Mittlerweile gibt es auch einen Masterstudiengang, um sich auf Aufgaben der Schulleitung vorzubereiten. Allerdings es in dem Studiengang nicht um die Pädagogik an erster Stelle, sondern um die Ökonomisierung und das Management der Bildung.
http://www.bildungsmanagement.uni-halle.de/
Management von Bildungseinrichtungen
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Mittlerweile gibt es auch einen Masterstudiengang, um sich auf Aufgaben der Schulleitung vorzubereiten. Allerdings es in dem Studiengang nicht um die Pädagogik an erster Stelle, sondern um die Ökonomisierung und das Management der Bildung.
http://www.bildungsmanagement.uni-halle.de/Gibt es schon lange: http://zfuw.de/fernstudiengaen…esources/schulmanagement/
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Ja, die Ökonomisierung der Bildung ... Das ist ein hoch problematisches Konzept.
Und daher kommen auch die Begriffe, die jetzt auf den Schulleitertrainings (nicht nur) in der hessischen Führungsakademie fallen. Da war ich und hab es mir mal 2 Tage angetan. "Humankapital" - "Verfügungsmasse" - "Minderleister isolieren" - "Kosten-Nutzen-Rechnung aufstellen"(in Bezug auf Mitarbeiter und deren Verzichtbarkeit bei fehlender Anpassung an die neuen Strukturen) - all das fiel in nur wenigen Stunden und noch so einiges Zynisches mehr.
Eines der Module hieß "Was tun, wenn alle mitreden wollen" und war ein Modul zur ziemlich effizienten Entdemokratisierung von Schule. Zusammengefasst: "Weden sie selbstständige Schule. Wenn Sie denken, dass das Ihr Kollegium nicht will, setzen Sie es auf einer kurzfristig anberaumten Gesamtkonferenz in Hochbelastungszeiten an TOP 11 oder 12. Nachmitags um 16 Uhr hören Lehrer nicht mehr zu. Dann erzählen Sie, dass es mehr Geld für alles gibt und lassen schnell abstimmen. Danach können Sie das Budget frei verwalten. Suchen Sie sich junge Kollegen in der Probezeit und machen Sie Andeutungen über deren Karrieremöglichkeiten, wenn Sie mit Ihnen an einem Strang ziehen. Besetzen Sie Steuergruppen, vor allem die Haushaltssteuergruppe, mit denen. Isolieren Sie Minderleister, bilden Sie Netzwerke für Ihre Anliegen. Bilden Sie einen Stamm von Mitarbeitern mit befristeten Verträgen, die man wieder loswerden kann."
ES ging darum, wie man Konkurrenzdruck in der Schule erzeugen kann, welche "incentives" man den Mitarbeiern als Karotten vor die Nase halten kann, damit sie abgelenkt sind und einem nicht in die Leitung des Betrieb hineinpfuschen. Es ging um Umgehung der Mitbestimmungsrechte und darum, wie man durch sukzessive Arbeitserhöhung vieles, wofür man eigentlich Experten von außen bräuchte, auch aus "Bordmitteln" umsetzen kann, und damit Kosten spart.
Sehr spannend. Alles unter dem Oberbegriff Ökonomsierung, der einer der häufigstgenannten auf dieser Veranstaltung war.Ales ich gefragt wurde, welches Amt ich denn anstrebe und daraufhin sagte, ich sei aus ArbeitnehmervertretungsPerspektive und Interesse für den Gesamtpersonalrat da, aß ich alleine Mittag. Und wurde nachher zu den Rollenspielen höflich aber ziemlich direkt ausgeladen.
Ich empfehle diese Lektüre http://www.societyofcontrol.co…Krautzoekonomisierung.pdf
Und wer es ausführlicher haben will: http://hpd.de/node/14211
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Seh ich das eigentlich richtig, dass diese Studiengänge Geld kosten?? Jetzt mal im Ernst: Für einen Job, bei dem ich im HÖCHSTFALL A 14 bekomme (wenn es sich um eine Verbundschule handelt), soll ich auch noch einen Studiengang belegen, den ich selbst bezahle?
Mein Ziel ist ja auch Schulleitung. Aber, ganz ehrlich: So drauf bin ja nicht mal ICH ! -
Ales ich gefragt wurde, welches Amt ich denn anstrebe und daraufhin sagte, ich sei aus ArbeitnehmervertretungsPerspektive und Interesse für den Gesamtpersonalrat da, aß ich alleine Mittag. Und wurde nachher zu den Rollenspielen höflich aber ziemlich direkt ausgeladen.
