Diskreditierung durch Übergewicht

  • Hallo,


    Stimmt es, dass stark übergewichtige Referendare im Referendariat dazu genötigt werden aufzuhören oder werden dieser unfairer behandelt als normalgewichtige Referendare?
    Ist dies staatlich gewollt?



    MfG


    Sailor :(

  • Hi Sailor,


    also wenn die äußerungen so getroffen wurden ist das echt eine bodenlose frechheit. :(


    ich bin selber kein hemdchen, hab mein ref aber nicht in berlin sondern in nrw gemacht....und gewicht war nie ein thema, auf die arbeitsleistung kam es an. Und sportlehrer wollte ich ja eh nicht werden. ;)


    der einzige, den das gewicht maßgeblich interessiert hat, war der amtsarzt.


    also lass dich da nicht unterkriegen. :)

  • hab ich noch nie gehört oder erlebt, vom amtsarzt mal abgesehen, und da macht es ja auch sinn (viel übergewicht ist ungesund, vor allem mittel- und längerfristig, aber das weiß ja jeder). schüler machen gern mal witze drüber, aber gut, das ist dann eben erziehungsarbeit.

  • Das habe ich ebenfalls noch nie gehört und ich kann mir eine solche Unprofessionalität auch nicht vorstellen. Verbeamtet wird man in NRW allerdings nicht mit starkem Übergewicht.


    Viele Grüße

  • Wir Lehrer sind durchschnittlich gesehen kein drahtig muskulöser Berufsstand - hängt wohl mit der vornehmlich sitzenden Tätigkeit und dem vielen Stress zusammen. :)


    Nein, von Diskriminierung des Gewichts wegen habe ich auch noch nicht gehört; außer natürlich der Diskriminierung durch die amtliche Vorgabe eines begrenzten BMI bei der Verbeamtungsuntersuchung durch den Amtsarzt.


    Nele

  • Nur aus den beiden Gemeinsamkeiten "Ref abgebrochen" und "Übergewicht" auf einen Zusammenhang bzw. eine allgemeine Vorgehensweise zu schließen, ist nicht möglich.
    Woher die Ergebnisse letztendlich kommen, kann man als Außenstehender nicht sagen, ich bezweifle, dass das Übergewicht hier eine Rolle gespielt hat.
    Wenn der Amtsarzt einen durchwinkt, ist das Gewicht den Schulleitern genauso egal wie den den Leuten am Seminar (zumindest sollte es das, muss ich hinzufügen).

  • naja so ganz egal ist das gewicht sicherlich nicht.
    ich selbst habe mein ref mit ziemlich viel übergewicht gemacht.. ichmusste immer nen ticken mehr machen, als die anderen (hatte ich das gefühl).
    meine noten waren am ende sehr gut (1,4), aber trotzdem sagte mir meine rektorin (die supernett war), dass es sein könnte, dass ich evtl. schwierigkeiten bekommen könnte bei einer schulscharfen ausschreiben bzgl. des gewichts.
    das meinte sie überhaupt nicht böse. ich kam mit ihr super zurecht und sie hat mir auch ein super gutachten geschrieben, aber sie sagte mir o-ton, dass bei 80-90 bewerbern pro stelle es gut sein könnte, dass man niemand mit so viel übergewicht aussucht, da man dort ja nicht wisse wie gut ich wäre...


    hab mich damals auf diese aussage hin auf keine einzige grundschulstelle beworben.. bin dann erstmal direkt in die sek 1... (dort konnte ich mir quasi etwas aussuchen). hatte direkt 3 zusagen.. hab mich aber im endeffekt versetzen lassen (mit viel glück zurück an eine grundschule), da mir das unterrichten in der sek 1 nicht so viel spaß machte wie in der grundschule.
    ich weiß aber, dass das nicht immer klappt mit dem zurückversetzen an eine grundschule :)

    Einmal editiert, zuletzt von NRW-Lehrerin ()

  • Nun ja, ich hoffe, dass es wirklich nicht aufgrund irgendwelcher Vorurteile dazukam!!


    Da muss man auch sehen, wie Gerüchte gestreut werden.
    Ich habe mit Untergewicht auch nur eine 2,5 erzielt! Lag wohl eher an meiner chronischen Übermüdung durch mein Kind.


    Aber ich denke die eigene Gesundheit sollte ab einem zu hohen BMI sollte nicht vergessen werden. Das ist langfristig wichtiger als eine Einstellung.


    Und dass die Amtsärzte sich dann querstellen, kann ich verstehen. Gerade passiert bei einer Kollegin, die direkt nach dem Ref verbeamtet werden sollte(gute Note). Sie wurde bisher nur fest angestellt.


