Textaufgaben (Sachaufgaben)

  • Hallo,


    die Frage geht an die Lehrer hier.


    Wie anspruchsvoll dürfen Textaufgaben sein?


    Ist es üblich, dass die Kinder in der 4.Klasse alle Fragen selbst finden müssen?


    Das Rechnen ist ja das kleinere Problem, wenn auch jeder minimale Schritt verlangt wird.


    Wie verschachtelt dürfen diese Aufgaben sein?


    Bsp aus der letzten Klassenarbeit.


    Ein LKW wiegt 2,8 Tonnen. Mit einer Kiste wiegt er 3,24 Tonnen. Zwei weitere dieser Kisten sollen verladen werden.


    Für mich als Erwachsener ist es klar, was alles gefragt ist, aber ist das Niveau 4.Klasse oder mehr?


    Eine Lehrerin RS fand das ganz schön heftig.


    Doris<br>

  • Hallo Doris,


    man kann da wohl so keine Grenzen setzen, was das Anspruchsniveau angeht. Das ist immer abhängig vom Unterricht und dem Lernstand der Schüler. Ich habe erst diese Woche in einer 3. Klasse Vertretung gehabt und die Kinder haben Aufgaben dieser Art gerechnet. Wenn die Schüler damit zurechtkommen ist es natürlich überhaupt kein Problem.
    Ich vermute allerdings mal, dass du fragst, weil eben dein Kind wohl nicht damit zurechtkommt, oder? Vielleicht solltest du zunächst das Gespräch mit dem Mathelehrer deines Kindes suchen. Ich vermute, dass er sich sicherlich Gedanken über den Unterrichtsstoff gemacht hat und Gründe dafür hat, diesen in der 4. Klasse zu behandeln.


    Ich bin zwar weder Grundschul- noch Mathelehrerin, aber trotzdem muss ich sagen, dass es mir nicht ganz unsinnig erscheint, bereits in der Grundschule komplexere Sachaufgaben zu üben, in denen das logische Denken gefordert wird. Ich selbst habe aus meiner Grundschulzeit noch sehr negativ in ERinnerung, dass vor allem das mechanische Rechnen im Vordergrund stand. Zum einen habe ich nie verstanden, wozu man diese Rumrechnerei überhaupt braucht und später in der Mittelstufe hatte ich anfangs erstmal große Schwierigkeiten, Rechnen und Logik zu verbinden. Beides von Anfang zu verbinden halte ich eigentlich für ziemlich wichtig.


    Gruß,
    Mia<br>

    Man soll denken lehren, nicht Gedachtes.
    (Cornelius Gustav Gurlitt)

  • Hallo Mia,


    normalerweise hat meine Tochter in Mathe keine Probleme. Nur bei Textaufgaben gehen nicht nur bei ihr die Rolladen runter.


    Die letzte Mathearbeit fiel so schlecht aus, dass sogar 1 er-Schüler nur eine 3 hatten.


    Mit dieser Schule rede ich nicht mehr, es geht nur noch darum, das Schuljahr abzuschließen.


    Mir fiel halt nur auf, dass es sehr unterschiedliche Niveaus gibt und das finde ich schon verwunderlich.


    Wie sollen denn dann Empfehlungen mit Aussagekraft entstehen?


    Doris<br>

  • Das Ziel von Textaufgaben ist, dass Kinder die erlernten Rechentechniken, Rechenarten, Rechenstrategien u.s.w. anwenden können. Natürlich ist es wünschenswert, dass dabei Situationen des täglichen Lebens berührt werden oder sie in Situationen eingekleidet sind, die Kinder kennen.
    Textaufgaben haben ein hohes Anspruchsniveau. Auch Kinder, die sonst gut mit den herkömmlichen Methoden klar kommen, können dabei Schwierigkeiten haben, vor allem, wenn ansonsten der Mathematikunterricht nach Schema F abläuft, damit meine ich, wir lernen ein Rechenmuster und wenden es dann an.
    Wie es bei euch läuft, kann ich natürlich nicht beurteilen. Von meinen Neffen weiß ich, (sie gehen auf ein normales Gymnasium), dass es ebenfalls nicht anders abläuft.


    Um Textaufgaben zu üben, kann ich dir:
    Es sind aber Aufgaben mit viel Text, aus denen man sich dann die Informationen suchen muss. Wahrscheinlich musst du dein Kind zu Beginn begleiten.
    Von Lichtjahren, Pyramiden und einem regen Wurm, Erstaunliche Geschichten, mit denen man rechnen muss, verlag für pädagogische medien, empfehlen.
    flip<br>

  • Hallo Doris,


    mir scheint es ehrlich gesagt nicht ganz dumm, wenn bereits in der 4. Klasse gewisse Anforderungen gestellt werden, die auf die Schüler in den nächsten Jahren zukommen werden. Ich denke, die Schüler wissen, was sie erwartet und fallen dann in der 5. Klasse nicht mehr aus allen Wolken, wenn sie plötzlich nicht mehr in allen Fächern nur Einer haben. In vielen Grundschulen, die ich kenne, wird meiner Meinung nach zu gut bewertet. Da wird eine 3 schon als schlechte Note angesehen. Ich denke nicht, dass es demotiviertend ist, wenn die Kinder früh lernen, dass eine 3 tatsächlich eine befriedigende Note ist. Spätere Frustrationen können so auch vermieden werden.