Ich hege die starke und IMHO nicht unbegründete Hoffnung, dass Schulleiter, die wirklich nach dem von Dir beschriebenen Konzept agieren, sehr schnell selbst alleine zu Mittag essen.
Viele Grüße
Fossi -
Fossi: Ich glaube, das hängt davon ab, wo Du guckst und wie hoch der Leidensdruck an den einzelnen Schulen ist. Wenn Dir als Schulleiter nahegelegt wird, entweder im Sinne einer Ökonomisierung zu agieren oder halt eben von oben im Rahmen des juristisch Möglichen ausgegrenzt zu werden, hast Du kaum eine Wahl. Vor allem nicht wenn diese Form des Managements ansonsten gesellschaftlich akzeptiert und vielfach sogar auf einer oberflächlichen Ebene gewünscht ist. Nur ein paar pädagogische Spinner (WIR!) sind natürlich wieder dagegen.
Trotzdem, ich hoffe von Herzen, Du behältst Recht. -
in der hessischen Führungsakademie fallen. Da war ich und hab es mir mal 2 Tage angetan. "Humankapital" - "Verfügungsmasse" - "Minderleister isolieren" - "Kosten-Nutzen-Rechnung aufstellen"(in Bezug auf Mitarbeiter und deren Verzichtbarkeit bei fehlender Anpassung an die neuen Strukturen) - all das fiel in nur wenigen Stunden und noch so einiges Zynisches mehr.
Bei uns noch: "Es geht um die Marke XXXX-Gymnasium". (XXXX = Name unseres Instituts)
Wenn Sie denken, dass das Ihr Kollegium nicht will, setzen Sie es auf einer kurzfristig anberaumten Gesamtkonferenz in Hochbelastungszeiten an TOP 11 oder 12. Nachmitags um 16 Uhr hören Lehrer nicht mehr zu.
Hmm, muss schon bis NDS vorgedrungen sein.
Abgesehen davon: Erschreckender Beitrag, Meike. Da wird mir [Blockierte Grafik: http://smiliestation.de/smileys/Kotzen/17.gif]
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mein beileid an alle in hessen, die einen derart geschulten, gehorsamen schulleiter abbekommen. das ist ja mit zum kotzen noch sehr zivil beschrieben. als ob es nicht schon schlimm genug wäre, wenn in der freien wirtschaft so mit 'humankapital' (das sind menschen, verdammt nochmal, keine sachen!) umgegangen wird. kinder mit pisa zu gutem - d.h. leistungs-, aber nicht kritikfreudigem, neuen humankapital erziehen (indoktrinieren?) und dabei das vorhandene humankapital so gut es geht auspressen. feine sache, kostet sicher wenig, nur lebensfreude, menschlichkeit und bildung. also nichts wirklich wichtiges.
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In der freien Wirtschaft muss man das natürlich differenziert sehen: gerade die Großkonzerne sind i.d.R. fest gewerkschaftlich organisiert und dort wird darauf geachtet, dass (selbst-)ausbeutung begrenzt wird - insbesondere bei den "einfachen" Arbeitern.
Das Problem im Schulsystem ist die nicht geregelte Arbeitszeit - da niemand 41/46 Stunden vor der Klasse steht, gibt es einen flexiblen Spielraum der auch nicht zeitlich erfasst ist. Daher gibt es aus Sicht des Arbeitgebers (=Politik) ein Interesse aus Kostengründen immer mehr Arbeit auf die Belegschaft zu übertragen und mit Verfügbarkeit dieser nicht erfassten Zeit zu begründen.
Da hilft im Grunde nur kollektive Aktion analog zur Industrie - d.h. Organisation und Beratung durch Verbände/Gewerkschaften auch IN jeder Einzelschule.
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Ich hege die starke und IMHO nicht unbegründete Hoffnung, dass Schulleiter, die wirklich nach dem von Dir beschriebenen Konzept agieren, sehr schnell selbst alleine zu Mittag essen.
Viele Grüße
FossiÄh, das mag sein, nur dass es den so Geschulten ABER SOWAS VON NICHT AUSMACHT, wenn sie "alleine Mittag essen". Ds ist ja der Sinn des Trainings. Es galt eines vor allem: "Ihr Kollegium muss Sie und Ihre Entscheidungen nicht mögen oder akzeptieren. Treffen Sie sie trotzdem!" Und: "Freundschaften und Bekanntschaften im zu leitenden Kollegium sind nicht drin. Freunden Sie sich mit dem Gedanken an, dass sie Chef und nicht Kollege sind!" Uvm ....
