Wirklich so schlimm?

    • Offizieller Beitrag

    So aus der Ferne betrachtet frage ich mich immer, wie kann es eigentlich so weit kommen mit dem ganzen Psychoterror im Ref? Sowohl Mentoren als auch Fachleiter waren (bzw. sind es immer noch) auch nur Lehrer und haben selbst irgendwann mal so ein Referendariat gemacht. Statistisch gesehen ist es also gar nicht so unwahrscheinlich, dass genau einer von euch, die hier jetzt alle schimpfen, den Psychoterror selbst irgendwann einmal weitergibt. Ich verstehe das nicht ...


    Ich hoffe doch mal, dass ich für meine Referendare keinen Psychoterror veranstaltet habe ...

  • Na, es muss ja irgendwo auch noch die "Guten" geben ... :) Ich habe mich das Gleiche aber auch schon an der Uni gefragt. Wie viele Assistenten sind mir da in den Praktika begegnet, die sich uns Studenten gegenüber wie die reinsten Arschlöcher verhalten haben ... Tatsächlich habe ich die Wandlung von jemandem, der als Student selbst extrem unter diesem "von-oben-herab-treten" Sytem gelitten hat, zum "ich-trete-selbst-von-oben-herab-Arschloch" live miterlebt. Was ist das? Kompensation von Minderwertigkeitskomplexen??

  • Zum einen das, der größere Teil dürfte allerdings der einfachen Tatsache geschuldet sein, dass viele Mentoren nicht in der Lage sich, zu ihrem aktuellen Selbst in Distanz zu gehen. Sie sind JETZT eine Lehrerpersönlichkeit mit entwickelten Facetten und einem ausgeprägten Erfahrungsschatz (bzw. zumindest deutlich ausgeprägter als der Referendar). Natürlich kommen da Floskeln wie "Du musst das erst lernen, klar" und man erinnert sich auch zurück daran, dass es für einen selbst auch schwer war am Anfang - aber das sind Hülsen. Die Situation selbst ist einfach nicht mehr präsent und der Mentor ist, so empfinde ich es, selbst nicht mehr in der Lage, das richtig nachzuvollziehen. Oder der Referendar stellt sich eben ganz anders an als der Mentor selbst damals. Das ist dann natürlich auch u.U. problematisch.


    Weitere Gründe:
    - der Referendar stellt sich anders an als der vorherige Referendar
    - es passt zwischenmenschlich einfach nicht (wohl der größte Faktor überhaupt, oder?)


    Referendare ausbilden ist eine Mehrbelastung. Erst muss man viel Arbeit reinstecken, damit man am Ende davon profitieren kann. Jedenfalls in der Regel - sofern die Referendare keine Vorerfahrungen mitbringen. Richtige Entlastungsstunden gibt es dafür auch nicht mehr (jedenfalls in Brandenburg) - es muss alles nach dem Feierabend oder zwischen Tür und Angel passieren. Und wenn der Referendar dann auch noch tatsächlich Unterstützung bräuchte und kein Selbstläufer ist, dann ... wirds problematisch. Da wird der Mentor dann richtig gefordert und er muss das sein, was er sein soll. Aber wie bringt man jemandem das Unterrichten bei? Gar nicht so leicht...! Vieles (alles?) läuft über "Erfahrungen machen" und ausprobieren - allerdings: will man wirklich jemandem seine Klasse als Versuchsfeld anvertrauen? Die Zeit ist immerhin knapp bemessen und der Stoff muss ja auch durchgebracht werden.


    Das sind Gedankenimpulse, die mir zum Thema durch den Kopf schießen..

  • Richtige Entlastungsstunden gibt es dafür auch nicht mehr

    Ach ... ja nun, hier bekommt ein Praxislehrer selbstverständlich Geld von der ausbildenden PH. Ich wechsle jetzt zum August aus einer Festanstellung heraus noch mal die Schule und dort wird wieder ein Mentorat für mich eingerichtet, weil ich noch nicht genügend Berufserfahrung mitbringe. Das ist hier absolut selbstverständlich und geht genauso selbstverständlich mit einer Entlohnung des Mentors einher. Armes Deutschland - muss ich mir da leider einmal mehr denken. Warum wird in einem so reichen Land nur so wenig in Bildung investiert? :gruebel:


    Zum einen das, der größere Teil dürfte allerdings der einfachen Tatsache geschuldet sein, dass viele Mentoren nicht in der Lage sich, zu ihrem aktuellen Selbst in Distanz zu gehen.

