Am Gym fachlich nach Kinderpause überfordert?

  • Liebe Leute,


    ich bin hab Sek II Lehramt mit den Fächern Deutsch und Geschichte studiert, leider nur 2 Jahre nach meinem Ref Vollzeit als StR' gearbeitet und war dann mit der Erziehung meiner 3 Kinder beschäftigt, dies nunmehr seit 11 Jahren.
    Jetzt würde ich gerne wieder in den Beruf einsteigen, Vollzeit. Bin mir aber unsicher, ob ich fachlich nach 11 Jahren Pause noch so auf der Höhe bin, dass ich am Gymnasium unterrichten kann? Oder sollte ich lieber fachlich (nicht pädagogisch/didaktisch!) weniger anspruchsvolle Schulformen wie Haupt- oder Realschule oder sogar Grundschule wählen?
    Was meint ihr dazu?


    Liebe Grüße, Die Anna

  • Nach 11 Jahren Pause wirst Du Dich erschrecken, wie weit das Niveau auf den Gymnasien in dieser Zeit gesunken ist, geehrte DieAnna !


    Heute kriegt ja, gemäß der grünroten bildungskommunistischen Ideologie, jeder Hans und Franz das Abitur hinterhergeworfen, auch wenn er nicht richtig lesen und schreiben kann.


    Ich würde mir an Deiner Stelle eher Gedanken darum machen, ob Du fachlich eher unterfordert sein wirst. Der erzieherische Anteil, bzw. die Zuschiebung der Aufgaben eines Sozialpädagogen hat auf der anderen Seite deutlich zugenommen. Ach ja, Inklusion ist ja auch noch angesagt ! Da bist Du anstelle eines fachlich anspruchsvollen Lehrers eher in der Rolle eines (nichtausgebildeten) Förderschullehrers.


    Es wird noch viel Freude auf Dich zukommen, aber vergiss hier die Bezeichnung Gymnasium !8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

    • Offizieller Beitrag

    Hättest du eine Frmdsprache, wäre ich auch besorgt, die verlernt man nämlich, wenn man nicht ständig aktiv ist. Bei PoWi gibt es auch genug Kollegen, die sich nach längerer Pause abgehängt fühlen, weil sich eben alles mehr oder weniger rasant entwickelt.


    Deine Fächer sind vergleichsweise statisch, da würde ich mir so große Gedanken nicht machen, da kann man aufholen/auffrischen. Musst ja nicht gleich mit nem LK einsteigen.


    Was das von Elternschreck, der ja selbst Realschullehrer ist, oft und gern beschworerene Niveau des Gymnasiums angeht: auch "Hans und Franz", denen man dann den Gymnasialstoff beibiegen muss, sind eine herausfordernde Schülerschaft.
    Aber du hast naürlich immer auch noch die vielen, klugen, fitten und gerade in der Oberstufe dann auch sich selbst weiterbildenden Schüler, die fachlich wirklich was drauf haben. Nur eigenen sich da eher Sprachen (nach langen Auslandsaufenthalten) und Naturwissenschaften (die Tüftler udn Bastler). Geschichts und Deutschfachspezialisten kenne ich jetzt eher wenige. Das ist nicht so hobbyanfällig. Und wenn dann eher im kreativen Bereich (Schreiben), eher nicht in der Theorie.

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

  • Hallo,
    lassen wir das, was Elternschreck vom Stapel gelassen hat, einfach mal beiseite, das hilft dir nicht. Ich mache den Job jetzt schon über dreißig Jahre und kann einen solchen Verfall nicht bestätigen.
    Wichtig ist die Frage, wie eng du während deiner Ausszeit an der Materie geblieben bist. Wenn du da nicht für dich was gemacht hast, wirds schwierig. Hier kenne ich einige Fälle (ca. 8 bis 10 Jahre Pause), die es nicht mehr gepackt haben.
    Andererseits hat sich aber die fachliche Begleitung durch die Schulbuchverlage stark verbessert, man wird da selten alleine gelassen. Schau doch einfach mal in die Lehrpläne der höheren Klassen und überlege dir, ob du aus dem Stande einigermaßen zusammenhängendes und flächendeckendes Wissen besitzt. Wenn da die Lücken zu groß sind, wirst du massive Probleme haben.
    Am wichtigsten ist aber, dass dir von der SL die Möglichkeit zum gezielten Aufbau gegeben wird, also erst mal Ende Mittelstufe, ein Jahr darauf eine Jahrgangsstufe höher usw.
    Auf diese Weise habe ich mir die Oberstufe Ethik (viel Philosophie) erarbeiten können.
    Muss es denn Vollzeit sein? Das wäre ein voll dicker Brocken, die Kinder sind ja noch da und auch in weniger anspruchsvollen Jahrgängen musst du korrigieren, vorbereiten.
    Kannst du in deinem Bundesland denn die Schulart aussuchen? Ich bin mir nicht sicher, ob du nach ca. fünf Jahren in z.B. einer Hauptschule glücklich wärst.


