Lernen die denn nichts in der Grundschule?

  • Zitat MarlenH :

    Zitat

    Aber die Fähigkeit lesen und schreiben zu können, mit einem Lineal eine gerade Linie zu ziehen, auch im mündlichen auf die Grammatik zu achten und und . Das alles sollte man nach vier Jahren Schule schon erwarten können.

    Wie jeder vernünftig denkende Mensch es erwarten sollte !


    Ich finde es mehr als bedenklich, dass hier in einem Lehrerforum die enorme Wichtigkeit dieser Grundlagen nicht von allen so gesehen wird ! 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Zitat MarlenH :

    Wie jeder vernünftig denkende Mensch es erwarten sollte !


    Ich finde es mehr als bedenklich, dass hier in einem Lehrerforum die enorme Wichtigkeit dieser Grundlagen nicht von allen so gesehen wird ! 8_o_)


    Rechtschreiben können die Schüler ja mittlerweile auch oft nicht mehr. In Klasse 5 nicht und in der 8. / 9. Klasse oder gar in der Oberstufe auch nicht ...
    Manche Fehler kann man unseren Schüler zig mal anstreichen (Mathe z.B) und bei der nächsten Arbeit ist es promt wieder falsch.
    Einsatzwille? Nicht bei allen Schülern! "Müssen wir die Arbeit berichtigen?" "Warum müssen wir die Übungsaufgabe noch mal machen? Die haben wir doch schon mal gerechnet" Oder: "Ich hatte am Wochende das und das und da konnte ich kein Referat vorbereiten / keine Hausaufgaben machen".


    Es liegt nicht alles an den GS-Lehrern, sondern auch an den unterschiedlichen Lernvoraussetzungen, Eltern, die ihre Kinder in ihrer Faulheit unterstützen, Eltern, die einen Schulwechsel nicht einsehen wollen, am System an sich, an den Kollegen der weiterführenden Schulen etcpp.

  • Ich habe nirgends behauptet, dass grundlegende Fertigkeiten verzichtbar seien. Ich stelle aber das Ausmaß, in dem sie laut einigen Dikussionsteilnehmern beherrscht werden müssen, in Frage. Und ich stelle auch die Selektion anhand vornehmlich dieser Fertigkeiten in Frage.


    Schimpfen und kritisches Hinterfragen ist nicht das Gleiche.


    Ob etwas Träumerei ist oder ein richtungsweisendes Ziel, das hängt davon ab, ob es mit Handlungen verknüpft ist oder nicht. Darüber lässt sich in einem Forum schwerlich ein Urteil bilden.


    Hinweise auf Wege, die fraglichen Kompetenzen (die ich weiter oben in meinem Beitrag genannt hatte) zu erreichen, lassen sich finden, wenn man seinen eigenen Unterricht im Hinblick auf die Ziele kritisch reflektiert, sich mit Kollegen und Kolleginnen austauscht, die ihren Unterricht an vergleichbaren Zielen ausrichten, und jeden Tellerrand zum Anlass nimmt, drüber zu schauen.
    Ein Tipp zum Fach Deutsch ist hier zum Beispiel die Kollegin Beate Leßmann.

  • Ich denke, hier ist jetzt genug geredet worden, manchmal auch drumherum, darum werden mit den GrundschullehrerInnen folgende Zielvereinbarungen getroffen :


    1. Die Schüler lernen, sich absolut diszipliniert und leistungsorientiert zu verhalten. Unterrichtsstörungen sind tabu. Die Schüler verinnerlichen eine
    Kultur der Ruhe.


    2. Vergleichbar mit dem Niveau der Schüler der 50er, 60er und 70er Jahre erlangen die Schüler am Ende der 4. Klasse solide Fertigkeiten im Lesen, Schreiben und
    Rechnen. Zügiges sinnentnehmendes Lesen wird zum Standard, ebenso ein reicher Wortschatz, der sich besonders beim Verfassen von Aufsätzen
    entfaltet.


    3. Feinmotorische Fertigkeiten, wie z.B. Schönschrift und gerade Linien ziehen sind selbstverständlich.


    4. Kreative Phantasien entwickeln die Schüler hinreichend in den künstlerischen Fächern, wie z.B. Kunst . Im Fach Musik werden die Schüler u.a. beim Singen
    in der Weise unterwiesen, dass sie intonationssicher und mehrstimmig singen können.


