1. Schuljahr, ist diese Klasse normal?

  • Aud Bitten meines Sohnes besuche ich regelmäßig den Unterrricht.
    Ich möchte hier die Situation in der Klasse schildern und andere Lehrer um ihre ehrliche Meinung zu dem Thema bitten.
    Es sind 28 Schüler, davon ist einer Ausländer und versteht so gut wie kein Deutsch, 1 Kind hat ADS (ohne Hyperaktivität, das Kind ist sehr intelligent, tut aber nur das, wozu es Lust hat), 2 weitere Kinder, die sich schlecht konzentrieren können, malen anstatt zu schreiben oder mal auf dem Boden rumkrabbeln oder durch die Klasse laufen, jedoch ohne laut zu sein und ein Kind das sich zum Klassenkasper berufen fühlt und ständig versucht andere durch seine Grimmassen usw. abzulenken, bzw. die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Die übrigen Kinder sind halt Kinder, die auch mal schwatzen, aber ganz gut mitarbeiten, sich auch mal ablenken lassen oder mal nicht aufpassen, 6- jährige Kinder halt, die aber im Allgemeinen fleißig und willig sind etwas zu lernen.
    Der Unterrricht findet ausschließlich frontal statt, oder jedes Kind bekommt ein Arbeitsblatt zum selbstlösen. Mit den Arbeitsblättern gibt sich der Lehrer große Mühe.
    Der Ärger geht schon mit Unterrichtsbeginn los. Die Kinder kommen in die Klasse und sind erst mal am schwatzen. Der Lehrer erwartet Ruhe, und Hände auf dem Tisch. Er schimpft, die Kinder plappern weiter. Er wird lauter und nach 5 Minuten ist dann mal Ruhe, aber irgendwie hat dann schon keiner mehr recht Lust und der Leher ist schon äußerst gereizt. Standartpredigten sind z. B. ich lasse mir von Euch nicht die Nerven kaputtmachen, ihr habt keine Manieren, ihr seid es Schuld, wenn ich mir meine Stimme kaputtmache. Ein paar Kinder melden sich, weil sie vermutlich etwas erzählen oder fragen wollen. Er sagt Hände runter und fängt mit dem Unterricht an. Aber so richtig zuhören tut nur die halbe Klasse. Ich habe den Eindruck, die anderen können aus irgendeinem Grund nicht, sie brauchen einen anderen Anfang. Der Lehrer stellt Fragen, viele melden sich und irgendjemand, meistens mehrere rufen die Antwort einfach in die Klasse. Das sollen sie natürlich nicht. Und die Schimpferei geht von vorne los.
    Wenn dann nach 1/4 Stunde endgültig die Luft bei Lehrer und Schülern raus ist, gibt es erst mal ein Arbeitsblatt. So wiederholt sich das im 1/2 Stunden Takt.
    Mir ist aufgefallen, daß die Kinder Sachen lieben, wo jeder reden kann, z.B. ein Lied singen, ein Gedicht gemeinsam aufsagen, Fragen im Chor gemeinsam beantworten.
    Für die Kinder, die aufpassen wollen, ist es sehr schwer, wenn die Hälfte der Klasse am schatzen ist. Aber wenn man genau hinhört diskutieren die Kinder über die Aufgabe oder über die Lösung, weil sie nicht einfach stillsitzen können, zuhören und nur darauf warten dürfen aufgerufen zu werden.
    Nunja, so ist das Klima in der Klasse ziemlich vergiftet. Die Kinder mögen alle!! ihren Lehrer nicht, versuchen mittlerweile auch ihn bewußt zu ärgern. Sie wissen genau, wie er am schnellsten hochgeht. Und es ist ihnen egal. Sie sagen, er schimpft sowieso, egal was wir machen. Wir können es ihm sowieso nicht recht machen.
    Was mir auch unangenehm aufgefallen ist, es gibt kein Lob für die Kinder. Allenfalls ein kurzes Ja!.
    Laut Lehrer ist diese Klasse so furchtbar, es ginge nur mit Strenge. Laut Kinder ist der Lehrer blöd!! und hat O-Ton meines Sohnes "keine Ahnung davon, wie man mit Kinder umgeht".
    Der Lehrer war 2 mal krank und die Kinder hatten jeweils eine Vertretungslehrerin. Diese beiden Lehrerinnen werden von den Kindern geliebt. Sie wünschen sich nichts mehr, als das ihr Lehrer ganz lange krank wird und sie dann ganz lange die liebe Frau ... haben. Und wenn ich Kinder schreibe, meine ich wirklich die Klasse und nicht nur mein Kind.
    Ich möchte, daß die Situation sich bessert. Ich möchte aber nicht den Lehrer in die Pfanne hauen, ich weiß auch nicht, ob er an der Misere mit Schuld ist oder nicht, oder ob wirklich diese Klasse nicht normal ist.
    Ich als Mutter habe keine Vergleichsmöglichkeiten zu anderen Klassen oder anderen Unterrrichtsmethoden.
    Deshalb bitte ich hier um ehrliche Meinungen, damit ich wenigstens versuchen kann, durch Gespräche mit dem Lehrer oder Vorschläge die Situation ein klein wenig zu verbessern.
    Vielen Dank für das Lesen dieses langen Beitrages!

