Probleme als Fachlehrerin Musik

  • Hallo liebe Forenmitglieder,
    ich bin seit diesem Schuljahr für jeweils 1 Doppelstunde Musik in zwei 4. Schuljahren an eine Nachbarschule abgeordnet. In der Vergangenheit hatten die Schüler im Musikunterricht meist gesungen. Sie sind einen sehr lehrerzentrierten Unterricht gewöhnt.
    Ich habe gleich zu Beginn meines Unterrichts einige Projekte durchgeführt und zum Ende der jeweiligen Doppelstunde (90 Minuten Musikunterricht können sehr lang werden) als Abschluss Musik der Schüler laufen lassen. Die Schüler haben sich, wie ich dachte, sehr schnell an die etwas andere Unterrichtsform gewönht und bis heute klappt der Unterricht in der einen Klasse auch recht gut.
    Leider habe ich allerdings bei der anderen Klasse seit drei Wochen das Gefühl, dass mit der Unterricht völlig aus der Hand gleitet. Ich bin jetzt seit 26 Jahren Lehrerin, doch dieses Gefühl der Hilflosigkeit hatte ich eigentlich noch nie.
    In der letzten Stunde habe ich dann das Gespräch gesucht und versucht herauszufinden, warum die Schüler völlig aus dem Ruder laufen. Leider kam von den Schülern kaum Rückmeldung. Wir haben dann gemeinsam neue Regeln entwickelt, die ich dann auch in der heutigen Stunde eingeführt habe. Doch auch diese Stunde endete im Chaos. Sobald ich den Schülern etwas Freiheit lasse (Gruppentische, leise Gespräche, eigene Aktivitäten zum Thema suchen), werden einige Schüler so übermütig, dass ich sie nicht mehr bremsen kann. Mit der Klassenlehrerin habe ich auch bereits gesprochen, stoße aber auf Unverständnis.



    Für Tipps wäre ich sehr dankbar, denn inzwischen gehe ich doch schon mit Bauchschmerzen in diese Klasse.

  • Zitat sehrratlos :

    Zitat

    Sobald ich den Schülern etwas Freiheit lasse (Gruppentische, leise Gespräche, eigene Aktivitäten zum Thema suchen), werden einige Schüler so übermütig, dass ich sie nicht mehr bremsen kann.

    Dann ist es eben so, dass die o.g. Schüler psychisch nicht in der Lage sind, mit der Freiheit umzugehen. Ich frage mich natürlich, warum Du ihnen dann diese Freiheit gestattest. 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Falls die Klasse nie gelernt hat frei zu arbeiten, wird es für dich sehr schwierig sein, das nun einzuführen (als Fachlehrerin 1x die Woche). Ich würde die Stunden stark durchstrukturieren und ihnen keine Freiräume mehr lassen. Nicht jede Klasse/jeder Schüler findet offene Phasen gut, bzw. kann damit umgehen.
    Gibt es denn Konsequenzen, wenn die Schüler sich nicht an die Regeln halten, bzw. wenn sie sich daran halten?

  • Elternschreck Dein Argument stimmt natürlich (oberflächlich betrachtet). Aber Musikunterricht besteht eben nicht nur aus 90 Minuten singen. Ich möchte (und muss) ja auch alle anderen, durch den Lehrplan geforderten Bereiche abdecken. Da geht es dann um hören, Musik machen und über Musik reflektieren. Diese Bereiche erfordern andere Schülertätigkeiten, als das Singen und natürlich auch andere Unterrichtsformen. Vielleicht hast Du doch auch Tipps für mich?

  • *Jazzy* das sehe ich auch so. Natürlich gibt es Konsequenzen. Die Klasse hat sich ja selber Konsequenzen mit mir zusammen überlegt.
    Ich versuche schon, die Stunden ganz stark zu strukturieren. Auch bin ich bemüht den Ablauf der 90 Minuten möglichst ähnlich zu halten. Zuerst singe ich mit den Schülern, danach führe ich ein neues Thema ein und gebe den Schülern dann Material zum arbeiten. Doch sobald sie etwas selber machen sollen, kippt die Stunde um. Konsequenz wäre dann noch mehr schriftliche Anteile und weniger kreative Phasen. Dann geht aber viel von einem modernen Musikunterricht verloren. Damit will ich mich eigentlich nicht abfinden.
    Aber die Freiräume, die ich ihnen gerne geben würde, wieder zu kappen scheint mir bis jetzt auch die einzige Lösung in dieser Situation. Schade eigentlich.

  • Zitat

    Dann geht aber viel von einem modernen Musikunterricht verloren. Damit will ich mich eigentlich nicht abfinden.

    Tja.
    Was ist dir nun wichtiger?
    Ein moderner Musikunterricht oder ...?


    Diese Situation ist, wie du schreibst, erst seit drei Wochen so. Nach drei Jahren anderem Unterricht waren deine "Erfolge", sie an andere Unterrichtsformen zu gewöhnen, wohl doch zu verfrüht und die Schüler überfordert. Dann muss man eben manchmal ein zwei Schritte zurück gehen.


    Man kann in 90 min pro Woche nicht jeder Klasse sich selbst überstülpen, auch wenn sie das am Anfang gut mitmachen.


    Störungen haben Vorrang. Das weißt du ja mit deiner Berufserfahrung.

  • Aber die Freiräume, die ich ihnen gerne geben würde, wieder zu kappen scheint mir bis jetzt auch die einzige Lösung in dieser Situation. Schade eigentlich.

    Ich verstehe dich nur zu gut. Ich arbeite mit sehr sehr schwierigen Kindern, die ich auch nur 1xpro Woche sehe (wenns hoch kommt) und leide auch unter den ständigen Disziplinkonflikten, obwohl ich gerne was mit ihnen erarbeiten und erleben möchte. Es ist sooo anstrengend. Und man kann zwar "classroom-management"-Methoden lernen, jedoch nicht seine Persönlichkeit ändern...


    Mal grundsätzlich: natürlich können auch schwierige Schüler "frei" arbeiten. Ich kenne Klassen an der Schule für Erziehungshilfe, die mit Wochenplänen und Freiarbeitsmaterial umgehen und das Unterrichten in den Gruppen ist ein Traum! Jedoch hat die Gruppe von der du sprichst gerade keine Lust oder keinen Nerv sich auf dich und deinen Unterricht einzulassen. Es geht gerade nur darum, wer das sagen hat und erst wenn das geklärt ist, werden sie wieder entspannen, zuhören und mitmachen.


    Ich würde auch versuchen, die Aktivitäten auf ein Minimum zu beschränken (alle bekommen Klanghölzer und klopfen denselben Takt und nur wer besonders brav ist, darf auf die Pauke hauen :P ). Wer dazwischenklimpert oder rumalbert gibt sein Instrument sofort wieder ab.


    Wenn die selbstgesetzten Regeln/Konsequenzen nicht funktionieren dann führ doch eigene Maßnahmen ein, mit denen du dich wohl fühlst und die du auch ernsthaft durchziehst. Bei uns hilft -ganz altmodisch und pädagogisch wenig wertvoll- Nachsitzen, Eltern anrufen, Regeln schreiben oder vor die Tür setzen. Wenn man das ein paar Mal durchzieht, kann man auch wieder was Schönes anbieten.

  • Zitat sehrratlos :

    Zitat

    Da geht es dann um hören, Musik machen und über Musik reflektieren.

    Das kannst Du ja auch alles machen. Bloß, Du (!) musst die Schüler da stark anleiten und führen !

    Zitat

    Dann geht aber viel von einem modernen Musikunterricht verloren.

    Na und ? 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

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