    Zudem ist doch die Aussagekraft einer Empfehlung deutlich höher, wenn die Kinder an ihre Grenzen geführt werden. Nur so kann ich als Lehrer herausfinden, wo genau diese liegen und kann das Kind besser einschätzen. Das heißt natürlich keineswegs, dass diese Empfehlungen dann tatsächlich eine 100% sichere Einschätzung sind, aber je mehr Informationen man über ein Kind erhält, desto besser.


    Ich weiß nicht, was an deiner Schule vorgefallen ist, dass du ein dermaßen hartes Urteil fällst, aber ich denke, es wird sich nicht positiv auf die Schul- und Lernmotivation deiner Tochter auswirken, wenn du nun grundsätzlich jede Vorgehensweise, Entscheidung, Empfehlung etc. kritisierst und abwehrst. Derartige Abwehrhaltungen und Streitereien werden letztlich immer auf den Rücken der Kinder ausgetragen!


    Meinst du nicht, dass es dir vielleicht deiner Tochter zuliebe gelingen könnte, deine extrem negative Haltung zu ihrer Schule aufzugeben und eine etwas neutralere Einstellung zu finden? Kritik ist nur sinnvoll, solange sie konstruktiv ist.


    Lieben Gruß,
    Mia<br>

    Man soll denken lehren, nicht Gedachtes.
    (Cornelius Gustav Gurlitt)

  • Hallo Mia,


    klar, Leistung muss sein. Unsere GS verschleudert sicher nicht die guten Noten. Das finde ich auch falsch. Was die Notengebung in vielen GS betrifft, bin ich deiner Meinung.


    Mir geht es auch nicht darum, dass die Schule viel Wert darauf legt, dass die Kinder viel lernen, das ist ja gut.


    Ich habe aber mal eine Arbeit einer RS-lehrerin gezeigt, die meinte, dass die Aufgabenstellung eindeutig zu hoch ist für die Grundschule.


    Meine Tochter ist normaler Durchschnitt, also eine 3 ist ihr nicht fremd, eine 4 auch nicht, es sind aber auch 1-er und 2-er dabei.


    Du willst wirklich wissen, was an der Schule so alles vorgefallen ist, dass nicht nur ich, sondern sehr viele Eltern einfach nur froh sind, wenn alles rum ist?


    Wenn Du Lehrerin bist, wirst Du den Kopf schütteln.


    Kinder werden beschimpft. Die Freundin meiner Tochter wurde als "dummes Huhn" tituliert.


    Kinder werden bestraft mit Strafarbeiten des letzten Jahrhunderts, ohne Abklärung, warum sich ein Vorfall ereignet hat.


    Kinder werden gedemütigt und drangsaliert. Wie würdest Du reagieren, wenn man dein Kind nicht zur Toilette lässt, es sogar einnässt und die Lehrkraft es dann noch an die Tafel holt? Aber nach Hause geschickt zum Umziehen, da ist die Schule nicht darauf gekommen. Meine Tochter trinkt schon nichts mehr am Morgen, aus Angst.


    Kindern werden Hausaufgaben durchgestrichen und zwar täglich, mit dem Hinweis, dass es nochmal zu erledigen ist. Bei diesem Kind handelt es sich um ein Mädchen, das jetzt aufgegeben hat und ziemlich sicher eine Ehrenrunde drehen muss.


    Man lehnt es ab, mit Therapeuten und Ärzten zusammen zu arbeiten (meine Tochter ist ADS-Kind) und meint eh, die Eltern seien Schuld.


    Es ist sehr sehr viel vorgefallen in nunmehr fast vier Jahren, aber ich bin nicht die Einzige, die nur noch das Kind anhält, ja sich keinen Schnitzer zu erlauben, weil es sonst wieder Strafe gibt.


    Meine Tochter trennt aber ganz scharf, sie lernt gern, weil sie es für eine schöne Sache hält. Aber sie trennt das Lernen ab, von den Vorgehensweisen der Schule.


    Die Kleine hat immer die HA, immer alle Materialien und geht immer vorbereitet zur Schule. Denn es werden neben den Arbeiten sehr viele Tests geschrieben.


    Mittlerweile sind es 20 Tests und 7 Arbeiten. Vier Arbeiten fehlen noch. (Pflichtarbeiten)


    Da kann man auch übertreiben!


    Mir geht es nicht um die heile Welt, die wirklich in vielen GS herrscht. Nur muss man gerade in der GS mit etwas mehr Einfühlungsvermögen vorgehen.


