Quereinstieg mit dem Fach DEUTSCH

  • Hallo liebes Forum,


    nach einiger erfolgloser Recherche im Internet, hoffe ich, dass es hier den ein oder anderen User gibt, der mir vielleicht weiterhelfen kann.


    Ich bin Germanist, habe einen Master of Arts in Deutsch und im Nebenfach Philosophie/Ethik studiert. Zu Beginn meines Masterstudiums ist mir klar geworden, dass ich als Lehrer arbeiten möchte, habe also daraufhin einige Pädagogik-Veranstaltungen besucht, als Vertretungslehrer in Berlin gearbeitet und auch ein Unterrichtspraktikum absolviert. Leider reichen diese ganzen Nachweise für die Aufnahme in den Vorbereitungsdienst auf "regulärem" Wege nicht aus, da mir trotzalledem eine recht umfangreiche Anzahl an Lehrveranstaltungen fehlt.


    Ich möchte nun also versuchen, als Quereinsteiger in den Lehrerberuf einzusteigen. Meine Jobwahl ist endgültig und ich bin mir sicher, dass ich in dieser Arbeit meine Erfüllung finden kann, daher würde für mich ein Wegzug aus Berlin in ein anderes Bundesland in jedem Falle in Frage kommen. Jedoch (der ein oder andere wird wissen, worauf es hinausläuft): Ich habe bislang in KEINEM Bundesland die Möglichkeit gefunden, sich mit meiner Fächerkombination für einen Quereinstieg zu bewerben. Hat irgendjemand Erfahrungswerte oder möglicherweise einen Tipp, in welchem Bundesland es im Moment klappen könnte? Ich bin für jede Hilfe dankbar und hoffe sehr, dass es evtl. irgendeinen "Insider-Tipp" gibt, wie es mit meinem Studium und meiner Berufserfahrung doch noch klappen könnte.


    Danke & einen schönen Sonntag!
    Christoph

    • Offizieller Beitrag

    Ich kenne zwar nicht die Situation in den 16 Bundesländern perfekt, und natürlich kenne ich tatsächlich Seiteneinsteiger mit Deutsch (wobei sie eigentlich für ihr anderes Fach - und es war NICHT Philosophie - eingestellt wurden), aber ich glaube, man kann behaupten: vergiss es.
    Arbeite weiter als Vertretungslehrer, wenn es tatsächlich klappt, mach dein Lehramtsstudium zu Ende, ja es dauert länger als mit einem hypothetischen Seiteneinstieg, aber ernsthaft: es gibt mehr Deutschlehrer auf dem Arbeitsmarkt, als man in den nächsten 4-5 Jahren einstellen könnte. Und es kommen jedes Jahr neue. Die auch sogar manchmal interessante Nebenfächer haben ;)


    Tut mir leid, aber die harte Wahrheit muss auch mal gesagt werden.


    Chili


    PS: ich würde grundsätzlich zur Zeit selbst von einem Deutsch-Lehramtsstudium abraten oder nur in Kombi mit soviele außerschulische Praktika, wie nur geht, um den Plan B abzusichern.

  • Danke für die Rückmeldung!


    Irgendjemand weitere Erfahrungswerte oder ist evtl. sogar jemand von den eben erwähnten Seiteneinsteigern in Deutsch dabei, bei dem es geklappt hat?


    Viele Grüße
    Christoph

  • Ich kann nur für NRW sprechen. Hier sind die Anforderungen an Seiteneinsteiger relativ gering. Vor zwei, drei, vier Jahren lag der Anteil der Seiteneinsteiger bei Neueinstellungen bei 10 bis 15 %, heute liegt er bei 1 bis 2 % (Zahlen aus dem Schulministerium). Mit Deutsch/Philo hast Du hier keine Chance.


    Wie alt bist Du denn? Ich nehme an, zwischen 25 und 30? Wenn Du es finanzieren kannst, würde ich das Lehramtsstudium nachholen, also den Master of Education machen. Das dürfte zwei bis drei Jahre dauern, da Du ja auch arbeiten gehen wirst. Dann 18 Monate Referendariat.

