Am Anfang zu nett zu den SuS, jetzt kein Respekt mehr!

  • Bezüglich der Kollektivstrafen aufgrund von 6-7 Schülern hätte ich gern mal eure Einschätzung: Wie würde es ankommen, wenn er (nachdem er zunächst die 7 Schüler selbst ermahnt hat), die Kollektivstrafe verhängt, wie Pausenbrot sagte: "Leute, ich hab keine Lust mehr zu meckern, ihr schreibt jetzt den passenden Text auf Seite x ab", mit der Ergänzung: "Vielleicht schaffen es Max, Leon, Ulrich, Heino und Julian ja nächste Stunde uns diese zeitraubende Maßnahme zu ersparen" - das alles sachlich, ohne Wut. Wie wirkt sich so eine klare Benennung der Schuldigen aus? Ist das unpädagogisches Aufstacheln der SuS untereinander oder kann es so wirken, dass die 6-7 sich aufgrund des Sozialdrucks (zusätzlich zum oder gar statt des direkten Drucks vom Lehrer) genötigt sehen ihn Verhalten anzupassen?

    Klar kann das funktionieren.
    Aber wann verwendest du so eine Strafe?
    Das ist wie eine Atombombe - man überlegt es sich drei zwanzigmal, bis man das tatsächlich macht - nicht nur, weil dann die Schüler bestraft sind, sondern auch, weil man sich seine Stunde kaputt macht; schließlich hat man die Stunde anders vorbereitet, hat einen bestimmten Weg zum Stundenziel, der durch das stupide Abschreiben sicher nicht oder langsamer erreicht wird.


    Du wirst die Atombombe daher nicht bei jeder Kleinigkeit anwenden - und genau das ist das Problem. Man wendet sie an, wenn die Schüler schon so viele (unsanktionierte) Störungen unternommen haben, dass eh alles aus dem Ruder gelaufen ist.
    Wenn bei mir Schüler stören, nenne ich laut und scharf ihren Namen, in den meisten Fällen reicht das tatsächlich schon - wenn es früh genug kommt.
    Das kriegt nicht nur der störende Schüler, sondern auch der Rest mit und richtet sich danach.


    Klar ist, wenn es wie beim TE schon so weit gekommen ist, dass das Stören normal ist - dann hilft nur noch ein Neustart, eventuell mit harten Strafen. Aber aus obigem Grund keine Kollektiv-, sondern Individualstrafen.

  • Bezüglich der Kollektivstrafen aufgrund von 6-7 Schülern hätte ich gern mal eure Einschätzung: Wie würde es ankommen, wenn er (nachdem er zunächst die 7 Schüler selbst ermahnt hat), die Kollektivstrafe verhängt, wie Pausenbrot sagte: "Leute, ich hab keine Lust mehr zu meckern, ihr schreibt jetzt den passenden Text auf Seite x ab", mit der Ergänzung: "Vielleicht schaffen es Max, Leon, Ulrich, Heino und Julian ja nächste Stunde uns diese zeitraubende Maßnahme zu ersparen" - das alles sachlich, ohne Wut. Wie wirkt sich so eine klare Benennung der Schuldigen aus? Ist das unpädagogisches Aufstacheln der SuS untereinander oder kann es so wirken, dass die 6-7 sich aufgrund des Sozialdrucks (zusätzlich zum oder gar statt des direkten Drucks vom Lehrer) genötigt sehen ihn Verhalten anzupassen?


    Natuerlich kann man das machen...es ist aber ziemlich unfair dem Rest der Klasse gegenueber (und stellt den Lehrer als ziemlich schwach da, vor allem, wenn die Schueler nicht mitziehen oder es den Chaoten egal ist). Es ist nicht Aufgabe der Schueler die restlichen Schueler unter Kontrolle zu halten, vor allem, wenn sie ja anscheinend sowieso schon unter den paar Chaoten leiden. Sie sind da um zu lernen, nicht um Klassenraumpolizei zu spielen.
    Persoenlich halte ich aber individuelle Sanktionen fuer wesentlich effektiver und angebrachter. So wuerde ich das eher etwas abaendern:
    "Leute, ich hab keine Lust mehr zu meckern. Wer hier nicht mitarbeiten will und weiter stoert/mich unterbricht, kann zu Frau/Herr XYZ gehen und schreibt dort den passenden Text auf Seite x ab", mit der Ergänzung: "Vielleicht schaffen es Max, Leon, Ulrich, Heino und Julian ja sich zusammen zu reissen und sich diese zeitraubende Maßnahme zu ersparen." - das alles sachlich, ohne Wut.
    Und dann aber auch handeln, wenn sie sich nicht benehmen und diese Schueler zum Kollegen schicken. Darueber wuerde ich auch Eltern informieren und klar machen, dass der Schueler eine Wahl hatten.
    Einer meiner Jungs hat immer mal so nen Anfall, wo er nix machen will und sich total stur stellt. Die nette Studentin, die meine Klasse da mal hatte, hat sich dann neben ihn gesetzt und sich mit ihm darueber unterhalten, was er denn so schwierig findet. Nachdem er sich dann 5 Minuten lang erst mal ueber sie lustig gemacht hat und nach 15 Minuten immernoch nix angefangen hatte, hab ich ihn rausgezerrt. Nach ner netten Unterhaltung mit mir (ohne Zuschauerschaft) ging's dann auch wieder...und er hat die versaeumten Aufgaben in der Mittagspause erledigt.