    5. Und überhaupt haben sich die Schüler bis zum Ende der 4. Klasse ein altersgemäßes, adäquates Interesse an Allgemeinbildung angeeignet. 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Und was leisten dann weiter führende Schulen noch?
    Treffen dann Arbeitgeber / Universitäten mit der Realschule / dem Gymnasium auch Zielvereinbarungen?


    Ich bin sofort einverstanden, wenn jemand sagt, dass unsere SuS zum Teil (!) nicht so "diszipliniert", "leistungsorientiert" etc sind, wie wir es gerne hätten (und ja, ich weiß, dass solcherlei Beschwerden durch die Jahrhunderte hindurch gefunden werden können). Ich glaube auch zu sehen, dass sie nicht wirklich "solide Fertigkeiten im Lesen, Schreiben, Rechnen" haben.


    Aber: Ich stelle auch fest, dass das, was ihnen eine weiterführende Schule beibringen soll, auch nicht im gewünschten Umfang erreicht wird (ich habe meinem Englischkurs dieses Jahr "vorgeworfen", sie hätten seit der 9. Klasse keinen Zuwachs beim Vokabular ... und Rechtschreibung beherrschen sie immer noch nicht) ... das Problem liegt also nicht (nur) bei der Grundschule.


    Wie andere hier auch schon sagten, die Verantwortung liegt (auch) bei den Eltern ... und dann bringt eine "Zielvereinbarung" mit der Grundschule wenig.


    Vielleicht liegt die Verantwortung auch bei uns bzw. am System ... interessant ist doch auch, dass man uns damals an der Uni und im Referendariat bestimmte Methoden und Unterrichtsformen als das "A und O" eingetrichtert und wieder andere Formen verteufelt hat (bei uns damals galt Lehrervortrag als "Geht gar nicht"). Gerade scheint sich das Bild bzgl. Methoden und Formen (mal wieder) zu ändern. Vielleicht ist da zu viel Ideologie und zu wenig Praxis / Vernunft im Spiel?



    Punkt 4: Da hättest Du bei mir in meiner Grundschulzeit keine Chance gehabt - ich kann heute noch nicht intonationssicher singen (dafür "beherrsche" ich ein Instrument so weit, dass es für live-Auftritte und (Amateur) CDs reicht).

  • Niedlich, das mit den Zielvereinbarungen. Was passiert, wenn die nicht erreicht werden? :)


    Nele

  • Und was leisten dann weiter führende Schulen noch?
    Treffen dann Arbeitgeber / Universitäten mit der Realschule / dem Gymnasium auch Zielvereinbarungen?

    Die Schüler auf die Arbeitswelt / die Uni vorzubereiten und die Lernziele der eigentlichen Jahrgangsstufen zu erreichen.


    @DeadPoed: Bezüglich "die Eltern in die Pflicht nehmen" kann ich dir nur Recht geben. In erster Linie müssen die Eltern wieder ihre eigentliche Erziehungsaufgabe wahr nehmen.

  • Zitat neleabels :

    Zitat

    Niedlich, das mit den Zielvereinbarungen. Was passiert, wenn die nicht erreicht werden? :)

    Dann bleibt alles so wie immer !


    Und wir Sek1-Lehrer können/dürfen dann wenigstens weiterhin unsere GrundschulkollegInnen wie gehabt anpflaumen. 8_o_)

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  • Meines Wissens braucht es dazu Geld.


    Das finde ich niedlich. Die Welt ist mit Geld zu retten?


    Geld ist nun wirklich genug da. Man kann davon bloß keine neue Welt kaufen.


    Ich erschrecke oft darüber, mit wie wenig Wissen und Interesse Schüler zu uns ans BK kommen. Wenn ich das hier so lese, reichen die Probleme bis in den Kindergarten zurück. Was passiert da, wenn der natürliche Lernwille in ein angeödetes Desinteresse umschlägt? Auf welchem Weg wird Mathe zum "Hassfach"? Es ist bekannt, dass es grässliche Lehrer gibt. Aber ich denke auch, dass es eine Frage von Kultur ist, von dem, was halt gerade angesagt ist. Und das sind zwar Quizduell&Co, aber Mühe und Disziplin eben nicht.


