Schulleitung aus der eigenen Reihe?

  • Unsere -zugegebenermaßen- sehr schwierige Schulleitung hat abgedankt. Nun ist die Frage, wer die Nachfolge antritt...
    Es hat sich eine junge Kollegin gemeldet, die jedoch auf noch keine Berufspraxis zurückgreifen kann, als auf ihren vierjährigen Auslandsaufenthalt und einem Jahr Fachunterricht an unserer Schule.
    Diese junge Kollegin soll nun unsere Schule leiten.


    Das Schulamt hat das OK gegeben, unter der Voraussetzung, dass die Dienstälteste, welche bislang in die Bresche gesprungen ist, der jungen Kollegin für drei Monate beratend zur Seite steht.


    Welche Tipps habt ihr für das restliche Kollegium, welches dem ganzen Procedere natürlich recht gespalten gegenübersteht?

    Carpe noctem!

    Einmal editiert, zuletzt von Lea ()

    • Offizieller Beitrag

    Mit Schulleitung meinst du den Schulleiter bzw. die Schulleiterin, oder? Bei uns besteht die Schulleitung ja aus 5 Mitgliedern ...

  • ihr solltet ihr offen gegenübertreten und sie sich in den job einfinden lassen. aber auch ich sehe das aus aktueller eigener erfahrung kritisch.
    bringt dinge, die nicht laufen, freundlich und relativ zeitnah vor. nur dadurch, dass ihr ihr spiegelt, was gut läuft und was nicht, kann sie dazulernen.
    übernehmt nicht einfach so ihre aufgaben, dann werden es eure bleiben. steuergruppe und lehrrat sollten sachlich und regelmäßig mit ihr in kommunikation stehen.
    sollte es nicht gut laufen, fühlt euch nicht zuständig, alles zu reißen, was eigentlich ihre aufgabe ist.


  • Welche Tipps habt ihr für das restliche Kollegium, welches dem ganzen Procedere natürlich recht gespalten gegenübersteht?

    Unterstützen?



    Frage mich erstens, wieso 5 Jahre im Schuldienst- davon 4 im Ausland- keine Erfahrung sind und zweitens, warum sich nicht diejenigen um den Job beworben haben, die schon länger dabei sind und sich daher für befähigter halten.

  • Frage mich erstens, wieso 5 Jahre im Schuldienst- davon 4 im Ausland- keine Erfahrung sind und zweitens, warum sich nicht diejenigen um den Job beworben haben, die schon länger dabei sind und sich daher für befähigter halten.


    Man sollte dabei bedenken, dass die Aufgabe einer Schulleitung nicht das Unterrichten sondern das Managment einer Schule ist. D.h. eine Schulleiterin ist mit Rechtsfragen, administrativen Überlegungen, wirtschaftlichen Überlegungen und der Zusammenarbeit mit der übergeordneten Behörde befasst. Da hätte ich bei nur einem Jahr Erfahrung im deutschen Schulsystem erhebliches Bauchgrimmen - in nur einem Jahr kann man nicht lernen, wie Schule jenseits des Klassenraums funktioniert.


    Nele

  • Die Frage der TE zielt auf die Schulleitung einer Grundschule. Da kommt es wohl auch darauf an, wie groß die Schule ist - und wie viel zu verwalten ist. Bei uns gibt es ländliche Grundschulen mit gerade 4 Klassen, wovon eine von der Schulleitung unterrichtet wird. Für diese Schulleitungstätigkeit gibt es A12 + Stellenzulage von 79,89€ und eine Reduzierung des Deputates von 28 auf 20 Stunden. Dafür ist man dann Lehrer, Schulleiter, Bauleiter, Wachtmeister, Richter, Verteidiger, Schulsekretär und Hausmeister.


    Dass da stapelweise Bewerbungen eingehen unterstellt niemand... :uebel:

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Ist denn die Stelle nicht ordnungsgemäß ausgeschrieben wurden?


    Bei uns wäre das nie möglich, dass es einfach jemand in Absprache mit dem Amt "macht". SL- Stellen werden ausgeschrieben und man muss sich bewerben. Bis zur Entscheidung werden die Geschäfte von einem kommisarischen Schulleiter getätigt (i.d.R. der dienstälteste Lehrer).

  • Da hätte ich bei nur einem Jahr Erfahrung im deutschen Schulsystem erhebliches Bauchgrimmen - in nur einem Jahr kann man nicht lernen, wie Schule jenseits des Klassenraums funktioniert.


    Nele


    Also, ich würde mir auch nach knapp zwanzig Jahren im Schuldienst nicht anmaßen zu wissen, wie Schule jenseits des Klassenraumes geht.