  • Na ja, je nach Schülerschaft, Schulform, Einzugsgebiet ist das mit einmal "böse" gucken nicht getan.


    Ich habe lernen müssen, wie extrem wichtig es ist, sofort zu reagieren. Ich habe sie sich anfangs oft zu lange hochschaukeln lassen, leere Ermahnungen. Man muss sofort reagieren - und das ist schwerer als es klingt (insbesondere, wenn man müde bzw. generell nicht fit ist).

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

  • Wenn in einem Test mehr als die Hälfte der Klasse 5 und 6 hat, dann dürfen wir diesen gar nicht werten, sondern müssen ihn nochmal schreiben.


    Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Disziplinstörungen vor allem dann vorkommen, wenn die Schüler nichts zu tun haben.


    Du musst Struktur reinbringen: Die Mathestunden kannst du doch auch gut planen. Hausaufgabenkontrolle, Kopfrechnen, ... Da weiß jeder, was kommt.


    Dann "ballere" die Schüler mit Arbeit zu. Rechnen, rechnen, rechnen. Oder denken (in Physik :P ). Also nicht sinnlos abschreiben, sondern Aufgaben erledigen. Wenn Schüler ordentlich was zu tun haben, dann haben sie häufig weniger Zeit zum Quatsch machen. Da kommen dann auch die direkten Rückmeldungen, indem du das dann benotest. Ich hatte da mal einen Relikurs, da hab ich am Ende jeder Stunde von JEDEM das Gearbeitete eingesammelt, benotet, wieder zurückgegeben... Das war eine Heidenarbeit, es ging aber nicht anders. Klar werden die "Braven" da auch mitbestraft, weil der Unterricht natürlich schöner sein könnte, aber nur doofes Abschreiben? Ne, das ist blöd für alle. Ich gebe dann höchstens mal für die extremen Störer die entsprechende Seite aus dem Buch zusätzlich für zu Hause auf. Immer mit Unterschrift der Eltern drüber. Da sagt dann auch keiner was, weil der Schüler muss ja den durch Quatschmachen versäumten Stoff nachholen.

    Vermeintliche Rechtschreibfehler sind ein Vorgriff auf kommende Rechtschreibreformen und deren Widerruf.

  • Ich glaube ich war zu Beginn meiner Zeit an der Schule leider zu nett und habe ein auf Freund bei den SuS gemacht, was diese schamlos ausgenutzt haben.


    Neues Schuljahr - neue Chance!!! Ab jetzt strengere Regeln mit harten Konsequenzen festlegen. Und beobachten, wie es bei anderen Lehrern läuft. Spinnen die gleichen Schüler auch bei anderen Lehrern, dann liegt es nicht am Lehrer, sondern an den Schülern. Und immer daran denken: wir sind nur Lehrer und keine Freunde, Kumpels, Sozialarbeiter, Krankenschwestern oder Ersatz-Eltern!

    • Offizieller Beitrag

    Zum Thema "Kollektivstrafe": Es ist doch gar keine Strafe, es wird eben der Unterricht nachgeholt, der durch das Verhalten der 7 SuS versäumt wurde. Das ist keine STrafe, das ist Fürsorge ;)


  • Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Disziplinstörungen vor allem dann vorkommen, wenn die Schüler nichts zu tun haben.


    Du musst Struktur reinbringen: Die Mathestunden kannst du doch auch gut planen. Hausaufgabenkontrolle, Kopfrechnen, ... Da weiß jeder, was kommt.