  • 28 Kinder in eine 1.Klasse zu stecken ist eine Zumutung für alle.
    Aber das ist ein politisches Problem.
    Vertretungslehrer unterrichten oft abseits vom Stoffplan - hier ein Lied, da ein Spiel, jetzt wird gemalt..... dass sie beliebter als der "Pauker" sind, ist sonnenklar.


    Wenn nun ALLE ?? Kinder den Lehrer nicht mehr mögen und auch - wie es sich abzeichnet - Eltern gegen ihn Partei ergreifen ("Ja, du hast einen blöden Lehrer, lass dir von dem blos nichts gefallen..") wird es wohl ein übles Schuljahr für alle.


    Leid tragende sind am Ende nur die Kinder.


    Bevor die Eltern gegen den Lehrer Partei ergreifen, sollten sie ihren Kindern erklären, dass man dem Lehrer zuhören sollte, wenn er etwas erklärt. Besonders, wenn so viele in einer Klasse sind.


    Und dass er dann auch viel freundlicher wird.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Hallo,


    kann mir nicht vorstellen, dass das Problem damit behoben sein wird, wenn die Eltern mit den Kindern mal nett sprechen und der Lehrer dann am nöchsten Morgen ganz nett wird.
    Natürlich, die Klasse ist viel zu groß. - Aber ein Problem scheint doch tiefer und auch bei dem Lehrer zu liegen (der wohl tatsächlich kein besonders gutes"Händchen" für die Kinder hat). Aber es geht darum, rauszufinden, warum sich die Situation so zugespitzt hat.


    Ruhe in die Sache reinzubringen ist schon sinnvoll, deshalb mein Rat: Schon die Kinder nicht gegen ihren Lehrer aufhetzen (auch, wenn es schwer fällt) und mit dem Lehrer das Gespräch suchen, ihn direkt fragen, worin er das Probem sieht UND wie es behoben oder verbessert werden kann. Zu solch einem Gespräch sollten vielleicht drei Eltern zusammen zu ihm gehen und ihm deutlich sagen, dass sie an einem konstruktiven Gespräch interessiert sind. Und was man ihm gegenüber als Kritik anzubringen hat, als Frage formulieren (Warum loben Sie die Kinder nicht?), so dass er sich nicht gleich völlig angegriffen fühlt. Ihn auch fragen, was die Eltern zu einer Verbesserung beitragen können. - Wenn solch ein Gespräch nichts bringt, würde ich den Schulpsychologen, Vertrauenslehrer oder den Schulleiter in ein Gespröch mit einbeziehen. - Denn: So sollte der Zustand nicht auf Dauer bleiben, denn das hätte zur Folge, dass sich sämtliche Probeme der Kinder nur um ein Vielfaches steigern… und Kindr, die bisher kene Probleme hatten, irgendwann welche bekommen.


