Fahrtweg - wieviel km und Zeit nehmt ihr auf euch?

  • Ich soll an eine Schule versetzt werden, die 97 km von meinem Wohnort entfernt ist. Lt. Google-Maps würde ich dafür über Autobahn exakt 59 min brauchen. Lt. Aussage vom Amt ist eine Fahrtstrecke von 1h zumutbar, unabhängig von den Kilometern. Das Gespräch dazu hatte ich gestern. Ihr könnt euch vorstellen, wie geladen ich bin. Wenn das Amt mich wirklich dorthin versetzt, dann werde ich vor dem Arbeitsgericht dagegen klagen.


    P.S. Ich bin Angestellte und keine Beamtin. Die Unterstützung der GEW-Rechtschutz ist mir zugesagt wurden.


    Im Ernst?? Ich dachte Angestellte können nicht einfach wegversetzt werden. Was ist denn die Begründung? Bei uns gabs nun schon reichlich Klagen, weil 2 Schulen zusammengelegt wurden (Abstand ca. 16km). Und ausgestanden ist es noch nicht.

  • Ich soll an eine Schule versetzt werden, die 97 km von meinem Wohnort entfernt ist. Lt. Google-Maps würde ich dafür über Autobahn exakt 59 min brauchen. Lt. Aussage vom Amt ist eine Fahrtstrecke von 1h zumutbar, unabhängig von den Kilometern.


    Dir will man im Ernst verkaufen, dass eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 100 km/h bei einer Fahrt von Haustür zu Haustür möglich ist? Bei durchschnittlichem Wetter und durchschnittlicher Verkehrslage?!?!


    Nele

  • sissy:


    In den Schulämtern sitzt denke ich sehr viel Personal ohne ausreichende juristische Sachkenntnisse. Gerade in einem Bundesland wie SA - in dem die große Mehrheit der Lehrer verbeamtet ist - wird man was die Pflichten der Lehrer angeht wohl oft nicht genau bzgl. Angestellten unterscheiden (bei den Rechten natürlich schon). Aber auch verschiedene Rechtsfälle aus der Vergangenheit zeigen, dass sich die Schulbehörden als klassischer Arbeitgeber verstehen, der sein "Produkt" - also die möglichst günstige Unterrichtsversorgung - zu sichern hat und dabei erst mal alles ausnützt, was keinen ausreichenden Widerstand hervor ruft (z.B. die Mehrarbeitsvergütung für Teilzeitbeschäftigte ging ja bis zum EU-Gerichtshof).


    Da hilft nur gegen halten und wieder gegen halten und eben Gewerkschaften einschalten, insbesondere falls man es selbst nicht auf eine Karriere im System Schule anlegt. Auf einer Planstelle kann einem auch als Angestellter erstmal nicht viel passieren, auch wenn man bis zur Klärung des Sachverhaltes pendeln muss.

  • Welche Fahrstrecke man auf sich nimmt, ist Privatsache. Das interessiert in der freien Wirtschaft keinen Arbeitgeber. Der interessiert sich dafür, dass der Arbeitnehmer pünktlich am Arbeitsplatz ist und seine Arbeit gut macht. Es steht jedem frei, sich eine Wohnung neben der Schule zu suchen.
    Mein Schwager arbeitet auf dem Bau. Er wird morgens am Betrieb abgeholt und oft genug 1 h zur Baustelle transportiert. Die Arbeitszeit wird ab Arbeitsbeginn auf der Baustelle gerechnet und bezahlt - mit 12 € brutto. Ihr jammert auf hohem Niveau.


    Just my 2cents

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Ihr jammert auf hohem Niveau.

    Hallooo?! Du hast es mit Lehrern zu tun! Was erwartest Du? :)



    Viele Grüße
    Fossi (34 km Landstraße, 25 Minuten - passt soweit)

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Das denke ich nicht. Mein Mann ist Bautechniker und natürlich zählt die Arbeitszeit an Arbeitsbeginn, ABER er kann aktiv entscheiden wie weit er fahren möchte und sich zur Not woanders hin bewerben.


    Wenn hier aber ein Schulamt entscheidet, dass man ab sofort einen Arbeitsweg von einer Stunde hat, oder Versetzungen ewig nicht gestattet ist das nicht gerade einfach, Stichwort Familienzusammenführungen.