    Dann "ballere" die Schüler mit Arbeit zu. Rechnen, rechnen, rechnen. Oder denken (in Physik :P ). Also nicht sinnlos abschreiben, sondern Aufgaben erledigen. Wenn Schüler ordentlich was zu tun haben, dann haben sie häufig weniger Zeit zum Quatsch machen. Da kommen dann auch die direkten Rückmeldungen, indem du das dann benotest. Ich hatte da mal einen Relikurs, da hab ich am Ende jeder Stunde von JEDEM das Gearbeitete eingesammelt, benotet, wieder zurückgegeben... Das war eine Heidenarbeit, es ging aber nicht anders. Klar werden die "Braven" da auch mitbestraft, weil der Unterricht natürlich schöner sein könnte, aber nur doofes Abschreiben? Ne, das ist blöd für alle. Ich gebe dann höchstens mal für die extremen Störer die entsprechende Seite aus dem Buch zusätzlich für zu Hause auf. Immer mit Unterschrift der Eltern drüber. Da sagt dann auch keiner was, weil der Schüler muss ja den durch Quatschmachen versäumten Stoff nachholen.


    Leider gehst du davon aus, dass Schüler arbeiten WOLLEN. Das ist leider an der besagten Schulform (ich unterrichte da auch) leider nicht immer der Fall. Es gibt Schüler, die einfach keinen Bock haben. Und wenn ich die mit Aufgaben zuballere, interessiert das die leider überhaupt nicht. Mittlerweile ist es bei uns an der Schule so, dass wir nicht mehr alleine die "dummen" (bitte Entschuldigung für den Ausdruck...) sondern die Schulverweigerer haben. Also die Schüler, die an der Realschule nicht mehr zurecht kamen. Doof sind die nicht und sie schaffen es eben, mit minimalstem Aufwand das Klassenziel zu erreichen (manchmal sicher mehr schlecht als recht).
    Das mit dem Einsammeln habe ich auch schon probiert. Resultat: da wird ein leeres Blatt abgegeben. Note 6 - interessiert nicht. Sitzenbleiben ist auch out. Von daher werden die Schüler mitgezogen.
    Eltern interessiert die schulische Leistung meist wenig bzw. können sie nichts ändern oder die Schüler sind im Heim. Da passiert nicht viel.


    Von daher muss man das in der Klasse selbst in den Griff bekommen oder eben knallhart den §90 durch ziehen. Vorausgesetzt der Schulleiter spielt mit.
    Ich handhabe es mittlerweile auch so. Schüler die stören oder keinen Bock haben setzte ich vor die Tür bzw. verteile sie auf andere Räume zu Kollegen. Ich erkläre das dann den Schüler wieso, weshalb, warum. Manchmal sind die Schüler einsichtig und kehren wieder in den Klassenraum zurück, manchmal eben nicht.

  • Ich kenne das Klientel, keine Angst. Hauptschulklassen sind mein zu Hause, mittlerweile auch Inklusion.


    Eltern, Schulleitung, Klassenkonferenzen, Förderzentrum mit ins Boot holen. Das ist viel Arbeit, aber so ein Verhalten geht auch einfach nicht. In Klasse 9 geht es ja immerhin auch um den Schulabschluss und den wollen ja dann doch die meisten. Und wer ihn nicht möchte, der hat die anderen nicht dabei zu stören, einen (guten) Abschluss zu bekommen.

    Vermeintliche Rechtschreibfehler sind ein Vorgriff auf kommende Rechtschreibreformen und deren Widerruf.

  • Ich kenne das Klientel, keine Angst. Hauptschulklassen sind mein zu Hause, mittlerweile auch Inklusion.


    Eltern, Schulleitung, Klassenkonferenzen, Förderzentrum mit ins Boot holen. Das ist viel Arbeit, aber so ein Verhalten geht auch einfach nicht. In Klasse 9 geht es ja immerhin auch um den Schulabschluss und den wollen ja dann doch die meisten. Und wer ihn nicht möchte, der hat die anderen nicht dabei zu stören, einen (guten) Abschluss zu bekommen.


    Jap, kenne ich leider zur Genüge und ist bei mir leider Alltag. Jugendamt ebenso mit dabei.
    Doch auch die sind in vielen Fällen machtlos und es dauert ewigen Zeiten bis etwas ins Rollen kommt.
    Ganz toll wird es dann, wenn gerade etwas ins Rollen kommt, die Familie sich entscheidet umzuziehen.
    Dann war leider alles für die Katz', da die Jugendämter nicht kooperieren.
    Viele machen das leider mittlerweile dann, wenn ihnen das Jugendamt zu Nahe kommt. ;)
    Alles schon miterlebt...


    Und deswegen denke ich da eher an mich und meine Gesundheit, denn im Alltag müssen dann doch eher schnelle Lösungen her.

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