Ältere Lehrer an der Schule


  • Zitat


    Bei uns an der Berufsschule gibt es geschätzte 40 Unterrichtsentwürfe zum Thema Kaufvertrag.
    Na und ? Wir haben auch fertige Unterrichtsentwürfe, die man aber nicht immer 1:1 einsetzen kann, weil Schüler Individuen sind und Unterrichtsmaterialien/Unterrichtsschritte nicht normieren kann.-Wäre ja sonst schön !



    Es hat niemand behauptet, dass bei uns Unterrichtsentwürfe 1:1 übernommen werden. Dass Schüler Individuen sind, war mir bislang nicht klar, sorry. Danke für den Hinweis.


    Aber es ist einfach so, dass viele Lehrer einfach qua Beruf keine Teamplayer sind und auch "von oben" nicht sein müssen.


    Ich habe früher im Messe- und Ladenbau gearbeitet. Mein Chef hätte uns etwas erzählt, wenn jeder Projektleiter bei jedem Kunden von Null zu planen angefangen hätte. Man hat geschaut, wer schon mal etwas ähnliches gemacht hatte, dann die CAD-Zeichnung entsprechend angepasst und weitergearbeitet. Auch Ladeneinrichtungen sind individuell je nach Kunde, aber eine Theke haben die meisten. Und eine Kasse muss z.B. auch irgendwo rein. Da muss nicht jedes Mal das Rad neu erfunden werden.
    Da in der so viel zitierten freien Wirtschaft Zeit Geld ist, wäre es anders gar nicht machbar gewesen.


    Beim "Staat" geht das. Da gibt es den EDA-Faktor. Die Lehrer sind eh da und müssen bezahlt werden, ganz egal wie viele Stunden sie arbeiten. http://de.wikipedia.org/wiki/EDA-Kosten


    Entweder wir wollen etwas ändern oder nicht. Dann hören wir aber bitte auch mit dem Herumgejammere auf.

    • Offizieller Beitrag

    Entweder wir wollen etwas ändern oder nicht. Dann hören wir aber bitte auch mit dem Herumgejammere auf.


    So ist es. Ist ja nicht so, dass es da nicht genügend Möglichkeiten gäbe. Nichts tun und hoffen, dass es besser wird, ist jedenfalls die Variante mit der absoluten Fehlschlag-Garantie.
    Und die Energie, die viele Kollegen ins Jammern stecken, ist immens - würden sie genau diese Energie in gegenseitige Unterstützung, effiziente Arbeit an Pools und Kommunikation, die was bringt, stecken... es ginge ihnen schon deutlich besser.
    Und wer will, dass sich in der Politik was ändert, trete in den Verband/die Gewerkschaft seiner Wahl ein und tue da aktiv etwas.

  • Ja, ja Meike. Wenn es bei euch funktioniert, dann Glückwunsch, dann kannst du ja wunderbar an deiner Karriere basteln, anstatt an Unterrichtsvorbereitungen und Korrekturen zu brüten. Leider gibt es - bei euch nicht? - ein Beförderungssystem, das das Einzelkämpfertum fördert, wenn nicht zementiert. Zusammenarbeit und Konkurrenz bei wenigen Beförderungsstellen passt nicht zusammen!

  • Mönsch Meike, reg dich nicht auf, dein Herz, es ist Sonntag ! ;)


    Ich mache mir auch viel weniger Gedanken um die älteren Kollegen, die evtl. auch mal früher zuhause bleiben wenn sie krank sind (weil sie gelernt haben!). Ich mache mir Gedanken um die jungen Lehrkräfte, die ihre Stundenzahl runterschrauben, um trotzdem eine Vollzeitstelle auszufüllen. :stumm:


    Für Kooperation braucht man keine großen Fachschaften, so wie Meike schreibt: Fangt mit einer Person an, irgendwann wird es weiter gehen.
    Als ich ganz frisch aus dem Ref an eine neue Schule kam (volle Stelle versteht sich, lauter fachfremder Unterricht, chaotische Klasse da sich vorher die Vertretungen die Türklinke in die Hand gaben) war meine einzige Rettung meine doppelt so alte Kollegin: Vollkommen selbstverständlich schlug sie mir ein Treffen vor, bot mir ordnerweise Material an, erklärte mir ihr Vorgehen und ihre gedanklichen Planungen dazu. Was ich davon übernehmen wollte, überließ sie voll und ganz mir. Ohne SIE wäre ich ertrunken in Arbeit und Chaos (selbst mit den ganzen Dingen war das am Anfang echt noch viel). Im Laufe der Zeit (inzwischen arbeiten wir fast 8 Jahre parallel) pendelte sich das ganze ein wenig ein, sie hatte ihre altbewährten Materialien die sie vorschlug, ich brachte ein paar neue Ideen ein: schwupps! Altbewährter Unterricht mit neuen Ideen für 2 Klassen mit maximal der Hälfte an Arbeit!
    Koordination bringt IMMER Entlastung, wenn man sich nur drauf einlässt. Ich brauche nicht meckern, wenn ich irgendwas total doof finde - ich nehme es dann einfach nicht und fertig (oder verändere es eben und stelle ihr das veränderte Material auch zur Verfügung). Schreiben wir identische Arbeiten, nutzen wir identische Bewertungsschlüssel und Co., sparen wir uns auch gleichzeitig jede Menge Diskussionen mit Schülern und Eltern á la "Aber die Arbeit der Klasse xy war viiiel einfacher als unsere....". Inzwischen ist es bei uns bei ca. der Hälfte des Kollegiums gang und gäbe Ordner (die meisten von uns habens noch nicht so mit der digitalen Welt..) hin und her wechseln zu lassen...


    Meine Freundin, ähnliche Voraussetzungen wie bei mir fragte mich anfangs immer, wie ich es denn schaffen würde noch zum Sport zu gehen?! SIE hatte leider keine solche Kollegin wie ich (und leider auch komplett andere Klassen & STufen so dass ich ihr damals auch noch nciht wirklich aushelfen konnte).

    • Offizieller Beitrag

    Ja, ja Meike. Wenn es bei euch funktioniert, dann Glückwunsch, dann kannst du ja wunderbar an deiner Karriere basteln, anstatt an Unterrichtsvorbereitungen und Korrekturen zu brüten. Leider gibt es - bei euch nicht? - ein Beförderungssystem, das das Einzelkämpfertum fördert, wenn nicht zementiert. Zusammenarbeit und Konkurrenz bei wenigen Beförderungsstellen passt nicht zusammen!


    Sach mal, hörst du dich eigentlich selber reden?


    Ich bastel nicht an meiner Karriere. Ich engagiere mich intensiv personalrätlich und gewerkschaftlich für meine Kollegen. Und auch einfach als solidarische Kollegin. Und ich hab auch mal in 'ner echt fiesen Fachschaft angefangen. Mit 1-2 Kollegen.


    Und du? Was machst du?


    Zitat

    Für Kooperation braucht man keine großen Fachschaften, so wie Meike schreibt: Fangt mit einer Person an, irgendwann wird es weiter gehen.

    So ist es. Kein Versuch = kein Ergebnis.

    Zitat

    Koordination bringt IMMER Entlastung, wenn man sich nur drauf einlässt. Ich brauche nicht meckern, wenn ich irgendwas total doof finde - ich nehme es dann einfach nicht und fertig (oder verändere es eben und stelle ihr das veränderte Material auch zur Verfügung). Schreiben wir identische Arbeiten, nutzen wir identische Bewertungsschlüssel und Co., sparen wir uns auch gleichzeitig jede Menge Diskussionen mit Schülern und Eltern á la "Aber die Arbeit der Klasse xy war viiiel einfacher als unsere....". Inzwischen ist es bei uns bei ca. der Hälfte des Kollegiums gang und gäbe Ordner (die meisten von uns habens noch nicht so mit der digitalen Welt..) hin und her wechseln zu lassen...

    Danke Schmeili.


    Und Elternschreck: außer ironisieren und mal nen dummen Spruch lassen: was hast du denn schon getan dafür, dass es besser wird? Auch für andere?


    Liebe Güte... machmal glaub ich ich bin hier... naja, ich sach's jetzt nicht, wo.

  • Im LEHRERforum, Meike?


    Lehrer sind halt schon ein Völkchen für sich, oder!?