    Viel Erfolg!

  • Ich versuche mal, mich in die Rolle des Lehrers hineinzuversetzen:
    28 Schüler einer 1. Klasse zu unterrichten ist eine große Anforderung. Leider kann man nicht jedem Kind so gerecht werden wie man es gern würde. Regeln und Rituale sind noch nicht gefestigt, die Konzentrationsphasen der Kinder sind noch kurz. Wenn man dann noch eine sehr heterogene Gruppe organisieren muss (mit ADS-Kind, nicht-Deutsch-sprechendem Kind usw.), erschwert das die Situation noch mehr. Möglicherweise sind offene Unterrichtsmethoden bei der Klassengröße und -stufe noch nicht gut umsetzbar.
    Ehrlich gesagt würde es mich als Lehrer auch belasten, wenn regelmäßig Eltern den Unterricht beobachten. Bei mir haben auch schon (mal!) Eltern zugeschaut oder mich beim Unterricht als Leseeltern oder ähnliches unterstützt, aber häufiger würde mich das verunsichern. Offensichtlich wird der Unterricht dann ja auch sehr kritisch begutachtet…
    Was genau sind denn deine Absichten, wenn du den Unterricht verfolgst? Nur weil das Kind es möchte? Aber ob es wirklich so gut für ein Kind ist, wenn die Mutter regelmäßig beim Unterricht dabei ist?


    ABER davon abgesehen kann ich trotzdem die Bedenken nachvollziehen. Die Unterrichtsmethoden erscheinen mir auch zweifelhaft. Die Atmosphäre ist offensichtlich gestört. Die Schüler sollten gern zum Unterricht gehen und ihren Lehrer respektieren. Und "eigentlich" sollte ein Lehrer mit solchen Umständen umgehen können.
    Eltern können die Situation aber nur verbessern, wenn nicht gegen den Lehrer gearbeitet wird. Schüler und Lehrer müssen ja noch eine Weile miteinander klar kommen. Ich denke, dass die Eltern sehr vorsichtig mit Kritik umgehen sollten. Falls sie den Unterricht für untragbar halten, so sollten die Bedenken an konkreten Aspekten festgemacht werden können (z.B. zu wenig Lob, nur lehrerzentrierter Unterricht usw.) und in einem Gespräch angesprochen werden. Vielleicht haben die Eltern Vorschläge – und vielleicht hat der Lehrer auch eine Idee wie die Eltern den Zustand mit verbessern könnten. Dem Lehrer sollte das Gefühl gegeben werden, dass man die schwierigen Umstände nachvollziehen kann. Denn offensichtlich ist dieser Mensch überfordert, sonst würde er nicht Kommentare wie "ich lasse mir von Euch nicht die Nerven kaputtmachen" äußern.


    Viel Glück!
    Sophia

  • Zitat

    Ehrlich gesagt würde es mich als Lehrer auch belasten, wenn regelmäßig Eltern den Unterricht beobachten. Bei mir haben auch schon (mal!) Eltern zugeschaut oder mich beim Unterricht als Leseeltern oder ähnliches unterstützt, aber häufiger würde mich das verunsichern. Offensichtlich wird der Unterricht dann ja auch sehr kritisch begutachtet…
    Was genau sind denn deine Absichten, wenn du den Unterricht verfolgst? Nur weil das Kind es möchte? Aber ob es wirklich so gut für ein Kind ist, wenn die Mutter regelmäßig beim Unterricht dabei ist?