    Heisst das nicht, dass der selbe Mensch auch Probleme hat, sich selbst vor der Klasse zu reflektieren? Ein Referendar ist ja auch nur ein Schüler. Ich setzte das Gedankenspiel nur mal so fort ...

  • De Situation ist verfahren, aber zumindest manchmal wird versucht, das Ganze auch zu verbessern... Manchmal klappt es auch.
    Man kann nur versuchen, wenn man damit zu tun hat, es so zu machen, wie man es sich gewünscht hätte. Ich kann gut reden, ich werde Referndaren nur noch freundlich von weitem zulächeln, wenn ich an der Schule bleibe, wogegen momentan nichts spricht. (Berufliche Schule, wir haben keine Mittelstufe, die man bei meinen Fächern ja zeigen müsste)

    Quiet brain, or I'll stab you with a Q-Tip!

  • So aus der Ferne betrachtet frage ich mich immer, wie kann es eigentlich so weit kommen mit dem ganzen Psychoterror im Ref? Sowohl Mentoren als auch Fachleiter waren (bzw. sind es immer noch) auch nur Lehrer und haben selbst irgendwann mal so ein Referendariat gemacht. Statistisch gesehen ist es also gar nicht so unwahrscheinlich, dass genau einer von euch, die hier jetzt alle schimpfen, den Psychoterror selbst irgendwann einmal weitergibt. Ich verstehe das nicht ...


    *ironieAN* Dann ist das wohl wie mit den geschlagenen Kindern :cool: *ironieAUS*


    Im Ernst: Genau das hab ich mich auch schon oft gefragt. Anscheinen empfinden FLs das nicht so, dass es zu Psychoterror kommt. Oft kommen ja Spannungen zustande, weil FL 1 was anderes sehen will als FL2. Der Reffi steht dann dazwischen und kann im Grunde nie seine Linie fahren, sondern muss schauen, was die FLs sehen wollen.
    Im Moment haben wir im Seminar die Situation, dass man uns (wie bei einer Abschlussklasse kurz vor den Ferien) mit sinnlosen Arbeitsaufträgen "belästigt". In einigen Seminarveranstaltungen machen wir nichts, außer nett plaudern! Als ob man sonst nichts zu tun hat! :(

  • Im Moment haben wir im Seminar die Situation, dass man uns (wie bei einer Abschlussklasse kurz vor den Ferien) mit sinnlosen Arbeitsaufträgen "belästigt".

    :D :D Ach ja ... das kommt mir zumindest aus den Erziehungswissenschaften-Seminaren schrecklich bekannt vor. Ich dachte mir immer ... die machen das doch sicher absichtlich mit dem ganzen sinnlosen Zeug. Man soll als angehender Lehrer primär lernen, wie so ein armer Schüler sich den ganzen Tag fühlt!


    Das mit dem "jeder sagt was anderes" habe ich nicht als so schlimm empfunden. Ich habe einfach versucht, mir von jedem Praxislehrer irgendwas Gutes abzuschauen und dann mein eigenes Ding draus zu basteln. Ich hatte echt nur ein Praktikum das wirklich mühsam war weil ich so gar nicht das machen durfte, wonach mir eigentlich war. Wenn ich mir nun vorstelle, ich hätte 1.5 Jahre lang bei diesem Typen ausharren müssen, dann wird mir allerdings auch übel ... :uebel:

  • Zitat

    Das mit dem "jeder sagt was anderes" habe ich nicht als so schlimm empfunden.


