Sehr spezielles "Problem" - öffentliches Hobby (Musik)

  • Schönen guten Tag.


    Ich bin 27, studiere im 2. Semester auf Lehramt und habe davor 5 Jahre als Frühkindpädagoge gearbeitet, davon 2 Jahre in einer Ganztagesschule (dort konnte ich schon ab und zu in die Lehrerrolle schlüpfen ;)).


    Ich habe ein sehr...spezielles
    "Problem", beziehungsweise mache ich mir Gedanken über ein sehr
    spezielles Thema: ich mache seit 9 Jahren Musik, bin im Internet (zb.
    youtube) auch zu finden und habe mir eine große Community aufgebaut,
    alt-neudeutsch auch "Fans" genannt. Musikalisch ist es Deutsch-Pop, doch begann es mit Rap, mit
    vielen Experimenten, vielen schönen Songs, wenig derben Songs mit Themen ober und unter
    der Gürtellinie, bösen F-Wörtern und so weiter - Gedanken eines wilden Jugendlichen, sage ich heute.
    Auch für die Fans von Computerspielen habe ich lange Jahre Musik
    gemacht, war das Sprachrohr einer ganzen Generation/Subkultur, habe die
    Medien auf künstlerischer Ebene "kritisiert" wegen der populistischen
    Killerspiel-Debatte; habe mich als damals klar positioniert und gesagt:
    solche "Gewaltspiele" sind nicht schuld an einem Amoklauf.



    Ich habe in der Musik stets polarisiert, mit viel Humor und
    knackigen Aussagen gegen Stillstand, Medien, Standartdenken. Dann wurde
    ich älter, die Lieder wurden ruhiger, erwachsener, nachdenklicher. Wie
    sie es heute noch sind.



    Meine Gedanken, die mich gerade an
    allem zweifeln lassen, drehen sich um einen Punkt: wenn ich Lehrer bin
    und Eltern, Kollegen, Schule, etc. darauf aufmerksam werden würden,
    weiss ich nicht wie ich als Lehrer (!) Position beziehen soll. Klar, die
    Musik heute ist anders: melodisch, lautmalerisch, aufmunternd oder regt zum
    Nachdenken an. Wenn das Schüler oder Eltern hören, wären sie wohl
    begeistert das "ihr" Lehrer so etwas macht....aber wenn dann die Musik
    von früher (durch findige Schüler) ans Licht kommt...ich weiss einfach
    keine Rechtfertigung außer, dass es eine Phase war, dass es Kunst ist und dass ich heute andere Positionen beziehe. Ich male mir schon Elternabende aus, an denen ich
    am Pranger stehe und über einzelne Textstellen diskutieren muss. Löschen ist unmöglich, zu Tausenden sind im Internet die Lieder zu finden - bei Eingabe meines echten Namens findet man allerdings garnichts.



    So einen Fall gibt und gab es bisher noch nicht, deswegen ist dies mein erster Post in diesem Forum. Es nimmt mir einfach völlig die Freude und den Spaß im Studium - obwohl ich hart darauf hingearbeitet habe. Ich habe stets das Gefühl, ich werde ja eh aussortiert wenn das rauskommt, so jemand kann/darf kein Lehrer sein.



    Die Verzweiflung ist zum ersten Mal stärker als die Ansicht, dass dieses kreative Tun eine Ressource ist für mein Lehrer-sein, für meine Begegnung mit dem Schüler.


    Übertreibe ich?

  • Immer vorausgesetzt, dass das hier kein Scherz ist ...



    Zitat

    Übertreibe ich? Denke ich zu verbissen/verzerrt auf Grund der "Angst"?


    Ja, das tust Du! Du schreibst selbst, dass man die Lieder bei der Eingabe Deines echten Namens nicht findet. Hast Du bei youtube einzelne Videos mit 500.000 oder mehr Aufrufen oder ähnliches bei anderen Plattformen? Wenn nicht, bist Du realistisch betrachtet eine so kleine Nummer, dass kaum jemals ein Schüler zufällig auf eins Deiner Videos stoßen wird.


    So ganz einzigartig ist Deine Situation wahrscheinlich auch nicht. Ich hab' gerade erst ein Cover von Damien Rice hochgeladen. Der Refrain beginnt mit "Fuck you, fuck you, fuck you ...". Aber erstens wird kaum einer meiner Schüler das Video sehen - siehe oben -, zweitens hast Du auch als Lehrer das Recht, Dich künstlerisch zu betätigen und Dinge zu tun und zu sagen, die nicht jedem in den Kram passen.


