Spanisch - Benotung

  • Liebe Forianer ...


    heut wende ich mich mal als Mutter an euch. Mein Sohn wächst zweisprachig deutsch-spanisch auf. Er spricht fließend und kann auch bis auf die Akzente sehr gut schreiben sowohl in Deutsch, als auch in Spanisch. Nun ist er inzwischen auch im dritten Lernjahr im Unterricht und bekam - obwohl er tatsächlich der Einzige in seiner Klasse ist, der sich tatsächlich flüssig und mit guter Aussprache auf Spanisch unterhalten kann (macht er ja auch täglich mit seinem Papa) - die Note 2 auf dem Zeugnis. Eben wegen der immer mal wieder falsch gesetzten oder vergessenen Akzente (sehe ich ja in Tests und Arbeiten, wo die Punkte fehlen). Ich spreche die Sprache fließend, hab sie nie irgendwo in einer Schule/Kurs gelernt sondern im wahren Leben und begreife die ganze Akzentesache auch nicht wirklich.


    So, langer Rede kurzer Sinn ... Wo liegen eurer Meinung nach beim Sprachelernen die Schwerpunkte? Was sagt die Logik und was sagen Rahmenpläne? Wie wichtig sind diese Akzente tatsächlich? Mein Bauch sagt mir ja, der Mensch lernt eine Sprache, um mündlich und auch schriftlich kommunizieren zu können. Für mich am vorrangigsten mündlich aber gut ...


    Ich finde die 2 an sich nicht dramatisch, nur wenn ich in Präsentationen der Klasse höre, wer da mit 1 rausgeht, sträuben sich mir die Nackenhaare und ich find es ungerecht meinem Sohn gegenüber.


    Dank für eure Meinung.

    • Offizieller Beitrag

    wenn es wirklich nur die Akzente sind, die die Note runterziehen, wundert mich das schon sehr. Auch wenn ich keine moderne Fremdsprache unterrichte, weiß ich doch, dass in Französisch bei uns ein fehlender oder falscher Akzent einen Viertelfehler ausmacht. Das gilt für das Schriftliche. Aber im Unterricht zählt doch auch das Mündliche, die Kommunikation.
    Wie ist denn an der Schule deines Sohnes in Spanisch die Gewichtung mündlich/schriftlich?
    Ist er vielleicht im Mündlichen extrem zurückhaltend, weil er unterfordert ist?

  • Hm, vom Spanischunterricht weiß ich die Gewichtung gar nicht genau, nehme aber an, sie ist wie im Englisch. Da hieß es, 50-50. Im Mündlichen hat er alles 1, langweilt sich extrem, aber hält es aus. Es kommt immer mal vor, dass er Wörter benutzt, die sie dann nachschlagen muss ... Er bringt zudem kubanische Einflüsse mit in den Unterricht, die ihr nicht bekannt sind ... Die Punkte in den Tests und KA fehlen immer nur durch Akzente. Aber das sind dann schon mal so 7 bis 8 wodurch er dann je nach Gesamtpunktzahl auf 2 kommt und damit scheinbar im schriftlichen insgesamt 2 steht. Tja, bei 50 - 50 scheint bei ihr die Gewichtung dann zum schriftlichen zu tendieren. Wobei ich mich immer wundere, wenn er Grammatikregeln wörtlich zitieren muss, anstatt sie in Beispielsätzen richtig anzuwenden ...
    Ich glaube, ich sollte mal ein Elterngespräch führen ... obwohl, vielleicht sollte mein Mann das als Muttersprachler übernehmen ...

    • Offizieller Beitrag

    Ich verstehe deinen Ärger aber: wenn es scheinbar öfters passierte, dass er in Tests 2er wegen fehlender Akzente kassiert: warum lernt er sie nicht?


    Wozu zählen denn die tests? Bei uns zb sind die 50% schriftlich nur fie Klassenarbeiten! Die Tests gehören zum Mündlichen. Das ist aber je nach Bundesland ganz anders.


    Chili

  • tja, warum lernt er sie nicht ... vermutlich weil es bisher in jedem Schuljahr bzw. Zeugnis trotzdem zur 1 gereicht hat. Er ist in der 8. Klasse. Wir alle waren davon überzeugt, dass es gar nicht anders sein kann, weil er eben die Sprache so gut beherrscht. Mein Mann setzt auch keine Akzente und kann es auch nicht. Wie soll er aber nun zu jedem Wort den Akzent lernen, es scheint xtausende zu geben. Regeln?! Für mich sinnfrei, das Ganze. Aber gut, ich hoffe noch auf Antworten von Spanischlehrern ...