    Nein, der Klassenlehrer bittet uns immer wieder, den Unterrricht zu besuchen. Er findet es sogar schade, daß so wenig Eltern diese Möglichkeit nutzen.
    Ich verfolge den Unterricht nicht um Fehler aufzudecken, sondern weil ich nicht, wie so viele Eltern von außen den Lehrer in die Pfanne hauen will, ohne Ahnung zu haben wovon ich spreche. Viele Eltern sehen ihr Kind als Engel und der Lehrer ist der Böse. Die würden wirklich mal besser in die Schule gehen und sehen, daß auch ihr Kind seine Fehler, Schwächen und Macken hat.
    Nein, genau in die einseitige Kerbe von "die guten, armen Kinder und der böse Lehrer" möchte ich nicht blindlings hineinhauen.
    Mir ist daran gelegen, ein vernünftiges Gespräch zu führen, zu einer Lösung beizutragen und nicht beim nächsten Elternabend in das allgemeine Gemecker, das zu nicht führt, mit einzustimmen.

  • Wenn dieser Lehrer ausdrücklich anbietet, den Unterricht zu besuchen und es sogar bedauerlich findet, dass nicht mehr Eltern diese Option annehmen, so spricht dies eigentlich für eine Offenheit gegenüber den Eltern. Ich könnte mir vorstellen, dass ein offenes Gespräch tatsächlich zu einer Verbesserung beitragen könnte. Wenn der Unterricht beobachtet wird, so kann der Lehrer auch mit Rückmeldungen rechnen. Vielleicht ließen sich die Probleme vorher mit ein paar anderen Eltern besprechen – damit es im Gespräch nicht zu unsachlichen oder persönlichen/ausfälligen Äußerungen kommt, die das Ganze nur schlimmer machen.


    Nochmals viel Erfolg :)

  • Ganz ehrlich: Der Unterricht dieses Lehrers ist eine einzige Katastrophe!!!! Wenn es so ist, wie du es schilderst, macht der Mann beinahe alles falsch, was man falsch machen kann. Ich habe auch schon einmal in einer 1, Klasse hospitiert und kenne jede Menge angehende und fertige Grundschullehrerr, aber so etwas ist mir noch nicht begegnet...
    Wo bleiben die Sitz- und Erzählkreise am Anfang des Tages? Wo bleibt das spielerische Lernen anhand von Rätseln, Spielen? Wo bleibt das Geschichten erzählen? Bezieht er beim Unterricht Phasen der Bewegung mit ein? Kennt er "entdeckendes Lernen" oder "Lernen mit allen Sinnen"? Kennt er nicht die üblichen Rituale (Handzeichen, "Mund abschließen" usw.), um Ruhe in die Klasse zu bringen? Differenzierung? Offener Unterricht? Sprachspiele?
    Die Liste ließe sich fortsetzen, denn von all dien (grundlegenden !!!) Dingen habe ich in deinem Beitrag nichts entdeckt. Schön und gut, dass du den Lehrer nicht reinreißen willst, aber ein derart beschriebener Unterricht ist didaktisch furchtbar schlecht. Die Klasse, wie du sie beschreibst, ist (leider...) ganz normal, der Unterricht allerdings gänzlich UNNORMAL!!!
    Mir fehlen die Worte *totalschockiert*

  • Nein, all das gibt es nicht.
    Der Unterricht läuft eher wie bei einem 8. oder 9. Schuljahr ab.
    Frontal, alle haben ruhig zu sein und sich bei einer Frage des Lehrers zu melden und zu warten bis sie an die Reihe kommen. Da kann es natürlich passieren, das ein Kind an einem Vormittag überhaupt nicht dran kommt.
    Gesprächskreise oder so etwas gibt es nicht. Alles was nicht Rechnen, Lesen und Schreiben betrifft spielt keine Rolle und ist unerwünscht.
    Sachunterricht gibt es auch nicht, oder irgendetwas spielerisches.
    Im Kindergarten gab es Rituale, so wußten die Kinder wann sie beispielsweise ruhig sein sollten oder zuhören sollten.
    Das klappte auch gut.
    In der Schule gibt es keine Rituale. Und nur still sein und zuhören können sie einfach nicht. 4 Stunden stillsitzen und nur was sagen, wenn man gefragt wird, fällt ja einem Erwachsenen noch schwer.
    Die Kinder sind laut Lehrer "nicht gut erzogen und wer hier nichts lernen will, ist hier fehl am Platz".
    Das nicht Deutsch sprechende Kind sitzt ebenso wie der ADS`ler allein in der letzten Bank und können dort machen, was sie wollen.

