Fächerwahl eines Zweitfaches in Kombination mit Englisch

  • Hallo,


    ich habe im letzten Jahr mein Abitur gemacht und studiere im zweiten Semester (ich komme jetzt ins dritte) Englisch auf Lehramt für Gymnasien/Gesamtschulen in Bonn. Mein zweites Fach werde ich zum kommenden Wintersemester dazu wählen. Ich habe mich für Deutsch, Sozialwissenschaften und Geographie beworben und für alle drei Fächer eine Zusage erhalten. Jetzt kann ich mich leider nicht entscheiden, welches der Fächer das beste ist und welches ich letztendlich dann nehmen soll. Ich mag alle drei Fächer sehr sehr gerne und habe mir überall Vorlesungen im letzten Semester angeschaut, die mir auch zugesprochen haben. Das macht die Entscheidung natürlich nicht einfacher. Jetzt wollte ich mich mal unter Lehrern erkundigen, welches dieser Fächer mir empfohlen wird. Unter Studenten habe ich schon herumgefragt, aber die Entscheidung wurde mir dadurch auch nicht leichter gemacht. Vielleicht wisst ihr ja mehr und könnt mir bei der Fächerwahl helfen, auch bezogen auf Einstiegschancen etc.
    Über Antworten würde ich mir sehr freuen. Liebe Grüße, Nati

    • Offizieller Beitrag

    Deutsch ist ein tolles Fach, aber mit der Kombination korrigierst du dich tot, grad am Anfang (i.e. Die ersten 5 Berufsjahre). Wie organisiert und konzentriert bist du? Wie lange kannst / willst du unter Ableistung einer recht einförmigen Tätigkeit am Schreibtisch sitzen? Rechne mit 4-600 Stunden Korrekturen im Jahr.


    Ich für meinen Teil empfinde die Korrekturen als einzig echte Belastung im Job. Auf deutsch: sie kotzen mich an.
    Alles andre mach ich wirklich gern.

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

  • Bloß keine E-D-Kombination! Selbst wenn du später Routine hast, gibt es einen Punkt, an dem du nicht schneller korrigieren kannst, d.h. die meisten Wochenenden in der Schulzeit und die meisten Ferien sind futsch!

  • Auch ich habe die Kombination Deutsch und Englisch. Ich habe noch nie etwas anderes unterrichtet (ausgenommen manchmal Spanisch), habe aber auch den Eindruck, dass ich schon mehr Korrekturarbeit habe als einige Kollegen. Trotzdem sollte man seine Fächer nach persönlichen Vorlieben auswählen. Wenn du alle genannten Fächer gleich magst, würde ich auch nicht unbedingt Deutsch nehmen, zumal du mit Englisch und einem Sachfach auch noch die Möglichkeit hättest, bilingual zu unterrichten. Ich möchte aber trotzdem zur Kombination Deutsch/Englisch noch sagen, dass diese Kombination auch nicht tödlich sein muss. Ich habe auch einen sehr hohen Oberstufeneinsatz, aber man entwickelt ja auch in vielen Dingen eine Routine. Und pro Kur erhält man zumindest in Hessen in Deutsch zum Beispiel 4 anstatt 3 Stunden in anderen Grundkursen. Wenn man z.B. eine Klasse 5 in beiden Fächern und einen LK hat, dann hat man mit dieser Kombination schon etwa 15 von 26 Stunden abgedeckt und für 15 Stunden unterrichten andere Kollegen teilweise 6-7 Lerngruppen, also das Zweifache. Auch das hat bestimmt eine andere Form von Belastung.

  • Zwei Korrekturfächer können schon eine Belastung sein. Aber da sollte auch eine Rolle spielen, was Du gerne unterrichten möchtest. Es bringt mir nicht viel, ein Fach zu unterrichten, das (etwas) weniger Korrekturaufwand bedeutet, mir aber gar nicht liegt.
    Neben Korrekturaufwand sollte man auch berücksichtigen, dass andere Fächer andere Belastungen haben (ich korrigiere lieber Englisch, als mit 25 lauten Unterstuflern in der Turnhalle zu stehen, Physik- und Chemielehrer sind bei uns häufig lange damit beschäftigt, Versuche für den nächsten Tag aufzubauen).