    • Offizieller Beitrag

    Wie soll er aber nun zu jedem Wort den Akzent lernen, es scheint xtausende zu geben.


    der Akzent geht doch im Spanischen immer in dieselbe Richtung. Hat was mit der Betonung zu tun. Den muss er dann mitlernen, wie man es im Französischen auch macht. Da dein Sohn die Vokabeln nicht mehr als neue Wörter lernen muss, hat er es ja eh schon leichter ;)

    • Offizieller Beitrag

    Also ich hatte eine Muttersprachlerin in meiner Französischklasse und sie hat (bei mir, sowie auch unmittelbar davor) die 3 kassiert.
    Weil sie eben die Wörter 'kannte' und nicht gelernt hat. auf Französisch ist es natürlich noch fieser, da die Rechtschreibung ein Genuss für sich ist.
    Ob aus Faulheit, Pubertät oder Unterforderung, sie hat sich auch wenig beteiligt, dann war es eben nicht 'perfekt', weil Muttersprachlerin.
    Es geht auch - mit steigenden Lernjahren sowieso - im Fremdsprachenunterricht nicht nur um die Kommunikation, um auf die 1 zu kommen.


    Chili

  • @ Chili: Das kann ich nur unterstützen. Meine Erfahrung mit Muttersprachlern im FRZ-Unterricht ist genau so: Am Anfang geht es noch, aber irgendwann reicht es nicht mehr "nur Muttersprachler" zu sein. Sonst hätten in Deutsch ja auch alle deutschen Schüler eine 1 ...

  • Also ich hatte eine Muttersprachlerin in meiner Französischklasse und sie hat (bei mir, sowie auch unmittelbar davor) die 3 kassiert.
    Weil sie eben die Wörter 'kannte' und nicht gelernt hat. auf Französisch ist es natürlich noch fieser, da die Rechtschreibung ein Genuss für sich ist.
    Ob aus Faulheit, Pubertät oder Unterforderung, sie hat sich auch wenig beteiligt, dann war es eben nicht 'perfekt', weil Muttersprachlerin.
    Es geht auch - mit steigenden Lernjahren sowieso - im Fremdsprachenunterricht nicht nur um die Kommunikation, um auf die 1 zu kommen.

    Worum gehts dann in steigenden Lernjahren? Das schreibst du leider nicht.
    Das kann ich nachvollziehen, aber das ist bei meinem Sohn nicht so, Rechtschreibung ist bis auf die Akzente sehr gut und Beteiligung auch. Wenn man die Wörter kennt und schreiben kann, wo soll man denn da ansetzen? Wörterlisten raus und Akzente pauken? Jedes Wort hat ja eine Betonung, aber nicht jedes hat einen Akzent. hm. Also, ich kann nachvollziehen, dass ihr Einsatz erwartet. Aber unfair ist es doch, wenn Schüler die 1 bekommen, ohne wirklich ein Gespräch egal zu welchem Thema führen können, aber die Grammatikregeln auswendig wissen und rechtschreiblich gut sind ... Den Widerspruch hat hier noch niemand für mich geklärt.

  • @ Chili: Das kann ich nur unterstützen. Meine Erfahrung mit Muttersprachlern im FRZ-Unterricht ist genau so: Am Anfang geht es noch, aber irgendwann reicht es nicht mehr "nur Muttersprachler" zu sein. Sonst hätten in Deutsch ja auch alle deutschen Schüler eine 1 ...

    Hm, da gehst du jetzt aber wenig auf das ein, was ich zu meinem Sohn schrieb. Besonders der letzte Satz hinkt sehr. Ich finde solch herablassendes Denken und Schreiben den Schülern gegenüber schade. Klingt fast, als müsse man den Muttersprachlern eins reinwürgen ...

    • Offizieller Beitrag

    Hallo!