  • Gleich vorweg:
    Auch ich finde den Unterricht des betreffenden Lehrers - mal vorausgesetzt die Beschreibungen treffen in ihrer ganzen "Härte" zu - alles andere als gelungen und angebracht,
    ABER: ich möchte mich doch noch mal einigen "Vorschreibern" anschließen und betonen, dass 28 Kinder in einem ersten Schuljahr in den meisten Fällen eine Zumutung für alle Beteiligten sind und viele "schöne" Dinge einfach unmöglich werden.
    Ich selbst habe an meiner Ausbildungsschule miterlebt, wie sich zuletzt zwei gestandene und auch wirklich gute Lehrer durch ihre großen ersten Klassen (auch beide 28 Kinder) zumindest immer wieder überfordert fühlten und ganz unglücklich mit der Situation waren, da all die schönen Dinge, die sie in den Jahren zuvor mit ERstklässlern "gelebt" hatten sich kaum realisieren ließen. Das fängt beim Morgenkreis an (es war einfach noch nichteinmal Platz für einen vernünftigen Sitzkreis, bei einer so großen Runde ist es schwer auch den letzten Kindern noch zuzuhören, es dauert viel viel länger als bei kleinen Klassen, bis jeder zu Wort gekommen ist und und und und) und geht auch weiter mit spielerischen Formen des Lernens und einer Öffnung des Unterrichts.
    Wir konnten die ganze Situation dadurch etwas entschärfen, dass die Klassen an einigen Tagen der Woche für zwei STunden geteilt wurden, weil ich Mehrarbeit beantragen konnte. Sie hatten die Kinder auch Unterricht in kleinen Gruppen (Viel, viel effektiver und es blieb nebenbei noch Zeit für schöne Dinge).
    Ganz ehrlich: ich möchte nicht mit besagtem Lehrer tauschen - mag sein, dass er auch so seine "Fehler" hat, aber bei einem so großen 1. Schuljahr ist vieles auch einfach nicht machbar.....
    Eine ganz kleine Idee (vorausgesetzt, auch dem Lehrer liegt etwas an der Verbesserung der Situation) als ein allererster Anfang: wenn Eltern als Lesemütter eingesetzt werden könnten, hätte die Klasse zumindest eine STunde in der Woche in einer kleinen Gruppe die Gelegenheit parallel zur Lesemutter etwas "Schönes" zu machen.....

    Jeder Tag, an dem du nicht lächelst, ist ein verlorener Tag.

  • Behebt zwar sicher nicht die Problematik, aber ADSler und das nicht gut Deutsch sprechende Kind sollten unbedngt vorne sitzen. Das sollte sie grundsätzlich völlig unabhängig von der Klassengröße. - Wenn der Lehrer die beiden nach hinten verbannt, stelle ich seine pädagogische Kompetenz wirklich sehr in Frage…