  • Zitat Elternschreck :

    Zitat

    Die Denke von Super-Lion und Meike spielt nur den verantwortlichen Bildungspolitikern Trumpf-Ass-Karten hinsichtlich finanzieller Einsparungen in die Hand.

    Zitat Meike :

    Zitat

    Das ist eine Behauptung. Eines Menschen, der selbst nicht koordiniert. Die Erfahrungen gut kooperierender Kollegen (hier im Forum und anderswo) sprechen dagegen. Sorry, das kann ich nicht ernst nehmen. Einfach nur ein Spruch.

    Kannst Du oder willst Du es nicht verstehen, geehrte Meike ?


    An unserer Schule ist bereits (fast) alles bis zum organisatorischen Optimum und guter Kooperation austariert. Und trotzdem spürt man immer noch die erhebliche Mehrbelastung. Sie ist Fakt !


    Dass Du hier mit Deinem Kooperationsgeschwafel, und dazu noch als aktives GEW-Mitglied, hier im Forum die objektive Mehrbelastung bagatellisierst und Kollegen , die darunter leiden, abkanzelst, befremdet hier nicht nur mich. 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

    • Offizieller Beitrag

    Ich fürchte, du bist es der nix kapiert hat, geehrter Elternschreck!


    Ich bagatellisiere gar nix. Ich weiß, dass die Arbeit der Lehrer mehr geworden ist und daran arbeitet meine Gewerschaft intensivst. Gerne mal boykttiert von den jammernden Lehrern, die bei keiner Aktion mitmachen wollen. Zum Beispiel, als wir mal wollten, dass über einen kurzen Zeitraum Zusatzarbeiten dokumentiert werden, um eine konkrete Faktenlage für einen Antrag im Landtag zu haben. Oder als wir gerne mal ein paar Leute auf der Straße gehabt hätten, als es um die 1 Stunde mehr in Hessen ging. Usw. Usf. Wo waren die jammerer? Jammernd zu Hause / im Lehrerzimmer. Ich verharmlose gar nix - ich hab nur keine Lust mehr auf die Menschen, die die Verantwortung weit von sich weg schieben und immer, immer drauf warten, dass ANDERE die Probleme für sie lösen. Und an den ANDEREN dann herummeckern, wenn die das nicht SOFORT und DIREKt schaffen.


    Dass man anerkennt, dass sich die Arbeit verdoppelt hat (und das tue ich), heißt doch GERADE, dass man verschiedene Wege finden muss, sie zu reduzieren. Und nicht jammern und drauf warten, dass irgendjemand - nur nicht man selbst, bitte - da mal drangeht.


    Mir zu unterstellen, ich wüsste nicht, wie viel Arbeit im Lehrerberuf steckt (Oberstufe mit 2 Korrekturfächern!!) ist natürlich ein Witz. Und mir zu unterstellen, dass ich die Arbeit bagatellisiere eine bösartige Unterstellung. Ich bin lediglich der Meinung, dass man, wenn man ein Proiblem erkannt hat, als erwachsener Mensch nicht rumheult, sondern sich aktiv dafür einsetzt, dass das Problem behoben wird. Auf den verschiedensten Feldern.

  • @ Elternschreck:

    Und trotzdem spürt man immer noch die erhebliche Mehrbelastung. Sie ist Fakt !

    ich finde es wirklich bewundernswert, dass du bei deiner erheblichen Belastung trotzdem noch so viel Energie und Zeit aufbringst, um dich im Lehrerforum so stark einzubringen: Im Schnitt fast 1 (meist umfangreicher) Beitrag pro Tag!!!


    :bete: :bete: :bete: :bete: :bete:

  • Ich kann halt gut organisieren, geehrte Sunny08 !


    Zitat Meike :

    Zitat

    Ich fürchte, du bist es der nix kapiert hat, geehrter Elternschreck!

    Nein !