    Vorab:
    a) ich bin keine Spanischlehrerin und kenne deinen Sohn nicht, weswegen ich aus der Ferne nicht erklären kann, was wie warum ist.
    b) ich bin selbst (zugewanderte!) Muttersprachlerin, unterrichte meine Muttersprache und es ist kaum etwas, was mich mehr ärgert als Sprüche wie "ach, und was unterrichten Sie? Französisch natürlich?" (ich sitze seit 35 Sekunden auf dem Zahnarztstuhl) "Logisch, dass du Französisch unterrichtest" oder noch "Muttersprachler können es am besten". (ja, deswegen hat man mir einfach mein Staatsexamen in die Hand gedrückt, als ich nach Deutschland kam und ich musste nicht in den Phonetik- (Theorie-), Grammatik-, Altfranzösisch-, Fachdidaktik- und so weiter Kursen sitzen...


    Ein paar Ideen ungeordnet am Morgen:


    1) Wenn eine Vokabelliste aufgegeben wird, dann sieht man die Akzente, dann lernt man sie mit. Genauso wie mein französischsprachiges Mädel, das ca. jede zweite Endung (die man auf Französisch fast nie hört) falsch schrieb. und wenn dein Sohn tatsächlich seit 2,5 Jahren Spanisch "lernt", ohne jemals die Rechtschreibung (Akzente und diakritische Zeichen gehören im Spanischen je nach Auffassung - und dieser Auffassung ist offensichtlich die Spanischlehrkraft deines Sohnes - dazu) zu lernen, dann muss er es jetzt leider nachholen.
    Es spricht meiner Meinung nach übrigens sehr für deinen Sohn und seine Zweisprachigkeit, dass er "nur" die Akzente falsch macht, weil ich ziemlich sicher bin, dass er hier und da ein paar Wörter "neu" / "aktiv" lernt. Gespräche mit Papa sind nämlich nicht immer mit dem Schulunterricht deckungsgleich.


    2) Die 3 Anforderungsbereiche (Reproduzieren, Erläutern, Urteilen / Problemlösung..) verschieben sich im Fremdsprachenunterricht über die Jahre.
    Einige Erwartungen, die bei mir (und einigen KollegInnen) über die Jahre zum Beispiel an Bedeutung wachsen (und die über die kommunikative Kompetenz hinausgehen, sie spielt natürlich eine Rolle!):
    - Beteiligung in ALLEN Phasen des Unterrichts (nicht nur was vorlesen, zb. sondern auch schwierigere Fragen zu Ende der Stunde beantworten, und seien sie so blöd für einen)
    - Richtigkeit der Antworten
    - das "Kognitive", was ich gerade nicht wirklich in Wörtern fassen kann.


    Beispiel: eine Stunde aus der 8. Klasse zur Vorbereitung eines Austausches.
    Es geht nicht nur darum, die Wörter Austauschschüler, Frühstück, Museum und so weiter in fertig übersetze Sätze zu übersetzen.
    Es geht auch nicht darum, der Lehrkraft antworten zu können, sondern es geht darum, zb in der Gruppenarbeit
    - sich gegenseitig zu helfen
    - selbst Vorschläge einzubringen (und nicht nur die der Gruppenmitglieder als wandelnder Lexikon zu übersetzen)
    - nicht nur etwas "langweiliges", "reproduzierendes" (im Buch standen 2 Vorschläge als Beispiel, die haben wir übernommen und nur eins hinzugefügt vs. wir haben eine komplett neue Idee eingebaut, Ironie in den Dialog eingefügt, versucht, viele interkulturelle Geschichten zu berücksichtigen (über die eigene Stadt, weil die Austauschschüler kommen), und Variation des Wortschatzes)
    - die Ergebnisse auch vorzutragen (und zwar nicht, weil man der "beste Schüler" ist, sondern, weil es reiheum geht und man an der Präsentationskompetenz arbeitet)


    Meine Erfahrung mit Muttersprachlern ist zweigeteilt (sowohl in der Schule als nicht muttersprachliche Schülerin neben einer Amerikanerin, in der Schule als Lehrerin gegenüber französischsprachigen Kids, oder noch an der Uni mit anderen Franzosen).
    Es gibt die, die das Fach als Herausforderung nehmen, weil sie die sprechen können aber nicht unbedingt alles wissen und die, die sich immer für was besseres halten. Natürlich gibt es auch was dazwischen.


    Wenn dein Sohn hier und da sich "langweilt" und der Meinung, er kann es eh und besser (und es auch zeigt), kann ich mir ganz gut vorstellen, dass er rein mündlich zwischen 1 und 2 oder gar 2 steht. Das zusätzlich zu den Abzügen in Tests und Klassenarbeiten und du hast die 2 im Zeugnis.