    Wenn Du aber ohnehin nicht mehr zu den alten Stücken stehst, entferne halt zumindest Deine eigenen Uploads. Auch sonst wird sich durchaus Einiges löschen lassen, wenn auch vielleicht nicht restlos alles. Ich weiß ja nicht, wo sich was befindet.

  • Na ja, wenn du so berühmt bist (" Sprachrohr einer ganzen Generation/Subkultur", "zu Tausenden sind im Internet die Lieder zu finden"), wirst du früher oder später wahrscheinlich sowieso einmal (von Schülern, Eltern, Kollegen, ...) erkannt werden, oder nicht? Wie war das denn bei deiner bisherigen Arbeit? Da hattest du ja sicherlich auch Kontakte zu Eltern etc.

  • Du hast auch immer die Möglichkeit, Inhalte wieder von den Plattformen zu entfernen. Wenn die Videos bei YouTube liegen, kannst du die Videos entweder löschen oder aber auf "privat" setzen. Dann kannst nur noch du selbst das Video sehen.

  • Mir kommt der Thread äußerst merkwürdig vor. Irgendwie hab ich es im Urin, dass hier was nicht stimmt. Wäre eine Aufgabe für die Moderatoren/Admin.


    Abgesehen davon würde es mir nicht in den Kopf gehen wollen, dass eine so bekannte Berühmtheit in den Schuldienst möchte. 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Vielleicht bringt es dir ja was, dich ein bisschen mit der Geschichte um den Debauchery-Sänger zu befassen und wie die entsprechenden Stellen damit umgegangen sind? War auch in BaWü.


    Spiegel-Artikel
    Welt-Artikel


    Der sollte sich wohl vor allem von seinen Texten distanzieren. Und einen anderen Namen annehmen :ohh: ... Aber im Gegensatz zu ihm machst du heute ja andere Musik.

    • Offizieller Beitrag

    <offtopic>


    Elternschreck: dafür gibt es einen "Melden"-Button (siehe Grafik). Verwende den bitte, wenn dir ein Beitrag "Moderations-Würdig" erscheint. Diskussionen innerhalb des Threads sind kontraproduktiv.
    (Ich teile deine Meinung übrigens auch nicht.)


    kl. gr. frosch

  • Na ja, wenn du so berühmt bist (" Sprachrohr einer ganzen Generation/Subkultur", "zu Tausenden sind im Internet die Lieder zu finden"), wirst du früher oder später wahrscheinlich sowieso einmal (von Schülern, Eltern, Kollegen, ...) erkannt werden, oder nicht? Wie war das denn bei deiner bisherigen Arbeit? Da hattest du ja sicherlich auch Kontakte zu Eltern etc.

    Ich bin nicht so "berühmt" (bescheuertes Wort), dass man mich irgendwo erkennen würde. Ich habe damals einfach ehrlich und nicht blöd gesagt/gesungen/gerappt was mich beschäftigte. Ironisch, ernst oder infantil. Das hat sich dann eben entwickelt zu ersten Alben und Auftritten und so weiter. Im Internet und vor allem auf youtube verbreitete sich alles mit hohen Klickzahlen (höchste war 300.000) und positivem Feedback. Ich war nie im TV, Radio oder dergleichen. Dann hat man "Erfolg", verkauft ´ne Hand voll CD´s und T-Shirts und denkt sich: Puh. Aber eben alles im kleinen Rahmen.


    Bei meiner bisherigen Arbeit waren die Kinder von 0 bis 10 Jahre alt. Das Interesse an meiner Privatperson war da doch eher marginal. Einige Eltern wussten davon weil ich es erzählt hatte. Sie fanden die heutige Musik toll und hatten augenzwinkernd auch mal das ein oder andere Lied in der künstlerischen Kritik. Die "grenzwertige" Musik hörten sie nicht, sie ist auch nicht so leicht zu finden - mir geht es ja um die Entdeckung eben dieser während meiner Zeit als Lehrer.


    Mir kommt der Thread äußerst merkwürdig vor. Irgendwie hab ich es im Urin, dass hier was nicht stimmt. Wäre eine Aufgabe für die Moderatoren/Admin.


