Musiklehrer sein an der Berufsschule

  • Hallo zusammen,


    ich suche Kollegen, die an einer beruflichen Schule Musik unterrichten oder mir sonst etwas qualifiziertes zu diesem Vorhaben sagen können...


    Studiert habe ich Gymnasiallehramt und auch den Vorbereitungsdienst habe am Gymnasium gemacht und war danach ein Jahr lang im Beruf, bevor meine Tochter zur Welt kam...


    Alles in allem war ich mit meiner Tätigkeit am Gymnasium nicht übermäßig zufrieden, größtenteils wegen Disziplinproblemen in den Mittelstufenklassen. Mit Oberstufenschülern habe ich jedoch gerne zusammengearbeitet, da ich mich dort mehr um fachliche und didaktische Angelegenheiten kümmern konnte als darum, Störungen in den Griff zu kriegen...


    Eine Freundin von mir unterrichtet Musik an einer Berufsschule und die erzählt, dass sie kaum Disziplinschwierigkeiten hat und die Schüler im Großen und Ganzen motiviert sind, sodass sie eine sehr angenehme Arbeitsatmosphäre hat, bei der sie sich um das Wesentliche kümmern kann und sich nicht jeden Tag als Löwenbändiger betätigen muss...


    Gibt es unter Euch Lehrer, die Musik an einer Berufsschule unterrichten? Mich würde sehr interessieren, was Ihr über die Bedingungen dort zu berichten habt! Wenn man so googelt, liest man nämlich oft, dass an der Berufsschule eher mehr schwierige Schüler sind als am Gymnasium... eben genau das Gegenteil von dem, was meine Freundin berichtet... Allerdings ist ihr Klientel ja auch in einem bestimmten Berufszweig, nämlich den pädagogischen Berufen, in Ausbildung, was vielleicht auch etwas ausmacht.


    Würde mich über Erfahrungsberichte freuen!


    Euer Langohr

  • Wenn Du mit Deiner Fächerkombi an ein BK willst, kann es durchaus sein, dass der größte Teil Deiner Stunden Deutsch sein wird. An unserem BK gibt es jedenfalls keinen Musiklehrer (gewerblich-technisch, aber auch mit Zweig Sozialpädagogik).
    Insgesamt denke ich, dass es am BK eine große Vielfalt von SuS gibt: Welche, die die AHR anstreben, aber auch welche, die ohne Abschluss aus Klasse 8 der Förder/Hauptschule abgegangen sind und von einem vorbereitendem Kurs zum nächsten hangeln. Dieses Klientel ist in der Tat kein sehr angenehmes. Ich habe ein BG und da ist das Niveau ziemlich weit unten angesiedelt, aber auch die Disziplinprobeme und Unterrichtsstörungen nicht unter den Teppich zu kehren. Andererseits habe ich eine Klasse in dualer Ausbldung, die zur Hälfte gleichzeitig ein duales Studium absolvieren.
    ich denke daher, dass es seeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeehr stark davon abhängt, an welchem BK landest. Dass SuS in Ausbildung Musik als Fach haben, ist sicher eher selten und nur bei bestimmten Berufen vorgesehen (welche meint Deine Freundin denn??).

  • ...also meine Freundin unterrichtet auf jeden Fall Erzieherinnen... das ist wohl die Hauptsache. Sie sprach aber von "pädagogischen Berufen", mag sein, dass da auch noch andere mit dabei sind.

  • Das kann in jedem Fall nicht schaden :)
    Unsere Erziehrinnen haben jedenfalls keinen Musikunterricht. Wir haben seit Jahren Überhang und trotzdem Mangel in Fächern wie Physik, Deutsch, Metalltechnik. Da wird sicher in den nächsten Jahren keiner mit Musik eingestellt werden. Aber wie gesagt, dass ist meine punktuelle Erfahrung. Das kann an anderen BKs anders aussehen. Also: Augen aufhalten, vielleicht ergibt sich das ja.
    Insgesamt ist das Niveau jedoch auch bei den Erzieherinnen nicht immer Sek II. Es ist auch keine Klasse 5, aber man darf jetzt nicht wer weiß was erwarten...

  • Ich überlege auch gerade, wer in der BBS Musik bräuchte. Weiß bei den Grünen Berufen nur, dass die Berufsjäger zwei Stunden Jagdhorn pro Woche als Zusatzangebot haben… ein anderer Beruf fällt mir ad hoc nicht ein, ausser den Lernenden der Berufsfachschulen für Musik (und Instrumentebauer?) und ggf. das was bei den Erziehern unterrichtet wird sowie, laut EB-BbS, die Atem-, Sprech- und Stimmlehrer. Regulären Musikunterricht wird es wohl äusserst selten geben, was dementsprechend zu Schwierigkeiten für die Stellensuche führen kann. Weiterhin wäre, bei Bedarf, eine Abordnung möglich (wenn eine reguläre Stelle an einem Gymnasium vorhanden ist).

    Bei "selbst schuld" wird nicht gepustet!

  • Ich habe ebenfalls Schulmusik studiert und unterrichte seit zwei Jahren an einem Berufskolleg. Insbesondere in sozialen Bildungsgängen findet der Musikunterricht entweder als Differenzierungsfach (Kinderpfleger, Sozialhelfer, Höhere Berufsfachschule für Soziales,...), berufliches Schwerpunktfach (Fachschulen für Heilerziehungspflege und -pädagogik) oder sogar Abiturfach (Erzieher) statt. Daneben wird bei uns Musik als ein ästhetisches Fach in künstlerischen bzw. gestalterischen Fächern unterrichtet.


    Die Schüler sind sehr unterschiedlich motiviert, wie dies bei einem Interessenfach wie Musik immer der Fall ist. Eine Herausforderung sind die kurzen "Laufzeiten" der Bildungsgänge von 2-3 Jahren, was zum Problem werden kann, weil die meisten Schüler kein Vorwissen im Fach mitbringen. Das ist auch ein Problem in Sachen AGs, weil die Schüler meistens wenig mitbringen und die Schule wieder verlassen, sobald sie die Grundlagen gelernt haben. Gut ist allerdings, dass man pro Klasse i.d.R. 2 Std. pro Woche zur Verfügung hat. Zu bedenken ist weiterhin, dass man sich inhaltlich, je nach Bildungsgang, komplett von allgemein bildenden Inhalten entfernen muss. In Sachen Musiktherapie, Musiksoziologie, Musiktherapie und Musikpädagogik sollte man fit sein, weil diese für soziale Bildungsgänge relevant sind.


    Ganz wichtig ist auch die Schulleitung. Wenn diese Musik und entsprechende AGs als Aushängeschild und Unterscheidungsmerkmal zu anderen Berufskollegs sieht (da Musik nur selten unterrichtet wird), wird man genügend Unterstützung erfahren. Ich würde vorschlagen, probier es aus. Ich hab es bis jetzt nicht bereut und schätze mittlerweile die Unterschiede zum allgemein bildenden Unterricht.

    • Offizieller Beitrag

    Ich könnte bei mir Musik gut in der Berufsfachschule als AG oder Wahlunterricht gebrauchen :)

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