  • Hallo,


    einen Master of Education nachzuholen, kommt im Moment nicht in Frage, da dies mit meiner momentanen Lebensplanung einfach nicht vereinbar ist, noch einmal ca. 4-5 Jahre (2-3 Studium + Ref) für eine Ausbildung aufzuwenden, die einem kompletten neuen Studium gleichkäme. Danke aber für den Hinweis!


    Bei der Schulform habe ich in meiner Situation keine Präferenz (lediglich Sonderpädagogik ist ausgeschlossen), auch nicht beim Ort. Wenn sich die Möglichkeit ergibt, in Hamburg-Altona am Gymnasium zu arbeiten, nehme ich die Chance genauso wahr, wie an der Hauptschule in der Brandenburgischen Provinz.


    Eine Zwischenfrage zu meiner Eingangsfrage: Durch welchen Umstand hat sich die Einstellungssituation innerhalb von nur 3-4 Jahren derartig verschlechtert für Seiteneinsteiger? Wenn ein so schneller Umschwung eingetreten ist, wäre da nicht u.U. auch ein anderer Trend in den nächsten Jahren möglich? Wie unvorhergesehene Umstände an der Börse? :)


    Viele Grüße
    Christoph

  • Nur zum Verständnis: Ob vor drei und vier Jahren jemand mit Deutsch/Philo eingestellt wurde, weiß ich auch nicht mit Sicherheit!


    Das hängt vor allem ab von geburtenstarken- und geburtenschwachen Jahrgängen (sowohl bei den Lehrern als auch bei den Schülern) und davon, wie viele Lehrer sich in welchen Fächern ausbilden lassen. Es gibt Prognosen dazu, wie gesucht in fünf, zehn, zwanzig Jahren Lehrer für welche Fächer an welchen Schulformen sein werden.


    Inwiefern ist der M. Ed. nicht mit Deiner Lebensplanung vereinbar? Ich bin jetzt 33, muss aber Schulden zurückzahlen und mich in dem Alter natürlich auch sonst finanzieren, so dass ich tatsächlich auf drei Jahre Uni plus Referendariat käme und dann etwa mit 38 fertig wäre, so dass ich mich jetzt halt von der Schule weg orientieren werde. Wenn ich aber fünf Jahre jünger wäre oder finanziell besser dastände - keine Frage, dann würde ich eben nochmal an die Uni gehen!

    • Offizieller Beitrag

    Schweinezyklus.


    2011 hat sich in NRW beim Gymnasialmarkt (ein paar Jahre zuvor beim Grundschulmarkt) die Lage geändert. Auf einmal ("auf einmal", natürlich war das vorher vorhersehbar) gab es mehr Angebot als Nachfrage.
    Die hohe Nachfrage bestand aber insbesondere in den Naturwissenschaften und es war damals schon nicht der Normalfall, dass ein Seiteneinsteiger in Deutsch eine Stelle bekommt.


    Bei der Zeitrechnung, bedenke: als Seiteneinsteiger machst du - je nach Bundesland in unterschiedlicher Form - auch ein Referendariat oder Ähnliches. Damit kannst du schon die 2 Jahre abziehen und hättest "nur" den Mehraufwand der rein akademischen Ausbildung. Dafür aber die Garantie, dass du wirklich gleichgestellt wirst.
    Bei Stellenausschreibungen bist du überall als Seiteneinsteiger / Quereinstieger "nachrangig" zu betrachten. Ich weiß, dass einzelne Schulen es auch mal geschafft haben, zu begründen, warum sie unbedingt einen SE wollten und keinen Menschen mit 2. StEx genommen haben. Aber die Seiten sind mehr oder weniger vorbei. Da passt der Personalrar besser auf, die Schulleitungen haben natürlich "Normalpersonal" lieber, Seiteneinsteiger kosten eine Menge Investitionen (Stunden, Arbeit).


    Chili

  • wenn ich nicht völlig falsch liege, wurde der Seiteneinstieg für Mangelfächer geschaffen.
    Deutsch war nie ein Mangelfach, ganz im Gegenteil.


