Kann mir jemand Mut zusprechen? Bitte...

  • Halli ihr Lieben,


    ich bin mitten im Ref. und habe zur Zeit einen "Durchhänger". Mit der einen schwierigen 4. Klasse klappt einfach momentan so überhaupt nichts... die Unterrichtsvorbereitung wächst mir über den Kopf... ich schlafe VIEL zu wenig und meine Motivation ist im Keller.


    Trotzdem weiß ich, dass ich später ein guter Lehrer sein werde. Nur nicht so, wie meine Mentorin, die den Kindern jeden Schritt vorschreibt und keine freien Entscheidung und keine Eigenverantwortlichkeit zulässt. Und: Um Himmels willen, wenn ein Kind mal einen Fehler macht - dabei gehören Fehler doch zum Lernprozess dazu.


    Momantan habe ich es einfach ein bißchen satt, für jede ach so kleine Kleinigkeit kritisiert zu werden... und die Kinder kommen immer zu mir und freuen sich und sagen, dass ihnen mein Unterricht gefällt...


    Meine Frage an euch ehemalige Referendare: Wird es nach dem Ref. im Beruf besser? (Das hoffe ich doch...!)


    Ich arbeite wirklich sehr gern mit Kindern und es ist für mich eine Bereicherung. Über ein paar aufmunternde Worte würde ich mich total freuen...


    Viele Grüße, André

  • Ich habe im Ref. viele Dinge ähnlich empfunden wie du. Ich hatte auch einen Mentor, mit dem ich nicht so super gut klar gekommen bin. Im Nachhinein sehe ich ein paar Dinge auch anders und denke mir: Naja, in dem und dem Punkt hatte mein Mentor ja vielleicht auch Recht... Aber ich bin immer noch der Meinung, dass mein Mentor mehr positive Dinge an meinem Unterricht hätte hervorheben können. Keiner verträgt es gut, nur kritisiert zu werden.
    Naja, wie dem auch sei. Ich fand das Ref. schrecklich: der ganze Druck, die ganze Kritik und der ganze Stress... Jetzt habe ich seit einem Jahr ne volle Stelle und bin eigentlich sehr zufrieden. Es ist schon sehr viel Arbeit, aber es bringt ohne den ganzen Psychostress auch viel Spaß :)
    Also Kopf hoch!

  • Ja, die Dinge, die Du hier als belastend anführst, werden besser ... allerdings gibt es immer noch Wochen, in denen Schlaf (Freizeit) absolut Mangelware sind und Klassen, mit denen es nicht klappt.

  • ich schließe mich den vorrednern an: es wird besser, weil du deine lehrerpersönlichkeit entwickeln und leben darfst (solange es in den lehrplan passt...). das mit dem schlaf wird phasenweise immer wieder kommen, das gehört zum beruf dazu. auch klassen, in die du viel energie steckst und das gefühl hast, es entwickelt sich nichts weiter, gehören dazu. aber trotzdem ist es ein schöner beruf.


    ich hatte auch eine "problemmentorin". sie hat ihre eigene mentorin angebetet und erwartete das jetzt auch von mir. ich wollte aber ich sein und meine eigene persönlichkeit als lehrerin entwickeln und nicht einfach nachäffen. das hat sie mir sehr übel genommen und mir oft den unterricht zerschossen und ausschließlich kritisiert, ich glaube, von der habe ich nie etwas positives gehört.


    kopf hoch! das ref muss man ein gutes stück weit auch einfach aus- und durchhalten. aber das lohnt sich!

  • Die ersten Wochen in meiner festen Stelle war ich noch nervös, jetzt habe ich als Junglehrer natürlich auch manchmal Anfälle von Nervosität, aber im Vergleich mit Ref? Ein Traum.


