Erfahrungen mit Ritalin - Kindern ?!

  • Hallo liebe (Grundschul)LehrerInnen!!
    Welche Erfahrungen habt ihr mit Kindern, die Ritalin bekamen, gemacht? Gute, Schlechte? Hat es den Kindern geholfen, speziell in der Schule bezgl. Konzentratin etc.? Die Lehrerin meiner Schwester (4.SJ) hat uns empfohlen, einen Arzt aufzusuchen, da man evtl. medikamentös etwas gegen die Probleme machen können, diese sind v.a. die Konzentration. Naja, der Arzt hat sie 15 Minuten 'untersucht', beobachtet wäre wohl treffender und meinte dann: 'man könnte es ja mal versuchen ... ' :rolleyes: Schock!
    Wir werden auf jeden Fall nochmal medizinischen Rat einholen, mich interessiert aber jetzt speziell wie die Erfahrungen von Lehrern mit Ritalin bei den Schülern sind, bezogen auf die schulischen Leistungen, im Vergleich vorher-nachher.
    Ich selbst sträube mich total dagegen - habe mich schlau gemacht und würde dieses medikament nur äusserst ungern geben. Wir machen viel mit progressiver Entspannung, autogenem Training etc...
    Naja, freue mich über jede Antwort - und vielen Dank fürs durchlesen - hab versucht mich kurz zu fassen! :)

  • Ich habe in meiner Deutschklasse (allerdings schon Klasse 7, Gymnasium) ein Kind, das eine geringe (?) Dosis, d.h. eine halbe Tablette am Tag, bekommt. Ich kenne diesen Jungen nicht ohne Tabletten, finde ihn aber in seinem Verhalten sehr 'komisch'. Er hat Schwierigkeiten, flüssig zu sprechen, wackelt immer hin und her, wenn man ihn anspricht und kann z.T. auch nicht auf Fragen eingehen, so dass man die Frage mehrfach wiederholen muss. Ich weiß aber nicht, ob das am Ritalin hängt ...

  • hallo brotkopf :)


    ich kenne zwei ritalinkinder aus dem unterricht, gs dritte/vierte klasse.
    der eine war im ganzen wesen "gebremster", er wirkte leicht abwesend, auch wenn er bei der sache war. mein eindruck von ihm ist schwierig zu beschreiben. er wrikte einfach merkwürdig - allerdings weiß ich von den kollegen die ihn vorher hatten, dass er ohne das ritalin noch viel merkwürdiger war (das bezieht sich auf sein verhalten)!
    seine leistungen waren mittelmäßig. was noch völlig in ordnung ist. ohne ritalin hat er das arbeiten verweigert, es war ihm also eine hilfe.


    der zweite junge war trotz ritalins sehr "ungebremst" in seinem verhalten. laut, aggressiv, lebhaft, lustig, ganz anders als der andere junge.
    seine leistungen waren (vor allem in mathe) im zweierbereich. nur leider hat er oft nicht "gewollt".


    später habe ich dann von einem mädchen erfahren, dass auch ritalin nahm - das fiel gar nicht auf.


    du siehst: ritalin wirkt (verändert) bei jedem/jedes kind anders.


    auf alle fälle würde ich noch weitere ärztliche meinungen einholen! zu oft hört man, dass ärzte leichtfertig ritalin verschreiben.


    grüße, sabine :)

    Geschüttelt - nicht gerührt.

    Einmal editiert, zuletzt von Sabi ()

  • Kinder mit AD(H)S-Störungen können Ritalin verordnet bekommen. Da es unterschiedliche Formen des Ad(H)S gibt, wirkt Ritalin auch ganz unterschiedlich -> bzs. die Kinder sind ganz unterschiedlich.
    Neben den hyperaktiven gibt es auch die "stillen" ADS`ler, die durch Rit. erst "geweckt" werden.
    Ob das Kind Ritalin braucht oder man es probieren sollte, hängt entscheidend vom "Leidensdruck" dieses Kindes ab und dem seiner Familie ...