  • Dieses Schuljahr habe ich noch einen Fahrtweg von 15 min und jetzt da mir die Teilzeit wegen meinem pflegebedürftigen Vater genehmigt wurde, wird mir wieder eine andere Schule angeboten.
    Das erste Angebot war 97km weit weg und lt. Google-Maps in 59 min erreichbar. Jetzt wird mir eine Schule angeboten, die nur noch 52 km weit weg ist und in 45 min lt. Google erreichbar wäre. Weitere Alternativen würden nicht bestehen. Und dann bitte schön gleich eine Versetzung für immer. Eine Abordnung ist nicht vorgesehen.
    Nee nee. Diesmal nicht mit mir. Ich weiss ja schliesslich, dass bei einer Abordnung die Fahrtkosten noch übernommen werden. Bei einer Versetzung nicht. Mal sehen, vlt lass ich es diesmal darauf ankommen, ob das wirklich zumutbar ist, nachdem ich schon 3 Abordnungen hinter mir habe.

  • Ihr jammert auf hohem Niveau.


    Just my 2cents

    Das kann man so und so sehen. Ich sehe es anders... Der Lehrerberuf ist für mich häufig aus verschiedenen Gründen mit einer sehr hohen emotionalen Belastung verbunden, vor allem wenn man wie ich an einer Brennpunktschule arbeitet. Dann häufen sich die "Nebenaufgaben" zum eigentlichen Unterricht auch von Jahr zu Jahr mehr und mehr an, diese zusätzliche Belastung ist auch nicht zu unterschätzen. Wenn man zusätzlich nun noch zwangsversetzt wird an einen sehr weit entfernten Arbeitsort, finde ich diese Zusatzzumutung einfach nicht mehr tolerierbar. Burnout lässt grüßen, zumindest ich wäre damit dauerhaft absolut überfordert. Und ich gebe das in dem Bewusstsein zu, dass einige Kollegen die jeden Tag superhappy in und aus dem Unterricht gehen, nur müde darüber lächeln können... Mir egal. Wenn man nämlich wie mein Freund in seiner Baufirma von Frankfurt nach München versetzt wird, steht es einem immerhin auch frei den Betrieb zu verlassen, was er dann letztlich gemacht hat. Und sich im gleichen Gewerbe einen neuen Job zu suchen, was ihm auch gelang. Wenn ich aber als Lehrerin versetzt werde, steht mir das nicht zu, das ist der Unterschied. Wobei ich Zweifel hege, ob das für nichtverbeamtete Kollegen auch gilt, ein Rechtsbeistand kann da clever sein.


    Jammern auf hohem Niveau? Ich denke nicht.


    Gruß Jenny

  • ... nachdem ich schon 3 Abordnungen hinter mir habe.

    Du jammerst auf hohem Niveau, sei doch dankbar, dass du in Gehalt und Brot stehst. ;) Kleiner Scherz, aber verstehen muss man das alles auch nicht, oder? Da werden Kollegen aus Frankfurt zwangsweise nach Offenbach versetzt und Kollegen aus Offenbach zwangsweise nach Frankfurt, so ein Unsinn wird auch nur im Schuldienst betrieben. Wenn jemand freiwillig geht, ist das die freie Entscheidung, aber so, ne :uebel: Das ist auch meine einzige Sorge seit ich frisch verbeamtet bin, dass ich sonstwohin versetzt werde irgendwann...


    Gruß Jenny

  • Hallo Eva,
    wie siehts denn jetzt eigentlich aus?? Gibts schon ne Entscheidung und hast du mehr über den Ländertausch (vor allem die Chancen) rausgefunden?
    Liebe Grüße!

  • Zitat

    Da werden Kollegen aus Frankfurt zwangsweise nach Offenbach versetzt und Kollegen aus Offenbach zwangsweise nach Frankfurt, so ein Unsinn wird auch nur im Schuldienst betrieben.


    Wenn jedoch in Offenbach ein Chemielehrer benötigt wird und in Frankfurt ein Deutschlehrer, kann eine derartige Rochade durchaus erforderlich sein.
    Falls an einer Schule in der Nähe bereits ein Überhang an Lehrerstunden mit Englisch besteht, wird ein Schulleiter sich zu Recht wehren, einen weiteren Englischlehrer im Kollegium aufzunehmen, wenn er eigentlich einen Chemiefachmann benötigt. Wir sind ja keine Hilfsarbeiter, bei denen es egal ist, ob wir im Erdbeerfeld bei Frankfurt oder bei Offenbach arbeiten. Wir sind spezialisierte Fachleute - für die eben auch ein sehr spezifischer Bedarf besteht.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

    2 Mal editiert, zuletzt von alias ()

  • Wir sind spezialisierte Fachleute - für die eben auch ein sehr spezifischer Bedarf besteht.