    Vor allem das freie Entfalten der Lehrerpersönlichkeit. Da kann ich Linna nur zustimmen. Man kann es zwar auch mit Persönlichkeitsentfaltung übertreiben, aber endlich mal mehr austesten können, ohne sich Sorgen vor dem nächsten UB machen zu müssen. Und gleichzeitig zu wissen: Auch wenn es in die Hose geht, die Kinder werden es überleben, ich werde es überleben, und gelernt kriegen wird das auch noch irgendwie. :victory:


    (Ausbilder haben zwar immer gesagt, das Ref ist die Zeit zum Ausprobieren, aber eigentlich ist es mehr: "Diese Methode ist super im Unterricht. Mach das!"

    Quiet brain, or I'll stab you with a Q-Tip!

  • Ich war im meinem Ref psychisch an Ende. Schlimme Mentoren, die jedes einzelne Wort oder jeden Satz wie ich ihn sagte auseinandernahmen und kritisierten, dann sollte ich meine Lehrerpersönlichkeit entwickeln, aber so wie ich dann war, war es auch falsch, so dass ich am Ende dauerblockiert war, nicht mehr wusste was ich wollte und wie ich da hin kam.


    Ein halbes Jahr vor dem Ende kam ein Zusammenbruch. Ich holte mir sogar psychologische Hilfe und es stand im Raum, ob ich abbrechen sollte, weil es für mich gesünder gewesen wäre, aber ich zog es irgendwie durch. Am Ende habe ich mit einer 3,6 bestanden.


    Bis zur Festanstellung und Verbeamtung hat es dann eben länger gedauert aber nun bin ich am Ziel und glücklich.


    Das erste Jahr konnte ich keine Doppelbesetzung etc. ertragen, das blockierte mich ungemein, aber selbst das funktionierte am Ende.



    Manchmal hilft ein Cut. Ich war 10 Tage krankgeschrieben um Luft zu holen, Schlaf nachzuholen, mir Gedanken zu machen und mich von Mama betütschern zu lassen.


    Auf der einen Seite würde ich Dir raten durchzuhalten, ich finde es aber auch legitim abzubrechen, bevor man sich kaputt macht.


    :gruss:

  • Im Ref war ich dreimal kurz davor den ganzen Sch*** hinzuschmeissen. Eine Fachleitung schien mir schizophren, anders konnte ich mir das Hü-Hott bei den UBs nicht erklären, die Schülerinnen und Schüler sollten wir zu Individuen ausbilden, beurteilen und als solche wahrnehmen. Gleichzeitig mussten selbst zu normierten Ichweißnichtwas werden. Der Unterricht sollte im UB ein durchstrukturiertes, ziel- und handlungsorientiertes Feuewerk sein, während Seminarveranstaltungen oftmals das Gefühl einer Türschwellenpädagogik vermittelten - im krassesten Fall mit 85 min Blabla, dass die Putzfrau nicht "nebelfeucht" gewischt hat.


    Im Beruf war dann auf einmal alles anders. Kopf hoch. Das haben viele von uns durchgemacht.

    Bei "selbst schuld" wird nicht gepustet!

  • Hallo André,


    mittlerweile sind ein paar Tage vergangen... ist es schon besser mit dem Durchhänger?
    Es ist Wochenende und ich hoffe, du hast etwas vor, dass nichts mit Schule zu tun hat. :)
    Mein Ref war (auch) eine einzige Tortur, aber ich habe recht schnell von einer Mentorin gelernt, dass man eine gewisse Distanz zum Job braucht, um sich nicht kaputt zu machen/machen zu lassen:
    Zu Beginn meines Refs hatte ich eine recht junge Mentorin, die mir sagte, dass ich nur für die Schule leben muss und mir mein Hobby aus dem Kopf schlagen soll. Ich müsse komplett durcharbeiten und Geburtstagsfeiern, etc. könnte ich auch vergessen.
    Und als ich nach den Sommerferien zurück in die Schule kam (mein Ref lief grad 6 Monate), war sie plötzlich nicht mehr da. Burnout.
    Seitdem lege ich besonders Wert auf den Ausgleich, was bei mir auch im Ref schon gut war. Für mich eben. :)


    Ich drücke dir die Daumen und wünsche dir viel Durchhaltevermögen!

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