AU wegen Mobbing

  • Hallo Jägerfeld,
    leider geht aus Deinem Profil nicht hervor in welcher Schulform Du tätig bist.
    Jedoch sollte Dein erster Schritt sein, dass Du Dich an ein Mitglied des für Dich zuständigen
    Personalrates wendest. Bei den Hauptschulen gibt es einen noch einen örlichen PR.
    Bei allen anderen Schulformen, ist der jeweilige Personalrat der Bezirksregierung zuständig.


    Du schreibst Auszeit oder Klärung. Warum nicht beides? Nach längerer Krankheit hast Du Anspruch
    auf ein sogenanntes BEM Gespräch. Dies würde ich wahrnehmen, bzw. falls es Dir noch nicht angeboten
    wurde einfordern.


    Behandlung: Du schreibst von einem Therapeuten, der Wortwahl entnehme ich, dass es sich hier eher um
    einen Psychololgen und nicht um einen Psychiater handelt.Ich würde hier auf jeden Fall eine Co-Therapie empfehlen.
    Nur ein Pychiater ist eben auch Arzt und darf beispielsweise Medikamente verordnen. Gerade bei Depressionen
    leisten moderne Antidepressiva einiges. Andererseits wirst Du auch irgendwann am Amtsarzt nicht vorbeikommen.
    Das Attest eines Psychiaters (da ja auch Kollege) wirkt hier stärker. Zu dem BEM Gespräch (siehe oben)
    wäre es nicht schlecht von einem solchen Psychiater eine Bestätigung zu erhalten, dass eine Versetzung den
    Genesungsprozess mit großer Wahrscheinlichkeit erheblich beschleunigen würde.


    Die Tatsache, dass Naturwissenschaftler begehrt sind bedeutet auch, dass es für Dich auf jeden
    Fall Bedarf an umliegenden Schulen gibt. Insoweit glaube ich eher, dass sich die Wahrscheinlichkeit
    für eine Versetzung erhöht, wenn man die Dienststelle von der Notwendigkeit (s.o.) hinreichend
    überzeugen kann.

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Die Tatsache, dass Naturwissenschaftler begehrt sind bedeutet auch, dass es für Dich auf jeden
    Fall Bedarf an umliegenden Schulen gibt. Insoweit glaube ich eher, dass sich die Wahrscheinlichkeit
    für eine Versetzung erhöht, wenn man die Dienststelle von der Notwendigkeit (s.o.) hinreichend
    überzeugen kann.

    ... und genau hier würde ich auch ansetzen: Versetzung, sonst immer wiederkehrende Dienstunfähigkeit, eventuell auch Ausscheiden aus dem Dienst. Die Versetzung dürfte dann eigentlich kein Problem mehr sein. Falls nicht: Ein Bundeslandwechsel - falls das eine Option ist - sollte mit der Fächerkombi auch sehr kurzfristig drin sein.



    Viele Grüße
    Fossi

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Hallo,
    der Link www.autenrieths. ... war mir eine Offenbarung. Nach ein paar Stunden mit den Links waren Magenbeschwerden, feuchte Hände u. a. fast weg bzw. es ist nun ein viel geringers Problem als vorher. Offensichtlich bin ich einer von Tausenden. Das ist ja eine Massenerscheinung, dass Lehrer von SuS und deren Eltern fertiggemacht werden und die SL unterstützt nicht, zu wenig oder steht auf der Seite der Elternvertretung. Armes Deutschland, möchte man fast meinen. ;)
    Naja, jetzt kann ich noch besser abschalten, bin für ein paar Tage in der Natur, danach geht der Kampf weiter.
    Vielen Dank für Eure Hilfe!!
    :gruss: Jägerfeld

  • ich war mal als PKB-Kraft (Aushilfe) während des Studiums tätig. Ich könnte Storys erzählen.......was ich hier mal so tue: :teufel: Mal böse bin und plaudere.


