Latein-Vokabeltest - Wertung

  • Moin!


    Meine 9. Klasse sollte ca. 600 Vokabeln (aus Jg. 6 bis jetzt) wiederholen und hatte dafür 3 Monate Vorbereitungszeit. Wohlgemerkt: Das sind keine neuen, sondern bereits gelernte, angewendete und durch Wortschatzarbeit bekannte Vokabeln.
    Für gewöhnlich bewerte ich Vokabeltests über 1-3 Lektionen (ca. 20-70 Vokabeln) mit 10 bis 15 Vokabeln wie viel Kolleg/-innen streng, weil reine Reproduktion, sprich: 0-1 Fehler = sehr gut, 2-3 gut usw. oder sogar 0 Fehler = sehr gut, 2 = gut, 3 = befriedigend usw.


    Würdet ihr bei dieser Menge an Vokabeln beim Fehlerprinzip bleiben oder auf das Punktesystem wechseln und dann bei 50, 60 oder 70 % erzielten ein "ausreichend" geben?


    Ach ja: Genitiv und Genus bzw. Stammformen müssen natürlich korrekt angegeben werden und "sind" jeweils ein halber Fehler. Richtige deutsche Bedeutung(en) stellen ohnehin Grundvoraussetzung dar; fehlen diese, so stellt das immer einen ganzen Fehler dar.


    Wie sind eure Erfahrungen?


    Danke!

    • Offizieller Beitrag

    solche Mammuttests mache ich nicht.
    bei meinen nach jeder Lektion stattfindenden schriftlichen Vokabeltests gibt es immer 22 Rohpunkte als Maximum, davon die Hälfte ist gerade noch die 4. Der Rest wird äquivalent aufgeteilt. Alles andere ist mir zu willkürlich. Wenn eine reine Reproduktion, die es bei mir nicht komplett ist, dir zu "wenig" ist, könntest dusie ja halbe Noten rechnen (wobei ich das nie mache)


    Allerdings frage ich Vokabeln auch im Zusammenhang ab, als Satzfragment oder kombiniert mit der zu lernenden Grammatik. So frage ich bei Verben z.B. nicht nur Infintiv und Stammformen, sondern auch z.B. eine bestimmte Person im Pferfekt (wahlweide anderes Tempus, wenn das gerade dran war).
    Stammformen rechne ich als Komplettpaket und bewerte sie komplett mit einem Rohpunkt. Ich frage aber auch regelmäßige Stammformen ab, denn die wissen die Schüler oft nicht. Die fleißigen Schüler können mit Vokabeltests gute kleine Noten erzielen.


    Ich finde es merkwürdig, dass deine Tests zwischen 20 und 70 Vokabeln umfassen. So unterschiedlich?

  • Hallo!
    Im 3. Lernjahr seid ihr ja vermutlich bereits in der Lektürephase und die Schüler dürfen ein Wörterbuch verwenden (ist zumindest bei uns in Österreich ab der Lektürephase Pflicht) - deshalb halte ich persönlich es für notwendiger, daß die Schüler Wortarten, Stämme und den Gebrauch des Wörterbuches beherrschen. Deshalb mache ich gar keine Vokableüberprüfungen, sondern lege schon in der Anfangsphase Wert auf Wortbildungslehre, Verwendung von Prä- und Suffixen, etc. und habe damit gute Erfahrungen gemacht (zumindest finden die meisten Schüler das richtige Vokabel im Wörterbuch - zumeist auch in der passenden Bedeutung). Wenn Du schon so einen "Monstertest" machst (600 Vokabel fallen bei den meisten Schülern sowieso in die Kategorie "unlernbar"), dann würde ich den Schwerpunkt auf besonders häufige Vokabel legen und nicht so häufige Vokabel (morus oder so etwas braucht echt niemand zu wissen) als "läßliche Sünden" werten und zwar anstreichen, aber nicht als Fehler in dem Sinne zählen...
    Wenn Du bis jetzt Fehler gezählt hast, würde ich es auch dabei belassen, aber vielleicht nicht allzu strenge sein.
    Ich persönlich halte es auch für wesentlicher, daß die Schüler die Grammatik beherrschen, einen Text vernünftig übersetzen können und auch mit den Inhalten etwas anfangen können...
    Liebe Grüße,
    Peter