    Wieso müssen "die" Eltern "wieder" in die Pflicht genommen werden? Sie hatten diese immer. Zusätzlich sollen sie aber heute möglichst beide arbeiten, und Frauen sollen auf keinen Fall jahrelang zu Hause bleiben und ihre Kinder hätscheln. An anderer Stelle wird hier über Helikopter-Eltern geklagt, das ist so neu, dass das Wort erst erfunden werden musste. Es gibt alles: Vernachlässigung und Überbehütung und alles Gesunde und Ungesunde dazwischen. So wie es auch inflationär viele Einser-Abis zu geben scheint. Die Schere geht immer weiter auf, scheint mir.

    • Offizieller Beitrag

    Um wieder etwas zielführender auf den Threadstarter einzugehen, möchte ich auch noch meinen Senf hinzugeben, obwohl eigentlich schon alles geschrieben wurde. Es ist nun mal in erster Linie ein Kommunikationsproblem zwischen den Kollegen der Grundschule und den weiterführenden Schulen bei jedem einzelnen vor Ort. Ich kann aber aus Sicht der Grundschullehrerin an einer engagierten GS folgendes feststellen: Trotz regelmäßigen Austauschs bleiben die Probleme.
    Wir sprechen viel und inzwischen vertraut mit dem KiTa-Personal. Hier findet der tägliche Kampf um Kompetenzen statt. Die vielen U3-Kinder ziehen die gesamte Aufmerksamkeit, die Vorschulkinder werden nur sporadisch zu 'Kursen' herausgenommen. Woher soll denn auch die Kraft kommen? In den KiTas sieht es mit Personalausstattung und Altersstruktur nicht besser aus als in den Schulen. Hier sind Verständnis und reger Austausch gefragt, in einigen Fällen sogar bereits Unterstützung, denn Eltern nehmen Erzieherinnen noch weniger ernst als GS-Lehrer.
    Wir bekommen dann ins erste Schuljahr mindestens 1/3 Kinder, die nicht schulfähig sind. Alle müssen die Chance auf die Wiederholung des ersten Schuljahres bekommen. Sie werden also ein Jahr lang frustriert (in NRW gibt es keine Schulkindergärten o.ä. mehr), dann nochmal in die nächste Lerngruppe mit wieder einem hohen Anteil schulunfähiger Kinder gesetzt. Einige folgen im Laufe des zweiten Schuljahres noch nach, für einige wird sonderpädagogischer Förderbedarf beantragt, aber alle sitzen ihre drei Jahre in Klasse1/2 ab. Das bedeutet: Sie können kein weiteres Jahr in der Grundschule wiederholen. Wenn für diese Kinder ein sonderpäd. FöBedarf ausgeschlossen wird, müssen sie irgendwie bis Ende Klasse 4 durchhalten. Dann macht es auch keinen Sinn auf den Zeugnissen mit 5en um sich zu schmeißen. Für jede 5 oder 6 müssen wir eine Förderempfehlung als Anlage zum Zeugnis schreiben. Zusätzlich zum Zeugnistext, zusätzlich zu den ohnehin schon umfangreichen Notizen, die man für solche Schüler anfertigt. Deshalb ist die Kontaktaufnahme zur weiterführenden Schule so wichtig, die die Kollegen auch bitte einfordern sollten.
    Was ich persönlich jetzt im zweiten Schuljahr sehe, sind überwiegend interessierte, aber hilflose Eltern. Es hapert hier bereits an der Kompetenz und an der Struktur (Zeit, Ordnung usw.) am Wochenende die Einmaleinsreihen zu üben oder das Kind an abendliche Schmökereinheiten vor dem Schlafengehen zu gewöhnen. Das müssen meine Kolleginnen und ich mit viel Geduld und Ernsthaftigkeit erklären. Unsere Elternabende und -sprechtage sind gut besucht. Es liegt nicht am Willen. Größtenteils hat unsere Elternschaft Haupt- oder Realschulabschluss und geht einer Arbeit nach. Trotzdem sind die grundlegendsten Dinge der Erziehung nicht klar und die Beratung der KiTa-Leiterinnen wird erstmal in den Wind geschlagen. Die Hemmschwelle fällt aber recht schnell, teilweise schon im ersten Schuljahr, spätestens jetzt mit den ersten Zeugnisnoten Ende der Klasse 2. Aber das ist halt zu spät. So schleppen wir jetzt (auch wieder ca. 1/3) Kinder mit ins dritte Schuljahr, die von der Intelligenz her gut mitkommen würden, aber durch versäumte Entwicklungsförderung im Arbeitsverhalten, als verzweifelte Vorschulkinder auf ihren Stühlen hängen.
    Es kommen im Laufe der vier Jahre auch vermehrt Eltern in die Sprechstunden, die die Wiederholung von Klasse 3 oder 4 beantragen. Bisher steckte der Wunsch dahinter keine Hauptschulempfehlung zu bekommen. Aber auch mit der Wahlfreiheit der Eltern möchten die meisten eine Notenverbesserung, die jedoch nicht automatisch kommt. Aktuell haben wir zwei Kinder, die wiederholen, aber nicht über die zuvor erreichten Noten hinaus kommen. Da sich Kinder (und teilweise die Eltern) wirklich anstrengen, bekommen diese beiden ihre 4en, auch wenn einige Arbeiten 5 waren. So erklären sich evtl. die vermeintlich guten Noten auf den Abgangszeugnissen der Grundschule.
    Ich kann nur raten sich nach der Grundschullaufbahn der einzelnen Kinder zu erkundigen und auch nachzuschauen, ob es evtl. vorzeitig (auf Antrag) eingeschulte Kinder sind. In meinen Klassen fällt mir auch immer wieder auf, dass Kinder, die im Herbst/Winter geboren sind, wesentlich schulreifer sind als ihre Altersgenossen aus dem darauffolgenden Sommer. Dann macht eine Klassenwiederholung aus Entwicklungsgründen durchaus Sinn.
    Sprecht mit uns Grundschullehrern und lasst euch nicht von grummeligen Schulleitern abwimmeln. ;)