Wir bekommen im Gesamtpersonalrat schon DEUTLICH die Wirkung dieser Trainings zu spüren. Es sind nämlich eher die jungen Schulleiter, über die serienweise Beschwerden eingehen. Und die sich, wenn wir die Rechtslage erklären oder die Kollegen vor Ort oder im Amt vertreten, extrem empfindlich und ruppig reagieren und sehr unzugänglich sind.
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na, auch schulleiter sind menschen, die mal einen sozialen job hatten (unterrichten! beziehungsarbeit!). sie wissen zumindest grundsätzlich ganz genau, wie wichtg in professionellen kontexten zwischenmenschliches werden kann. und immer alleine zu essen - das nagt auch an erwachsenen, nicht nur an teenagern in der coming-of-age-phase der unsicherheit und anpassungsangst. auch an erwachsenen in führungspositionen; sind alles nur menschen. ich denke nicht, dass die allermeisten leute lange dran freude haben, mit druck und gewalt (nichts anderes ist das!) und unehrlichkeit ein kollegium zu "führen" (missbrauchen und ausbeuten trifft es eher), wenn sie wissen und an anderen schulen sehen, dass das auch ganz anders geht (es geht anders, mehrmals sehr schöne beispiele erlebt; im obrigkeitsbegeisterten bayern!).
mal im ernst, welcher vollidiot hat dieses "training" denn anberaumt? klingt wie übelster neoliberalismus (menschen egal! beziehungen egal! alle, die vor die hunde gehen, total egal! profit und kostenersparnis wichtig, wichtiger, am wichtigsten! werden sie zum a****, wir helfen ihnen dabei.) aus den 90ern. ich dachte, das wäre durch. wohl zu früh gefreut.
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mal im ernst, welcher vollidiot hat dieses "training" denn anberaumt?
Hessisches Kultusministerium via Führungsakademie
.. Hier zB -
Diese Art des Führungsverständnisses ist sehr dumm.
Es lässt nämlich völlig außer acht, dass ein durschschnittliches Lehrerkollegium einer Regelschule alles mögliche sein kann, nur nicht frei austauschbar. Als Schulleiter hat man seine Leute am Allerwertesten - für sehr, sehr lange Zeit. Und man wird die auch nicht los.
Wenn ich solche Führungsstrategien anwende, werde ich meine Leute sehr schnell, sehr gründlich vergrätzen. Und dann arbeiten die nicht mehr. Und dann trauen die mir nicht mehr. Und was soll ich dann tun?
Natürlich hilft Schulleitern, die konfrontativ arbeiten, sehr gut die tief verwurzelte Feigheit des Durchschnittslehrers, die hier auch im Forum immer wieder sichtbar wird. Doch letztlich arbeitet die Zeit gegen ihn.
Man fragt sich natürlich, wie solche Überlegungen überhaupt im schulischen Rahmen Fuß fassen können. Ausnahmslos jeder Lehrer, der seine Dienstbezüge wert ist, weiß, dass konfrontative Pädagogik zu nichts führt. Nichts anderes ist konfrontative Menschenführung.
Als Stabsunteroffizier habe ich bei der Bundeswehr gelernt, dass man nicht von hinten mit dem Knüppel führt und seine Leute nach vorne treibt; man führt von vorne und zieht seine Leute durch sein Beispiel hinter sich her. Es ist bezeichnend, dass ein Schulsystem auf die Führungsprinzipien der preussischen Armee unter Friedrich II. zurückfällt.
Nele
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Das Problem im Schulsystem ist die nicht geregelte Arbeitszeit - da niemand 41/46 Stunden vor der Klasse steht, gibt es einen flexiblen Spielraum der auch nicht zeitlich erfasst ist. Daher gibt es aus Sicht des Arbeitgebers (=Politik) ein Interesse aus Kostengründen immer mehr Arbeit auf die Belegschaft zu übertragen und mit Verfügbarkeit dieser nicht erfassten Zeit zu begründen.
Da hilft im Grunde nur kollektive Aktion analog zur Industrie - d.h. Organisation und Beratung durch Verbände/Gewerkschaften auch IN jeder Einzelschule.
Schon richtig. Nur ist bei vielen der Einzelkämpfer-Charakter unseres Jobs (jeder für sich selbst vor der Klasse und den Bergen von Korrekturen) so verfestigt, dass "solidarisches Handeln" keinen großen Stellenwert hat. Jüngstes Beispiel: In Nds müssen Gymnasiallehrer bekanntlich ab nächstes Schuljahr eine Unterrichtsstunde mehr geben (und die älteren Lehrkräfte aller Schulformen bekommen die zugesicherte(!) Wiedereinführung der Altersentlastung nicht) um die Bildungsreformen von Rot-Grün zu finanzieren (soviel zu "Bildung als gesamtgesellschaftliche Aufgabe"...). Erste Reaktion einiger Kolleginnen(!): "Dann reduziere ich entsprechend. Ich brauche das Geld nicht."So kommt man natürlich nicht weiter...