  • solche Mammuttests mache ich nicht.
    bei meinen nach jeder Lektion stattfindenden schriftlichen Vokabeltests gibt es immer 22 Rohpunkte als Maximum, davon die Hälfte ist gerade noch die 4. Der Rest wird äquivalent aufgeteilt. Alles andere ist mir zu willkürlich. Wenn eine reine Reproduktion, die es bei mir nicht komplett ist, dir zu "wenig" ist, könntest dusie ja halbe Noten rechnen (wobei ich das nie mache)


    Allerdings frage ich Vokabeln auch im Zusammenhang ab, als Satzfragment oder kombiniert mit der zu lernenden Grammatik. So frage ich bei Verben z.B. nicht nur Infintiv und Stammformen, sondern auch z.B. eine bestimmte Person im Pferfekt (wahlweide anderes Tempus, wenn das gerade dran war).
    Stammformen rechne ich als Komplettpaket und bewerte sie komplett mit einem Rohpunkt. Ich frage aber auch regelmäßige Stammformen ab, denn die wissen die Schüler oft nicht. Die fleißigen Schüler können mit Vokabeltests gute kleine Noten erzielen.


    Ich finde es merkwürdig, dass deine Tests zwischen 20 und 70 Vokabeln umfassen. So unterschiedlich?


    Vielen Dank für die Rückmeldung.
    Ich mache kleine Tests zur Einübung neuer Vokabeln; die umfassen dann eben eine Lektion, also ca. 20-30 Vokabeln. Bekanntlich sind diese aber noch lange nicht im Langzeitgedächtnis, darum gibt es mitunter Tests mit 1-3 Lektionen, die ich vorher angebe.
    Für die Zuerkennung des Latinums wird die Kenntnis einer bestimmten Anzahl von Vokabeln vorausgesetzt (laut Lehrplan S-H). Kurz vor der Übergangslektüre überprüfen wir also mit einem "Mammuttest" die bisher gelernten.
    Eine 50%-Regel finde ich persönlich bei kurzen Tests, die nur wenige Vokabeln/Wendungen usw. umfassen, zu lasch. Wenn ich 50% der Vokabeln/Wendungen/Stammformen eines Textes kenne, werde ich arge Schwierigkeiten mit einer adäquaten Übers. bekommen.


    Ich danke dir aber und werde noch einmal in mich gehen. Der Test ist korrigiert, die Wertung steht aus.

  • Hallo!
    Im 3. Lernjahr seid ihr ja vermutlich bereits in der Lektürephase und die Schüler dürfen ein Wörterbuch verwenden (ist zumindest bei uns in Österreich ab der Lektürephase Pflicht) - deshalb halte ich persönlich es für notwendiger, daß die Schüler Wortarten, Stämme und den Gebrauch des Wörterbuches beherrschen. Deshalb mache ich gar keine Vokableüberprüfungen, sondern lege schon in der Anfangsphase Wert auf Wortbildungslehre, Verwendung von Prä- und Suffixen, etc. und habe damit gute Erfahrungen gemacht (zumindest finden die meisten Schüler das richtige Vokabel im Wörterbuch - zumeist auch in der passenden Bedeutung). Wenn Du schon so einen "Monstertest" machst (600 Vokabel fallen bei den meisten Schülern sowieso in die Kategorie "unlernbar"), dann würde ich den Schwerpunkt auf besonders häufige Vokabel legen und nicht so häufige Vokabel (morus oder so etwas braucht echt niemand zu wissen) als "läßliche Sünden" werten und zwar anstreichen, aber nicht als Fehler in dem Sinne zählen...
    Wenn Du bis jetzt Fehler gezählt hast, würde ich es auch dabei belassen, aber vielleicht nicht allzu strenge sein.
    Ich persönlich halte es auch für wesentlicher, daß die Schüler die Grammatik beherrschen, einen Text vernünftig übersetzen können und auch mit den Inhalten etwas anfangen können...
    Liebe Grüße,
    Peter


    Also, alles, was du hier für wichtig anführst, sehe ich natürlich genau so. Aber ein grundlegender WS ist in den Augen unserer kleinen (und feinen ;-)) FS aber ebenso wichtig.
    Im Übrigen sind die 600 Vokabeln nicht neu, sondern bereits gelernt.