    Mal ne dumme Frage (Ich weiß, dass ich dumm bin!), geehrte Meike : Irgendwie positionierst Du Dich hier sehr merkwürdig und vehement. Hat man Dir eine lukrative Anstellung innerhalb der Bezirksregierung oder gar Bildungspolitik angeboten ? Dann könnte ich Deine Äußerungen verstehen und würde sie dir nachsehen, weil Du ja bestrebt wärst, einen guten Eindruck nach oben zu hinterlassen, falls die hier mitlesen. 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

    Einmal editiert, zuletzt von Elternschreck ()

  • @ Elternschreck:

    ich finde es wirklich bewundernswert, dass du bei deiner erheblichen Belastung trotzdem noch so viel Energie und Zeit aufbringst, um dich im Lehrerforum so stark einzubringen: Im Schnitt fast 1 (meist umfangreicher) Beitrag pro Tag!!!


    :bete: :bete: :bete: :bete: :bete:


    Ein Unding, dass Lehrer überhaupt noch Freizeit haben... finde ich auch!


    Gruß!

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

    • Offizieller Beitrag


    Wie du mit einem kleinem bisschen Lesen herausgefunden haben könntest, arbeite ich auf der anderen Seite des Tisches - der Arbeitnehmervertetung. Überwiegend ehrenamtlich. Mit ganz schlechten Karriereaussichten. Aber - guter Versuch deinerseits mal wieder völlig inhalts- und vor allem argumentfrei zu stänkern.


    Mal davon ab, dass ich echt nicht mehr nachvollziehen kann, wie viel böse Unterstellungsenergie du da heinsteckst meine Beiträge in eine Richtung umzuinterpretieren, die beim besten Willen nicht drinsteckt. Obwohl:

    Zitat

    (Ich weiß, dass ich dumm bin!), geehrte Meike

    immerhin. Vielleicht erklärt das ja dein Nichtverstehenwollen/können.


    Ich wiederhole mich mal von weiter oben: Dass man anerkennt, dass sich die Arbeit verdoppelt hat (und das tue ich), heißt doch GERADE, dass man verschiedene Wege finden muss, sie zu reduzieren. Und nicht jammern und drauf warten, dass irgendjemand - nur nicht man selbst, bitte - da mal drangeht.


    Mir zu unterstellen, ich wüsste nicht, wie viel Arbeit im Lehrerberuf steckt (Oberstufe mit 2 Korrekturfächern!!) ist natürlich ein Witz. Und mir zu unterstellen, dass ich die Arbeitsbelastung bagatellisiere eine bösartige Unterstellung. Ich bin lediglich der Meinung, dass man, wenn man ein Problem erkannt hat, als erwachsener Mensch nicht rumheult, sondern sich aktiv dafür einsetzt, dass das Problem behoben wird. Auf den verschiedensten Feldern.