    Nichtsdestotrotz ist mir durchaus besagter angeführter Fall zu Ohren gekommen, bei dem beide Kollegen GS-Kollegen waren, beide die selbe Fachkombi hatten und beide nahezu zeitgleich mit dem Ref fertig waren. Nur die Städte hab ich willkürlich genannt ;) Sie haben es dann -wie auch immer- hinbekommen irgendwann doch noch zu tauschen. Ich denke dem Schulamt ist es letztlich Wurst mit wem sie den angefragten Bedarf decken... Im GS-Bereich sind die Kombis auch noch viel eher begrenzt, ich denke da müsste sich ein wohnortnaher Einsatzort finden lassen.


    Gruß Jenny

  • Nichtsdestotrotz ist mir durchaus besagter angeführter Fall zu Ohren gekommen, bei dem beide Kollegen GS-Kollegen waren,


    DAs würde hier generell ausreichen um den Bedarf zu decken, denn ein Grundschullehrer wird hier nur als Grundschullehrer eingestellt, die Fächer interessieren ich den wenigsten Bezirken und man muss eh alles unterrichten.
    Ist an der Sekundarschule übrigens genauso, selbst Englisch muss fachfremd unterrichtet werden, Sport auch, nur Schwimmen geht nicht so einfach!

  • Ich wollte fragen, ob noch jemand an dem Thema interessiert ist?! Ich hätte nämlich meine zwei Cent zum Thema und findes eigentlich ganz spannend zu hören, wer von Euch wie zur Schule fährt.

  • Ich habe bewusst einen kurzen Weg zur Schule von unter 2 km. Anders ginge es bei mir auch nur schwierig, weil ich morgens Kinder in die Betreuung bringen muss, was erst ab halb acht möglich ist und ich somit nicht um 8 Uhr sonstwo sein könnte.


    Auch wenn das nicht so wäre, fände ich für mich dauerhaft mehr als 30 Min Fahrzeit zu viel. FÜr eine begrenzte Zeit klar, aber auf Dauer: ganz klar: Nein! Das ist tägliche Freizeit, die verloren geht.

  • Ich fahre hin und rück knapp 80km, das sind insgesamt 70 Minuten pro Tag. Habe eine halbe Stelle und kann/muss ebenfalls die Kinder erst um halb acht in den Kiga bringen. Zur ersten kann ich nie in der Schule sein und mittags schaffe ich die Abholung der Kinder natürlich auch nicht. Ich wäre über weniger Fahrtstrecke froh, mein Versetzungsantrag läuft... Mir ist das einfach zu lang, vor allem im Winter, da ich ungern bei Eis und Schnee fahre. Desweiteren muss ich eine als problematisch bekannte Autobahnstrecke fahren, auf der fast täglich Stau ist. Habe schon manchmal nachts das Problem, dass ich aufwache und mir Gedanken mache, ob ich denn pünktlich da sein kann. Ätzend.


    Viele Grüße
    Katrin

  • Ich bin drei Jahre lang eine Strecke von 52km pro Weg gefahren. Laut Google maps zu fahren in 31 Minuten. Beim Vorstellungsgespärch war ich sogar schneller, zur Unterschrift eine gute halbe Stunde. Tja, und dann kam die Fahrerei zur Rush-Hour. Aus den 31 Minuten wurden morgens auf einmal 90 und mehr. Um ja noch vor dem Stau wegzukommen, war ich oft schon um viertel nach sechs/ halb sieben auf der Autobahn. Dann ging es. Ich war aber echt schon immer seeeehr genervt, als ich in der Schule ankam. Von den Kosten ganz zu schweigen. Antrag auf Versetzung ging beim zweiten Mal durch. Beim ersten Mal habe ich zu lasch formuliert und auf die "Haus-Kauf-am-Wohnort-Schiene" gedrückt. Das war egal. Beim zweiten Mal habe ich dann -nach Absprache mit dem Personalrat- geschrieben, was für Auswirkungen diese ZeitVerschwendung auf der Autobahn hat (Nerven, U-Vorbereitung, Nachbereitung usw.). Das zog dann :)


    Jetzt bin ich an einer Schule, die 500m Luftlinie entfernt ist. Das ist auch nicht so das Wahre..... Ständig die Kinder und Eltern beim Einkaufen, spazieren, Müll rausbringen.... sehen.... :rotwerd:

  • Ich finde, es kommt auf einige Umstände an….
    meine erste Stelle war 70 km - eine Fahrt. Es war aber meine erste Stelle, ich hatte keine Kinder, fahre gerne Auto. Hat mir also nix ausgemacht.
    Jetzt ist meine Schule 500 m von meinem zu hause entfernt - finde ich schon sehr praktisch.


    Es gibt Vorschriften bezüglich Distanz zur Schule - was noch zumutbar ist. Zumindest in BaWü. Aber die Zahl habe ich leider nicht mehr auf dem Schirm…..


    Panama

    "Du musst nur die Laufrichtung ändern..." sagte die Katze zur Maus, und fraß sie.

Werbung