    Ich empfinde es auch nicht als so schlimm, was wahrscheinlich daran liegt, dass die Anforderungen sich nicht soooo stark unterscheiden. Ich sehe es wie Du: Ich nehme mir das mit, was ich brauche und bei dem anderen denke ich mir meinen Teil.
    Für mich ists auch immer wichtig, dass ich mich nicht verbiege. Wenn mir jemand sagen würde: Mach doch mal die und die Methode (ohne, dass es fachlich Sinn macht), würde ich davon Abstand nehmen. Ich hab aber auch gut reden: Egal wie meine Note ausfällt: Die Stelle ist mir sicher. Da sind Reffis doch zum Teil anders gestrickt, eben weil bei ihnen die Note nachher teilweise entscheidend sein kann.


    Trotzdem habe ich so manche FLs erlebt, die mich behandelt haben, wie einen unmündigen Schüler. Und das muss ich (in meinem Alter *hust*) wirklich nicht mehr haben! Und da sieht man auch, dass die Lehrerausbildung eher auf die ausgerichtet ist, die direkt von der Uni kommen. Gestandene Führungspersonen haben da manchmal einen schweren Stand. (bin ich jetzt nicht, aber ich habs schon erlebt, wie so manch einer da ausgeflippt ist...)


    Zitat

    Man soll als angehender Lehrer primär lernen, wie so ein armer Schüler sich den ganzen Tag fühlt!


    Das durfte ich direkt in den ersten Wochen erleben, als man uns hinbestellt hat, ohne dass der FL da war. Wir wurden dann lapidar abgespeist mit einem Aufsatz über einen Pädagogen und durften dann 5 Stunden auf das nächste Seminar warten. Klasse!

  • Und da sieht man auch, dass die Lehrerausbildung eher auf die ausgerichtet ist, die direkt von der Uni kommen. Gestandene Führungspersonen haben da manchmal einen schweren Stand.


    Hallo Sissymaus,


    ich hab genau das gegenteilige Gefühl und empfinde es eher so, dass bei uns die Ausbildung auf diejenigen zugeschnitten ist, die schon als Vertretungskraft ordentlich Erfahrungen gesammelt haben. Die Seminare belaufen sich aufs bloße Zeigen, wie toll man doch ist und was man alles gemacht hat und eitidei und olala! Für die Probleme eines totalen Anfängers (wie mir) ist dann auch nur bedingt Verständnis da...

  • Hallo Sissymaus,


    ich hab genau das gegenteilige Gefühl und empfinde es eher so, dass bei uns die Ausbildung auf diejenigen zugeschnitten ist, die schon als Vertretungskraft ordentlich Erfahrungen gesammelt haben. Die Seminare belaufen sich aufs bloße Zeigen, wie toll man doch ist und was man alles gemacht hat und eitidei und olala! Für die Probleme eines totalen Anfängers (wie mir) ist dann auch nur bedingt Verständnis da...


    Echt? Das hab ich anders empfunden. Zudem sind in meinem Seminar unter den seiteneinsteigern auch schätzungsweise 80% absolute Anfänger. Und da fand ich es ziemlich unnötig, dass man uns zunächst ein halbes Jahr beschäftigt hat (OBASler machen das 2 Jahre und haben ein halbes Jahr Vorlauf). In dem halben Jahr haben wir wirklich kaum was brauchbares gemacht, obwohl mir da 1000 Dinge eingefallen wären. Und ich war auch schon 2 Jahre lang an der Schule. War aber im Gründe trotz allem ein Anfänger, da ich eben in den 2 Jahren ohne Begleitung, Anleitung, Tipps etc unterrichtet hab. Und das war mit Sicherheit manchmal grottenschlecht. Das merke ich daran, dass ich plötzlich immer mehr positive Rückmeldungen bekomme und vorher oft Schwierigkeiten mit SuS hatte.
    Ich denke aber sowieso, dass das alles schwer vom seminarort abhängt. Wir haben noch reffis an einem anderen BK-Seminar und da läuft vieles sehr viel anders.