    Außerdem darf man nicht erwarten, dass alle Eltern so fit sind, dass sie auch wirlich helfen können. Diese Kinder sind nämlich verloren in unserer GS.


    Hätte ich nicht Abi und Erfahrung in Lernmethoden und das gute Vorbild meines Vaters, der gut erklären kann, könnten wir nicht so gut mit dem Kind arbeiten.


    Ich war früher etwas neutraler gegenüber der Schule, aber wenn dein Kind oft bedrückt ist, es leidet, dann kann ich das nicht.


    Es ist schwer in Worte zu kleiden, was hier ab und zu abgeht, aber mit Pädagogig hat es nichts zu tun.


    Grundschule sollte für die Kinder noch etwas wie Geborgenheit geben, Sicherheit und Verständnis ohne von gewissen Leistungsstandards abzuweichen.


    Aber ohne Lob, nur mit Kritik macht das Lernen keinen Spaß und dabei lernen die Kleinen noch für den Lehrer.


    Die Kinder lernen viel an unserer GS, das ist ok. Das Niveau ist sehr hoch, oft zu hoch für viele.


    Aber die Pädagogig ist nicht kindgerecht und basiert auf Befehl und Gehorsam, Angst vor Strafe und auf Verpetzen durch Mitschüler.


    Das ist aber nicht meine Art der Erziehung. Ich möchte ein selbstbewußtes Kind, das zu seiner Meiner steht und auch sich eine Meinung bilden kann, nur wenn Kinder Angst haben, ist das nicht gut.
    Doris<br>

    • Offizieller Beitrag

    Das hört sich ja grauenhaft an! Also, ich würde auf die Barrikaden gehen, dass es wackelt! Ich weiß natürlich nicht, was du schon versucht hast, aber offizielle Stellen einzuschalten, erscheint mir hier doch ratsam! Wenn ich mir a)vorstelle, dass es mein Kind betreffen würde und ich mir b) überlege, was ich im Studium gelernt habe sträuben sich mir die Nackenhaare! Vielleicht wirst du für dein Kind nicht mehr viel ausrichten können, aber es ist gut, wenn die Schule schon mal bekannt wird für ihre "Methoden". Mit Pädagogik hat das wirklich nichts zu tun!
    LG und Kraft zum Durchhalten!
    <br>

    Für mich gibt es wichtigeres im Leben als die Schule.


    (Mark Twain)


    Auf dem Weg zur Weltherrschaft! :teufel:

  • Hallo Doris,


    das sowas noch möglich ist, hätte ich ehrlich gesagt nicht gedacht.! 8o


    Ich vermute mal, dass ihr Eltern wahrscheinlich schon mehr oder weniger auf die Barrikaden gegangen seid, oder? Ergebnislos, so wie du dich anhörst.
    Vielleicht ist sinnvoll, auch mal die Presse einzuschalten, damit es bekannt wird? Das öffentliche Ansehen ist für eine Schule ja nun auch nicht ganz unwichtig. Dann würde diese Methodenpraxis vielleicht auch ihre Kreise ziehen und Konsequenzen für die Schule haben.
    Oder Unterschriftenlisten mit Forderungen seitens der Eltern auf eine zeitgemäße Pädagogik?


    Ich kann verstehen, dass einem bei sowas die Luft wegbleibt, aber im Hinblick auf nachfolgende Schülergenerationen wünsche ich dir noch viel Energie und Kraft, um doch noch nicht aufzugeben und euch zu wehren!


    Gruß,
    Mia


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    Man soll denken lehren, nicht Gedachtes.
    (Cornelius Gustav Gurlitt)

  • Hallo,


    offizielle Stellen, ich arbeite sogar auf der "Partnerbehörde". Die Schulaufsicht das sind ja Kollegen, Beamte wie ich.


    Es ist aber sehr schwer, zumal der liebe Direx es versteht, sich gut darzustellen und hervorzutun mit guten Ideen, Projekten.


    Er meinte ja mal, dass er einen guten Draht zur Aufsicht hat.


    Ist ja klar, da ja der Jurist der Schulaufsicht der Ehemann einer Lehrkraft unserer Schule ist.


    In der Schule beschweren bringt ja nichts, da der Direx ja den Ton angibt.


    Meine Krankengymnastin wollte schon umziehen wegen der Schule, weil sie es für ihre Tochter nicht mehr verantworten kann.


    Das mit der Presse hatten wir auch schon mal angedacht, aber es würde sich niemand interessieren oder der Direx würde alles umdrehen.


    Mir tun die Kinder leid, deren Eltern nicht so stark sind oder die auch nicht helfen können.


    Wir werden unserem Kind den Rücken stärken, denn trotz aller Umstände sollen die Leistungen stimmen.


    Doris<br>

  • Deine Krankengymnastin muss nicht unbedingt umziehen, bei uns geht ein Schulwechsel dann, wenn das Kind nach der Schule in dem anderen Schulbezirk beaufsichtigt wird.
    flip<br>

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