    Ein bisschen naive Frische würde mancher Schule gut stehen. Man kann bei genügend Anleitung und Hilfe sowie entsprechender Motivation in jede Aufgabe hineinwachsen.

  • Zitat MarlenH :

    Zitat

    Ein bisschen naive Frische würde mancher Schule gut stehen.

    Vorsicht, geehrte MarlenH ! In etlichen Schulen, die ich kenne, hat gerade die naive Frische zur erheblichen Mehrarbeit der Kollegen geführt. 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Hat sie denn schon das Auswahlverfahren durchlaufen? Jeder Bewerber auf die Stelle wird durch die Behörde auf Eignung, Leistung und Befähigung geprüft. Wenn sie hier einen guten Eindruck hinterlassen hat, warum nicht? Grundsätzlich kann jeder in so eine Aufgabe hineinwachsen.

  • Zitat MarlenH :

    Vorsicht, geehrte MarlenH ! In etlichen Schulen, die ich kenne, hat gerade die naive Frische zur erheblichen Mehrarbeit der Kollegen geführt. 8_o_)


    Aber, wie ich schon schrieb:


    Zitat

    Unsere -zugegebenermaßen- sehr schwierige Schulleitung hat abgedankt.


    kann es in diesem Fall nur besser werden.

  • Auch bei allem Wohlwollen vom Schulamt kann eine SL-Stelle auch an einer kleinen Schule nur besetzt werden, wenn offiziell ausgeschrieben wurde und die Bewerber das entsprechende Verfahren durchlaufen haben. Vorher gibt die Bezirksregierung ihre Zustimmung nicht. Ich habe einige Kandidaten kennengelernt, die trotz einer Revision nicht besetzt worden sind, weil die Ergebnisse nicht dem entsprachen, was man sich dort erhoffte. Auch mit dem Hintergrund, dass auf einen Bewerber für eine SL-Stelle etwa drei freie Stühle kommen. Es kann natürlich sein, dass es hier um eine kommissarische Leitung geht, da ist ja alles möglich.


    Grundsätzlich finde ich jedoch eine so kurze Berufserfahrung eher schwierig, da besonders an Grundschulen der Umgang mit den Kolleginnen viel Fingerspitzengefühl erfordert. Da ist es eher leichter, bei Problemen sagen zu können, dass kenne ich auch, das habe ich auch schon erlebt. Umgekehrt wird schnell mangelnde eigene Erfahrung mit Schülern/Eltern/Tagesgeschäft vorgeworfen.


    Andererseits kann man sich Kandidaten, die diesen Job machen wollen, nicht aus dem Katalog bestellen und aussuchen und von daher wird man sich damit zufrieden geben müssen, was da ist.

  • Grundsätzlich finde ich jedoch eine so kurze Berufserfahrung eher schwierig, da besonders an Grundschulen der Umgang mit den Kolleginnen viel Fingerspitzengefühl erfordert. Da ist es eher leichter, bei Problemen sagen zu können, dass kenne ich auch, das habe ich auch schon erlebt. Umgekehrt wird schnell mangelnde eigene Erfahrung mit Schülern/Eltern/Tagesgeschäft vorgeworfen.


    Diese Denke ist in sich völlig unlogisch.


    Die erfahrene Kollegin weiß nicht, wie man mit einer neuen Chefin umgehen soll und fragt daher in einem anonymen Forum nach, wie sie sich verhalten soll. Wirklich souverän ist das nicht.


    Fingerspitzengefühl hat man oder hat man eben nicht. Ich hatte auch schon eine sehr alte (ich meine, erfahrene) Schulleitung, die null Fingerspitzengefühl hatte. Wirklich NULL!



    Es soll Menschen geben, die wachsen mit ihren Aufgaben und solche, die daran zerbrechen. Bei einem Kollegium, was schon im Vorhinein ihr jegliche Kompetenz abstreitet, kann man ihr nur starke Nerven wünschen.

  • Da ich bei uns an der Grundschule Konrektorin bin, kann ich mir die Schwierigkeiten auf beiden Seiten sehr gut vorstellen. Ich bin auch jünger als ein großer Teil des Kollegiums und zudem durch Ausfallzeiten unseres SL auch längerfristig Alleinverantwortliche. Man braucht eben auf beiden Seiten Verständnis und als Leitung entsprechende Fortbildung.


    Mich stört einfach immer mehr, dass GS-Leitungen nicht entsprechend bezahlt, freigestellt usw. werden, von Sekretretärinnenstunden will ich gar nicht reden. Also bewirbt sich kaum jemand und junge Kollegen werden verheizt. Wenn dunämlich den Job erstmal hast und irgendwo gibt's Probleme, interessiert das die Schulaufsicht herzlich wenig.