  • Sprecht mit uns Grundschullehrern und lasst euch nicht von grummeligen Schulleitern abwimmeln. ;)

    Meine Schule macht das regelmäßig ... vorab, bei Erprobungsstufenkonferenzen, zur Not telefonisch. Die Klassenlehrer wissen auch immer, wer "nur" eine Realschulempfehlung bekommen hat und wer Gymnasialempfehlungen erhalten hat. Aber wir sind auch ein eher kleiner Schulort und wir bekommen die Kids nicht von so vielen Grundschulen. Bei diesen Austauschgelegenheiten stellen wir dann fest, dass Fritzchen, der bereits in der GS Probleme hatte, auch bei uns überfordert ist (sei es von der Organisation her, sei es von seime Ordnungssinn her, sei es von seinen Leistungen her).

  • Aber ich denke auch, dass es eine Frage von Kultur ist, von dem, was halt gerade angesagt ist. Und das sind zwar Quizduell&Co, aber Mühe und Disziplin eben nicht.


    Ja, stimmt das denn? Was meinst du, und das meine ich jetzt übrigens ganz unironisch, was meinst du, wie viel Mühe, Übung und Disziplin es kostet, ein Computerspiel so gründlich zu beherrschen, wie es Kinder und Jugendliche zum Teil tun. Diese Sekundärtugenden sind offenbar in jedem angelegt und prinzipiell abrufbar, wie es eigentlich auch nicht anders zu erwarten ist. Die Frage ist halt, wie man sie für die Schule anwenden kann.


    Mangelnde Mühe und Disziplin sind ja auch kein Problem, dass sich bei uns gebildeten, etablierten Erwachsenen in Luft auflöst. Das Phänomen der Prokrastination durchzieht die ganze Gesellschaft. International. Ich für meinen Teil lasse Klausuren oft liegen, bis sie stinken. Und wenn man sich offen und ehrlich im Kollegium unterhält, bin ich da kein Einzelfall.


    Ich kann es nur wiederholen - wir sollten uns als Lehrer nicht als die ausgeformten Idealbilder dessen ansehen, was wir von unseren Schülern verlangen; gerade, wer Lehrerfortbildungen gibt, weiß aus Erfahrung, dass man es da regelmäßig mit groß gewordenen Schulklassen zu tun hat, die ein postpubertäres Verhalten an den Tag legen...


    Oder "pars sanitatis velle sanari fuit", um mol Latinsch to schnacken.


    Nele

  • Ja, stimmt das denn? Was meinst du, und das meine ich jetzt übrigens ganz unironisch, was meinst du, wie viel Mühe, Übung und Disziplin es kostet, ein Computerspiel so gründlich zu beherrschen, wie es Kinder und Jugendliche zum Teil tun. Diese Sekundärtugenden sind offenbar in jedem angelegt und prinzipiell abrufbar, wie es eigentlich auch nicht anders zu erwarten ist. Die Frage ist halt, wie man sie für die Schule anwenden kann.


