Off-topic-Deutsch-Fachfrage

  • Hallo zusammen,


    ich habe eine etwas "doofe" Frage:
    Angenommen Ihr würdet folgenden Satz schreiben:
    Mit roten Haaren hättest Du auch vor meine Tür stehen können.
    Oder heißt das: "Mit roten Haaren hättest Du auch vor meiner Tür stehen können".


    Ich meine, dass die beiden Sätze unterschiedliche Bedeutungen haben, bin mir aber nicht sicher. Kann mir jemand weiterhelfen?
    Im Internet habe ich folgendes gefunden: http://www.wer-weiss-was.de/deutsch/meine-oder-meiner


    Vielen Dank und viele Grüße
    Super-Lion

    • Offizieller Beitrag

    Ich habe nicht Deutsch studiert, aber das klingt einfach ganz fürchterlich falsch. Man kann doch gar nicht vor "meine Tür" stehen, was sollte das denn bedeuten sollen? Man steht vor meiner Tür.

    Bolzbold #5

    Gutmensch und Spaß dabei (= das GG und der Diensteid sind schon 'ne gute Sache 😉)

    "Und hast du die Ausrufezeichen bemerkt? Es sind fünf. Ein sicheres Zeichen dafür, dass jemand die Unterhose auf dem Kopf trägt." (T. Pratchett)

  • Naja, eigentlich heißt der Satz "vor meine/r Schule".
    Und der Satz sollte bedeuten, dass man vor die Schule (hin)steht.
    Aber wahrscheinlich habt Ihr recht, je mehr ich darüber nachdenke, desto absurder kommt er auch mir vor.
    Ist vielleicht umgangssprachlich?


    Danke an Euch beide. Vielleicht hat ja noch jemand eine Antwort.


    Gruß
    Super-Lion

    • Offizieller Beitrag

    Ich würde jetzt vermuten, dass das ne regionale Geschichte ist. Den Satz "dass man vor die Schule (hin)steht." empfinde ich auch als komplett falsch :)
    ... Dass man vor der Schule steht.
    ... Dass man sich vor die Schule hinstellt.
    Aber hinstehen?
    Gibt es hier zumindest nicht ;D

  • Ich halte beide Sätze für möglich - denn beide legen den Focus auf eine andere Bedeutung:


    Mit roten Haaren hättest Du auch vor meine Tür stehen können.
    Hier liegt der Focus auf "meine" - er/sie hätte auch vor seine/ihre oder eine andere Türe stehen können


    "Mit roten Haaren hättest Du auch vor meiner Tür stehen können".
    Hier liegt der Focus auf "Tür" - er/sie hätte auch vor dem Auto oder Schrank des Besitzers stehen können


    Es dürfte sich jedoch durchaus um regionale "Feinheiten" handeln.


    Wir Schwaben können z.B. nur mit den Buchstabenkombinationen 'h-ä/e/ö/oi/u/ü/a/ei/ui/i"' und den darin liegenden verschiedenen Laut-Färbungen ausführliche Gespräche gestalten... :D

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Naja, eigentlich heißt der Satz "vor meine/r Schule".
    Und der Satz sollte bedeuten, dass man vor die Schule (hin)steht.
    Aber wahrscheinlich habt Ihr recht, je mehr ich darüber nachdenke, desto absurder kommt er auch mir vor.
    Ist vielleicht umgangssprachlich?

    IMHO eindeutig südwestdeutscher (badisch/schwäbisch/pfälzisch) Sprachgebrauch.



    Viele Grüße
    Fossi

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Mit roten Haaren hättest Du auch vor meine Tür stehen können.


    In korrektem Hochdeutsch (s.o.) müsste der Satz lauten: Mit roten Haaren hättest du (dich) auch vor meine Tür stellen können.
    Dann ist "meine Tür" völlig korrekt, weil hier die Frage nach dem "Wohin?" beantwortet wird, die nur mit einem Akkusativ beantwortet werden kann.


    "Mit roten Haaren hättest Du auch vor meiner Tür stehen können".


    In diesem Satz wird die Frage nach dem "Wo?" mit dem Dativ beantwortet. Deshalb richtig: "vor meineR Tür".


    Merke: Die Ortsangabe mit "Wo" steht immer mit Dativ, die mit "Wohin" immer im Akkusativ.
    Ich schreibe die Antwort im Forum. Wo? Dativ "im Forum".
    Ich schreibe die Antwort ins Forum. Wohin? Akkusativ "ins Forum".

    • Offizieller Beitrag

    Ich halte beide Sätze für möglich - denn beide legen den Focus auf eine andere Bedeutung:


    Mit roten Haaren hättest Du auch vor meine Tür stehen können.
    Hier liegt der Focus auf "meine" - er/sie hätte auch vor seine/ihre oder eine andere Türe stehen können


    Ich will wirklich nicht, dass das wie Gestänker rüberkommt, das soll es ganz ehrlich nicht sein! Ich sitze gerade wirklich hier und zweifle daran, ob meine Erinnerung an meine Grundschulzeit schon zu verwaschen ist, dass ich das wirklich falsch gespeichert habe. Wie gesagt, bin NaWi-Mensch und schreibe nur nach Gefühl.