    Hinzukommt, dass viele Lehrkräfte (dazu zähle ich mich zb) im Zweifel im 1. Halbjahr die "schlechtere" Note geben und bei genau gleichem Stand die bessere im zweiten Halbjahr geben. In der Regel reicht es aus und ich hab fast nie die selbe Note im 2. Halbjahr geben müssen (das waren eher Fälle von "wenn es so ist, dann mache ich erst recht nichts mehr)


    Was mich interessiert ist aber: wenn dein Sohn tatsächlich schon perfekt schreibt, warum belegt er denn Spanisch? Warum hat er kein Latein oder Französisch genommen und Spanisch dann erst in der 3. Fremdsprache oder über eine "Überprüfungsregelung" den Einstieg in der Oberstufe, ohne die Mittelstufe zu besuchen? (kenne ich an fast allen Schulen, wo ich war. Franzosen würden eine solche Prüfung nie im Leben bestehen, aber bei Niederländern habe ich es oft gesehen und bei Spanisch kann ich es mir auch gut vorstellen.


    Chili

  • Danke, chili, das ist mir jetzt viel klarer und einsichtiger. Ich unterrichte keine Fremdsprachen und hab keine Ahnung. Wir haben im Land Brandenburg ja die Grundschule und danach die weiterf ab Klasse 7. Er hat nach der 4. die Schule in eine Leistungs-und Begabungsklasse der Sek1 gewechselt. Erste Fremdsprache war ab 3 Englisch und ab 5 war die zweite dann Spanisch. Für die ganze Klasse ist das so. Jetzt haben einige ab 7 die dritte und zwar Französisch, aber er wollte lieber in den Medien-und Kommunikationskurs rein. Mehr Wahl ist noch nicht. Ich glaub, ab dem nächsten Schuljahr gibts das Kurssystem, das wird uns jetzt sicher bald auf einem Elternabend erläutert.
    Zu den anderen Sachen kann ich nur sagen, was mein Sohn mir berichtet. Er arbeitet aktiv mit, ohne sich in den Vordergrund zu spielen. Er meint, er will ja nicht als Streber gelten. In GA bringt er sich ein, verbessert andere manchmal in der Aussprache, fügt sich ein, wenn die Mehrheit anderer Meinung ist. Er lernt Vokabeln, das stimmt tatsächlich, aber die Akzente kann er sich nicht merken, sagt er. Das wäre also etwas, wo ihm die Sinnhaftigkeit nicht klar ist. Richtig lange pauken muss er nicht, aber ich weiß und sehe, dass er sich auf Tests vorbereitet. Und du hast Recht, es sind immer auch einige neue Vokabeln dabei für ihn.
    Ich hoffe, er zeigt sich nicht besserwisserisch im Unterricht, ich bin nicht dabei. Er verneint es. Ich sollte einfach wirklich mal bei der Lehrerin einen Termin machen und ihre Eindrücke erfahren.
    Dieses im Halbjahr immer die schlechtere ... Hm, kenne ich als pädagogischen Grundsatz aus meiner Schulzeit, sorry, genau mit dem Argument des Anspornens, sonst macht der/die im zweiten Halbjahr nichts mehr. Für mich recht zweifelhaft, aber gut, ist zu respektieren.


    Eine andere Sache möchte ich noch einbringen aus Sicht einer Grundschullehrerin... Wir sollen differenzieren und z.b. Ein Kind, welches schon lesen kann, nicht mit dem Leselehrgang quälen. Für mich völlig logisch. Warum gilt das nun später nicht mehr, sondern oft müssen alle durch alles durch in der Sek 1? Vielleicht ist mein Eindruck auch falsch. Es klingt nur so ...

    Einmal editiert, zuletzt von cubanita1 ()

  • Wenn man die Wörter kennt und schreiben kann, wo soll man denn da ansetzen? Wörterlisten raus und Akzente pauken? Jedes Wort hat ja eine Betonung, aber nicht jedes hat einen Akzent. hm. Also, ich kann nachvollziehen, dass ihr Einsatz erwartet.


    Ich finde Diskussionen darüber, warum man jetzt dieses oder jenes nicht können braucht oder wissen kann oder warum es völlig unfair ist, dass man lernen muss, immer sehr ... interessant. In der Regel höre ich sowas aber eher von Schülern, nicht von Kollegen. :)


    Der Knabe soll einfach mal anfangen zu lernen - die Akzentsetzung im Spanischen ist ja nicht willkürlich sondern folgt phonetischen Regeln, die ihm als Muttersprachler wahrscheinlich schnell auffallen werden, wenn er sich mal eingehend damit beschäftigt. Stumpf auswendiglernen ist als Lernstrategie sowieso auf Dauer suboptimal.


