Wie "aendert" ihr eure Klasse, wenn sie aelter werden?

  • Hi zusammen,


    nach unserer halbjaehrlichen Bestandsaufnahme mit der SL sieht es derzeit so aus, als ob ich moeglicherweise meine Klasse mit in die 6. begleiten werde. Normalerweise hat man bei uns eine Klasse nur fuer ein Schuljahr und gibt sie dann ab. Ich hab nun schon seit ca. 5 Jahren das 5. Schuljahr. Letztes Jahr hab ich es abgelehnt die 6. zu uebernehmen, weil man meine damalige Klasse wirklich nicht laenger als ein Jahr haben will (und ihnen ausserdem ein Mann als KL gut tut, worum ich damals extra gebeten hatte). Meine derzeitige Klasse ist allerdings pflegeleicht und wir kommen sehr gut miteinander klar. Ich hatte mich schon langsam damit abgefunden sie bald an meinen Kollegen zu uebergeben...aber nun darf ich sie wahrscheinlich doch behalten.
    6. Klasse sind bei uns die Aeltesten, und es generell ein schwieriges Jahr, da nationale Vergleichstests stattfinden...und die fuer uns als Schule sehr wichtig sind. Es ist ein ziemlich stressiges Jahr, mit staendiger Lernstandsueberpruefung und Testvorbereitung. Es waere aber nicht mein erstes Jahr mit ner 6. Klasse, ich mach mir darum also nicht so nen Kopf. Die Hauptidee ist, dass wir dadurch am Anfang des Schuljahres nicht Zeit verschwenden muessen um uns neu kennen zu lernen und meine Klasse keine Grenzen austesten muss, sie also schon genau wissen, wie alles laeuft und was ich von ihnen erwarte.


    Nun also die Frage: Was aendert ihr, wenn ihr ne Klasse mit ins naechste Schuljahr begleitet? 5. ist ja was anderes als 6. Klasse. Letztes Mal war das bei mir nicht so ein Problem, da wir damals sechs-zuegig waren und Kinder Klassen gewechselt haben. Diesmal bin ich aber an einer einzuegigen Schule. :ohh:


    Dejana

  • Ich habe die meisten meiner 3.Klassen in die 4. Klasse weitergeführt - und auch meine 5.KLasse am Gym in Mathe im nächsten Jahr gehabt.
    So ganz verstehe ich das Problem nicht...was soll sich groß ändern?


    Ich versuche den Kindern im 2. Jahr das Gefühl zu geben, dass sie vieles schon können und lasse sie mehr Verantwortung übernehmen. Unsere 4.klässler sind ja auch die Großen in der Grundschule, da signalisiere ich schon, dass sie auch ein Vorbild für die Kleineren sind und mute ihnen auch mehr zu (kleinere Botengänge, freiere Hausaufgaben, mehr Eigeninitiative...)
    In der 4. Klasse ist in Bayern der "Übertritts-Irrsinn", da zählt jede Probe und die Schüler stehen oft unter immensem Druck. Dadurch, dass ich die Anforderungen aber in der 3. Klasse schon anziehe (bei uns ist der "Bruch" eher zwischen dem Lehrerwechsel zwischen der 2. und 3. Klasse riesig), bleibt in der 4. Klasse alles entspannt (oder zumindest so entspannt wie möglich), wir arbeiten einfach kontinuierlich weiter.


    Hefteinträge zum Beispiel: Die Kids finden die Überschrift oft selbst, wir diskutieren nicht über "Lineal zum Unterstreichen? Darf ich mit gelb schreiben?" und aktuell bauen die Kids weiterführende Hefteinträge selbst auf. Beispiel: Einführung Akkusativobjekt --> Ich gebe den Hefteintrag im Merkheft vor. Beim Dativobjekt, der Zeit- und Ortsangabe sagen sie mir dann, was wichtig ist (Merksatz, Beispiel, Fragewörter...)


    Zum Beispiel habe ich in der 3./5. Klasse Übungsformen wie Stationen/Lerntheke/Wochenplan eingeführt - und kann in der 4./6. darauf aufbauen. Ich weiß dann schon genau, bei wem die Selbstkontrolle klappt und wer Unterstützung braucht.


    Ist das bei euch so ein großer Bruch zwischen der 5. & 6?
    Es klingt etwas so, als ob du in der 6. Klasse auf einmal "höhere" (?) Erwartungen an die Leistung hättest und "plötzlich" zum Pauken animieren möchtest/musst. Dann kann ich verstehen, dass die Kids irritiert sind, wenn die verständnisvolle, v.a. erzieherisch tätige Lehrerin (so erinnere ich mich an deine anderen Beiträge hier) auf einmal zur gestrengen Paukerin mutiert...

  • Ich habe die meisten meiner 3.Klassen in die 4. Klasse weitergeführt - und auch meine 5.KLasse am Gym in Mathe im nächsten Jahr gehabt.
    So ganz verstehe ich das Problem nicht...was soll sich groß ändern?