    • Offizieller Beitrag

    Hi ihr,


    Starmi kommst du aus den neuen Bundesländern? :rolleyes:
    Das klingt so wie früher zu meiner Schulzeit. Zu Grunde lag damals, dass alle auf einer gleichen Stufe sind und in der gleichen Zeit im gleichen Tempo das gleiche Lernen. Das war damals schon Humbug, aber die meisten waren noch gut in den Unterricht integrierbar. Heute ist das unmöglich, da die Unterschiede zwischen den Kindern zu verschieden sind, aber ich erlebe es selber auch in einer Ausbildungsklasse (1. Klasse, 20 Kinder, 8 davon verhaltensauffällig, lernbehindert, ADS etc., davon 3, die ständig ihren Senf dazugeben und immer wieder provozieren.) Und ich sehe, dass der Stoffplan eben überall "drückt" (Ich wüsste auch nicht, wie ich das Entkrampfen könnte, ohne die Lernziele zu gefährden, ehrlich!) und gerade durch die vielen Gutachten und Elterngespräche etc. immer weniger Zeit bleibt zum differenzierten Vorbereiten. Es liegt auch keine Qualifikation der Lehrer bei uns dazu vor und auch keine sonderpädagogischen Kenntnisse. Und ein paar der Lehrerinnen, die in der 1 eingesetzt sind, haben vorher vor allem in der 3 bis 6 oder sogar nur 5 und 6 unterrichtet. (Und das ist ein Riesenunterschied!)
    Ich kann mir vorstellen, dass der Lehrer, um den es hier geht genausowenig vorbereitet ist auf solche Klassen, dass er lieber eine 4 als eine 1 hätte, dass er vielleicht nicht der jüngste und die Situation inzwischen total verfahren ist. (Ich will nichts schönreden ,wenn der Unterricht wirklich so ist und er so mit den Schülern umgeht, ist das alles andere als wünschenswert. :( ) Es kann alles mögliche sein, aber wie du schon erkannt hast, hälfe Beschuldigen oder AUfhetzen wenig.


    Wo ich aber allen hier zustimmen möchte:
    Versucht, mit dem Lehrer zu reden. Vielleicht können sich ein paar diplomaitsche Eltern zusammenschließen.
    Ich finde deine Einstellung gut, dass du versuchst, dir einen Eindruck zu schaffen, um den Lehrer nicht schlechtzureden.
    Vielleicht könntet ihr euch zusammen überlegen, was euch besonders stört und welche Ideen ihr habt. Am besten würde sowas bei mir als Lehrerin in einem ganz ruhigen, sachlichen Ton vorgetragen ankommen. Kein "Sie haben aber den ganzen Tag nicht gelobt!", vielleicht eher ein "Unsere Kinder wünschen sich mehr Lob." Fragt ihn, wie es ihm leichter fallen würde, mit der Klasse umzugehen, vielleicht ergeben sich da Ansatzpunkte:
    Lesemütter, vielleicht kann man das ja sogar mehrfach die Woche organisieren. Vielleicht kann jemand von euch gut singen und kommt einmal die Woche für ne Viertelstunde in die Schule, um mit den Kindern zu singen oder ein Bewegungsspiel zu machen? (Ne Viertelstunde deshalb, weil es sich nicht anhört wie "Wir wollen viel von Ihrer Unterrichtszeit.", sondern eher wie "Wir könnten mit minimalem Zeitaufwand die Kinder dazu bringen, für die nächste Gelegenheit etwas aufführen zu können, z.b. zur Einschulungsfeier ein Lied zu singen..."


    Hmmm, naja... ok, mehr fällt mir auch nicht ein gerade, dazu kenn ich die Situation zu wenig.


    Grüßle,
    Conni

    SCHOKOEIS!


    Ich lese und schreibe nach dem Paretoprinzip.

  • Wir kommen aus den "alten" Bundesländern.
    Wie ich hier feststelle, meinen viel, daß die Klasse zu groß sei.
    das sagt der Klassenlehrer auch.
    Es ist ein älterer Mann, der wahrscheinlich wirklich mit der Situation überfordert ist, und sich das so auch nicht gewünscht hat.
    Ich werde mal versuchen, einen Brief zusammen mit anderen Eltern an das Kulutusministerium zu schicken. Aber ich befürchte, daß die Klasse nicht geteilt wird. Im Gegenteil, die Klassenstärken sollen stufenweise noch weiter erhöht werden.
    Aber zumindest muß man es versuchen.

  • Hallo Starmi,


    ich glaube im zum Klassenlehrer ist wohl schon das meiste gesagt!