    LG cecilia

  • Ich habe zwar keine Ritalin-Kinder im Unterricht, aber mein kleiner Bruder bekommt es. Er hatte immer große Schwierigkeiten, im Unterricht aufzupassen, weil er sich einfach nicht konzentrieren konnte, jetzt hilft ihm das Medikament dabei und nicht nur seine Noten, sondern auch sein Selbstvertrauen und die Freude am Lernen sind drastisch besser geworden.
    Natürlich sehe ich Ritalin auch kritisch, aber wenn ein erfahrener Psychologe es nach einer eingehenden Untersuchung (Intelligenztest, Persönlichkeitstests, Konzentrationstests, das geht aber sicher nicht in 15 min, sondern dauert ein paar Wochen!) verschreibt und die medikamentöse Behandlung mit einem psychologischen Konzentrationstraining kombiniert wird, kann es helfen. Wie schon gesagt wurde: es wirkt bei jedem Kind unterschiedlich und es sind sicher eingehende Tests notwendig! Einfach mal so ausprobieren würde ich nie!

    Give me a simple life
    With a book by the fire
    A stool to rest my feet on
    And a cushion for my head.

    Einmal editiert, zuletzt von Lelaina ()

    • Offizieller Beitrag

    schließe mich meinen vorrednern an, sehr unterschiedlich:


    hatte ein kind in kl. 1, das wirklich nichts auf die reihe bekam (auch leistungsmäßig) und seit es medikinet (andere form von ritalin glaub ich) nimmt viel konzentrierter ist und zur leistungsspitze gehört.
    dann gibt es auch welche, die das medikament kaum verändert oder wo z.b. das aggressive verhalten bleibt, aber die konzentration besser wird.


    ich würde weitere ärztliche meinungen einholen.


    conni

    SCHOKOEIS!


    Ich lese und schreibe nach dem Paretoprinzip.

  • vielen dank für eure antworten!
    ich selber hab gelesen, dass ritalin kindern, die wirklich ad(h)s haben, sehr hilft, allerdings bei kinder, die einfach nur unruhig sind und keine adhs haben, genau ins gegenteil wirkt. und das in deutschland in 80 % zu unrecht ritalin eingesetzt wird! gerade deswegen bin ich soskeptisch. meine sorge ist, dass sie dadurch irgendwie benebelt wird und nicht mehr sie selbst ist. aber der leidungsdruck in unserer familie ist sehr hoch, von daher wollte ich mich nicht dagegen verschließen. klar werden wir uns noch andere meinungen einholen - nach der diagnose des arztes waren wir wirklich geschockt!


    @ lelaine: das was du sagst klingt sehr aufbauend. genau sowas bräuchten wir auch! habt ihr euch direkt an einen psychologen gewendet? ich dachte immer, erster anlaufspunkt wäre der arzt. psychologen dürfen doch keine medikamente verschreiben, oder war das ein facharzt für psychiatrie? so ein psychologisches konzentrationstraining, gehört das automatisch dazu?


    LG

  • Ich würde mich auf alle Fälle an eine erfahrene Kinder-und Jugendpsychiatrie wenden und das Kind wirklich umfassend untersuchen lassen - eine Viertelstunde reicht nicht aus. Wichtig ist eine Entscheidung, die die Eltern mittragen können (denn Ritalin ist nicht unumstritten). Außerdem muss das Kind eingestellt werden, d.h. die Dosis sollte erprobt werden - von Fachleuten. Bei mir in der Nähe gibt es z.B. eine an ein Krankenhaus angeschlossene Tagesklinik. Die Kinder besuchen die Klinik, bekommen Therapien, gehen zur Schule und man beobachtet sie, 2 Lehrer. Um die Wirkung zu überprüfen, bekommen die Kinder zwischendurch u.U. Ritalin, und nur der eine Kollege weiß etwas davon.
    Versucht auf alle Fälle über Selbsthilfegruppen euren Weg zu finden.
    flip

  • Vorsicht!