    Spaßschule?


    Das meine ich auch ernst. Ich mühe mich wirklich redlich, beim Programmieren den Spaßfaktor rüberzubringen, den ich dabei habe. Ich programmiere in meiner Freizeit selbst Spiele, wende also Mühe auf, so wie für viele andere Dinge auch.


    Aber das ist ja nicht der Punkt. Mühe tut ja erst da weh, wo man etwas machen muss, was gerade nicht so im Fokus des Interesses ist.


    Das Ergebnis von Mühe ist irgendwann Freude, sei es, dass das Essen wunderbar schmeckt, weil man sich mal ein bisschen mehr angestrengt hat wie sonst, oder aber, dass etwas anfängt, leicht zu fallen. Am krassesten ist das beim Musizieren: Es macht unglaublich viel Mühe, Noten, Griffe, Fingerfertigkeiten, Theorie etc. zu erwerben, und Tonleitern üben ist echt öde, aber irgendwann funzt es, und die große Belohnung ist, dass es Spaß macht und man auch mit anderen mühelos musizieren kann. Beim Sport ebenso.


    Und so ist es auch beim Programmieren. Daran lässt sich nun mal nichts ändern.


    Dass es irgendwann Spaß macht, ist vermutlich eine dieser leeren Versprechungen, an die der Nachwuchs irgendwann nicht mehr glaubt ...


    Bei kleineren Kindern ist das alles gar kein Thema. Die wollen lernen. Welch schmerzliche Mühsal ist allein das Laufenlernen. Und auch die Zahlen zu lernen ist nicht einfach. Aber die machen einfach. Das geht irgendwann verloren.


    Vermutlich ist daran niemand schuld.


    Was die Faulheit der Erwachsenen angeht, so ist die sicher weit verbreitet, aber es gibt auch unter erwachsenen Leuten genügend, die fleißig, bemüht und diszipliniert sind. Ich versuche meinen Schülern jedenfalls zu vermitteln, dass Mühe sich lohnt, dass Disziplin Freizeit schafft und dass man möglichst früh beginnen sollte, sich zu Sachen aufzuraffen, die man doch erledigen muss. Denn das hört ja nie auf. Jedenfalls akzeptiere ich die Begründung, dass andere Leute auch faul sind, nicht.

  • Ja, stimmt das denn? Was meinst du, und das meine ich jetzt übrigens ganz unironisch, was meinst du, wie viel Mühe, Übung und Disziplin es kostet, ein Computerspiel so gründlich zu beherrschen, wie es Kinder und Jugendliche zum Teil tun. Diese Sekundärtugenden sind offenbar in jedem angelegt und prinzipiell abrufbar, wie es eigentlich auch nicht anders zu erwarten ist. Die Frage ist halt, wie man sie für die Schule anwenden kann.

    Die kompetenz "Beherrscht Computerspiele" mag zwar ein Beleg hinsichtlich Mühe, Ehrgeiz und Disziplin sein, nur müssen wir - zur Vorbereitung auf die Berufswelt und das Studium - die Schüler auch dahingehen erziehen, dass sie diese Basisfähigkeiten auch dann aufbringen, wenn ihnen die Thematik nicht unbedingt liegt oder ihnen ein bestimmter Arbeitsablauf keinen Spaß macht.


    Auch müssen gut qualifzierte Arbeitskräfte auch über ein gewisses Maß an Rechtschreib-, Allgemein- und Mathemaikkenntnissen (neben Fremdsprachenkenntnissen) etc. verfügen. Nicht umsonst kritisieren viel Arbeitgeber, dass sie keine qualifizierten Arbeitnehmer / Azubis mehr finden. Nur in den wenigsten Berufen hilft die Tatsache "Ich beherrsche ein Computespiel ausgezeichnet" wirklich weiter.


    Ich jedenfalls versuche arbeiten immer so schnell wie möglich zu korrigieren, schon allein deswegen, damit sich die Stapel nicht irgendwann türmen und ich vor der nächsten Klausurrunde / vor der Abgabe der Noten Marathon-Korrekturtage absolvieren muss.