    Bei uns wird die 6. immer als DAS Jahr gesehen. Das schwierigste und anstrengendste und ueberhaupt will das meist kein Lehrer haben (bis auf die paar Idioten, die gerne in der 5./6. unterrichten... ;) ) Ist wohl so, wie du die 4. beschreibst, obwohl es bei uns nunmal nicht normal ist seine Klasse fuer beide Jahre zu haben. In der 6. muss man dann normalerweise nochmal von vorne anfangen. Das wollen wir nun eigentlich vermeiden, weshalb mein Kollege und ich nun die 5./6. immer fuer zwei Jahre haben sollen. Dann ist das vielleicht nicht so ein grosser Unterschied mehr.


    Botengaenge und dergleichen machen meine Kids auch jetzt schon. Sie wissen wie der Kopierer und der Trimmer funktionieren und sind fuer's Spielzeug auf dem Pausenhof zustaendig.
    "Hefteintraege" als solche machen wir nicht. Hefte sind zum Ueben, nicht fuer Merksachen...die schaut sich eh keiner an, und die Hefte bleiben bis zu den Sommerferien in der Schule.


    Ist das bei euch so ein großer Bruch zwischen der 5. & 6?
    Es klingt etwas so, als ob du in der 6. Klasse auf einmal "höhere" (?) Erwartungen an die Leistung hättest und "plötzlich" zum Pauken animieren möchtest/musst. Dann kann ich verstehen, dass die Kids irritiert sind, wenn die verständnisvolle, v.a. erzieherisch tätige Lehrerin (so erinnere ich mich an deine anderen Beiträge hier) auf einmal zur gestrengen Paukerin mutiert...


    Bei uns faengt der Druck meist mit der 5. Klasse an, und die Anforderungen steigen enorm. Wie gesagt, 6. Schuljahr ist hauptsaechlich Testvorbereitung, meist mit viel Foerder- und Forderunterricht (unsere "pauken" nicht ausserhalb der Schule). In der 5. Klasse ist es mein Job meine Kids so nah wie moeglich an ihre Zielvorgaben zu bringen, damit sie in der 6. nicht mehr so nen Stress haben und ihr Leistungsniveau in Tests sichern koennen. Meine Erwartungen an meine Klasse sind also keineswegs niedriger. Es ist eher das Gegenteil. Die Leistungsfortschritte meiner Klasse sind ueberdurchschnittlich hoch, weshalb unser SL denkt es waere doch toll, wenn ich damit naechstes Jahr weiter mache. Um Englisch und Mathe mach ich mir keine Sorgen und ich bin FB-Leiterin fuer Naturwissenschaften,...weshalb ich da auch keine Probleme sehe. Ums Akademische mach mich mir also auch nicht so nen Kopf. (In den Hauptfaechern bin ich alles andere als "v.a. erzieherisch taetig", sondern machen meinen Schuelern ziemlich Druck. Nebenfaecher sind aber nunmal...naja,...nebensaechlich und sollten Spass machen. Sie werden darin nicht geprueft, also stress ich da auch nicht so.)

    Es geht eher darum, wie ich sie in der 6. besser auf die Sekundarschule vorbereiten und ihnen mehr zutrauen kann. Ich moechte also nicht, dass es einfach ein verlaengertes 5. Schuljahr ist. Sie werden ja die Aeltesten sein...und dementsprechend will ich sie auch eher als die "Grossen" behandeln. Meine damaligen 6er hab ich Sitzplaetze frei waehlen lassen, sie haben Klassenversammlungen geleitet und sind regelmaessig zum "Lehren" in andere Klassen gegangen. Sonst noch Ideen?

  • Aaah, ok, jetzt versteh ich dich besser. :)
    So wie du das schilderst, macht es wirklich Sinn, wenn du deine 5. weiterführst.
    Im Endeffekt wird die konsequente Arbeit aus dem letzten Jahr dann nächstes Jahr belohnt. :D