    Leider kann Ritalin von jedem Feld-Wald-und-Wiesen-Arzt verordnet werden, jeder ZAHNARZT darf ein Rezept ausstellen - und manche Kinder bekommen es sogar von dort.
    .
    Ritalin wird in der Rauschgiftszene übrigens als Speed gehandelt. Ritalin ist chemisch mit Kokain verwandt, es ist ein Ephedrin-Derivat. Ritalin ist ein Aufputschmittel, das bei Hyperaktiven paradox wirkt - es dämpft. Es wird momentan an alle verschrieben, die einigermaßen hippelig sind. Oft nach nur 20 Minuten Diagnose, die auf Erzählungen der Eltern fußt. Ich halte dies für ein Verbrechen an den Kindern.


    Ritalin darf m.E. nur an Kinder verschrieben werden, die WIRKLICH eine Störung der Neurotransmitterfunktion im Gehirn haben. Dies ist die einzige, medizinisch zu rechtfertigende Indikation. Alles andere ist RUHIGSTELLUNG, wie sie jahrelang in der Psychiatrie bei Geisteskranken durch Psychopharmaka vollzogen wurde.


    Psychische Störungen, die ihre Ursache in Verhaltensproblematiken der Eltern / Geschwister / Mitschüler haben, durch falsche Ernährung oder übermäßigen Medienkonsum ausgelöst wurden, werden dem Kind angelastet, das oft genug mehr Opfer als Ursache der Probleme ist. Eine genaue Diagnose kann NUR von wirklich qualifizierten Psychologen gestellt werden, die zudem eine Spezialisierung in Verhaltenstherapie besitzen.

    Zitat

    Die verschriebene Menge hat sich in letzten Jahren von 1995 mit 0,7 Millionen Tabletten zu 1999 mit 31 Millionen Tabletten vervierzigfacht. Damit kommen ähnliche Verhältnisse auf uns zu wie in den USA, wo Apotheken zu Schulbeginn mit "Ritalin im Sonderangebot" werben.


    http://www.stangl-taller.at/AR…ETTER/SUCHT/Ritalin.shtml


    Zitat

    Allein im Zeitraum von 1999 bis 2002 steigerten sich die Verordnungszahlen (..nochmals !!!! ....) bei IKK-Versicherten um das zwei- bis dreifache.


    [URL=http://www.ikk.de/ikk/generator/ikk/presse/pressearchiv/6650,i=l.html]http://www.ikk.de/ikk/generato…ressearchiv/6650,i=l.html[/URL]


    Zitat

    Die Verschreibung von diesen Medikamenten an Kinder mit „hyperkinetischen Auffälligkeiten“ (sog. Zappelkinder) ist in den letzten Jahren – von einem niedrigen Niveau – deutlich angestiegen (von etwa 2.500 behandelten Kindern im Jahr 1990 auf über 40.000 in 1999). Hier ist umstritten, ob eine ausreichende therapeutische Begründung wirklich in allen Fällen vorliegt. Es ist davon auszugehen, dass das „Pillen- Schlucken“ zur Befindlichkeitsbeeinflussung in vielen Familien gängige Alltagspraxis ist.


    http://www.starke-eltern.de/htm/suchtmittel.htm


    Es handelt sich um einen Milliardenmarkt, sowohl für die Pharmaindustrie, als auch für die Ärzte. Leider darf jeder Arzt ADS diagnostizieren, aber:

    Zitat

    Die Diagnose ADS erfordert große Sorgfalt und Erfahrung.Andere Erkrankungen müssen ausgeschlossen werden- insbesondere Seh- und Hörstörungen, Anfallsleiden, Minderbegabungen.
    Den Weg weist meist ein ausführliches Gespräch mit den Eltern,
    aber auch die Meinung der Lehrer wird in die Diagnosefindung
    einbezogen. Dazu kommen spezielle Test, die ein ADS beweisen


    http://www.kinderarzt-wildesha…Schwerpunkte/ADS/ads.html


    Lesens- und bedenkenswerter Artikel:
    http://www.der-traveller.de/De…osse/Ritalin/ritalin.html
    Zitat:

    Zitat

    Ritalin-Kinder sind dabei nur allzuoft hochbegabte Energiebündel, die von ihrer Umgebung unterfordert werden und selber spezieller, individueller Aufmerksamkeit bedürfen.