    Insbesondere verlange ich von meinen Schüler, dass sie sich an Terminabsprachen halten und z.B. die Abgabe von Mappen, Hausaufgaben oder das Halten von Referaten nicht immer weiter hinaus zögern, da sie ja im Klausurstress standen. An der Uni / im Beruf ist es dem Prof / dem Arbeitgeber auch relativ egal. wenn der Student / der Arbeitnehmer gerade viel Stress hatte ... Wird da ein Hausarbeit / ein Projekt nicht fristgerecht eingereicht, dann muss derjenige mit den Konsequenzen leben. Wenn wir ihnen Aspekte wie Disziplin, Ordnung, Mühe etc. (auch in Situtationen, wo man gerade keinen "bock" drauf hat, nicht beibringen und auch von den Eltern nicht geleistet wird (was wichtig ist), wer soll es dann machen?

  • Wie es der Zufall will, lese ich justemang gerade bei Augustinus von Hippo folgendes über seine Beweggründe, nach Rom zu gehen:

    Zitat

    [D]er hauptsächliche, ja fast einzige Grund war, weil ich hörte, daß die jungen Leute dort mit mehr Ruhe studierten und daß eine geordnetere Disziplin sie dort in Schranken halte, so daß sie nicht haufenweise frech in die Vorlesungen eines Lehrers, die sie nicht belegt hatten, stürzen, ja ohne seine ausdrückliche Genehmigung überhaupt nicht einmal zugelassen werden konnten. In Karthago dagegen herrscht unter den Studenten eine widerwärtige, maßlose Ungebundenheit: schamlos stürzen sie herein, und wie rasend stören sie die Ordnung, die der Einzelne doch nur für seine Schüler, damit sie immer mehr fortschreiten, eingeführt hat. Mit unbegreiflicher Roheit verüben sie viele Frevel, die die Gesetze strafen müßten, beschützte sie nicht die Gewohnheit
    (Confessiones, fünftes Buch, Kapitel acht)


    :D


    Nele

  • Damals lautete ein Lernziel der Klasse 1: "Der Schüler kann einstellige Zahlen addieren"
    Heute lautet diese Kompetenz im Level A: "Ich kann einstellige Zahlen addieren"


    Der große Unterschied zu damals ist, dass die Lernziele im Unterrichtsentwurf des Lehrers standen. Heute stehen sie als Kompetenz im Kompetenzraster des Schülers.

    Ich kenne die alten Lehrpläne nicht. Aber für mich klingt das hier z.B., aus den aktuellen, sehr Kompetenzorientiert:



    "...haben eigene technische und kreative Fähigkeiten und Interessen entwickelt und ein positives Bewusstsein ihrer eigenen Fähigkeiten ausgebildet" oder "eigene Fragen stellen, dazu einfache Experimente planen, durchführen, diskutieren, auswerten und optimieren"


    Die Frage ist, ob man in der Lage ist, daraus eine Note zu schmieden. Wenn in Kunst weiterhin bewertet wird, ob jemand ordentlich ausmalen kann, dann wurde das mit den Kompetenzen wohl nicht richtig begriffen. Anders gesagt: die Notengebung führt dazu, dass sich niemand traut, tatsächlich kompetenzorientiert zu unterrichten. Stattdessen wird Althergebrachtes gemacht, was sich leicht abfragen lässt. Nehme mich da selbst nicht aus. Ich verabscheue die Notengeberei, die aus jedem wirklichen Verständnis-Unterricht einen Unterricht macht, der das Auswendiglernen von Abfragbarem und Bastelvorgaben-Nachahmen begünstigt.

  • Zitat nele :

    Zitat

    gerade, wer Lehrerfortbildungen gibt, weiß aus Erfahrung, dass man es da regelmäßig mit groß gewordenen Schulklassen zu tun hat, die ein postpubertäres Verhalten an den Tag legen...

    U.a. mag ich auch deswegen keine Fortbildungen. Sind mir zu albern, undiszipliniert und zu laut. Ich spüre dort keine Kultur der Ruhe.


    Besonders nervig fand ich da etliche junge Kolleginnen, die beim Schaumstoffballabwerfen (Kennenlernspiel) dauernd herumgekreischt haben. Einige der älteren (männlichen) Kollegen fand ich da auch reichlich merkwürdig, die permanent versucht haben, die jungen Kolleginnen kräftig abzuwerfen.8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

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