    Ich meinte damit auch eigentlich was anderes: Studis sind es im Gründe gewöhnt, dass man sich anpassen muss. An den Prof, an die Prüfungen etc. Wenn man erstmal 10 Jahre gearbeitet hat, womöglich noch als Führungskraft, fällt einem diese Anpassung schwer. Und das System Schule kommt einem in manchen Fällen unsinnig, träge etc vor. Wenn man damit noch nie zu tun hatte, ist das wirklich nicht so einfach, da man viele Schwierigkeiten erst erkennt, wenn man sich näher damit beschäftigt. Und manche wollen das dann nicht und meckern die ganze zeit nur rum, nehmen Kritik nach UBs als persönliche Kritik etc.
    Ich hatte weniger Schwierigkeiten, da ich mich sowieso gut darauf einstellen kann, was ein Dozent von mir verlangt. Andere können das aber weniger und da behaupte ich, dass das oft die SEs sind, die da Schwierigkeiten haben.


    Wenn man 1,5 Stunden anstehen muss, um handschriftlich seinen gewünschten Prüfungstermin einzutragen und dann anschließend Vorträge zu echter Lernzeit hört, kann man aber auch schon mal ausflippen :)

  • Was ist das? Kompensation von Minderwertigkeitskomplexen??


    Trotzdem habe ich so manche FLs erlebt, die mich behandelt haben, wie einen unmündigen Schüler.


    Einer meiner Mitreferendare hat das in Bezug auf die Ausbilder am Seminar so ausgedrückt: "Wir wollen eine Ausbildung machen, die wollen Therapie machen."


    Ich war zwar keine Führungskraft in der Industrie, habe aber an einigen Projekten mitgearbeitet und mußte mir im Referendariat von einem Ausbilder, der nur Schule - Uni - Schule kannte, erzählen lassen, wie ich meine Projekte hätte machen sollen.
    So jemanden kann ich dann weder als Ausbilder noch als Mensch ernst nehmen und hat man mir wahrscheinlich auch angemerkt.


    Ein anderer Ausbilder meinte, mann könne sich im Informatikunterricht mal mit der Software in Mobiltelefonen auseinandersetzen (Das war vor dem ganzen App-Kram). Da ich aus diesem Bereich komme habe ich (natürlich vergeblich) versucht ihm zu erklären, dass man mit der Komplexität von Sprachcodierungsalgorythmen oder mit dort genutzten Übertragungsverfahren, Protokollen u.dgl. mehr Schüler schlicht überrollt.


    Grüße
    Steffen

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • Ich war zwar keine Führungskraft in der Industrie, habe aber an einigen Projekten mitgearbeitet und mußte mir im Referendariat von einem Ausbilder, der nur Schule - Uni - Schule kannte, erzählen lassen, wie ich meine Projekte hätte machen sollen.
    So jemanden kann ich dann weder als Ausbilder noch als Mensch ernst nehmen und hat man mir wahrscheinlich auch angemerkt.


    Ein anderer Ausbilder meinte, mann könne sich im Informatikunterricht mal mit der Software in Mobiltelefonen auseinandersetzen (Das war vor dem ganzen App-Kram). Da ich aus diesem Bereich komme habe ich (natürlich vergeblich) versucht ihm zu erklären, dass man mit der Komplexität von Sprachcodierungsalgorythmen oder mit dort genutzten Übertragungsverfahren, Protokollen u.dgl. mehr Schüler schlicht überrollt.


    Grüße
    Steffen


    Ja, genau sowas meine ich. Wenn mir jemand sagt, ich solle den betrieblichen Prozess nachbilden und ich sage: ja, aber genau das ist er doch und dann höre, nein, das stimmt aber so nicht, ich erkläre ihnen mal, wie es im Betrieb zugeht.
    Nunja, ich weiß sicherlich vieles in der didaktik und in Pädagogik nicht, aber eins weiß ich: wie der betriebliche Prozess für Azubis aussieht. Ich hab diese Lehre nämlich selbst absolviert.
    Da wünsche ich mir einfach, dass die FLs sich auf das konzentrieren, was ich noch nicht kann, anstatt mir Sachen zu sagen, die ich einfach aus der Erfahrung heraus besser weiß als er.