    Der vorschnelle Griff in die Medikamentenkiste wird inzwischen aber auch von vielen deutschen Kinderärzten unterstützt und gefördert. Trotz strenger Vorschriften ist es nämlich beileibe kein Einzelfall, dass "Götter in Weiß" schon nach nur 20-minütiger Anamnese eine AD(H)S-Diagnose stellen und Psychopharmaka verschreiben - insbesondere das dem Kokain verwandte Ritalin.


    "Fast jeder Kinder- oder Hausarzt kann in Deutschland ein Ritalin-Rezept ausstellen, obwohl das Medikament zu den Betäubungsmitteln zählt und nur von qualifizierten Kinder- und Jugendpsychiatern verordnet werden sollte", kritisiert nicht nur der Professor für Neurobiologie an der psychiatrischen Klinik der Universität Göttingen, Gerald Hüther. Laut eines Berichts des TV-Magazins "Report" werden hierzulande acht von zehn Zappel-Kindern fehldiagnostiziert. Und der Stuttgarter Kinderpsychiater Reinmar du Bois meinte im Magazin "Stern" trocken: "Fast jede gängige Verhaltensstörung lässt sich mit ADHS beschreiben".


    ebenfalls lesenswert:
    http://www.stangl-taller.at/AR…ETTER/SUCHT/Ritalin.shtml


    und
    http://www.mdr.de/hier-ab-vier/natuerlich-gesund/170304.html


    Bei einem Vortrag des Neurobiologen Prof. Spitzer aus Ulm bemerkte dieser sinngemäß:
    Heutzutage wird von Menschen verlangt, dass sie eine Arbeit konzentriert und ausdauernd erledigen können. ADS-Kinder können das nicht, sie reagieren ständig auf Reize aus der Umgebung.
    Man stelle sich die Situation vor, als die Menschen noch als Jäger und Sammler ums Lagerfeuer gesessen sind: alle stricken und häkeln, konzentrieren sich selbstvergessen auf ihre Arbeit.... die Wölfe hätten leichtes Spiel gehabt, hätte es damals nicht diejenigen gegeben, die mit ADS auf sämtliche Umweltreize reagiert haben. Nur die ADS-ler haben das Überleben der Menschheit gesichert...... Alle, die sich voll konzentrieren konnten wurden von den Bären gefressen, falls nicht ein Ritalini "Achtung, Bär!" gerufen hat. :D

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

    Einmal editiert, zuletzt von alias ()

  • auch ich kenne ein kind, dass ritalin bekommt. leider schlägt es bei diesem so an, dass es ruhig und apathisch wirkt und dementsprechend wenig vom unterricht mitbekommt. das schlägt sich natürlich auch in seinen noten nieder. die eltern sagen, die wirkung des mittels lässt nach mehreren monaten nach, so dass wieder eine andere dosis benötigt wird. es ist wohl ziemlich schwer, dieses kind auf die richtige menge einzustellen.
    gruß

  • Das Thema Ritalin und ADS haben wir schon mehrfach sehr intensiv durchgekaut und mit Argumenten und Literatur bzw. Links nicht gespart:
    Die Suchfunktion findet mit "Ritalin":
    http://www.lehrerforen.de/oldf…0780569428&search=ritalin
    http://www.lehrerforen.de/oldf…0680880820&search=ritalin
    (hier geht es ab Seite 2 um das Thema Ritalin)
    http://www.lehrerforen.de/oldf…0583118794&search=ritalin
    http://www.lehrerforen.de/oldf…0584905696&search=ritalin


    und zum Thema Verhaltensauffälligkeit oder Disziplin wollen die Beiträge gar nicht enden:
    http://www.lehrerforen.de/oldf…s&searchstring=verhaltens
    http://www.lehrerforen.de/oldf…cs&searchstring=Disziplin

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

    Einmal editiert, zuletzt von alias ()

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