  • Unterrichtsvorbereitung durch Kooperation zu optimieren, ist für meine persönliche Situation (euphemistisch formuliert) ein Tropfen auf den heißen Stein. Die paar Minuten, die mir täglich noch bleiben, um meinen Unterricht vorzubereiten, noch zu reduzieren, ist zwar nett, machen aber an der Gesamtarbeitsbelastung kaum etwas aus. Diese Belastung ist in den letzten Jahren vor allem deshalb so gestiegen, weil die Korrekturbelastung ständig steigt. Und dies liegt vor allem daran, dass ich in den letzten Jahren immer mehr Referendare zu betreuen habe, deren Korrekturen ich (zusätzlich zu meinen eigenen Korrekturen) noch gegenkorrigieren darf. Das heißt im worst case: Referendare, die nicht korrigieren können (weil sie es im Seminar nicht gelernt haben), machen einem nicht nur dadurch Arbeit, dass man ihre Korrektur übernehmen muss, sondern auch noch dadurch, dass man das korrigieren darf, was sie als Korrekturanmerkungen geschrieben haben. (Ich hatte in den letzten Jahren jedes Halbjahr 2-4 Referendare zu betreuen und meinen Kollegen geht es nicht viel anders.)
    Dadurch, dass ich an einer Seminarschule arbeite, ist das Konzept der langfristigen Planung sowieso immer weniger umsetzbar. Wir bekommen jetzt zum Halbjahreswechsel nächste Woche über 30 neue hauseigene Referendare und über 10 neue Einsatzreferendare. Das Stammpersonal, welches die Tätigkeiten, die nicht von Referendaren übernommen werden dürfen/können, stemmen muss, darf die Aufsichten, Klassenleitungen, Vertretungsstunden, Abiturprüfungen, Konzeptentwicklungen und -dokumentationen für die externe Evaluation unter sich aufteilen und nebenher ausbilden und korrigieren. Der eigentliche (nicht reduzierte) Unterricht läuft unter „ferner liefen“ und ist für mich mittlerweile noch einer der wenigen Bereiche meines Jobs, der mir tatsächlich Spaß macht.
    Wir begrüßen also als mittelgroßes Gymnasium nächste Woche über 50 neue Kollegen, von denen die meisten nur ein halbes Jahr bleiben. Wir sind glücklich, wenn wir mal ein volles Schuljahr in der gleichen Klasse unterrichten dürfen und keine Wechsel zum Halbjahr fällig sind. Ist aber Wunschdenken. Unterrichtsmaterialtausch und Klausurvorbereitungen gestalten sich mit Referendaren teilweise äußerst schwierig, nicht immer deshalb, weil Referendare unwillig oder unfähig wären, sondern weil sie durch Lehrproben, Seminarberichtszwang und Unterrichtsbesuche in anderen Sachzwängen stecken als man selbst. Teilweise ist man in einer Klassenstufe der einzige Deutschlehrer, der kein Referendar mehr ist, soll aber am Ende des Jahres in sechs Parallelklassen eine gemeinsame Klassenarbeit schreiben, für die man kaum brauchbare Aufgaben in der (zwangsverordneten) Kooperation zusammenbekommt, weil die Kollegen der Parallelklassen in ihrem Referendariat noch nicht gelernt haben, wie man gute Aufgaben stellt. Oder es ist nicht mehr nachvollziehbar, ob die Klassen im ersten Halbjahr (bei anderen Lehrern) das Thema ausreichend im Unterricht behandelt haben, das man in der Grundwissensklassenarbeit abfragen will. Letztlich bleibt’s dann doch wieder an einer Person hängen, wie so vieles, verursacht aber durch die Kooperation eher Mehrarbeit, als dass es eine tatsächliche Entlastung wäre.
    Als „Bonbon“ obendrauf bekommt man dann alle vier Jahre eine Beurteilung, die einem schriftlich gibt, wie unterdurchschnittlich die eigene Leistung ist (Die guten Noten sind leider für die Funktionsstelleninhaber und die Seminarlehrer reserviert). Oder man wird weiter motiviert durch die Unterstützung durch die Landespolitik, die einem klar macht, dass man künftig seine Korrekturen wegen der kommenden Präsenzpflicht im Lehrerzimmer zu erledigen hat, während man nebenher mit der freien Hand noch die Ganztagesbetreuung managed, weil man sich ja endlich mal daran gewöhnen muss, dass andere Arbeitnehmer auch am Nachmittag arbeiten.
    Das kombiniert mit dem Druck durch unangekündigte Unterrichtsbesuche, Termine für Korrekturen, die kaum haltbar sind, Respizienzgespräche über die eventuell nicht perfekten Korrekturen, ständigen neuen Vorschriften und sonstigen Änderungen.... Ganz ehrlich, selbst wenn ich die technikaffinen Kollegen hätte, mit denen ich kooperieren könnte, es würde an der Gesamtsituation kaum etwas ändern. Aber schön, wenn es anderen die Arbeitsbelastung tatsächlich erträglicher macht...
    Und noch zum Thema Jammern: Ich versuche, es zu vermeiden, wann immer möglich. Es ändert nichts und zieht mich nur zusätzlich herunter. Und außerdem habe ich eigentlich auch nicht die Zeit dazu. So, genug "pausiert", jetzt wird weiter korrigiert. Mir steht noch eine längere Nacht mit Korrekturen bevor...