    Schule 1:
    Meine Kollegin lügte mich an wegen eines angeblich bereits genehmigten Termines vom Direktor (war nicht so, sie war nie da), ein ganzes Theaterstück ging deshalb flöten.
    Ich musste das ausbaden. Ich hab die ganze Sch...... allein organisiert, sie tauchte nie zu den Besprechungsterminen auf, ich musste alleine alles machen.
    Ich hatte vor dem Direktor geschwiegen, da meine Stelle eh befristet war. Sauer bin ich darüber heute noch, weil ich die Schuld auf mich nahm. Der Direktor weiss das bis heute nicht.
    Irgendwie blöd als Unschuldige mit "Schuldstatus" eine Schule zu verlassen. Macht nen blöden Eindruck find ich. Aber egal. Mir wars nur peinlich. Sie grinste mich nur an und sagte, sie sei verbeamtet, ich nicht. Tolle Kollegin nicht?! :autsch:


    Schule 2:
    Auch hatte ich mal eine Kollegin, die darauf bestand, dass ich ihre Meinung auf Konferenzen kundtue, weil sie wieder mal einen Termin hatte. Und wenn die Ergebnisse nicht nach
    ihrem Wunsch ausfielen, dann mobbte sie und stellte mich vor den Kollegen als unfähig und nicht teamfähig dar, sie brüllte mich vor Schülern an, was ich mir erlauben würde sie mit "GUten Morgen" anzusprechen. Sie machte sich über alles lustig, verteilte nur noch Tadel an die Schüler und trank im Lehrerzimmer Alkohol. Die hatte selber ein Problem. Die Schulleitung der Schule dort war aber ok. Ich hab dann gekündigt ohne mich zu beschweren über das Verhalten. Ich hab aber gehört, dass das andere, die bei der Sitzung dabei waren, wo man mich herunterputzte als "Du bist nur Aushilfe, du hast hier nix zu sagen":staun:, gemacht und mir damit beigestanden haben. Mir hat die Kündigung wegen der Schüler sehr leid getan. Sie fehlen mir bis heute, ich hatte wirklich tolle Schüler.


    Da ich nebenbei sehr schwer erkrankte (beidseitige akute Achillessehnenentzündung, das tut höllisch weh, man kann nicht laufen) und den Stress dieser Mobberin hatte, hab ich gekündigt und wurde ganze 5 Wochen krankgeschrieben bis zum Austrittstermin (meine Kündigung hab ich darauf ausgelegt, war eh egal, konnte eh nicht laufen, vielleicht wars auch Zufall). :aufgepasst:


    Was gebe ich dir mit:


    Wenn nichts mehr läuft rate ich zu einer Kündigung. Nach sechs Wochen kann man im Übrigen, so ist das im Bundesland Berlin, zum Amtsarzt vorgeladen werden.
    Ich wurde mit Burnout Vorzeichen (psych. Akutstörung) krankgeschrieben. Und ich hab die Zeit gebraucht. Am selben Tag bin ich vor lauter psychischen und physischen Schmerzen mit einem Weinkrampf zuhause zusammengebrochen. Danach ging es aufwärts, ohne ärztliche Hilfe. Ich muss dazu sagen, ich schrieb innerhalb von drei Monaten in der Zeit meine Masterarbeit, drei Hausarbeiten plus eine Klausur. Dazu noch 15 Stunden Schule. Ich glaub, ich hatte mir als Student zuviel zugemutet. Dann wurde mir sogar kurz vor Weihnachten das Bafög gestrichen. Wenn alles mit einmal auf einen einprescht, dann bin ich auch nur ein Mensch und muss mich ausruhen.



    Ich würde heute aber vieles anders machen. Ich hätte die betroffene Mobberin plus Zeugen eingeladen und mit der Schulleitung einen Termin zur Besprechung angesetzt.