    Und: In der Oberstufe verschwimmen die Grenzen nach meinem Empfinden: Ich sehe vom Korrekturaufwand keinen großen Unterschied mehr zwischen einer Geschichts- und einer Englischklausur (Deutsch scheint sich auch immer mehr zu einer Fremdsprache zu entwickeln und damit meine ich jetzt NICHT, dass viele SuS Deutsch nicht als Muttersprache haben).

  • Rechne mit 4-600 Stunden Korrekturen im Jahr.

    Eher vorsichtige Schätzung, würde ich sagen. Ich bin an der FOS/BOS auf etwa 600 Stunden gekommen, inklusive der in Bayern obligatorischen "Exen", allerdings auch angesichts der Tatsache, dass das halt eine reine Oberstufenschule ist.



    Viele Grüße
    Fossi

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Gerade in Verbindung mit Englisch bietet sich aber oft auch Geschichte an, wegen der bilingualen Zweige, die sich zunehmend entwickeln. An meiner Schule gibt es Geschichte und Biologie im Rahmen des bilingualen Zweiges. Deutsch und Englisch würde ich auch nicht nehmen.

    • Offizieller Beitrag

    Eher vorsichtige Schätzung, würde ich sagen. Ich bin an der FOS/BOS auf etwa 600 Stunden gekommen, inklusive der in Bayern obligatorischen "Exen", allerdings auch angesichts der Tatsache, dass das halt eine reine Oberstufenschule ist.



    Viele Grüße
    Fossi


    Ich weiß, ich arbeite ja auch an einer reinen Oberstufenschule und korrigiere eher MINDESTENS 600 Stunden, incl. jedes Jahr volle Packung Abi. Es gibt aber auch genug Schulen, wo die Leute eher nur einen oder höchstens zwei Oberstufenkurse haben. Dann sind 400 eher realistisch.


    Sowas wird einem weder im Studium noch sonstwann wirklich gesagt. Ich habe es selbst im Referendariat nie gehört, außer von meinen Mentoren - und da dachte ich noch, die machen Scherzchen. In meinen Seminaren ging es darum, wie man großartig Shakespeare inszeniert oder kompetenzorientiert unterrichtet oder Theaterelemente in den 5.klass-Unterricht integriert. Eine gemeinsame Korrektur konnten wir aus unseren Seminarleiter nur mit Meutereidrohung herauspressen - und dann hatte er eigentlich auch keine Ahnung, wie das effizient geht.
    Außerdem hatte ich keine Vorstellung davon, was diese Stundenzahl "4-600" eigentlich konkret heißt, i.e. wie sich das anfühlt, IMMER zu korrigieren - und wenn ich gerade mal nicht korrigiere, dann nur, weil ich mich vor den Korrekturen drücke ;) :P ... Daher regt mich auch dieses "Du hast dir das doch ausgesucht" oder "das wusstest du doch vorher" - Argument auf. Nein, das wusste man nicht vorher. Im Gegenteil, es wurde immer heruntergespielt und konkrete Aussagen darüber verweigert. Realistische Ansagen über den Beruf bekommt man weder während es Studiums noch während des Referendariats. Wer nicht auf die Idee kommt, mal in solchen Foren nachzufragen oder zufällig Lehrer in der Familie hat, weiß das nicht.