    Tief durchatmen, genießen und nicht aufgrund von irgendwelchen Geschichten unsicher werden. :)

  • Während meiner Ausbildung hat unser Seminarleiter dieses Thema zur Sprache gebracht, weil es Kommentare von Schülern gegen einen Ref gab, die verletzend waren und sich nur auf Äußerlichkeiten bezogen haben. Er meinte, dass sich Lehrer, die nicht dem körperlichen "Normal"typus entsprächen, immer auch mit doofen Kommentaren von Schülerseite zu rechnen hätten und sich dahingehend abhärten müssten.
    Wenn sich allerdings ein Seminarleiter auf solch despektierliche Weise über einen Ref äußert, ist das natürlich nicht hinzunehmen.


    Wer schon einmal in den USA hospitiert hat, weiß, dass dort jeder dritte Lehrer übergewichtig ist.

  • Das habe ich so noch nicht gehört und auch selber so noch nie erlebt.
    Ich glaube die Tendenz von uns dicken Menschen zu glauben, dass wir in vielen Lebensbereichen mehr schaffen müssten (für dieselbe Anerkennung) als schlanke Menschen ist eher ein grundsätzliches Problem.


    Herzliche Grüße
    strubbelsuse

  • Ich glaube die Tendenz von uns dicken Menschen zu glauben, dass wir in vielen Lebensbereichen mehr schaffen müssten (für dieselbe Anerkennung) als schlanke Menschen ist eher ein grundsätzliches Problem.

    Ich denke das grundsätzliche Problem ist eher, dass wir Recht haben (und es uns leider nicht nur einreden).


    Mein ganzes Leben lang wurde mir schon suggeriert, dass ich als "Dicke" aus dem Rahmen des Wünschenswerten falle, von allen Seiten. Ich war in meinem ganzen Leben schon (fast) immer moppelig, bereits im Grundschulalter wog ichminimal mehr als andere (2-4 Kilo?) und bekam das auch immer wieder auf`s Brot geschmiert. Wenn ich mir alte Bilder betrachte war ich in meinen Augen ein wirklich hübsches Kind, schöne Gesichtszüge, strahlend blaue Augen, lange hellblonde Engelshaare, immer gebräunt (da viel draußen), nicht mager ,aber ganz sicher auch noch nicht dick. Trotzdem kann ich mich an Kommentare von Bekannten an meine Eltern erinnern, in der Art: "Die Jenny könnte so ein wunderschönes Mädchen sein, wenn sie nur nicht so dick wäre." Ich dabei natürlich immer in Hörweite, so bekommt man schon früh eingetrichtert nicht zu genügen und hässlich zu sein. Richtig dick wurde ich aber erst, als ich massiv gemobbt wurde, in der fünften Klasse etwa. Das zog sich durch meine gesamte Realschulzeit, Mitschüler nahmen mich wie gesagt gern als Mobbingziel her, Lehrer sprachen mich an, ob ich nicht große Probleme mit meinem Gewicht hätte... Das hörte erst auf, als ich auf`s Gymnasium ging und ich auch stark abgenommen hatte, erstmal im Leben war ich nun normalgewichtig, plötzlich baggerten mich Jungs an, die mich sonst niemals angesehen hätten, ich konnte damit anfangs gar nicht umgehen. Vieles war leichter, wortwörtlich.... Im Referendariat nahm ich leider dann massivst wieder zu und komme seitdem trotz Weight Watchers und Punkte zählen plus Sport -auch dank einer Schilddrüsen-Op und halber Schilldrüse- nicht mehr runter. Im Ref selbst hat mich keiner spüren lassen, dass ich zu dick bin. Aber es hatte wieder einen weiteren Höhepunkt vorletztes Jahr, als mir meine neue Schulleitung (nach einem Schulwechsel) im Jahresgespräch mitteilte, vom Wesen her sei ich doch eher unsportlich und phlegmatisch. Daran hatte ich wirklich zu knabbern, da ich mir in der Hoffnung auf eine feste Stelle wie so oft vorher schon nachweislich mehr auf den Buckel lud als die meisten anderen im Kollegium. Mittlweile hat er sein Bild von mir glücklicherweise geändert, plötzlich bin ich in seiner Ansicht sogar gewissenhaft und engagiere mich sehr, laut letzten Jahresgespräch, aber dafür musste ich doppelt so hart arbeiten (mein Schulleiter war in seiner Jugend nach eigener Aussage supersportlich und kann es nicht verstehen, wie man sich so hängen lassen kann: Dann nehmen Sie halt ab...)...