    In deinem Fall leichter gesagt als getan. In Berlin wendet man sich an die Personalstelle, die einen weiterleitet. Es gibt dort Hilfe, Deeskalation, dann kommt einer vorbei und versucht zu schlichten. Vielleicht hatte der Direktor auch einen schlechten Tag. Auch ich hab mal den ein oder anderen Motzer abbekommen. Aber ich habs nie persönlich genommen (ich ziehe hier immer eine Grenze, weil man mit Direktoren so selten zu tun hat, Probleme hab ich immer im Vorfeld über den Teamleiter des Fachbereiches besprochen). :top:



    Also Schulwechsel oder Deeskalation. Such dir was aus. Wenn dir die Schule gefällt, letzteres wählen, Kollegen suchen, die dir Rückendeckung geben. Schulwechsel ist immer nur als letzte Chance anzusehen. :)


    Halt durch, du bist nicht das erste Opfer von Willkür und "netten" Kollegen.



    Und ein dickes Sorry für den wahnsinnig langen Text. :victory:


  • Hallo Jägerfeld,
    ich habe solche Erfahrungen und anschließend eine Therapie gemacht.


    Mein Tipp ganz knapp:


    Unsachliche, pauschale Kritik ABLEHNEN, z.B. "Sie sind ein schlechter Lehrer. Bei Ihnen lernt man nichts."
    Konkretisierung EINFORDERN. "Was meinen Sie mit "nichts", bzw. "schlechter Lehrer"?" und innerlich schon einmal ABSCHOTTEN.
    Du beschäftigst dich nur mit ganz KONKRETEN Hinweisen und konstruktiver Kritik, z.B. "Sie haben in der Arbeit das Thema XY abgefragt, aber das wurde vorher nicht im Unterricht besprochen." Damit kann man sich sachlich auseinandersetzen.
    Kritik muss wohlwollend sein, soll dir helfen, sonst ABLEHNEN.
    Fühlst du dich nach einer Kritik schlecht, dann war sie UNSACHLICH und diente nur dem Kritiker. ABLEHNEN.
    Du hast die Macht über die Noten. Habe Mut zu deiner Macht. Will jemand eine Notenänderung erwirken, soll er dies auf freundliche, überzeugende und sachliche Art versuchen. Schlaue Eltern wissen das und vermeiden deshalb alles, was dich kränken könnte. Alles andere darfst du ablehnen und ignorieren, weil es nur der Psychohygiene der Eltern dient.
    Unsachliche Kritik sagt nichts über dich oder deinen Wert aus. Eine gute Schulleitung weiß so etwas. Sie hat dich eingestellt, weil sie im Vorstellungsgespräch von deinem Wert überzeugt worden ist. Hättest du keinen Wert, dann hätte ihn die SL auch nicht.


    Guter Link:
    http://www.psychotipps.com/mit…tiver-kritik-umgehen.html

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    ch hatte vor dem Direktor geschwiegen, da meine Stelle eh befristet war.


    Zitat

    Auch hatte ich mal eine Kollegin, die darauf bestand, dass ich ihre Meinung auf Konferenzen kundtue, weil sie wieder mal einen Termin hatte. Und wenn die Ergebnisse nicht nach
    ihrem Wunsch ausfielen, dann mobbte sie


    ein wenig ketzerisch gefragt:
    warum opfert man sich für so etwas auf? Warum schweigt man, auch wenn man, da eh befristet, nichts groß zu verlieren hat? Und fühlt sich hinterher als Opfer, dem alle bös mitspielen?
    Warum lässt man sich vor den Karren der Kollegin spannen und so wie beschrieben mit sich umgehen?


    Gehören nicht immer zwei Leute zu solchen Situationen?

  • Hallo Jägerfeld,
    ich habe das gleiche Problem wie du und habe diese Situation 10 Jahre mit einem Antidepressivum, Psychiater und Psychologin durchgehalten. Vor 5 Wochen ging dann gar nichts mehr. Die Vorbereitung war nicht mehr zu leisten, in meinem rechten Ohr hatte sich ein Tinnitus breit gemacht, ich schlief nachmittags und während der Therapie ein und schlief nicht nachts, während meine Gedanken kreisten und bei Anweisungen der SL fing ich an zu zittern, mir wurde schwindelig und schlecht. Da habe ich dann endlich die Notbremse gezogen und wurde krank geschrieben. In 2 Wochen gehe ich in eine Tagesklinik. Mal sehen, wie lange es dauert.