  • [quote='fossi74','index.php?page=Thread&postID=344055#post344055'][quote='Meike.','index.php?page=Thread&postID=343874#post343874']Rechne mit 4-
    Sowas wird einem weder im Studium noch sonstwann wirklich gesagt. Ich habe es selbst im Referendariat nie gehört, außer von meinen Mentoren - und da dachte ich noch, die machen Scherzchen. In meinen Seminaren ging es darum, wie man großartig Shakespeare inszeniert oder kompetenzorientiert Theaterelemente in den 5.klass-Unterricht integriert. Eine gemeinsame Korrektur konnten wir aus unseren Seminarleiter nur mit Meutereidrohung herauspressen - und dann jhatte er eigenrtlich auch keine Ahnung, wie das effizient geht.
    Außerdem hatte ich keine Vorstellung davon, was diese Stundenzahl "4-600" eigentlich konkret heißt, i.e. wie sich das anfühlt, IMMER zu korrigieren - und wenn ich gerade mal nicht korrigiere, dann nur, weil ich mich vor den Korrekturen drücke ;) :P ... Daher regt mich auch dieses "Du hast dir das doch ausgesucht" oder "das wusstest du doch vorher" - Argument auf. Nein, das wusste man nicht vorher. Im Gegenteil, es wurde immer heruntergespielt und konkrete Aussagen darüber verweigert. Realistische Ansagen über den Beruf bekommt man weder während es Studiums noch während des Referendariats. Wer nicht auf die Idee kommt, mal in solchen Foren nachzufragen oder zufällig Lehrer in der Familie hat, weiß das nicht.


    Danke Meile für diese Aussage ...

  • Wenn dir eigentlich alles gefällt, würde ich auch nicht unbedingt Deutsch dazu nehmen. Klar hat man damit insgesamt weniger Lerngruppen, aber man korrigiert immer - und ich meine immer (es sei denn, wie Meike schon sagte, man drückt sich gerade davor...). Natürlich kannst du Pech haben und das Zweitfach überwiegend in der Oberstufe haben und da sind Sowi und Erdkunde auch nicht gerade spaßig. Meine Erdkundekollegen erzählen häufig, dass es z.B. sehr aufwändig sei, die Klausuren zu erstellen, da sie wohl sehr viele verschiedene Materialien (sprich Texte, Grafiken, Quellen, etc) benötigen. Und in SoWi schreiben sie wohl auch nicht gerade wenig.


    Aber an normalen Schulen hast du mit der Fächerkombi Deutsch und Englisch eigentlich in der Regel zwischen 6 und 8 Korrekturgruppen. Und das sitzt man nicht eben so ab. Natürlich sind Unterstufenklassen gerade in Englisch recht schnell zu korrigieren. Aber es ist elendig langweilig...Oberstufenklausuren sind da nicht automatisch besser.


    Ich bin an eine bilingualen Schule mit Erdkunde, Politik und Geschichte auf Englisch, in der Oberstufe aber nur noch Erdkunde und Geschichte, weil wir nur da entsprechend ausgestattet sind.


    Wie gesagt, ich würde Erdkunde oder Sowi machen. Vielleicht lädst du dir da mal die Richtlinien bzw. die Vorgaben für das Abitur herunter, um einschätzen zu können, was dir davon Spaß machen könnte (vielleicht ist der Anteil an Wirtschaft bei SoWi größer oder kleiner als du dir das wünschen würdest, etc pp).
    Einfach Kernlehrpläne NRW googlen bzw. "Standardsicherung NRW" und da dann auf Abitur, die entsprechenden Fächer und die Vorgaben klicken.

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

  • Ich weiß, ich arbeite ja auch an einer reinen Oberstufenschule und korrigiere eher MINDESTENS 600 Stunden, incl. jedes Jahr volle Packung Abi. Es gibt aber auch genug Schulen, wo die Leute eher nur einen oder höchstens zwei Oberstufenkurse haben. Dann sind 400 eher realistisch.

    Zugegeben: An der FOS/BOS sitzen normalerweise die Schüler, die eher keine zehnseitigen Klausuren abliefern; das geben auch die Aufgabenstellungen nicht her. Das ist dann wieder eine Erleichterung gegenüber dem Gymnasium. Allerdings: Pädagogisch unnützen Mist wie Vorgangsbeschreibung, Leserbrief, "Erörterung" (also das, was in der Mittelstufe so genannt wird) etc. korrigieren zu müssen, ist halt auch Folter. Auch wenns schnell geht.


    Fazit: Deutsch unterrichten - geil. Deutsch korrigieren - ungeil.



    Viele Grüße
    Fossi

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

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