    Dies war in meiner zeit aber nur eine Begebenheit. Ansonsten habe ich durchaus gute Erfahrungen mit dem Seminar gemacht. Manches müsste reformiert werden, aber das ist auch in der oft hochgelobten Wirtschaft so. Und die Abhängigkeit von persönlicher Sympathie, die es teilweise gibt, finde ich unprofessionell.

  • Für mich war das Referendariat auch die bisher schlimmste Zeit meines Leben. Das sage ich auch heute noch, obwohl ich in der Zwischenzeit den ein oder anderen herben Schlag verdauen musste.


    Ich hatte das Gefühl, dass wir tatsächlich nach den ersten Lehrversuchen in eine Schublade gesteckt wurden, aus der wir nicht mehr herauskamen. Nun war ich sicher keine Vorzeigereferendarin und einige der Sachen, die kritisiert wurden, wurden das auch völlig zu Recht. Aber ich musste vorher und danach nie mehr erleben, dass man so auf einer persönlichen Ebene angegangen wurde wie im Referendariat, dass man sich bemühen konnte wie man wollte, aber trotzdem nicht mehr herauskam aus der erwähnten Schublade. Betreuungslehrer im Zweigschuleinsatz konnten da Eignung, Lehrerpersönlichkeit und gute Planung bescheinigen wie sie lustig waren, das hat an der Seminarschule keinen gekümmert. Mir und auch meinen Mitreferendaren wurde von unseren Betreuungslehrern hinter vorgehaltener Hand erzählt, wie die Seminarlehrer vor der Prüfungslehrprobe ihre "schlimmsten" Befürchtungen in Bezug auf uns Refis zum besten gaben ("Na, ob sie DAS wohl hinbekommt... kann ich mir ja wirklich nicht vorstellen") und danach mit der Lupe das Haar in der Suppe gesucht haben ("OHP zu lange angelassen" - "Warum nicht auf der Fensterseite gestanden" (?!?)).


    Das Referendariat hat mich aber eine Frustrationstoleranz gelehrt, die mir noch so manches Mal von Nutzen war, das muss ich ehrlich zugeben. Deshalb habe ich inzwischen auch meinen Frieden damit gemacht. Außerdem macht der Beruf post-Ref wirklich oft genug Spaß, und Schulleiterbesuche sind seitdem auch eine chillige Angelegenheit.

  • Zitat

    Aber ich musste vorher und danach nie mehr erleben, dass man so auf einer persönlichen Ebene angegangen wurde wie im Referendariat, dass man sich bemühen konnte wie man wollte, aber trotzdem nicht mehr herauskam aus der erwähnten Schublade.


    Da muss ich Dir recht geben. Ein FL sagte zu uns, dass er nach dem ersten Besuch eine Note aufschreibt und zu 90% wäre das dann bereits die UPP-Note.


    AHA! 8)


    Von daher ist meine Devise: Beim ersten Besuch ordentlich reinhauen. Das kann einem einiges an Widerstand nehmen. Und für die UPP werde ich versuchen, dass meine Entwürfe 1000%-ig sind. Denn auch da ist es das erste, was die Prüfer von meiner Arbeit sehen.

  • Hi bluebutterfly,


    mein Referendariat ist über 20 Jahre her.


    Ich bin seitdem Lehrer an div. Hauptschulen.


    Das Ref. war anstrengend und ich musste den Unterricht so machen, wie er mir durch die Vorgaben der Fachleiter vorgegeben wurde.


    Die wichtigsten Erkenntnisse habe ich durch das Buch: Thomas Gordon - Lehrer- Schülerkonferenz, gewonnen (übrigens neuerdings die Grundlage für die "gewaltfreie Kommunikation") gewonnen.


    Bis heute gehe ich gerne in die Schule und es ist mir wichtig, dass die Stimmung in der Klasse gut ist und wir häufig lachen.
    Je authentischer und ehrlicher ich bin, desto entspannter läuft es.
    Aber Achtung: Von den SuS kommen kritische Kommentare und das Blödeste ist, sie haben oft Recht. :autsch:
    Habe ich dann den Mut, dies zuzugeben, habe ich bei den SuS "ein Stein im Brett". :wink_1:
    Ansonsten wirke ich unehrlich und das Vertrauen ist dahin. :hitze:


    Lasse ich mich nicht auf einen Machtkampft mit den SuS ein, macht der Lehrerberuf echt Spaß.


