Lehrer werden (Berlin) - Informatik / Musik

  • Hallo,


    ich bin 25, habe demnächst meinen Bachelor in Angewandter Informatik.
    Ich bin bereits zum Master Informatik zugelassen, würde aber lieber Lehrer werden.
    Ich gebe schon länger Nachhilfe in Informatik und das macht mir großen Spaß.


    Musik (spiele Gitarre) und Informatik sind meine Leidenschaften.
    Ich würde gern am Gymnasium unterrichten.


    Jetzt hab ich nicht den 'klassischen' Bildungsweg zum Lehrer genommen.
    Erst Realschulabschluss (schleeecht xD), dann IT-Ausbildung mit Fachabi (3,4) und jetzt Bachelor Informatik (ca. 2,4).


    Was kommt jetzt noch auf mich zu, wenn ich Lehrer werden möchte?
    Muss ich noch mal 5 Jahre Studieren oder gibt es da Abkürzungen?


    Danke und VG,
    Christian

  • Ohne die alle Hoffnung zu nehmen:



    du hast leider nicht die besten Karten, um viel abzukürzen. Als Lehrer hast du i.d.R. 2 Fächer - diese musst du auch studiert haben. D.h. falls du auf ein Lehramtsstudium umsatteln möchtest müsstest du dieses 2. Fach nachstudieren. Deine Informatikscheine würden dir sicher anerkannt, du müsstest aber ggf. die Fachdidaktik nachstudieren.


    Musik halte ich dagegen für unrealistisch, sofern du nicht bereits auf sehr hohem Niveau spielst, da du eine nicht gerade einfache Aufnahmeprüfung bestehen musst.




    Eine alternative Option - gerade in Berlin - ist der Direkteinstieg mit berufsbegleitendem Referendariat ohne Lehramtsstudium. Mit Informatik sollte das möglich sein, dafür brauchst du dann den Master. Falls du diesen in 2 Jahren ablegen kannst solltest du noch das Zeitfenster mitbekommen, um als Quereinsteiger eine Chance zu haben. In einem 2. Fach brauchst du dann mindestens 30 ECTS - die kannst du auch parallel sammeln. Außerdem könntest du die Zeit nutzen um Praktika etc. in Schulen zu machen. Mit der Option kannst du falls es nicht klappt auch einfacher auf den normalen Arbeitsmarkt; als Informatiker sieht dieser noch einigermaßen gut aus.

  • Hallo Nettmensch,


    warum habe ich keine guten Karten?


    Ich habe doch schon mehr Voraussetzungen erfüllt, als ein Abiturient.


    Es muss nicht Musik sein (ist halt eine große Leidenschaft).
    Und für SEK I wär ich auch zu haben :).


    Ein Problem damit, Pädagogik und Psychologie nachzuholen habe ich nicht (im Gegenteil, interessiert mich).



    VG,
    Christian

  • Ich glaube, es war gemeint, dass du nicht viel Chancen hast abzukürzen, sondern du musst den Weg des klassischen Lehrerstudium wählen. Insbesondere hast du ja geschrieben, dass du gern am Gymnasium unterrichten willst. Auch für die Sek I gilt das. Und ohne Lehrerstudium was willst du dann mit Informatik an der Sek I ? Übrigens, als Gymnasiallehrer unterrichtet man auch an der Sek I, denn damit sind die Klassen 5-10 gemeint.



    Alles, was Schüler der Sek I in Bezug auf Informatik lernen sollen, können sie heute fast von jedem Lehrer beigebracht bekommen. Schüler an der Sek I lernen hier, wie man diverse Software als Anwender benutzt (Büroprogramme und Präsentationsprogramme). Und die kann heute jeder Lehrer selbst auch benutzen. Das heisst natürlich nicht, dass jeder Lehrer das auch gern unterrichten will.
    Die größte Herausforderung, die Informatiklehrer in Schulen in Bezug auf Informatik haben, ist, dass sie immer für Wartung und Pflege der PC und des Netzwerks verantwortlich sind.
    Damit will ich nicht das Fach Informatik herabwerten und sagen, dass das jeder kann. Ich will nur sagen, dass Informatik-Freaks nicht glauben sollten, sie könnten Schüler in der Sek I mit auf diese Reise nehmen und hochanspruchsvolle Programmierung oder so zu unterrichten. Hauptsächlich geht es hier in diesem Fach darum, dass die Schüler das Handwerkszeug lernen. Und wie in jedem anderen Fach auch, fängt man mit den Grundlagen an und wiederholt diese immer wieder mit Geduld und Fingerspitzengefühl.
    Selbst ich als Englischlehrer gehe regelmäßig in den PC-Raum. Auch schon mit der 5. Klasse. Hier üben wir an einigen kostenlosen Programmen für Englisch. In der 6. Klasse suchen wir dann gezielt im Internet nach Informationen und schreiben Emails. In Klasse 7 kommt die erste Präsentation dazu. Und wie Power Point funktioniert, dass kann ich auch den Schülern beibringen. Meist können Sie das selbst schon. In Klasse 9 schreiben wir dann den ersten Brief mit einem Büroprogramm. In Klasse 10 habe ich ein Video drehen lassen und mit einem kostenlosen Programm bearbeiten lassen.
    Und so ähnlich ist der Umgang mit PC in jedem Fach eingebunden und alle Lehrer stellen sich dieser Herausforderung. Deswegen benötigt man an Schulen nicht reine Informatiker, sondern eben Lehrer und natürlich mit einem zweiten Fach.