    Abgesehen davon würde es mir nicht in den Kopf gehen wollen, dass eine so bekannte Berühmtheit in den Schuldienst möchte. 8_o_)

    Was soll ich dazu sagen. Ich bin nicht direkt nach dem Abi an eine PH oder Uni und habe dort weiter gemacht, wo ich aufgehört habe. Ich hatte heute morgen jedoch auch sehr verfärbten Urin. :)


    Vielleicht bringt es dir ja was, dich ein bisschen mit der Geschichte um den Debauchery-Sänger zu befassen und wie die entsprechenden Stellen damit umgegangen sind? War auch in BaWü.


    Spiegel-Artikel
    Welt-Artikel


    Der sollte sich wohl vor allem von seinen Texten distanzieren. Und einen anderen Namen annehmen:ohh: ... Aber im Gegensatz zu ihm machst du heute ja andere Musik.

    Genau dieser Artikel hat meine Gedanken erst ausgelöst - mittlerweile ist dieser Fall mit meinem jedoch nicht mehr zu vergleichen. Der Herr war Philo-Lehrer und hatte in einer Philo-Stunde das Thema Killerspiele. Er konnte seiner Fachlehrerin bei dem folgenden Reflexionsgespräch nicht die Grenze seiner Songtexte und seiner eigenen Meinung deutlich machen.


    Zitat: ""Herr Gurrath", schreibt die Fachleiterin in ihrer Mail, "konnte mir im
    weiteren Gespräch nicht deutlich machen, dass er sich im Ernstfall von
    den Inhalten seiner Songtexte distanzieren würde und vor Kindern und
    Jugendlichen glaubhaft machen kann, dass er für Gewaltfreiheit als
    Lehrperson einsteht". Dann war der Amoklauf von Winnenden.


    Dort wird von Distanzierung und "nicht ausgepräger Lehrerpersönlichkeit" gesprochen - ich distanziere mich durch den Namenswechsel und ich kann glaubhaft machen, dass meine aktuelle Ansichten andere sind als damals. Und ich drehe keine Pornos oder werfe mit Blut :engel:



    Ich wollte einfach eure Meinungen, ob ihr das bedenklich findet oder einfach ein allgemeines Statement. Manche sagen, so etwas ist ein Gewinn für den Lehrerberuf da nicht von der Hand zu weisen ist, dass man die Belange der Jugendlichen sehr gut versteht.

  • Ich sehe kein Problem.


    - Du könntest Dich bzw. hast Dich schon von bestimmten "Jugendsünden" distanziert (soweit das überhaupt welche waren, denn ich finde schon, dass auch Beamten eine gewisse Bandbreite künstlerischer Freiheit zustehen muss ... und bei Deinen Aussagen sehe ich nichts, was man nicht dürfte - aber ich kenne jetzt die Texte nicht konkret)


    - Dein frühes Schaffen klingt jetzt nicht ganz so extrem, wie das von Gurrath

  • gibt es auch einen Lehrer, der mit seiner Band bei youtube drin ist - das ist überhaupt kein Problem. Seine Texte sind schon eher linksgerichtet, aber die vorgeblich revolutionären Klänge entlocken den SUS nur ein müdes Lächeln. Er zeigt da mal eine neue Seite von sich - weil er ansonsten dem Nimbus des typischen etwas weltabgewandten Lateinlehrers entspricht, aber bei den Schülern sehr beliebt.
    Also, mach dir keine Sorgen.

    Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.

  • Zitat kleiner gruener frosch :

    Zitat

    Elternschreck: dafür gibt es einen "Melden"-Button (siehe Grafik). Verwende den bitte, wenn dir ein Beitrag "Moderations-Würdig" erscheint.

    Danke für die Belehrung mit ergänzender anschaulicher Grafiik, geehrter kleiner gruener frosch ! Werde ich beim nächsten mal so machen.


    Durch meinen Beitrag 5 denke ich, dass sich die Meldung erübrigt hat und bleibe in diesem Thread daher weiter auf kritischer Distanz. 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Wenn man nicht gerade blutüberströmt mit zersägten Frauen auf der Bühne steht, ist ein Musiker für Schulen doch auch immer interessant als AG-Leiter (Gitarre, Schüler-Band o.ä.).

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Meine persönliche Meinung ist, dass das eigentlich kein Problem darstellen sollte.
    Bei Gurrath war die Lage ja eben anders, der war weiterhin aktiv mit seinen Texten und seiner Darstellung, von daher ist seine Story zwar interessant, aber nicht relevant. Ich habe die Artikel nur verlinkt, weil darin die Haltung der entsprechenden Behörde deutlich wurde: sich von den Texten glaubhaft distanzieren.
    Wenn dein realer Name in Verbindung mit den Texten/Videos nicht auftaucht - um so besser. "Schlimmstenfalls" musst du dich gegenüber Eltern, Schülern und Kollegen eben argumentativ zur Wehr setzen - so schätze ich die Situation ein.