    In diesem Sinne :)

    Schülerverhalten ist reflektiertes Lehrerverhalten.
    Ein Satz wie Donnerhall, aber wahr!!!

  • Hallo bluebutterfly und alle anderen, die das Ref noch vor sich haben. Ich bin grade mittendrin - und meine Wahrnehmung ist die: Vieles hängt - natürlich- von den Menschen ab, mit denen du zu tun hast. Fachdidaktiker,Mentoren - aber - auch nicht zu unterschätzen- die ein oder anderen Mitreferendare ;) . Ich selber habe ziemlich viel Glück damit.
    Bei all dem Trouble, den einem die lieben Mitmenschen bereiten können, merke ich für mich, dass es total viel ausmacht, wie man mit sich selber umgeht: selbst keine zu hohen Perfektionsansprüche haben, sich auch mal eine Auszeit gönnen, mit Menschen treffen, die mit Schule nichts zu tun haben (klingt banal, kommt aber zu kurz, wenn man nicht drauf achtet), einfach gut auf seine Work-Life-Balance achten und die eigenen Ansprüche nicht zu hoch hängen.
    Nur so als Tipp :) Auf keinen Fall würde ich mich aber von der "Angst" vor dem Ref oder Horrorgeschichten abhalten lassen. Unterrichten macht Spaß und die Vorbereitungen im Ref erlebe ich als zwar arbeitsintensiv, aber spannend und lehrreich. Und man lernt dabei eben auch abzuwägen: wie viel Aufwand ist sinnvoll für welchen Ertrag...
    Ich gebe zu, auch bei mir gibt es Stunden, an denen ich länger sitze als es realistisch ist mit einem normalen Deputat. Aber ab und an ist das finde ich ok, wenn es nicht ausartet und ich persönlich lerne dabei auch sehr viel exemplarisches, das ich dann nachher auf die andere Stundenvorbereitungen übertragen kann.
    Also: Ausprobieren, Spaß behalten und realistsich bleiben . dann klappts auch mit dem Ref. :)

  • Hallo Ihr alle!


    Ich stecke grad mitten im Referendariat und bin ähnlich schwankend wie der ganze Thread hier.


    Ich liebe den Job und würde nie einen anderen machen wollen, aber ich bin auch am Rande dessen, was ich zu leisten im Stande bin. Meine sozialen Kontakte sind glücklicherweise so verständnisvoll, dass sie sich mit "Ich melde mich nächstes Jahr wieder." zufrieden geben.


    Ich bin fest davon überzeugt, dass der Stress im Referendariat Methode hat. Man will uns einfach prüfen, damit man niemanden verbeamten muss, der bei ner vollen Stelle zusammenbricht. Vor dem Referendariat hatte ich 2 Jahre lang eine volle Stelle incl. Klassenleitung, Klassenfahrt und allem, was dazu gehört. Außerdem viel fachfremden Unterricht, weil es eben eine Vertretungsstelle war und man da macht, was fehlt bzw. was sonst keiner machen will. In der Zeit habe ich auch (zu) viel gearbeitet, aber wenns mal eng wurde, gabs halt auch mal nicht so großartigen Unterricht mit kurzer Vorbereitungszeit.
    Im Referendariat geht genau das nicht und wenn man sich dann mit mäßiger Gesundheit in die Schule schleppt (man will ja nicht gleich mit zu vielen Fehlzeiten glänzen), kommt der Studienleiter, der einem den nächsten Besuchstermin diktiert: 2 Tage nach den Ferien. Herzlichen Dank. Und weil der Oberstufenkurs nicht dann liegt, wann Monsieur zu erscheinen beliebt, und aus 6 verschiedenen Klassen zusammengesetzt ist, zieht man sich gleich den Zorn des Vertretungsplanheinis und der 6 Kollegen auf sich, die je 4 SuS vermissen. Ein toller Start in die Lehrprobe.