    Toll, dass du dich so für die Schulsituation deines Kindes interessierst. Ich hatte neulich meinen ersten Elternabend mit Mentorin und es war erschreckend, wie wenig die Eltern über ihre Kinder wissen! Und wenn sie etwas wissen, dann dass ihre Kinder die besten sind und keiner Fliege etwas zu leide tun...


    Bleib weiter am Ball, ich drück´ die Daumen!


    Leila

  • Hallo Starmi,


    nach den vielen guten Tipps noch meine 2 Cents zur Diplomatie - ich würde versuchen, dass Ganze nicht als Problem des Lehrers, sondern als das der Klasse (+ Lehrer) anzugehen. Egal wie vorsichtig formuliert, wenn ihr nur Verhaltensänderung vom Lehrer einfordert, kann sich das nur negativ auswirken - sein wahrscheinlich eh schon angeschlagenes Selbstbewusstsein kriegt eins drüber, er muss sich in seiner Kompetenz als Lehrer angegriffen fühlen, und wahrscheinlich kann er sich bei einigen Vorschlägen zur Verhaltensänderung nicht vorstellen, wie das umsetzbar sein soll, was ihn darin bestätigt, dass Eltern eben keine Ahnung haben. Gegenvorschlag: Zu versuchen, ihn auf eure Seite zu bekommen, indem ihr das Problem wirklich als Team angeht.
    1. Die Elternvertreter müssen sammeln, was genau an Problemen besteht, und zwar so, dass nicht alle Schuld beim Lehrer liegt (also die Kinder gehen nicht gern zur Schule und kommen gereizt zurück, aber auch: bestimmte Kinder bringen Unruhe in die Klasse, bestimmte Verhaltensweisen bei allen Kindern erschweren das Lernen usw.).
    2. Mit dieser Liste den Lehrer um einen Gesprächstermin bitten, um gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Hier kann und soll der Lehrer auch formulieren, was er sich an Unterstützung von den Eltern wünscht, also z.B. gründlichere Hausaufgabenkontrolle, deutlichere Mitarbeit bei der Erziehung usw. Die Elternvertreter können hier Zusatzvorschläge von ihrer Seite einfließen lassen, also Lesemütter usw. Wenn es gelingt, dass Lehrer und Eltern das Gefühl bekommen, an einem Strang zu ziehen, ist schon eine Menge gewonnen; wenn das Gefühl "Ich gegen die Chaosklasse" entschärft wird, könnte es sein, dass er sich in seinen Unterrichtsmethoden von selbst etwas entspannt.
    3. Von ELternseite aus eine gemeinsame Unternehmung organisieren, den Lehrer dazu einladen - ein Klassenfest, ein Grillabend oder ähnliches. Alles, was ein bisschen mehr Gruppenzusammenhalt und ein Kennenlernen von Lehrer, Kindern und ELtern auf persönlicher Ebene fördert, ist gut. Und wenn die Eltern erst einmal Klasse und Lehrer eingeladen haben, ergibt sich von selbst die Notwendigkeit zur "Revanche"...


    Ich möchte damit nicht in Frage stellen, dass die Zustände katastrophal sind, der Lehrer offensichtlich eine Menge Fehler macht und der Plan eigentlich über das hinausgeht, was Eltern zur Schulbildung ihrer Kinder beitragen müssen. Hilft aber nix - wenn die Situation so ist, dann ist sie eben so. Aus eigener Beobachtung sehe ich, dass Lehrer sehr gut darin sind (wahrscheinlich sein müssen), Konfrontation und Kritik wegzurationalisieren - die Kinder, die ELtern, die Medien sind schuld, dann muss ich mich auch nicht ändern. Wenn ihr dem Lehrer aber einen Vorschuss gebt - wir als ELtern sind besorgt über das Verhalten der Kinder und wollen gern daran mitarbeiten, etwas zu ändern -, kann er leichter seine Verhaltensänderung unterbringen, ohne sein Gesicht zu verlieren. Strenge bringt hier wahrscheinlich nix - bei Lehrern am allerwenigsten.