    Edit: Um zur Ausgangsfrage noch etwas zu sagen: Ja, viele ältere Kollegen können die Belastung kaum noch stemmen. Als ich nach dem Referendariat die erste Stelle hatte, gab es im Kollegium innerhalb der ersten zwei Monate einen Kollegen und eine Kollegin mit Schlaganfall, die beide ausfielen. Ein paar Monate später einen wegen Depressionen. Dieses Jahr haben wir bereits zwei aktive Kollegen, die nur unwesentlich älter sind als ich, aufgrund von Krebserkrankungen verloren. Und das aktuelle Thema, welches viele herunterzieht, ist dieser Kommentar:
    http://www.br.de/radio/bayern2…eumaier-nikolaus-100.html

    Liebe Grüße
    mimmi

    Einmal editiert, zuletzt von mimmi ()

  • mimmi: Ist das "Alltag" bei euch an bayrischen Schulen?
    Dein Beitrag hat mich ehrlich schockiert! Ich bekomme zwar viel aus Hessen, NRW und Niedersachsen mit was Schulpolitik betrifft, aber in Bezug auf das BL Bayern und die dortigen Arbeitsbedingungen weiß ich wirklich nur wenig (zumal wir hier ja auch ein komplett anderes Ausbildungssystem für Lehrer haben).

  • Und das aktuelle Thema, welches viele herunterzieht, ist dieser Kommentar:
    http://www.br.de/radio/bayern2…eumaier-nikolaus-100.html


    Dieser Kommentar des Bayerischen Rundfunks strotz nur so von Vorurteilen bezüglich der Lehrerarbeit, dass man sich ärgert für so einen Mist auch noch Zwangsgebühren zahlen zu müssen ("Rundfunkbeitrag").


    Aber dieser Satz sagt eigentlich alles aus:

    Zitat

    Wo junge Lehrer kein Problem damit haben, reagieren Ältere verstört, weil sie seit Jahrzehnten ein im Vergleich zur arbeitenden Bevölkerung privilegierteres Arbeitsleben gewohnt sind.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • @ Schmeili: Es ist Alltag an bayerischen Seminarschulen. Je größer die Seminare (bzw. je mehr Fächer ausgebildet werden), umso heftiger sind die Zustände. Welche Effekte die fehlende Kontinuität auf das Verhalten der Schüler hat, kann man sich denken. Das macht das Unterrichten (besonders für unerfahrene Referendare) nicht gerade einfacher. Ich habe Kontakt zu ehemaligen Mitreferendaren, die mir die gleichen Zustände von ihren Schulen berichten, da sie ebenfalls an Seminarschulen unterrichten. Die normalen Gymnasien sind da noch vergleichsweise die "Inseln der Glückseeligen". Dass die Zustände derart schlimm geworden sind, kam allerdings erst mit dem eigenverantwortlichen Unterricht der Referendare im letzten Ausbildungshalbjahr. Bei uns ersetzt dann das hauseigene Seminar immer 4 Vollzeitlehrerstellen, die dann im nächsten Halbjahr durch eine erhöhte Anzahl von Einsatzreferendaren aufgefangen wird. Diese müssen allerdings auch wieder betreut werden... So spart man sich die Planstellen und damit bares Geld.


    @ Mikael: Du musst den Kommentar im Zusammenhang mit der aktuellen politischen Diskussion sehen. Es wurde der Vorschlag gemacht, die Ganztagesbetreuung dadurch aufzufangen, dass man den Lehrern eine Präsenzpflicht auferlegt. Da können die Lehrer dann in einem Zimmer mit 60 Tischen und Stühlen mit 120 Personen gleichzeitig korrigieren, Schüler beaufsichtigen und bespaßen, Unterricht vorbereiten, Konzepte entwickeln usw. Weil dann sogar den zahmsten Verbänden die Hutschnur hochging und man seltene Einigkeit zwischen Philologen, GEW und den weiteren Interessenvertretern erleben durfte, hat man den Gegenwind aus der Öffentlichkeit mal wieder ein bisschen belebt, damit die Lehrer nicht auf die Idee kommen, den tollen Sparkurs mit Sachargumenten zu torpedieren. Der Parlamentsberichterstatter hat da ganze Arbeit geleistet.
    Da hier eh kaum noch einer Luft hat, um sich zu beschweren/zu jammern/die Realität darzulegen, wird diese Strategie auch diesmal funktionieren, zumal man ja auch eine Loyalitätspflicht hat und sich als Beamter nicht öffentlich kritisch über seinen Dienstherrn äußern darf. Also wird man weiter brav schlucken, rudern und irgendwie versuchen, die Arbeit irgendwie zu schaffen, bis man tot umfällt. Da spart sich der Dienstherr dann auch gleich noch die Pension. Zwei Fliegen....

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