich eine bloße Erfindung - die ebenso religiöse US-amerikanische Begründung der Leugnung einer menschgemachten Klimaveränderung beruft sich nämlich auf die gleiche Bibelstelle, liest sie aber sehr viel genauer; wenn die Gottheit den Menschen die Welt zur Nutzung überlassen hat, kann sie wohl kaum die Vernichtung der Schöpfung durch den Menschen implizieren.


    Die manipulativen Lesarten der Bibel durch den Religionsunterricht müssen sehr sorgfältig und genau beaufsichtigt werden - sonst kommt aller möglicher Unfug durch die Theologen und Religionslehrer heraus...

  • Ich bin durchaus der Meinung, dass die Schöpfungsgeschichte den Sachverhalt korrekt wiedergibt.
    Die Theologen unterliegen jedoch dem fundamentalen Irrtum, dass Gott an die Erdumlaufbahn gebunden sei. Geht man davon aus, dass Gott "universal ist - wie postuliert - dauern 7 Gott-Tage (bezogen auf die Umlaufbahnen von Galaxien) gut und gerne vier Milliarden Menschenjahre :pfeifen:

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Hier ist online reichlich Material zu finden: http://www.alt.dbk.de/katechismus/
    Einfach über die Volltextsuche mal nach Wissenschaft suchen, da findet man Stellen an denen das Verhältnis von Wissenschaft und Religion (insbesondere Schöpfung) aus deren Sicht erklärt wird.
    Das ist sicherlich eine gute Diskussionsgrundlage für die älteren Jahrgänge.


    Ich weiß, die o.g. sind die Katholen und du machst evangelischen Religionsunterricht, denke aber, es kann trotzdem als Diskussionsgrundlage dienen.


    Grüße
    Steffen

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

  • Ich bin durchaus der Meinung, dass die Schöpfungsgeschichte den Sachverhalt korrekt wiedergibt.
    Die Theologen unterliegen jedoch dem fundamentalen Irrtum, dass Gott an die Erdumlaufbahn gebunden sei. Geht man davon aus, dass Gott "universal ist - wie postuliert - dauern 7 Gott-Tage (bezogen auf die Umlaufbahnen von Galaxien) gut und gerne vier Milliarden Menschenjahre :pfeifen:


    Ich versuche jetzt seit zwei Tagen einen Sinn in diesem Satz zu entdecken, der einerseits die kulturelle Rolle und den Inhalt des Genesis-Mythos ebenso berücksichtigt wie heutige Kosmosvorstellungen und der andererseits über ein generelles und diffuses "hört sich irgendwie gut an und lässt den Glauben überleben" hinausgeht.


    Es ist mir nicht gelungen und räume mein Scheitern ein. Könntest du mich bitte aufklären?


    Nele

    • Offizieller Beitrag

    Und wieder einmal bestätigt sich meine Meinung, dass Religion nichts an einer staatlichen Schule zu suchen hat.

  • Frage war:

    Woher bekomme ich andere Ansichten über Schöpfung? Thema "Urknall" und so? Da wollte ich nämlich in Klasse 9 einen Vergleich machen zwischen biblischer und moderner Schöpfungsanschauung...


    In der Schöpfungsgeschichte wird die "7-Tage-Frist" von den Kritikern als mit der Urknall-Teorie unvereinbar angesehen - dabei handelt es sich jedoch nur um eine Analogie. Ein Vergleich ist auch über die Zeitvorstellung möglich. Zeit ist keine exakte Maßeinheit - sondern relativ. Ein "Jahr" - also die Umlaufzeit um die Sonne - beträgt auf dem Saturn bereits 29 Erdenjahre. Pluto benötigt 247 Erdenjahre. In welcher Zeit sich die Erde um das Zentrum unserer Milchstraße bewegt, habe ich nicht entdeckt - bin auch zu beschäftigt, das auszurechnen. Laut http://www.welt.de/wissenschaf…eller-als-angenommen.html bewegen wir uns momentan mit etwas mehr als 1Mio km/h um das Zentrum, von dem wir 26.000 Lichtjahre entfernt sind.(http://de.wikipedia.org/wiki/Galaktisches_Zentrum)


    Nimmt man den Zeitfaktor weg, beinhaltet die Schöpfungsgeschichte eine erstaunlich genaue Beschreibung der Abfolge nach dem Urknall.


    BTW: Die Dimensionen der Milchtraße - und des Universums sind schon faszinierend. Eine hübsche Analogie findet sich in der Wikipedia:

    Zitat

    Man bekommt eine anschauliche Vorstellung von der Größe unserer Galaxis mit ihren 100 bis 300 Milliarden Sternen, wenn man sie sich im Maßstab 1:1017 verkleinert als Schneetreiben auf einem Gebiet von 10 km Durchmesser und einer Höhe von etwa 1 km im Mittel vorstellt. Jede Schneeflocke entspricht dabei einem Stern und es gibt etwa drei Stück pro Kubikmeter. Unsere Sonne hätte in diesem Maßstab einen Durchmesser von etwa 10 nm, wäre also kleiner als ein Virus. Selbst die Plutobahn, die sich im Mittel etwa 40-mal so weit von der Sonne befindet wie die Bahn der Erde, läge mit einem Durchmesser von 0,1 mm an der Grenze der visuellen Sichtbarkeit. Pluto selbst hätte ebenso wie die Erde lediglich atomare Dimension. Damit demonstriert dieses Modell auch die geringe durchschnittliche Massendichte unserer Galaxis.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Milchstra%C3%9Fe


    Trantor
    Weshalb sollte man sich nicht mit einer zentralen Grundlage unserer Kultur beschäftigen? Sie gibt doch Anlass zu vielfältigen Überlegungen und Diskussionen über das Dasein, den Sinn und den gnzen Rest. Selbst wenn die richtige Antwort am Ende "42" lautet :D


    edit: In einem Punkt gebe ich dir Recht: Religionsunterricht sollte nicht von Betschwestern und dogmatischen Pfaffen erteilt werden dürfen.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

    Einmal editiert, zuletzt von alias ()

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