    Viel Glück, und großen Applaus für dein Engagement!
    Wolkenstein

    Frölich zärtlich lieplich und klärlich lustlich stille leysejn senffter süsser keuscher sainer weysewach du minnikliches schönes weib

  • Hallo,
    ich kann die Situation des kollegen nicht einschätzen aber als Mutter kann ich folgendes sagen:
    Wenn alles dafür spricht, dass sich etwas ändern muss, dann ist es deine aufgabe dafür zu sorgen, dass sich etwas ändert.
    Wir hatten den Fall im letzten Jahr in der Hortgruppe meiner Tochter: Meine tochter kam von der kleinen altersmischung ( mit super - aktiven Erzieherinnen) 6 Monate vor Schuleintritt in den Hort. Wir waren happy einen Hortplattz zu bekommen und das noch innerhalb des Kita, die wir schon 6 Jahre kannten.
    Die zustände in der Hortgruppe allerdings waren schrecklich - veralterte Methoden, völlige Strenge, keine angebote, furchtbare Erzieherinnen ( Zwang zum Essen) morgens war meine tochter zunächst das einzige kind, dass noch nicht in der schule war und ihr wurde verboten in ihre alte Gruppe zum Spielen zu gehen, statt dessen hörte sie Streitigkeiten zwischen ihren Erzieherinnen und schilderungen der Eheprobleme der Damen!
    Zuerst haben wir uns die Erzieherin jeden Tag vorgenommen - geredet, hospitiert etc
    Dann haben wir unsere Gespräche auf die Kitaleitung ausgeweitet und zwar wöchendlich bis täglich. Ich habe alles was meine tochter mir so erzählte auf geschrieben und habe nachgefragt!
    Gegen Ende - nachden ich aus Erzählungen meiner tochter erkennen konnte, dass die erzieherin einem Kind gegenüber handgreiflich geworden ist! Habe ich der leitung ganz klar gesagt - entweder es ändert sich jetzt sofort etwas oder wir lassen das Haus durch das jugendamt kontrollieren.
    In der zeit haben wir mehrere Eltern befragt, die alle das Gleiche sagten.
    Es ging sehr schnell - beide Erzieherinnen wurden "ausgetauscht" beide sagten bei unserem letzten Gespräch, dass ihr Beruf ihnen keine Freude bereitet und sie froh sein in Zukunft nur noch als Springerin zu arbeiten.


    Bei den Auswahlgesprächen der neuen Erzieher waren Eltern - wir auch- dabei! Heute haben wir wirklich die fitteste Gruppe der ganzen Einrichtung!


    Was ichg dir sagen will ist:
    Kämpfe um einen guten unterricht für dein Kind! Vielleicht tust du dem kollegen einen Gefallen - vielleicht ist er zur klassenleitung eines ersten Schuljahres verpflichtet worden und will die aufgabe gar nicht!
    Das kann auch nicht jeder und muss auch nicht jeder können!


    Es gibt viel zu wenig Eltern die mitmischen - in meiner Eigenen klasse käme kein Elternteil auf die Idee zu fragen.....


    Also, ich glaube das ministerium ist ein wenig hoch gegriffen, die schulleitung, die Schulaufsicht ( das schulamt) der kollege selber natürlich und letztlich die Bezirksregierung sind für dich die erste Adresse.
    vielleicht hilft dir auch noch folgende Adresse:


    http://www.landeselternschaft.de/body_index.html


    viel Erfolg
    Isa


    Ps : Etwas komische reaktionen hat das gaze schon gegeben.
    In der Grundschule meiner Tochterkonnten wir uns dann aussuchen ob ´meine tochter in die Klasse der jungen Kollegin oder der älteren kollegin geht: wir bekamen von der schulleitung das Angebot - ohne zu fragen - bei beiden Lehrerinnen zu hospitieren um dann haben wir uns entschieden!!

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