    Mein Selbstvertrauen was meinen Körper angeht ist dementsprechend nicht besonders ausgeprägt. Verrückterweise lässt man sich von anderen definieren und ich stand noch nie darüber, leider.


    Mittlerweile bin ich auf Probe verbeamtet und werde demnächst -trotz einem BMI von 32- auf Lebenszeit verbeamtet, so Gott will. Da ich keine übergewichtsabhängigen Erkrankungen habe und seit dem ersten Besuch dort mein Gewicht zumindest halte, hat der Amtsarzt kein Hindernis gesehen. Das erste Mal, dass ich nicht das Gefühl hatte für mein Gewicht eine Rechtfertigung abliefern zu müssen...


    Fazit: Fang das Ref an und versuch dein Bestes das Gewicht langsam und gesund zu reduzieren (wegen des Amtsarztbesuches), aber hab keine Angst davor. "Dicke" werden egal wo oft schief angesehen, das hat denke ich nichts mit der Berufsgruppe zu tun, sondern ist ein Problem der Gesellschaft die alles aus der Norm fallende gern verurteilt (zu groß, zu klein, zu dick, zu dünn, zu rothaarig...)


    Mobbingopfer kann jeder werden, aber einige machen es den anderen durch ihre Andersartigkeit leichter sie fertig zu machen. Da hilft nur stärker sein. Aufstehen, Krone richten, weitergehen...


    Gruß Jenny


    PS. Übrigens hat mich noch KEIN Schüler jemals beleidigt was mein Gewicht angeht, im Gegenteil sind sie oft richtig "süß" *räusper*: "Dick sein find ich eklig!" Sagte mir ein Mädchen und ich war erstmal entsetzt. "Aber du bist ja nicht dick!" Öhem, ihr war also schon klar, dass ich eigentlich dicker bin als andere, aber da sie mich mochte, hat sie mich dünn gemacht ;) Und auf sämtlichen Bildern der Schüler bin ich auch immer rank und schlank 8) Grundschüler sind da eigentlich nicht so, noch nicht, die Gesellschaft arbeitet aber noch daran...

  • Und dass die Amtsärzte sich dann querstellen, kann ich verstehen.

    Jo, danke für diesen Satz, er unterstreicht das was ich eben schrieb, also soll ich dazu noch was sagen? Muss ich?


    Nur zum Nachdenken: Kettenraucher mit Raucherhusten werden problemlos verbeamtet, wer jedes Wochenende bis zum Komasaufen bechert wird verbeamtet, aber wer rund UND gesund ist (und allen Vorurteilen zum Trotz gibt es sehr wohl Dicke, die zäh wie Leder sind und hornalt werden) oft nicht (außer mir kenne ich keinen der es geschafft hätte) und das finden dann sehr viele auch noch gerecht, schönen Dank auch.


    Gruß Jenny

  • Man hört immer wieder ja von Horrorgeschichten, dass Referendare gebrochen würden, damit sie sich "anpassen." Davor hab ich dann doch Schiss.

    Da wiederrum sind alle Refis gleich, das kann leider passieren, aber jedem, ob dünn, dick, normal... Das Ref ist keine leichte Zeit, Zähne zusammen und durch war mein Motto und dann überlebt man es auch. Was deiner Freundin passiert ist, ist furchtbar, ich wünsche ihr alles Gute und ganz viel Kraft. Niemand hat das Recht einen anderen so sehr zu quälen, dass er das Wertvollste wegwerfen möchte, was er hat. Alles alles Liebe wünsch ich ihr!!! :rose:


    Was dich angeht. Es ist toll, dass du dich rundum wohl fühlst, ich kann dir aber trotzdem nur raten zu versuchen dein Gewicht langsam (!!!) zu reduzieren, zumindest bis du verbeamtet bist ;) Ja, klingt natürlich blöde jetzt, wenn eine andere Dicke dazu rät, die eben noch Beschwerden gegen die Diskreminierung vom Stappel ließ. Aber ist nun einmal so, dass die allermeisten mit einem BMI über 30 aussortiert werden und nur angestellt arbeiten dürfen bis sie unter 30 kommen. Das sind im Monat etwa (bei mir als GS-Lehrerin mit Steuerklasse 1 und Mitte 30) sage und schreibe 700 €, sind im Jahr 8400 und in 10 schon 84 000 €. Denkanstoss vielleicht.... Und das nur, weil man moppelig ist, wenn das nicht unfair ist..