    Aber wenn ich doch frage "Wo hättest du mit roten Haaren stehen können?", dann kann ich doch nur antworten "vor meiner Tür". Ich würde Stein und Bein schwören, dass "vor meine Tür" nicht geht. Oder nicht?


    edit: Mimmi war schneller und hat es schon beantwortet. Danke dir!

  • IMHO eindeutig südwestdeutscher (badisch/schwäbisch/pfälzisch) Sprachgebrauch.



    Viele Grüße
    Fossi


    Hier in der Schweiz habe ich das auch schon oft gehört und mir ist es jedes Mal eiskalt den Rücken runter gelaufen. Diese alemannische Grammatik macht mich fertig... ;)
    Unsere Tochter fängt auch schon damit an, wenn sie von Schweizerdeutsch auf Hochdeutsch umschaltet. 8)

  • Im Standarddeutsch - also dem Amtshochdeutsch der Bundesrepublik Deutschland - kann die Präposition "vor" mit zwei Kasus stehen, eigentlich genau so wie im Latein bei sub und in:


    1. Der Akkusativ, um eine Richtung (räumlich oder zeitlich) anzuzeigen
    2. Der Dativ, um einen Ort oder Zeitpunkt anzuzeigen.


    Der grammatische Fall wird allerdings nicht primär durch die Präposition sondern durch das Verb bestimmt, das den Satzteil regiert - in diesem Fall "stehen". Dieses Verb gibt nur eine Ortsangabe an, eine Richtung ließe sich durch "stellen" ausdrücken.


    Im Standarddeutschen ist der Ausdruck "*ich stehe vor die Schule" ein (grober) grammatikalischer Verstoß.


    Nele

    3 Mal editiert, zuletzt von neleabels ()

  • Der Thread kann geschlossen werden.


    Danke für die hilfreichen Antworten.


    Zum Glück gibt es in Deutschland noch Lehrer, die Dialekt sprechen.
    http://www.duden.de/rechtschreibung/hinstehen


    Viele Grüße
    Super-Lion


    P.S. Es handelte sich hierbei übrigens um eine Frage, die sich aus einem Facebookeintrag ergab.

    • Offizieller Beitrag


    Hmm, ich muss gestehen, dass mich dieser ohne relativierende Smileys geschriebene Abschluss ein wenig verstimmt.
    Hilfreich waren in Bezug auf die Fragestellung alle Beiträge. Wenn man halt annimmt, es ginge um Hochdeutsch.
    Und klar ist es toll, wenn Lehrer auch Dialekt sprechen. Viel wichtiger fände ich persönlich aber, dass sie Dialekt von Hochdeutsch unterscheiden können. Smileys spare ich mir jetzt auch mal an dieser Stelle.

  • Ich gebe Dir recht, Jotto. Es waren fast alle Beiträge hilfreich.
    Vielleicht habe ich Friesins Post, bin heute etwas gestresst, auch einfach in den falschen Hals bekommen.


    Bitte entschuldigt, wenn mein letzter Beitrag falsch herübergekommen ist.


    :geschenk: Sind wir wieder gut?


    Viele Grüße und, wie gesagt, vielen Dank an alle, die geantwortet haben
    Super-Lion

    • Offizieller Beitrag

    Klaro! :liebe:

  • Im Standarddeutschen ist der Ausdruck "*ich stehe vor die Schule" ein (grober) grammatikalischer Verstoß.


    Worüber man - q.e.d - auch unter (standard-) deutschen Lehrern trefflich streiten kann.


    Bei uns Südlichtern versteht - und ergänzt - man (gedanklich) zu
    "*ich stehe vor die Schule (hin)" - womit die Verlaufsform bzw. Absicht der Tätigkeit angezeigt wird.


    Das ergibt eine völlig andere Bedeutung als
    "Ich stehe vor der Schule" - was das abgeschlossene - bereits eingetroffene Ereignis darstellt. Vielleicht kennt man jenseits des Weßwurstäquators eben nicht derarige sprachliche Nuancierungen, die wir Südlichter praktizieren.


    HeiHö!
    Ha-he und hui! Ha. Hemmers.
    Wenner jetz hä? saget, henners it.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll


  • Worüber man - q.e.d - auch unter (standard-) deutschen Lehrern trefflich streiten kann.


    Äh. Nein. "*Ich stehe vor die Schule hin" ist im Standarddeutschen kein grammatisch möglicher Satz.


    Nele

    Einmal editiert, zuletzt von neleabels ()

  • Regionale Dialekte zeichnen sich doch aber eben genau dadurch aus, dass sie von der Standardsprache abweichen. Oder lieber andersrum, damit die Gewichtung/Betonung deutlicher wird: Die Standardsprache ist das Maß, nicht die Dialekte. Also ist dein Einwand verquer, alias. Meinetwegen - es gibt den sprachlichen Wandel und einige grammatische Finessen, die im heutigen Sprachgebrauch überholt scheinen, aber das genannte Beispiel wird hoffentlich noch einige Zeit länger zu einem ganz fürchterlichen Klingeln in den meisten Ohren führen!


    Dit is janz eindeutich falsch. Weeß ick, obwohl hier viele Leute so reden. Aber die sind dann eher aus 'na andan Schicht!

    Einmal editiert, zuletzt von immergut ()

Werbung