    Zurück zum Thema "Belastbarkeit testen": Aus meinen 3 Modulgruppen (insgesamt ca. 45 Referendare) haben 3 vorzeitig abgebrochen, 2 verlängern, 1 fallen die (langen) Haare aus, 1 Tinitus, 1x Neurodermitis, 2 Magenschleimhautentzündungen ... ich habe immerhin nur Ausschlag (und auch nur, wenn's drauf an kommt).


    Ist das der Sinn der Übung?


    Flummi


    PS: An alle, die noch überlegen, ob sie sich das wirklich antun wollen: Alles hat irgendwann ein Ende! [Sagt jemand, der bei solchen Sprüchen aktuell die Krise kriegt, weil das an die baldige Prüfung erinnert: Wann zum ***** soll ich dafür noch lernen?]

  • Hallo


    man mag es zwar nicht glauben, aber das Referendariat ist wirklich schlimm. Kann sein, dass du als Seiteneinsteigerin eine etwas andere Wahrnehmung hast und das Ref. anders empfinden wirst. Leute, die super kommunikativ sind und sich jederzeit wie auf Knopfdruck verstellen können haben es leichter. Im Ref. muss man in der Lage sein jedem Depp nach dem Mund zu reden. Man darf im Referendariat nicht mehr die Person sein, die man ist.

  • man ist doch auch als Lehrer nicht die Person, die man ist. Wenn ich mir vorstelle als Lehrerin als Privatperson vor der Klasse zu stehen, dann glaube ich kaum, dass man das wirklich aushält. Man entwickelt doch eine Lehrerpersönlichkeit. So verstehe ich das (ohne viel Erfahrung zu haben..) und so verstehe ich auch meine Seminare, Dozenten, etc.
    Vielleicht ist diese Entwicklung der Lehrerpersönlichkeit das, was viele anstrengt und frustriert. Dieses verbiegen müssen ist doch icht persönlich gemeint. Man erwartet, dass ihr als Lehrerpersönlichkeit gewisse Eigenschaften habt. Wie ihr privat seid interessiertr doch an der Schule keinen? Meine Meinung, wie gesagt völlig blauäugig ohne Erfahrung ;-P Ich schau in zwei Jahren (oder so) nochmal in den Thread hier wenn ich dann auch mal praktisch bescheid weiß..


    edit: Flummi, kann schon sein, dass das Ref auch ein Belastungstest ist. Insgesamt werden da aber sehr sehr viele Dinge zusammenspielen.

  • man ist doch auch als Lehrer nicht die Person, die man ist. ...
    Man entwickelt doch eine Lehrerpersönlichkeit. So verstehe ich das (ohne viel Erfahrung zu haben..) und so verstehe ich auch meine Seminare, Dozenten, etc.


    Tut mir leid, aber ich habe keine Persönlichkeitsspaltung.



    Wenn ich mir vorstelle als Lehrerin als Privatperson vor der Klasse zu stehen, dann glaube ich kaum, dass man das wirklich aushält.


    Ich bin nicht psychisch labil...

    Man erwartet, dass ihr als Lehrerpersönlichkeit gewisse Eigenschaften habt. Wie ihr privat seid interessiertr doch an der Schule keinen?


    ..sondern authentisch.



    Vielleicht ist diese Entwicklung der Lehrerpersönlichkeit das, was viele anstrengt und frustriert. Dieses verbiegen müssen ist doch icht persönlich gemeint.


    Wie bitte ist es denn sonst gemeint?!?! Ich finde dieses Ansinnen im höchsten Maße übergriffig! Wer mir unterjubelt, ich müsse meine Persönlichkeit ändern bekommt von mir sehr schnell klargemacht, dass er sein hobbypsychologisches Werkzeugköfferchen gar nicht erst auspacken braucht und mit dieser Psychonummer nicht landen kann!


    Ich erwarte, dass ich als Mensch behandelt werde, mit entsprechender Würde und Respekt! Wer meint, dass er in den Seminaren Knetmasse vor sich hat, der sollte ganz schnell sein Menschenbild überprüfen.


    Grüße
    Steffen

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

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