    Das stimmt. Und der Seiteneinstieg wurde eigentlich auch für Leute geschaffen, die fünf, zehn oder 15 Jahre im Berufsleben standen und sich dann neu orientieren wollten. Zumindest in NRW kann die Regelung dennoch für alle Fächer angewendet werden.


    Soll heißen: Die formale Möglichkeit ist mit Deinen Fächern zumindest in NRW gegeben. Dennoch geht Deine Chance auf eine Stelle hier gegen null und ich denke, dass es in anderen Ländern wenig besser aussieht. Also ab an die Uni ;)

  • Hallo,


    die Hoffnungen sind tatsächlich nicht besonders groß und alles, was ich zu diesem Thema gefunden habe, sieht auch wirklich nicht erfolgsversprechend aus. Aber deswegen ja auch der Versuch hier, nochmal Erfahrungen und Tipps von anderen Usern zu diesem Thema einzuholen. Auch wenn es nie ein Mangelfach gewesen sein mag, gibt es sie ja, die seltene Spezies der Deutsch-Seiten- und Quereinsteiger. Aber dennoch danke für deine Rückmeldung.


    Viele Grüße
    Christoph

  • Soll heißen: Die formale Möglichkeit ist mit Deinen Fächern zumindest in NRW gegeben. Dennoch geht Deine Chance auf eine Stelle hier gegen null und ich denke, dass es in anderen Ländern wenig besser aussieht. Also ab an die Uni ;)

    Haha, danke. Aber es hat nichts mit "keine Lust" oder ähnlichem zu tun, nochmal die Unibank zu drücken, es ist aus einigen Gründen (und es würde jetzt den Rahmen und auch das eig. Thema sprengen, das hier anzuführen) für mich ausgeschlossen, nochmal für 2-3 Jahre ein Lehramtsstudium zu absolvieren - was aber nat. nicht für den Vorbereitungsdienst gilt. Danke trotzdem nochmal!


    Soweit ich das gesehen habe, ist die formale Möglichkeit bis auf wenige Ausnahmen fast überall möglich. Deswegen hoffe ich, dass vielleicht noch jemand Erfahrungen aus anderen Bundesländern hat?

  • Dann erweitere ich nochmal ganz ausdrücklich meine Anfrage, die sich nicht nur auf das Fach Deutsch, sondern auch auf (Praktische) Philosophie / Ethik / Lebensgestaltung bezieht. Laut meiner Recherche sind dort ja auch die Einstellungschancen insgesamt höher. Wäre also dankbar für Rückmeldungen in Bezug auf meine beiden Fächer (leider etwas undeutlich im Thementitel genannt) und aus allen Bundesländern.

  • Als ich mich mit dem Thema beschäftigt habe, waren Seiteneinsteiger sehr gesucht. In Maschinenbau, Mathematik, Physik, Elektrotechnik…du erkennst das Muster.


    Ich denke, du wirst dich entscheiden müssen, ob du noch mal an die Uni gehst und nachstudierst oder dir einen Job außerhalb der Schule suchst.

  • Hallo,


    für Seiteneinstieg in Rheinland-Pfalz wirst du hier fündig - oder auch nicht.
    Stellen für allgemeinbildende Schulen erst wieder ab Mai.
    Für Berufsbildende Schulen: Gesundheitslehre, Informatik, Mathematik, Metalltechnik, Elektrotechnik, Pflegewissenschaften.


    Die Fächer Deutsch, Philosophie, Ethik, Lebensgestaltung kommen nicht vor.


    Gruß
    Nitram

  • in bayern könntest du auf vertretungsstellen arbeiten, aber die sind befristet, schlecht bezahlt und nach zwei jahren bist du raus. zudem wird jeder mit lehramtsabschluss bevorzugt eingestellt. entweder du machst einen lehramtsabschluss nach oder du vergisst den plan, außer vielleicht im privatschulbereich oder im ausland. aber hier dürfte der markt mit deutschlehrern momentan auch eher überschwemmt sein. wenn du den abschluss + ref nachmachst hast du vll. wieder bessere chancen - besagter schweinezyklus lässt grüßen.

Werbung