    Nele

  • Ich finde Diskussionen darüber, warum man jetzt dieses oder jenes nicht können braucht oder wissen kann oder warum es völlig unfair ist, dass man lernen muss, immer sehr ... interessant. In der Regel höre ich sowas aber eher von Schülern, nicht von Kollegen.

    :?:

    Der Knabe soll einfach mal anfangen zu lernen - die Akzentsetzung im Spanischen ist ja nicht willkürlich sondern folgt phonetischen Regeln, die ihm als Muttersprachler wahrscheinlich schnell auffallen werden, wenn er sich mal eingehend damit beschäftigt. Stumpf auswendiglernen ist als Lernstrategie sowieso auf Dauer suboptimal.

    Vielleicht sollte ich das als Hinweis an die ihn unterrichtende L weitergeben, dass das mal Thema werden sollte ... Besser spät als nie.

    • Offizieller Beitrag

    Oft wählen die Kinder ihre (zweite) Muttersprache, weil sie meinen, damit ohne Aufwand gute Noten zu bekommen. Das tut dein Sohn ja auch, eine zwei ist doch "gut".
    Zu den Akzenten wurde schon einiges geschrieben. Warum soll er die nicht lernen können? Andere müssen das auch, da bildet er keine Ausnahme.


    Noch etwas aus eigener Anschauung:
    meine Freundin ist Andalusierin. 4 Töchter. Mit der Mama wurde Spanisch gesprochen, der Papa ist Deutscher. Wie in vielen Familien, war der Papa nicht gar so oft zu Hause, die Kinder sprachen also viel Spanisch. Alle Sommerferien wurden komplett in Andalusien mit der Großfamilie verbracht. Dann, als die Mädels zwischen 10 und 15 Jahre alt waren, zog die Familie endgültig nach Spanien. Und plötzlich merkten die 4 Kinder, dass zwischen dem, was man mit Mama tagtäglich und mit der Familie in den Ferien so redet und dem, was in der Schule verlangt wurde, ein Riesenunterschied bestand.
    Will damit sagen, auch im Fremdsprachenunterricht geht es ja (zumindest auf dem Gymnasium) bald auch über Umgangssprachliches, über "my name is... and my hobbies are..." hinaus. Das ist durchaus vergleichbar mit dem Deutschunterricht für deutsche Kinder: sie sprechen es, schreiben es auch (leidlich :D), aber dennoch haben sie Deutsch als Schulfach. Kein überhebliches Beispiel, sondern schlichte Tatsache ;_)


    Auch die schlechtere Notengebung zum Halbjahr im Grenzfall ist so unsinnig nicht, je nach "Fall". Aber das führt jetzt zu einem anderen Thema.


    Ich würde an deiner Stelle tatsächlich mal mit der Lehrerin reden. Dann wird ihre Notengebung sicher transparenter. Eigen- und Fremdwahrnehmung der Kinder können sehr differieren ;)

  • @cubanita1: Wie kommst Du darauf, dass ich Muttersprachlern eins reinwürgen will? Auch kann ich in meinem Statement kein "herablassendes Denken und Schreiben sehen".
    Im Anfangsunterricht in der Fremdsprache ist es häufig so, dass die Muttersprachler merken, dass sie in der mündlichen Kommunikation im Unterricht locker mitkommen und dann nicht die Notwendigkeit sehen, zusätzlich noch Arbeitszeit aufzuwenden. Dies ist allerdings in den meisten Fällen nötig, da die schriftliche Kommunikation aus mehr als nur "Vokabelwissen" besteht (ich gehe hier nicht mehr in die Tiefe, das hat Chili oben schon getan). Und dann kommt das "böse Erwachen", wenn keine 1 auf dem Zeugnis steht.
    Deshalb auch mein (in meinen Augen nicht hinkender) Verweis auf den Deutschunterricht. Hier sitzen ganz viele Muttersprachler auf einem Haufen und trotzdem haben nicht alle eine 1, weil Sprachunterricht eben auch andere Dimensionen (Inhalt, Transfer ...) hat, die über die bloße mündliche und schriftliche Sprachbeherrschung hinausgehen.

