Fahrtweg - wieviel km und Zeit nehmt ihr auf euch?

  • Hallo alle zusammen,


    ich hole dieses Thema nun noch einmal hervor, weil ich hoffe, dass ihr mir vielleicht eure Meinungen sagen könntet.
    Ich bin im Moment nämlich hin und hergerissen und bin über eure Einschätzungen sehr dankbar, da ich das Gefühl habe mich nicht entscheiden zu können.


    Aber ich fange mal von vorne an:


    Letztes Jahr im Sommer habe ich mein Referendariat in BW für GHS beendet und gleich ein Angebot für eine Beamtenstelle an einer Grundschule bekommen.
    Diese Grundschule ist 70km von meinem Wohnort entfernt und gefällt mir wirklich gut. Da ich mich riesig auf den Berufsanfang gefreut habe und Beamtenstellen bekanntlich nicht hinterhergeschmissen werden, habe ich ohne groß alle Vor-und Nachteile abzuwägen diese Stelle angenommen. Für mich war im Sommer klar, dass 70 km zum Pendeln vielleicht etwas weit sind und habe mir eine Zweitwohnung am Schulort genommen. Am Wochenende und in den Ferien bin ich an meinem Wohnort in der gemeinsamen Wohnung von meinem Freund und mir und unter der Woche bin ich eigentlich am Schulort. Eigentlich! Ich habe mich von Anfang an in dem Ort nicht wohlgefühlt. Am Anfang dachte ich noch, dass sei die Umstellung und dass ich mich schon an die Situation gewöhne. Ich habe mir verschiedene Freizeitaktivitäten am Nachmittag/Abend gesucht und versucht es mir dort wohnlich zu machen. Doch mit jeder neuen Woche merke ich, dass ich total unglücklich mit der Situation bin. Ich bin niedergeschlagen und habe zum ersten Mal in meinem Leben richtiges Heimweh. Ich kenne mich so garnicht wieder, denn ich bin zum Studium aus meinem Geburtsort durch halb Deutschland gezogen und war davor auch ein Jahr im Ausland, was mir überhaupt nichts ausgemacht hat. Ich finde es traurig, dass ich unter der Woche nur für die Schule lebe. Mein Ausgleich, mein Freund und meine Freundinnen sind alle am Wohnort und ich werde einfach nicht warm mit dem neuen Ort. Ich gehe sehr gerne in die Schule, habe ein nettes Kollegium und eine tolle Klasse, aber mich füllt es nicht aus am Nachmittag in meiner kleinen Wohnung zu sitzen, ggf. dort alleine ein paar Freizeitaktivitäten nachzugehen und zu warten, dass wieder Wochenende ist.
    Also fahre ich nun regelmäßig unter der Woche wieder zurück in meinen Wohnort und merke wie gut mir das tut. Hier kann ich meinen normalen Alltag nachgehen, hab meinen Verein, meine Freundinnen und Freund als Ausgleich. Ich frage mich immer mehr, ob ich vielleicht meine Wohnung am Schulort aufgeben sollte und ganz zu pendeln.
    Für die 70km brauche ich je nach Verkehr zwischen 45-60 Minuten. Morgens muss ich halt früh raus, aber mein Unterricht endet spätestens um 13 Uhr, sodass ich den Feierarbendverkehr umgehen könnte. Für so ein paar Mal in der Woche hin und her pendeln, macht mir das garnichts aus. Im Ref bin ich auch jeden Tag 50km eine Strecke gependelt und das hat mich nicht gestört. Nur jetzt für die 70km bin ich auf einmal so unsicher, ob ich das auch wirklich lange durchziehen kann, obwohl es ja "nur" 20 km auf der Autoabahn mehr wären.
    Ein kompletter Umzug mit Freund geht momentan leider nicht, da mein Freund auch im Sommer eine feste Stelle an unserem Wohnort angenommen hat und er zwei bis drei Jahre an diesen Betrieb gebunden ist.
    Ich bin wirklich hin und hergerissen. Ist hier vielleicht jemand,der eine vergleichbare Strecke pendelt oder gependelt ist und der vielleicht von seinen Erfahrnungen berichten kann? Was meint ihr?
    Klar, ist es keine Lösung für immer, aber ich frage mich,ob es für 2-3 Jahre machbar ist.Danach ist erst einmal Nachwuchs geplant :)


    Vielen lieben Dank im Voraus und ganz liebe Grüße

  • Beim Lesen deiner Schilderung hatte ich den Eindruck, dass du deine Entscheidung eigentlich schon getroffen hast. Du hast versucht, dir am Schulort ein 2. Zuhause einzurichten. Es wird ganz klar, dass dir das nicht gelungen ist. Du hast Heimweh, fühlst dich unglücklich und vermisst Partner und Freunde. Dein Privatleben ist sehr wichtig als Ausgleich zu dem stressigen Job.
    Nun musst du eine Alternative finden.
    Ich würde auch lieber pendeln, als jeden Abend unglücklich in meiner Zweitwohnung zu sitzen. Natürlich ist das Fahren auch belastend. Ich denke da besonders an so Tage wie heute, wenn es morgens noch dunkel ist und schneit. Vielleicht gibt es am Schulort eine günstige Möglichkeit, bei extremen Wetterverhältnissen, wenn die Fahrt echt belastend wird, mal ab und an zu übernachten. Das wäre dann nur eine Ausnahmeregelung.


