Zerrissene Schulaufgabe

  • Hallo liebe Community,


    vorab: ich unterrichte die Fächer Mathematik und Sport am Gymnasium, befinde mich im Referendariat und habe dieses Jahr unter anderem eine 8.Klasse übernommen.


    Letzen Donnerstag habe ich in dieser Klasse eine Mathematikschulaufgabe geschrieben, die meiner Meinung nach nicht zu anspruchsvoll war, was die ersten Korrekturarbeiten auch bestätigen.


    In dieser Klasse ist eine Schülerin, einer der leistungsstärkeren, die sich bis jetzt immer sehr ruhig und freundlich verhalten hat, nicht auffällig. Sie scheint jedoch in ihrem häuslichen Umfeld schwerwiegende Probleme zu haben (nicht wie die "normalen" Pubertätsprobleme, die die meisten Jugendlichen so haben, aber darauf möchte ich nicht weiter eingehen), wie sich in einigen Gesprächen herausgestellt hat. Die Schülerin hat vorletzte Woche gefehlt, und wie ich von ihren Mitschülern weiß, hat sie krankheitsbedingt eine Nacht im Krankenhaus verbracht. Seit Montag ist sie wieder in der Schule.


    Nun hat sie am Donnerstag kurz vor der Abgabe ihre Arbeit zerrissen und mir die Fetzen gegeben, ohne ersichtlichen Grund. Ich habe veranlasst, dass ein Elternteil zu mir in die Sprechstunde kommt (was ihr überhaupt nicht gefallen hat). Bis jetzt ist jedoch niemand aufgetaucht. Ich mache mir jedoch ernsthaft Gedanken (auch angesichts ihrer Situation zu Hause), denn sie nimmt auch am Unterricht nicht mehr richtig teil, was auch einem Kollegen schon aufgefallen ist.


    Ist es euch schon mal passiert, dass ein Schüler seine Arbeit zerreißt? Wie würdet ihr vorgehen?


    MfG

  • Das ist mir noch nicht passiert, kann dir aber nur raten, die Klassenleitung mit ins Boot zu holen. Die kann dir meistens Hintergrundinfos geben und auch Autorität leihen. Auch wenn es nicht so sein sollte und hier vermutlich noch andere Ursachen vorliegen, werden Referendare teilweise nicht für voll genommen.
    Ansonsten gibt es natürlich auch noch die Schulleitung, die mehr Möglichkeiten hat. (Zumindest in Hessen)

    Quiet brain, or I'll stab you with a Q-Tip!

  • Mir ist es nur nach der Rückgabe bei einem auffälligen Schüler mal passiert. Ich würde auch sagen:
    Klassenleitung informieren,
    Eltern kontaktieren (eher anrufen als auf ihr Erscheinen warten),
    und je nach Schule den Direktor informieren?,
    die Schülerin mal zur Seite nehmen und mit ihr sprechen - einfach mal forschen, was sie so dazu bewegt hat. Schüler wollen ja manchmal "nur" Aufmerksamkeit. (- wie gehst du denn notentechnisch damit um? 6?)

  • Du kannst nicht wegen jedem solchen Ereignis einen Riesenaufriss machen. Da gehst du kaputt.


    Sprich mit den Kollegen und vor allem mit dem Klassenlehrer. Der weiß am ehesten Bescheid und bei dem sollten die Fäden zusammenlaufen. Ich würde schon gar nicht hinter seinem Rücken bei den Eltern anrufen. So wie du es schilderst, ist eine versiebte Mathearbeit noch das geringste Problem dieser Schülerin. Sie hat gefehlt, dann gemerkt, dass sie es nicht schafft, und dann etwas impulsiv gehandelt. Habe ich auch schon erlebt. Das passiert. Wenn sich das Mädchen wieder fängt, wird das nicht mehr vorkommen. Also eher mal abwarten, vielleicht mal freundlich ansprechen, und nicht allzu sehr dramatisieren.

  • Was ich mich v.a. frage: du bist Referendarin und eine Schülerin hat dir bereits in mehreren Gesprächen von schwerwiegenden häuslichen Problemen erzählt?

  • Wie andere schon sagten: mit Klassleitung reden, Eltern anrufen.


    Eine Frage hätte ich aber: Wenn eine Schülerin eine Woche fehlt, versäumt sie auch Unterrichtsstoff. Sie kam am Montag wieder und schrieb am Donnerstag Mathe-Schulaufgabe? Hatte sie denn eine reelle Chance, den versäumten Stoff nachzuholen?

  • wenn sie da ist, dann muss sie schreiben, wenigstens bei schulaufgaben am bayerischen gymnasium. wenn sie aus irgendwelchen gründen nicht schreiben kann, muss sie sich vor dem beginn der arbeit befreien lassen, ansonsten benotung nach demselben schlüssel wie alle anderen auch. wenn sie fehlt, nachschrift beim nächstmöglichen termin, wobei hier sicherlich eine terminabsprache und ein bisserl kulanz mit dem mädchen angebracht ist. wer bis dienstag krank war und mittwoch wiederkommt, der schreibt also in jedem fall mit. der termin ist ja mindestens eine woche angekündigt und bekannt.

  • kecks, mir ging es weniger um das Schulrechtliche (das kenne ich auch) ... sondern um die pädagogische Einschätzung, denn auch das könnte eine Rolle gespielt haben.

Werbung