  • Hach, ich gebs nun auf, eine meiner Frage, die ich oben stellte wurde ja leider von keinem Spanischlehrer hier beantwortet. Ich habe aber von chilipaprika einiges über Fremdsprachenunterricht und Schwerpunkte erfahren. Vielen Dank nochmal. Ansonsten stellen hier einige einfacherweise in den Raum, dass mein Sohn sich auf seinem Können ausruht und nichts tut. In den Abendstunden und in den zurückgegebenen KA sehe ich ja, dass dies nicht das Problem ist, insofern ist es müßig. Es war ja auch nicht meine Frage ... Aber vermutlich gibt's auf meine Frage nur eine Antwort seiner Lehrerin.
    Vielen Dank trotzdem für eure Statements.

  • Hallo,


    ich bin Spanischlehrerin...


    Auch ich habe immer wieder Muttersprachler im Unterricht, wobei das Fach bei uns erst in Klasse 10 einsetzt. Die kommen teilweise mit einem Mittleren Schulabschluss Spanisch (Herkunftsprachlicher Unterricht) in meinen Anfängerkurs Spanisch...
    Und was ist das Hauptproblem: die Akzente! Ich verstehe ehrlich nicht, warum das gerade für Muttersprachler ein Problem ist, denn wie schon oben erwähnt, folgen die im Spanischen klaren Regeln:
    Kurzversion:
    Ein Wort wird auf der vorletzten Silbe betont, wenn es auf Vokal, n oder s endet. Ansonsten auf der letzten. Weicht das Wort von dieser Regel ab (und das müsste ein Muttersprachler eigentlich im Gehör haben...), setzt man auf die zu betonende Silbe einen Akzent: información.
    Dann gibts noch Akzente zur Bedeutungsunterscheidung, z.B.Ésta, está, esta.... die sind natürlich noch mal ne Spur wichtiger. Siehe auch, und das dürfte im dritten Lernjahr eine Rolle spielen, in den Vergangenheitszeiten.... Da macht dann nämlich ein Akzent aus, welche Person gemeint ist und nur so als Beispiel: naufrago (ich ertrinke) und naufragó (er ertrank)... kleiner, aber entscheidender Unterschied. Und dann ist ein Akzentfehler ein Grammatikfehler!


    Alles andere was Transfer und Beteiligung, etc. angeht, kann man so aus der Ferne nicht beurteilen. Aber Akzente sind nicht nur Dekoration :)

  • Ich stimme Trekkie zu.


    Ich bin auch Spanischlehrerin. Es gibt für die Akzente ganz klare Regeln, die wurden ja oben schon zitiert und sind in jeder Grammatik nachzulesen. Natürlich kann man die lernen und dann einfach anwenden. Genau diesen Prozess musste ich als Nicht-Muttersprachlerin ja auch durchlaufen, und so schwer ist es ja nun wirklich nicht, da gibt es schon schwierigere Themen im Spanischen.


    Bei uns setzt sich die Note 50:50 mündlich/schriftlich zusammen. Zur mündlichen Note zählt sowohl die Quantität als auch die Qualität der mündlichen Beiträge (u.a.). Meldet sich dein Sohn denn regelmäßig? Liefert er auch inhaltlich gute Beiträge ab (also auch mal eine fundierte Begründung, Meinungsäußerung, sachlich richtige Informationen) oder hebt er sich "nur" durch seine grammatikalisch richtigen Sätze und seine gute Aussprache ab?


    Klar, ich hatte auch schon mal Muttersprachler bzw. Fast-Muttersprachler. Aber die müssen genau wie alle anderen auch eine inhaltliche Leistung erbringen. Wenn sie das nicht tun, kriegen sie auch keine 1. Allein die sprachlich korrekten Äußerungen reichen da nicht aus.


    Im Schwimmunterricht z.B. reicht es ja auch nicht aus, wenn du dich stundenlang über Wasser halten kannst oder besonders schnell schwimmen kannst, sondern du muss auch noch den korrekten Stil zeigen. In Mathe reicht es auch nicht aus, wenn du der Weltmeister im Kopfrechnen bist. Da gibt es bestimmt noch mehr Beispiele in der Art.


    Ich würde die Lehrerin einfach mal nach ihren Benotungskriterien fragen, so etwas legt ja die FK fest. Dann müsste sie dir ja weitere Argumente als nur die fehlenden Akzente liefern können. Das alleine ist in der Tat seltsam, das würde mir auch nicht reichen.


    LG
    Susanne

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