    Ich könnte zig Dinge aufzählen, die mir passiert sind, aber ich möchte nur ein Beispiel nennen. Ich wurde auf dem Flur vor Eltern angeschrien und nieder gemacht. Ja, ich habe es mit mir machen lassen, aber ich hatte nicht die Kraft, mich dem entgegenzustellen.


    Ich kann einen Schulwechsel nicht empfehlen, da man dort die gleichen Strukturen mitnimmt und in das gleiche Muster fällt. Ich finde eine Klinik richtig, bei der einem Strategien an die Hand gegeben werden und wo man merkt, dass man nicht alleine ist.


    Danke, dass du über deine Situation geschrieben hast. Ich wünsche dir viel Kraft.


    tamina

  • Das verkraftet man 10 Jahre, weil man nicht zugeben will, dass man gemobbt wird. Warum gerade ich? Das kann doch nicht sein.


    Weil man sich nicht eingestehen will, dass man fertig ist und die Arbeit nicht mehr schafft. Ich bin mit einem Bänderanriss auf Krücken in die Schule gegangen (so blöd war ich). Die Kinder brauchen mich doch und ich wil den Kolleginnen nicht zur Last fallen.


    Weil ich nicht wolltte, dass schlecht über mich geredet wird. :autsch:


    Weil der Lehrerrat der SL nach dem Mund redet und ich auf diesem Weg keine Unterstützung fand.


    Und dann habe ich nur noch gedacht: "Die SL bekommt mich nicht klein. Ich schaffe es auf jeden Fall bis zu ihrer Pensionierung, dann wird alles anders!" :P


    Das habe ich auch geschafft und wir haben seit kurzem eine neue Schulleitung, die sich sehr kümmert, aber jetzt bin ich zusammengeklappt. Es war so, als wenn ich nach einem Marathon über die Ziellinie gelaufen wäre.


    Gott sei Dank habe ich jetzt auf mich gehört. :)

  • Weil man sich nicht eingestehen will, dass man fertig ist und die Arbeit nicht mehr schafft. Ich bin mit einem Bänderanriss auf Krücken in die Schule gegangen (so blöd war ich). Die Kinder brauchen mich doch und ich wil den Kolleginnen nicht zur Last fallen.

    So was habe ich auch in den vergangenen 10 Jahren gemacht. Aber ich werde dieses Jahr erst 40 und habe damit offiziell noch 27 Dienstjahre bis zum Rentenalter 67 vor mir. Ich muss auch unbedingt versuchen, dieses "Super-Engagiert-Sein" rauszunehmen. Vor zwei Wochen habe ich mich glatt bei einer Mutter entschuldigt, weil ich wegen einer Erkältung krank geschrieben war und die Mutter mit Tocher beim Brötchenkauf beim Bäcker angetroffen habe. Ausgerechnet am Fr in der 6. Stunde. Und weil ich krank bin, hatten die Kinder in der 6. Stunde Ausfall. Sagt doch, die 7.Klässnerin zu mir: "Ich dachte, Sie sind krank!?!?!" Naja, sie weiss ja nicht, dass man trotz Krankenschein Brötchen kaufen darf, aber ich hatte das Gefühl, ich musste mich jetzt vor der Mutter rechtfertigen.

  • ein wenig ketzerisch gefragt:
    warum opfert man sich für so etwas auf? Warum schweigt man, auch wenn man, da eh befristet, nichts groß zu verlieren hat? Und fühlt sich hinterher als Opfer, dem alle bös mitspielen?
    Warum lässt man sich vor den Karren der Kollegin spannen und so wie beschrieben mit sich umgehen?


    Gehören nicht immer zwei Leute zu solchen Situationen?


    Hallo Friesin,
    angesichts von akuten Selbstmordgedanken ist m.E. die Schuldfrage etwas verfrüht gestellt. HIer ist ein Kollege, der emotionalen Rückhalt und Stabilisierungshilfen benötigt, damit er seine Grenzen wieder klar ziehen und sich schützen kann.

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