    Ich werde aber tatsächlich bei der Bewertung weniger streng sein, denn die SuS haben insgesamt wirklich sehr fleißig gelernt.

  • In der Lehrbuchphase lernen die Schülerinnen und Schüler im Rahmen des Lehrganges
    • den ersten Teil des Grundwortschatzes im Umfang von etwa 1300 Vokabeln und
    Wendungen in Latein I, 1100 in Latein II und 900 in Latein III (dieser Wortschatz
    folgt weitgehend dem Angebot des Lehrbuches)

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Aber ein grundlegender WS ist in den Augen unserer kleinen (und feinen ;-)) FS aber ebenso wichtig.


    Zitat

    Eine 50%-Regel finde ich persönlich bei kurzen Tests, die nur wenige Vokabeln/Wendungen usw. umfassen, zu lasch.


    widerspricht sich das nicht?


    Zitat

    Wenn ich 50% der Vokabeln/Wendungen/Stammformen eines Textes kenne, werde ich arge Schwierigkeiten mit einer adäquaten Übers. bekommen.


    Völlig richtig. Aber da vermischst du zwei Anforderungsbereiche:
    auch mit 100% richtig gewussten Vokabeln/Stammformen kann man in der Übersetzung arge Probleme bekommen.


    Und es geht bei deiner Frage ja nicht um die Frage, wie die Übersetzung adäquat bewertet werden kann. Das ist noch mal ein ganz anderes Fass *seufz*


  • Völlig richtig. Aber da vermischst du zwei Anforderungsbereiche:
    auch mit 100% richtig gewussten Vokabeln/Stammformen kann man in der Übersetzung arge Probleme bekommen.

    Das stimmt zwar, dass hier AFB vermischt werden - dennoch ist das Argument m. E. gültig. Ich denke da aus der Sicht der "faulen" Schüler: diesen reicht es, wenn sie im Vokabeltest eine 4 schreiben. Wenn ich da nur 50% der Punkte ansetze, ist die 5 in der Übersetzung fast automatisch die Folge. Eine 4 ab 50% schafft also ein falsches Sicherheitsgefühl bei den SuS. Und da man hier ewig ohne Wirkung predigen kann, setze ich die Erwartung bei allen Tests auf bis zu etwa zwei Drittel der Punkte für eine 4. Einmal in Ruhe erklärt, haben die SuS dies auch ohne Murren akzeptiert...


    Dieses Prinzip würde ich auch auf den Mammuttest anwenden.

  • Das stimmt zwar, dass hier AFB vermischt werden - dennoch ist das Argument m. E. gültig. Ich denke da aus der Sicht der "faulen" Schüler: diesen reicht es, wenn sie im Vokabeltest eine 4 schreiben. Wenn ich da nur 50% der Punkte ansetze, ist die 5 in der Übersetzung fast automatisch die Folge. Eine 4 ab 50% schafft also ein falsches Sicherheitsgefühl bei den SuS. Und da man hier ewig ohne Wirkung predigen kann, setze ich die Erwartung bei allen Tests auf bis zu etwa zwei Drittel der Punkte für eine 4. Einmal in Ruhe erklärt, haben die SuS dies auch ohne Murren akzeptiert...


    Dieses Prinzip würde ich auch auf den Mammuttest anwenden.


    Oh, danke, @ Justus Jonas, du ersparst mir gerade Schreibarbeit und zudem fordert hier gerade meine kleine Tochter ihr Recht.
    Ich mische auch nicht etwa AFB, sondern meine Argumentation ging genau in diese Richtung: Bei der Übersetzung eines Textes ist ein fundierter Wortschatz eben notwendige, wenn auch freilich nicht hinreichende Bedingung für den Erfolg.

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