    • Offizieller Beitrag

    Die Verzweiflung ist zum ersten Mal stärker als die Ansicht, dass dieses kreative Tun eine Ressource ist für mein Lehrer-sein, für meine Begegnung mit dem Schüler.


    Übertreibe ich?


    Selbst wenn - du kannst es ja jetzt nicht mehr ändern. Der Versuch "alles" aus "dem internet" zu löschen ist ja zum Scheitern verurteilt.


    Die Strategie kann also nur sein, sich 5-10 schlagfertige/kluge Antworten zu überlegen und die in der Tasche zu haben. Und sich im Beruf dann wie ein Profi zu verhalten, so dass die Kritik an irgendwelchen früheren Texten nicht vermischt werden kann mit Kritik an irgendwelchem aktuellen Verhalten.

  • Ich wollte einfach eure Meinungen, ob ihr das bedenklich findet oder einfach ein allgemeines Statement. Manche sagen, so etwas ist ein Gewinn für den Lehrerberuf da nicht von der Hand zu weisen ist, dass man die Belange der Jugendlichen sehr gut versteht.

    Ob es jetzt wirklich ein Gewinn für den Lehrerberuf ist, sei mal dahin gestellt...
    Aber ich sehe da grundsätzlich kein Problem.
    Natürlich werden deine Schüler oder Eltern irgendwann die Videos finden und dich ggf. darauf ansprechen, aber solange du professionell reagierst und - wie Meike schon schreibt - einige gute Antworten geben kannst, wird dir niemand daraus einen Strick drehen können.

    • Offizieller Beitrag

    Bis jetzt haben es in all den Jahren maximal 5 Schüler zu meinen Auftritten geschafft, trotz Werbung ;) Allerdings spielen inzwischen 2 Ex-Schülerinnen gelegentlich in meiner "Band" mit.

  • Danke für die ganzen Antworten im vergangenen Jahr :)


    Um das mal zusammenzufassen:



    wenn ich mich als Künstler über Computerspiele äußere, dieses Hobby musikalisch (humorvoll, mit richtig Zunder/Rock/ ;) ) idealisiere und es, trotz negativer Meinungen vieler Pädagogen/Eltern/Medien, positiv hervorhebe, laufe ich also nicht Gefahr meinen Beruf als "Realschul"-Lehrer aufs Spiel zu setzen? Ich habe da ehrlich gesagt wahnsinnige Panik davor, meine gesamte Energie in dieses Studium/Leben zu stecken und am Ende stehe ich da wie Herr Gurrath. Weil zu der Grundaussage stehe ich natürlich, dass Erfurt, Winnenden und all die anderen grausamen Ereignisse nichts mit dem Rumgeballere am heimischen Computer zu tun haben und das dieses Hobby Spaß macht. Ich mache auch Lieder über zb Ego-Shooter, über das was da entsteht beim Spielen, die Dynamik, Teamgedanke, Verlieren und Gewinnen, über Mogler und so weiter...aber die Thematik befasst sich objektiv (und wenn man es negativ auslegen will) eben mit "Ich knall mit ner Waffe durch die Gegend" und man sieht manchmal in nem Musikvideo Szenen aus Spielen, wo rumgeballert wird.


    Ich hab bei dieser Sache keine gute Außenwahrnehmung was Eltern, Kollegen und "Staat" angeht - so gesehen beschäftigen sich die Kinder zwischen 10 und 16/17 genau mit solchen Themen und ich greife das eben künstlerisch auf.


    Vielleicht versteht ihr, was ich meine. Und vielleicht mache ich mir da zu sehr Gedanken und vor allem negative.

  • Kurz und knapp: du machst Musik. Darin kommen u.a. die Wörter "ficken" und "ich finde, dass Computerspiele nicht für die Gewaltverbrechen von Kindern verantwortlich sind" vor. Nun hast du "wahnsinnige Panik" davor, dass ... was genau? dir jemand die Lehrerlaubnis entzieht? :gruebel:


    Wesentlich im Lehrerberuf (wie im Leben) ist es, dass man sich an die Verfassung hält. Und dann sollte man noch die Gesetze kennen, die das Verhalten während der Dienstzeit regeln. Welche Musik du magst zählt eher nicht zu den wesentlichen Dingen.

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