    Wenn ich überlege, wie ich meine Kids analog auf die weiterführenden Schulen vorbereite - ich glaub das hilft nicht sooo besonders viel, was mir dazu einfällt, ist nur:
    - Lehrer endlich konsequent siezen (fällt im Englischen schon mal weg)
    - etwas vom Klassenlehrer abnabeln (die meisten haben nächstes Jahr das Fachlehrerprinzip - und die Lehrer weniger Zeit zum Plaudern & Zuhören...)
    - dem letzten noch die "Kettenrechnerei" abgewöhnen - die weiterführenden Lehrer sollen bloß nicht denken, bei uns gibt es "Rechnen" als Fach statt "Mathematik" ;)
    - Englisch verstärken (wird oft bis zum Übertritt etwas in den Hintergrund gestellt - aber für nächstes Jahr müssen die Grundlagen vorhanden sein)
    - generell: Selbständiger werden, überflüssige Fragen zu formalen Sachen (Zeile freilassen? o.ä.) abgewöhnen
    - Arbeitstechniken schulen: Fachbegriffe mit Bedeutungen aus Texten zusammenfassen, Wörter nachschlagen & Internetrecherche, Lerntechniken, Arbeitsorganisation (z.B. einzelne Hausaufgaben sinnvoll einteilen, gezielt auf den Fachunterricht lernen), ich schreibe dann auch schon mal zum Spaß eine "EX", weil die Kids das aus der Grundschule gar nicht mehr kennen (bei uns wird jede Probe 1 Woche vorher angekündigt) - da fallen sie sonst nächstes Jahr oft auf die Nase.
    - Kinder die auf Gym oder RS wollen, bekommen von mir gegen Ende hin oft noch "Forder-HA", bei denen ruhig einmal die Köpfe rauchen dürfen (wird ihnen nächstes Jahr auch oft passieren, dass sie etwas nicht auf Anhieb verstehen und sich reinhängen müssen) und konkrete Zeitvorgaben ("Diesen Text solltest du in 10min abschreiben können"), damit sie nächstes Jahr beim Stunden- und Lehrerwechsel fertig mit dem Kram sind...


    Na, ich bin auch gespannt, was den anderen noch einfällt.

  • Danke schonmal fuer die Tipps. Muss ein paar vielleicht etwas anpassen. :)

    - Lehrer endlich konsequent siezen (fällt im Englischen schon mal weg)


    Ja, das 'Problem' haben wir eigentlich nicht, obwohl's auch bei uns in der Gegend ne Schule gibt, an der Kinder die Lehrer mit Vornamen anreden. Selbst fuer unsere Zwerge bin ich 'Mrs D.'.

    - etwas vom Klassenlehrer abnabeln (die meisten haben nächstes Jahr das Fachlehrerprinzip - und die Lehrer weniger Zeit zum Plaudern & Zuhören...)


    Fachlehrer haben wir nicht, da der KL eigentlich alles unterrichtet. Ich schau mal, ob sich das irgendwie machen laesst. Sie werden immer mal von jemand anderem unterrichtet (z.B. unserer stellv. Direktorin), finden das aber nicht besonders. (Dabei koennten sie sich freuen, dass ich ihnen mal fuer nen Vormittag nicht auf den Senkel geh.)


    - dem letzten noch die "Kettenrechnerei" abgewöhnen - die weiterführenden Lehrer sollen bloß nicht denken, bei uns gibt es "Rechnen" als Fach statt "Mathematik" ;)


    Was ist denn "Kettenrechnerei"? Meinen hab ich zu Beginn des Jahres abgewoehnt die Faecher "Literacy" und "Numeracy" zu nennen. Wir machen "English" und "Maths". :aufgepasst:


    - Englisch verstärken (wird oft bis zum Übertritt etwas in den Hintergrund gestellt - aber für nächstes Jahr müssen die Grundlagen vorhanden sein)


    Naja, Franzoesisch machen wir eh jede Woche...wenn's auch nicht besonders hochwertig ist. Aber die fangen an der Sekundarschule eh nochmal von vorne an. Ist eins der Faecher, das in der 6. meist aus dem Stundenplan "rausfaellt". Mein Kollege hat das ganze Schuljahr noch kein Franzoesisch gemacht (von der Woche mit der franz. Austauschstudentin mal abgesehen).


    - generell: Selbständiger werden, überflüssige Fragen zu formalen Sachen (Zeile freilassen? o.ä.) abgewöhnen


    Sowas wie: "Ich bin unten an der Seite angekommen,...was mach ich denn jetzt?" :schreien:


    - Arbeitstechniken schulen: Fachbegriffe mit Bedeutungen aus Texten zusammenfassen, Wörter nachschlagen & Internetrecherche, Lerntechniken, Arbeitsorganisation (z.B. einzelne Hausaufgaben sinnvoll einteilen, gezielt auf den Fachunterricht lernen), ich schreibe dann auch schon mal zum Spaß eine "EX", weil die Kids das aus der Grundschule gar nicht mehr kennen (bei uns wird jede Probe 1 Woche vorher angekündigt) - da fallen sie sonst nächstes Jahr oft auf die Nase.


    Bei uns werden Tests nicht angekuendigt. Nur die Vergleichstests haben festgelegte Daten. Ansonsten schieben wir mal nen Test rein, wenn ich denn Zeit hab. Normalerweise erfahren sie ganze 10 Sekunden vorher davon.
    Wie laeuft das denn mit Hausaufgaben bei euch? Meine bekommen ihre Hausaufgaben (Englisch und Mathe) in der ersten Woche jedes "terms", mit Daten wann jeder Teil eingereicht werden muss. Normalerweise haben sie ne Woche fuer jede Hausaufgabe,...koennen aber auch vorabeiten, wenn sie denn unbedingt wollen. Damit scheinen sie ganz gut klar zu kommen,...
    An Fachbegriffen und Vokabular fehlt's immer mal. Liegt aber hauptsaechlich an unserem Einzugsgebiet.

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