    Und was dabei zu raten wäre: Lass dein Gewicht regelmäßig beim Arzt wiegen und die Entwicklung notieren, wenn der Amtsarzt einen Abwärtstrend über einen langen Zeitraum vorgelegt bekommt, kann es auch sein, dass er das positiv anrechnet und zwei Augen zudrückt, ich hab erst langsam um 10 Kilo reduziert und dann gehalten, sonst wäre ich mit meinem BMI von 32 sicher auch nicht durch gekommen.


    Lieben Gruß Jenny

  • Unsportlich und phlegmatisch, was für ein Statement der Schulleitung, sorry, das ist echt der Hammer.....
    Gruß
    Pet

    Ich bin Grundschullehrer, ich muss nicht die Welt retten!!!

  • Unsportlich und phlegmatisch, was für ein Statement der Schulleitung, sorry, das ist echt der Hammer.....
    Gruß
    Pet

    Das Beste ist noch, dass er mir den Mund verbot. Als dieser Satz rausgehauen wurde, hab ich erst einmal laut aufgelacht (Galgenhumor) und begonnen: "Also Herr X, das..." "Nein, nehmen Sie das an lassen Sie das jetzt bitte einfach mal so stehen!" Da ist mir dann sicher ein Gesichtsmuskel entgleist, mittags war ich dann fertig mit der Welt und habe immer wieder drüber nachgedacht wie solch ein Eindruck entstehen konnte, obwohl ich mich so reingekniet hatte, etwas anderes als das Gewicht fiel mir (und den Kolleginnen) nicht ein. Und als ich mich im Kollegium unzufrieden über den Verlauf des Gespräches und über die Tatsache äußerte, dass ich eine Woche vor den Ferien auch immer noch nicht wisse wie es weitergehe (auf die Nachfrage, ob ich denn jetzt nach den Ferien bleiben würde), bat er mich noch einmal hinein und untersagte mir im Kollegium weiterhin für schlechte Stimmung zu sorgen, ich solle die Füße still halten. Zieh dir das einmal rein, nett nicht?


    Das ich dort bleiben darf und mir der gleiche SL nun sogar verbeamten wird, also das hätte ich vor zwei Jahren NIEMALS auch nur ansatzweise für möglich gehalten.


    Gruß Jenny

  • Bei einem BMI über 35 hast du keine Chance. Aber du kannst ja dann gegen die Nichteinstellung klagen.

    Oder die zwei bis fünf Jahre bis dahin wie vorgeschlagen nutzen, um mit dem Gewicht drunter zu kommen und sich diesen Psychoterror der Klagerei mit fraglichem Ausgang zu ersparen. Zwei Leute haben es geschafft sich einzuklagen, aber wie viele haben es nicht geschafft? Die Mehrheit denke ich, da brauchst du doch nur vor lauter Stress und Angst bei der Untersuchung einen hohen Blutdruck haben und schon wird des als Beweis für Bluthochdruck gewertet... Ich musste einen Wisch unterschreiben, der mich über die Risiken des Übergewichtes aufklärte, unter anderem eine höhere Sterblichkeit und Neigung zu Depressionen und Suizid, Frechheit ehrlich. Außerdem musste ich wie gesagt die Gewichtsentwicklung meines Hausarztes vorlegen und mehrere Blutdruckmessergebnisse über einen längeren Zeitraum. Natürlich kann man es darauf anlegen und nichts machen, aber wenn ich zwei bis fünf Jahre Zeit habe, kann ich zumindest versuchen an meinem Gewicht zu arbeiten und wenn es aus verschiedenen Gründen nicht funktioniert, dann hat man es wenigstens versucht. Klar, wenn man es nicht möchte und sich wohl fühlt, ist es doppelter Mist. Erpresssung sozusagen. Ich muss aber dazu sagen, dass ich auch immer dachte ich würde mich gut fühlen so wie ich bin. Die Wahrheit ist, dass ich mich 20 Kilo leichter um etliches wohler gefühlt habe und unbedingt wieder da hin möchte, das weiß ich aber erst seitdem ich mal dort war :( Bei mir ist es also so, dass ICH es auch möchte, dass das Amt es auch so möchte, ist da nebensächlich. Natürlich muss jeder selbst entscheiden wie er sich wohl fühlt und mit so einer blöden Situation umgeht.


    Es wäre wirklich wünschenswert wenn es mehr solcher Urteile geben würde, aber ich denke das ist eher die Ausnahme als die Regel.


    Darauf einen :essen: Scherz (Ich darf das, ich wieg selber zu viel) ;)


    Gruß Jenny

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