  • Also, ich würde mir auch nach knapp zwanzig Jahren im Schuldienst nicht anmaßen zu wissen, wie Schule jenseits des Klassenraumes geht.


    Dass du nach zwanzig Jahren im Job nicht weißt, wie der öffentliche Dienst funktioniert, wie so eine Weisungsbefugnis zu verstehen ist und wie weit sie reicht, was ein Stellenschlüssel ist, dass APO, Erlasse und Ermessensspielraum in einem sensiblen Kräftespiel stehen, dass mit dem Schulträger verhandelt werden muss etc., pp., dass du solche Dinge nicht weißt, kaufe ich dir nicht ab. Das heißt nicht, dass du jedes einzige Detail kennst, das heißt, dass dir klar ist, dass man bei solchen Angelegenheiten aufpassen und die Rechtsvorschriften konsultieren muss.


    Nach einem Jahr im deutschen Schulsystem weiß man wahrscheinlich von dem größeren Teil dieser Dinge nicht einmal, dass sie existieren.


    Mit "frischer Naivität" hat das überhaupt nichts zu tun. Eine Grundschule ist eine Behörde, die mit wichtigen Aufgaben beauftragt ist, nicht zuletzt geht es da immerhin um Lebenschancen junger Kinder! Ich denke, die Bürger, die ihre Kinder auf so eine Schule schicken, haben einen Anspruch darauf, dass sie auch von jemandem geleitet wird, der dafür vollumfänglich qualifiziert ist.


    Nele

  • Ich denke, die Bürger, die ihre Kinder auf so eine Schule schicken, haben einen Anspruch darauf, dass sie auch von jemandem geleitet wird, der dafür vollumfänglich qualifiziert ist.


    Nele



    Nun. Die vorherige SL war wohl auch so ein Gewinn für die Eltern und deren Kinder. Ich zitiere das jetzt nicht noch mal. (6 und 13)



    Die Hauptarbeit an der GS meines Kindes macht seine KL. Von der SL an dieser GS halte ich übrigens nicht viel. Wenn mein Kind eine andere KL hätte, wäre ich geneigt über einen Schulwechsel nachzudenken. Die schlechte SL ertragen wir noch. Sie hat trotz langjähriger Einblicke in das deutsche Schulwesen wenig Ahnung....

  • Unterstützt sie und seht ihr Fehler in der Anfangszeit nach.


    Denkt immer dran, dass es in NRW schwierig ist Grundschulleitungen zu finden. Die Bezahlung ist extrem mies, die Anforderungen und die Arbeitszeit sehr hoch und Konrektoren gibt es aufgrund der kleinen Grundschulgrößen sehr selten.


    Wenn ihr keine Schulleitung findet, dann hat das in der Regel zur Folge, dass eure Schule vom Schulträger kaum noch unterstützt wird und ihr die ersten seid, wenn die Schulschließungsdebatte aufkommt. Das kann man gar nicht genug betonen. Eine Schule ohne Leitung ist akut gefährdet.


  • wie der öffentliche Dienst funktioniert, wie so eine Weisungsbefugnis zu verstehen ist und wie weit sie reicht, was ein Stellenschlüssel ist, dass APO, Erlasse und Ermessensspielraum in einem sensiblen Kräftespiel stehen, dass mit dem Schulträger verhandelt werden muss etc., pp., ...

    Diese Regelungen sind doch nun wirklich Infos, die man fix selbst herausfinden kann, v.a. wenn einem jemand zur Einarbeitung an die Seite gestellt wird.


    Viel schwieriger ist es doch, sich die sozialen Kompetenzen, die eine Führungsperson haben muss, anzueignen. Und da sind Alter und Berufserfahrung zweitrangig (die TE schrieb bereits, dass eine erfahrene Pfeife nun endlich abgedankt hat).
    Ich stelle mir sowas vor, wie: Angemessen auf die Wünsche der Einzelnen einzugehen und zu entscheiden, wann diese nicht mehr interessieren. Herauszufinden, wo man sich einbringen und wo man Aufgaben abgeben muss. Konflikte zwischen Eltern und Kollegen angemessen klären. Ständig die Konfrontation mit allen ertragen. Organisiert zu bleiben, keine Termine zu verschwitzen. Durchsetzungsstark vor der Behörde zu erscheinen und gleichzeitig zu wissen, wo man klein beigeben muss. Klinken putzen und aus Scheiße Gold machen, so in der Art.

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