  • Hallo,


    Programmierung muss nicht hochanspruchsvoll sein. Die Illusion, dass meine Schüler am Ende die besten Informatiker sind, habe ich nicht.


    Ich bin auch gar nicht der typische "Freak". Ich interessiere mich für vieles. Meine Bachelorarbeit schreibe ich über die Simulation eines Bio-Ökosystems. Auch Biologie, Mathematik oder Sport wäre denkbar. Und lehren und erklären macht mir sehr viel Spaß.
    Die Frage nach dem 2ten Fach: Was kann man denn dort noch so wählen? Geht auch was mit nich so hoher Aufnahmeprüfung wie in Musik?


    Dein Englischunterricht klingt spannend, so hätte ich es mir zu meiner Schulzeit auch gewünscht.

    • Offizieller Beitrag

    Ich kenne mich in Berlin nicht so gut aus, aber: darfst du überhaupt ohne "allgemeines Abitur" Lehramt studieren? oder bräuchtest du eine Sondergenehmigung?


    chili

  • Gute Frage, weiß wer mehr?


    Ok meine Recherche:
    "Mit der Abschlussprüfung einer FH erwirbt man die allgemeine Studienberechtigung auch an Universitäten (so sollte bspw. nach einem Bachelor an einer FH in der Regel ein passender Master an einer Universität möglich sein - wobei die Definition "passend" auch Sache der Uni ist; mit einem FH-Diplom sollte man sogar jedes grundständige - also Bachelor, Diplom, Magister oder Staatsexamen - Fach an einer Uni studieren dürfen). " - http://www.studis-online.de/StudInfo/studieren_ohne_abi.php

  • Jetzt wird es schwierig, denn Studienberatung können wir hier nicht leisten. Dazu sind die meisten Lehrer zu lange aus den Unis raus. Bei mir sind es mittlerweile auch mehr als 10 Jahre und deswegen bin ich nach der Bologna-Reform nicht up-to-date, wo man was und mit welchen Voraussetzungen studieren kann.
    Viel Glück bei der Wahl.


  • Ist hier auch nen Informatik-Lehrer anwesend?


    :=)


    Ja. Ich kann dir zum Studium auch nichts Näheres sagen, aber erstaunlich finde ich schon, was du dir zutraust. Einen schlechten Realschulabschluss, ein sehr mäßiges Fachabi, ein durchschnittlicher Bachelor, an der FH, vermute ich - aber als Lehrer ans Gymnasium und das auch noch "abkürzen"? Und Musik, weil du Gitarre spielst? Du hast echt sonnige Vorstellungen.


    Ich würde das auch so sehen, dass du nicht "nachholen" musst, sondern neu beginnen. Um ein Fach unterrichten zu dürfen, muss man es vollständig studieren. Vielleicht bekommst du von deinem Bachelor etwas anerkannt. Viel Erfolg!

  • Einen schlechten Realschulabschluss, ein sehr mäßiges Fachabi, ein durchschnittlicher Bachelor, an der FH, vermute ich - aber als Lehrer ans Gymnasium und das auch noch "abkürzen"? Und Musik, weil du Gitarre spielst? Du hast echt sonnige Vorstellungen.


    Ach wo! Einfach das "gesunde Volksempfinden": http://www.bild.de/politik/200…-lehrer-7466930.bild.html


    Passender Weise ist der Artikel mit einem Bild von Ex-Bildungsministerin Schavan garniert. Da war doch irgendwas...


    Aber die Wahrheit ist halt differenzierter, woher soll der Jungspund das auch wissen?


    Zitat

    Der Mythos: Die mittelmäßigen Abiturienten werden Lehrer.


    Die Wahrheit: Wer sich entscheidet, Gymnasiallehrer zu werden, ist am Ende seiner Schulzeit mindestens genauso schlau wie jene Mitschüler, die sich für andere Studienfächer entscheiden. Der Bildungsökonom Ludger Wößmann vom ifo Institut in München hat für diesen Befund die Abiturnoten angehender Gymnasiallehrer mit den Zeugnissen von Studenten anderer Fächer verglichen. Dabei stellte er jedoch auch fest, dass die Abiturnote angehender Grund-, Haupt- und Realschullehrer im Durchschnitt schlechter ist als die vergleichbarer Hochschulabsolventen. Diese Ergebnisse bestätigte auch eine Studie des MPIB. Die Wissenschaftler verglichen die Abi-Zeugnisse von 328 Lehramtsstudenten mit jenen von rund 1400 Studenten anderer Fächer in Baden-Württemberg . Auch hier zeigte sich: Wer nach der Schule ein Lehramtsstudium für Grund-, Haupt- und Realschule antrat, hatte schlechtere Abiturnoten als die anderen Studenten. Die angehenden Gymnasiallehrer dagegen zeigten auch bei den allgemeinen Intelligenztests sowie bei den Überprüfungen ihrer Mathe- und Englischkenntnisse deutlich bessere Ergebnisse und schnitten teilweise sogar besser ab als andere Studierende.


    Unter Wissenschaftlern ist allerdings umstritten, inwiefern die Abiturnote etwas über die Qualität der Arbeit der Lehrer aussagt.

    http://www.zeit.de/2009/24/C-Lehrermythen/komplettansicht


    Aber sicher alles Propaganda von GEW und Co.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

    Einmal editiert, zuletzt von Mikael ()

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