    Zusammengefasst: Vollzeit und gleich Oberstufe - lieber nicht Gymnasium.
    Ciao

  • Jetzt würde ich gerne wieder in den Beruf einsteigen, Vollzeit. Bin mir aber unsicher, ob ich fachlich nach 11 Jahren Pause noch so auf der Höhe bin, dass ich am Gymnasium unterrichten kann? Oder sollte ich lieber fachlich (nicht pädagogisch/didaktisch!) weniger anspruchsvolle Schulformen wie Haupt- oder Realschule oder sogar Grundschule wählen?
    Was meint ihr dazu?



    Was würde dich nach 11 Jahren Mutterdasein zum Hauptschullehrer oder Grundschullehrer qualifizieren? Was ist das für eine Denke???

    • Offizieller Beitrag

    ich sehe es wie Meike.


    Ich selbst habe übrigens nach wesentlich längerer Familienpause mein Ref gemacht, und in der Fremdsprache war ich fitter als in manchen damals aktuellen Geschichtsthemen wie 'chinesisch- japanischer Imperialismus'. :mad: Aber in das Thema mussten sich auch gestandene Kollegen neu einarbeiten.


    Nur Mut, da kommst du schnell wieder rein!


    Vll kannst du ja darum bitten, nicht gerade einen LK zu unterrichten

    • Offizieller Beitrag

    Jetzt ist deine Fremdsprache aber keine moderne, lebendige und daher etwas deutlich anderes. In Englisch/Frz/Spanisch/usw ist es schon so, dass zehn Jahre nicht-Gesprochensein derbe Einbußen bedeuten. Und diejenigen die behaupten, dass dem nicht so sei, die hören sich vielleicht selbst nicht reden ;)
    Das merken oft schon Kollegen, die über viele Jahre nur in 5/6/7 unterrichtet haben. Die stehen dann auf einmal vor einem Oberstufenkurs, mit 2,3 Leuten,die ein Jagr in USA/Uk/Australien waren und gucken ziemlich erschrocken aus der Wäsche.


    Aber es gibt ja auch genug Leute, die privat ihre Sprachkompetenz am Leben halten. Ohne fast täglichen Gebrauch geht das aber nicht. Da macht man sich vielleicht eher was vor: das passive Englisch ist nicht aktives Englisch... aber muss ich ja nicht erklären, kann man ja in der entspechenden Fachliteratur nachlesen.


    Da die TE aber Deutsch /& Geschichte halt, ist das e nicht ihr Thema und in Deutsch muss man halt am Literaturkanon dranbleiben und sich die neuesten Entwicklungen im Bereich der im Abi verlangten Kompetenzen und Operatoren aneignen, aber das halte ich für sehr machbar. Geschichte kann ich nix zu sagen ... stelle mir aber vor, dass sich die im Nachhinein auch nicht ändert - höchstens deren Rezeption.. ;)

    • Offizieller Beitrag

    Da die TE aber Deutsch /& Geschichte halt, ist das e nicht ihr Thema und in Deutsch muss man halt am Literaturkanon dranbleiben und sich die neuesten Entwicklungen im Bereich der im Abi verlangten Kompetenzen und Operatoren aneignen, aber das halte ich für sehr machbar. Geschichte kann ich nix zu sagen ... stelle mir aber vor, dass sich die im Nachhinein auch nicht ändert - höchstens deren Rezeption.


    rein fachlich kann ich mir den Wiedereinstieg in beides vorstellen,
    ein bisschen Einarbeitungszeit vorausgesetzt.
    Ebenso bei der Didaktik /Methodik /Kompetenzen.
    Das ist oft bei einem Bundeslandwechsel ähnlich.
    Meist sieht das alles von weitem schlimmer aus als aus der Nähe. ;)

  • Zitat Die Anna :

    Zitat

    Oder sollte ich lieber fachlich (nicht pädagogisch/didaktisch!) weniger anspruchsvolle Schulformen wie Haupt- oder Realschule oder sogar Grundschule wählen?