Gruß !
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Wenn ich solche Führungsstrategien anwende, werde ich meine Leute sehr schnell, sehr gründlich vergrätzen. Und dann arbeiten die nicht mehr. Und dann trauen die mir nicht mehr. Und was soll ich dann tun?
Daher mein oben erwähnter Optimismus. Solche Methoden funktionieren unter Menschen einfach nicht auf Dauer.
Viele Grüße
Fossi -
Es sind nämlich eher die jungen Schulleiter, über die serienweise Beschwerden eingehen. Und die sich, wenn wir die Rechtslage erklären oder die Kollegen vor Ort oder im Amt vertreten, extrem empfindlich und ruppig reagieren und sehr unzugänglich sind.
Und? Nützt den jungen
KollegenChefs dieses Verhalten irgendetwas? Es ist schon so, wie Nele es formuliert hat: Kein Mensch hält es auf Dauer durch, sich so zu verhalten. Die Maslow'sche Bedürfnispyramide lässt sich mit ein bisschen Führungsakademie und ein bisschen A16 nicht auf den Kopf stellen.Ach so - echte Psychopathen ticken natürlich anders, keine Frage. Aber die gab es auch schon vor der Einführung der von Dir beschriebenen Methoden auf Schulleiterposten (ich kenne einen, der kurz vor dem sehr plötzlichen Ende seiner Karriere mit Haftbefehl gesucht wurde, weil er der Schulsekretärin Drohbriefe geschrieben hatte).
Viele Grüße
Fossi -
Erste Reaktion einiger Kolleginnen(!): "Dann reduziere ich entsprechend. Ich brauche das Geld nicht."
!Viele Grüße
Fossi -
Hessisches Kultusministerium via Führungsakademie
.. Hier zBLaufen denn die Gewerkschaften nicht Sturm gegen diese Entwicklung? Und wie reagieren denn die Kollegien auf solche Bestrebungen?
Viele Grüße
Fossi -
Die Gewerkschaften kommentieren das schon giftig, können aber nicht gut Sturm gegen Schulleitertrainings des HKMs laufen, ist ja weder verboten noch per se unsinnig. Über die Inhalte bestimmen die Anbieter selbst. Mit welchem Recht sollte man da Sturm laufen? Wir lassen uns in unsere LEA-Bildung ja auch nicht reinfaseln. Und außerdem lesen sich die Prospekte nicht so, wie dann die Inhalte sind.
Und Langzeitprognosen über die jungen Schulleiter kann ich nicht machen, also bezüglich des Durchhaltens. Ich kann dir aber versichern, dass unsere mittelalten Poblemschulleiter das durchaus schon 10 Jahre und mehr durchhalten, also das dem Kolegium Probleme und uns richtig viel Arbeit machen. Und denen geht es, scheint's ganz gut. Krank werden die jedenfalls alle nicht. Und auch nicht milde. Oder weise. Dem Kollegium geht halt nicht gut damit. Und da werden dann Leute krank, wenn wir sie nicht rechtzeitig oder eben nicht nachhaltig genug vertreten können - manche Dinge entziehen sich auch einfach unserem Zugriff...
Mein Optimismus ist da also wensentlich verhaltener.
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Und Langzeitprognosen über die jungen Schulleiter kann ich nicht machen, also bezüglich des Durchhaltens. Ich kann dir aber versichern, dass unsere mittelalten Poblemschulleiter das durchaus schon 10 Jahre und mehr durchhalten, also das dem Kolegium Probleme und uns richtig viel Arbeit machen. Und denen geht es, scheint's ganz gut. Krank werden die jedenfalls alle nicht. Und auch nicht milde. Oder weise. Dem Kollegium geht halt nicht gut damit. Und da werden dann Leute krank, wenn wir sie nicht rechtzeitig oder eben nicht nachhaltig genug vertreten können - manche Dinge entziehen sich auch einfach unserem Zugriff...
Tja, divide et impera. Ich bleibe bei meiner Meinung - würden die betroffenen Kollegien an einem Strang ziehen, wäre derselbe wohl bald der des Schulleiters. Mobbing funktioniert nicht nur von oben nach unten! Aber man müsste halt geschlossen vorgehen - für Lehrer bekanntermaßen schwierig bis unmöglich.
Aber was red ich groß daher - ich bin ja in der "freien Wirtschaft", da gibt es solche halbgaren Managementmethoden schon seit Jahren nicht mehr; zumindest nicht bei uns.
Viele Grüße
Fossi
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