    Eine andere Alternative könnte nur eine gemeinsame Wohnung auf halber Strecke sein. Ob das aber reine gute Lösung ist, halte ich für fraglich. Dann müsst ihr beide fahren und seid beide fernab von Freunden und eurer gewohnten Umgebung.
    Mit öffentlichen Verkehrsmitteln brauchst du vermutlich viel länger, oder?

  • Hallo Tootsie,


    vielen Dank für deine Antwort :)


    Du hast Recht, eigentlich habe ich mich innerlich schon entschieden, dass es so nicht weitergehen kann. Zumindest nicht für die nächsten Jahre, das würde mich zu unglücklich machen.
    Eigentlich bin ich schon so weit, dass ich meine Wohnung wieder kündigen möchte und zurück ziehe. Ich habe einfach nur bedenken, dass ich mir das Pendeln auf Dauer zu einfach vorstelle.


    Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln brauche ich für die Strecke 1,5 Stunden und muss umsteigen. Sofern kein Stau ist, bin ich mit dem Auto auf jeden Fall schneller und flexibler unterwegs. Deine Idee mit der Übernachtungsmöglichkeit am Schulort ist aber echt gut. Daran habe ich in meinem Gedankenwirrwar noch garnicht gedacht. Da werde ich mir mal ein paar günstige Unterkünfte angucken. Für den Fall,dass Schneechaos ist oder ein Elternabend ansteht.


    In die Mitte ziehen, haben wir tatsächlich auch in Erwägung gezogen.Wir haben uns sogar ein paar Wohnungen in der Mitte angeschaut. Ich pendel zwischen zwei Städten und in der Mitte liegt so ungefähr der hässlichste Ort in ganz BW ;) Nach einem Tag in dieser Gegend war für uns klar, dass die Mitte keine Alternative darstellt. Außerdem haben wir überlegt, ob mein Freund pendelt, da er Gleitzeit hat. Allerdings hat er eine 40 Stunden Woche und kommt meist nicht vor 18 oder 19 Uhr heim. Da habe ich es zum pendeln "besser", weil ich meine Vorbereitung von zu Hause aus erledigen kann und nicht bis abends an der Schule sein muss (jetzt mal ausgenommen von Elternabend oder Konferenzen).

  • Probier es doch aus, bevor Du die Wohnung kündigst. Am besten jetzt sofort im Winter. Nach 14 Tagen hast Du einen guten Eindruck.

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Februartraum:
    Mein Mann und ich hatten einmal eine ähnliche Situation wie du. Unser Lebensmittelpunkt war 75km von seiner damaligen Arbeitsstelle weg (ca. eine Stunde Fahrtzeit). Wir hatten eine schöne gemeinsame Wohnung und er zusätzlich ein ganz billiges "Kabuff". Das hat damals 180 Euro warm gekostet, ein Minizimmer bestehend aus einem Schreibtisch, einem Bett und einer Küchenzeile, dazu noch ein kleines Bad. Einmal die Woche hat er fest in der "Wohnung" übernachtet und ansonsten mal je nach Wetterlage und Abendveranstaltungen. Die Prioritäten waren klar, aber die Pendelei halt doch nicht so nervig, weil man ja nicht auf Tod und Teufel immer fahren muss.

  • Ich habe mal ein paar Jahre lang 42km gependelt. Das hat mit dem Auto ziemlich genau 35 Minuten pro einfache Strecke gedauert. Jetzt arbeite ich in der Großstadt, in der ich wohne und bin maximal 15min mit der U-bahn oder 10min mit dem Auto unterwegs. Der Zuwachs an Lebensqualität ist unglaublich!


    Nele

  • Nur aus Interesse...


    Welche Stadt ist denn mit die hässlichste in Baden-Württemberg?

    Metzingen?



    vermutet
    Fossi

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Ich möchte noch zu bedenken geben, dass 45 Minuten Fahrt mit bspw. der Bahn 45 Minuten lesen, vor- oder nachbereiten, schlafen, surfen, essen, trinken, Filme schauen, Hörbuch hören bedeuten und der Zeitvergleich zum Autofahren hinkt.
    Ich habe mein Auto verkauft (25 Min.), um 30 Minuten U-Bahn und 5 Minuten Rad zu fahren. Ich habe gegenüber dem Auto Lebenszeit und -qualität gewonnen.

  • Was für eine Wohnung ist das denn am Ort deiner Schule? Wenn die relativ günstig ist, unter 300 € kalt, würde ich sie behalten, zwei bis drei Nächte in der Woche dort verbringen und die restlichen Nächte in der Wohnung mit deinem Freund. Sonst eine günstige Wohnung oder ein WG-Zimmer am Schulort suchen.
    Wenn du doch mal wegen Konferenzen, Elternsprechtagen etc. bis 16 oder 18 Uhr in der Schule bist, willst du bestimmt nicht mehr 70 km fahren und dann am nächsten Morgen um halb sechs schon wieder. Und wenn dein Freund ohnehin mal bis 20 Uhr arbeitet, die gemeinsame Wohnung unter Wasser steht etc., willst du ja vielleicht gar nicht dahin ;)


    Rechne mal: 40 Wochen Schule. Drei Nächte je Woche bleibst du in der Wohnung. Damit sparst du 120 x 140 km Fahrt, also 16.800 km. Das sind 3.000 bis 4.000 €, die du für Benzin, Verschleißteile, Reparaturen ... ausgibst. Damit ist die Wohnung finanziert. Wenn du nur eine oder zwei Nächte am Schulort bleibst, kommst du zwar nicht +/- null raus, aber ich denke, die Investition lohnt sich.

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