    Über die Mutmaßung der fachlich weniger anspruchsvollen Schulformen könnte auch ich jetzt ein wenig beleidigt sein, zumal das fachliche Anspruchsniveau im Rahmen der grünrot bildungskommunistisch intendierten Leistungsherunternivellierung an den Gymnasien in den letzten Jahren erheblich gesunken ist. -Aber Schwamm drüber !


    Da heutzutage das Gymnasium von mindestens 80% der Schüler, die dort leistungsmäßig nicht dahingehören, dominiert wird, musst Du pädagogisch/didaktisch gegenwärtig viel mehr keulen als es vor einigen Jahren noch notwendig war.


    Dazu hast Du noch mit einer schwieriger gewordenen Klientel zu tun, die zunehmend aus undisziplinierten, selbstüberschätzenden Egomanen, sozialen Geisterfahren und hysterischen, übermäßig fordernden (pseudogebildeten) Eltern besteht. Die Eltern, so kommt es mir vor, sehen ihre Aufgabe auch immer mehr darin, die Respektlosigkeiten ihrer Kinder gegenüber den Lehrern zu stärken.


    Was mir die Gymnasialkollegen da berichten, lässt mich kalt erschauern. Eine mir bekannte Gymnasialkollegin berichtete mir neulich, dass es an ihrer Schule mittlerweile so weit sei, dass die Lehrer selbst banale Tests vor den dauerkritisierenden Eltern wie eine Doktorarbeit verteidigen müssten.


    Da lob ich mir dagegen unsere stoischeren und gemütlicheren Schüler/Eltern (meist Russlanddeutsche) an unserer Realschule. Ich denke, dass wir es da besser haben als unsere von Schülern/Eltern gestressten Gymnasialkollegen in der Nachbarschaft.


    Kurzum : Du solltest Dir weniger Gedanken um das Fachliche machen als um sehr gut aufgestellte Mentalkräfte (dickes Fell/gute Nerven), die von Dir am heutigen Gymnasium abverlangt werden ! Dass es nach 11 Jahren Schulferne leicht sein wird, glaube ich nicht so recht. 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

    Einmal editiert, zuletzt von Elternschreck ()

  • Lieber Elternschreck,


    Deinem letzten Beitrag kann ich das genaue Gegenteil gegenüber stellen, allerdings nur, was meine siebente (bald achte) Klasse betrifft.


    In enger Zusammenarbeit mit den Eltern haben wir es mit den "moderneren" Kollegen geschafft, aus dieser Klasse echte Gymnasiasten zu machen. Um es gleich vorweg zu nehmen: Es sind zusammengewürfelte Schüler aus dem Landkreis; nicht alle hatten eine Gym.-Empfehlung, kaum ein Schüler kannte den anderen.
    Die Klasse ist eine eingeschworene Gemeinschaft geworden und zwar eingeschworen, sich anzustrengen und das Beste zu geben. Wer nicht kann, dem wird geholfen. Wer nicht will, der wird gefordert. Bspw. holten wir einen Schüler morgens ab, weil er wiederholt verschlafen hatte (wegen nächtlichen Spielens im Internet). Das Abholen passte auch gleich zum Mathe-Unterricht (Flächen im wahren Leben).


    Alle Kollegen freuen sich auf Unterricht in dieser Klasse und unterrichten schon lange Stoff aus höheren Klassen. Die Kinder wollen etwas lernen, finden es "cool", schlau zu sein. Sie sind stolz, wenn sie schon höheren Stoff lernen - und all das fördern wir mit allen Mitteln. Zensuren sagen wir laut an, ermuntern, missbilligen sachlich, spornen aber an, zeichnen aus, fördern den Stolz usw.


    Gleich zu Beginn des Schuljahres machten wir den Eltern klar, dass sie das Wort "krank" sehr ernst nehmen. Bei Schnupfen, Husten, Kleinigkeiten, Gips-Bein usw. kann man die Schule besuchen. Dementsprechend wenig Fehlzeiten haben wir. Auch wissen die Kinder, dass sie im Falle von Abwesenheit nachholen müssen. Um das Nacharbeiten und das häusliche Üben leichter zu machen, haben wir die Unterrichtsmitschnitte von Mathe, Physik und teils Chemie in's Internet gestellt. So gibt es keine Ausreden.


    In dieser Klasse lernt JEDER Schüler FAST jeden Tag ein bisschen für JEDES Fach. Die beste Aussage einer Schülerin war: "Seit dem ich jeden Tag 5 Minuten Mathe übe, macht mir Mathe Spaß."
    Dementsprechend sind die Zeugnis-Noten: 3x 1,0 ; 1x 1,06 ; der schlechteste Durchschnitt liegt bei 2,3 . Na ja, stolz bin ich schon ...


    Nun aber genug des Schwärmens!
    Ja, die höheren Klassen waren so ein hohes Tempo und solche Anforderungen nicht gewöhnt, ziehen aber nach. Dabei kann man beobachten: Je älter die Schüler, um so schwerer tun sie sich mit dem Nachziehen. Ein Elfer sagte mal zu mir: "Wir machen Bulimie-Lernen, also heute viel für morgen lernen und dann auskotzen." Aus dieser Einstellung folgt die Unbildung, die Du so bedauertest in Deinem letzten Beitrag.


    Habt alle einen schönen Abend!
    Björn Köhler

  • Ich möchte noch einen weiteren Gedanken beitragen: Es DARF nicht unmöglich sein, sich in die Schulwelt wieder einzudenken und einzuarbeiten; sondern es muss möglich sein. Familiengründung und Kinder kriegen sind völlig normale Sachen, das machen andere Leute in anderen Berufen auch, und auch die können später wieder in den Job einsteigen.


    So muss es auch sein, denn was würde es sonst im Umkehrschluss bedeuten? Dass man als Gymnasiallehrkraft nicht drei Kinder bekommen darf, sondern maximal ein oder zwei? Was für ein Quatsch.


    Deshalb halte ich auch das Fremdsprachenargument von Meike für nicht ganz unproblematisch. Was sie schreibt, ist natürlich nicht falsch. Am Ball bleiben muss man schon. Aber ein deutscher Fremdsprachenlehrer ist eben zumeist trotzdem ein Deutscher, der kann in dem einen oder anderen Fall vielleicht gar nicht mehr sooooo sehr fit sein wie ein intellektuell und sprachlich hervorragender Schüler, der gerade von einem einjährigen Auslandsaufenthalt zurückkommt. Wenn dieser Schüler dann nichts besseres zu tun hat als seine Lehrkraft an ihre sprachlichen Grenzen zu bringen und sie möglichst oft möglichst dumm aus der Wäsche gucken zu lassen, müsste man diesem Schüler mal klar machen, dass Fremdsprachenkompetenz als Lehrer wichtig, aber eben nicht alles ist. Im Unterricht geht es ja auch nicht nur um den möglichst guten Gebrauch der Fremdsprache sondern um viel mehr (Lernen lernen, Inhaltliches usw usw). Und der Unterricht ist keine Manege dafür, andere vorzuführen, auch nicht den Lehrer.
    Aber natürlich ist es richtig: Als Fremdsprachenlehrer muss man schon 'dran bleiben, egal, ob mit Kindern oder ohne. Das gehört dazu.



    Wenn die Realität letztlich dann doch so wäre, wie Du (DieAnna) es befürchtest, dann stimmt nicht nicht mit Dir oder Deiner Einschätzung etwas nicht, sondern mit der Schulrealität.


    Der einzige Punkt in Deinem Fall, bei dem ich zögere, ist, ob Du gleich wieder Vollzeit arbeiten solltest. Aber das ist jetzt was anderes, das hat nur indirekt etwas mit dem zu tun, was Du gefragt hast.


    Hamilkar

    • Offizieller Beitrag

    Ich möchte noch einen weiteren Gedanken beitragen: Es DARF nicht unmöglich sein, sich in die Schulwelt wieder einzudenken und einzuarbeiten; sondern es muss möglich sein. Familiengründung und Kinder kriegen sind völlig normale Sachen, das machen andere Leute in anderen Berufen auch, und auch die können später wieder in den Job einsteigen.


    Ich denke mal, als Lehrer hat man es da sogar sehr viel einfacher als in vielen anderen Berufen. Wenn man da nach dem Wiedereinstieg nicht schnell volle Leistung bringt, ist man auch ganz schnell draußen, das passiert einem Lehrer nicht.

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