Unterrichtsentwürfe: Ich-Form JA oder NEIN?

  • Hallo zusammen,


    an dieser Frage scheiden sich die Geister. In technischen Berichten ist die Ich-Form absolut unüblich. Im Entwurf lese ich sie aber immer wieder. (Hier: BK, Maschinentechnik)


    Ich verwende die Ich-Form mittlerweile auch, vor allem, wenn ich begründe, warum ich diese oder jene Methode verwende. Trotzdem gibt es Mentoren, die darüber meckern und andere, die das ausdrücklich anraten. Mir selbst gefällt sie nicht so besonders, aber es ist ja wirklich so: ICH wähe die xy-Methode, weil eben diese Schülergruppe dazu animiert werden soll, dieses und jenes zu tun. Oder sowas in der Art. Das kann man schlecht verallgemeinern, weil es eben wirklich nur auf diesen speziellen Anwendungsfall (diese Lerngruppe, der Bildungsgang, diese Lernsituation) passt. Trotzdem mag ich es nicht so besonders (Technik-Macke, wahrscheinlich ;))
    Wie handhabt ihr das?

  • Bei der Beschreibung der Klasse und des Stoffs kommst du doch gar nicht so in Verlegenheit, "ich" zu schreiben?! Du schreibst doch nicht "Ich habe ihnen vor zwei Wochen beigebracht...", sondern "Inhalt der Unterrichtsstunde war" oder so ähnlich, und einiges packt man ja auch in Tabellen/Übersichten.


    Aber wie willst du ausdrücken, dass du die Lerngruppe in diesem Schuljahr übernommen hast, ohne dass es schrecklich gestelzt klingt?


    "Der Autor findet ..." statt "Ich finde ..." schreibt heutzutage ja wirklich keiner mehr.


    Mit anderen Worten: Ein paar Mal kann ein "Ich" schon vorkommen, und ich sehe darin kein Problem.

  • Ich finde die Ich-Form unangemessen. Wenn du ein Forschungsvorhaben begründest oder um Projektgelder bittest, schreibst du im Normalfall ja auch keine Erlebniserzählung (=Ich-Form).
    Der Normalfall in solchen Situationen sind Passivkonstruktionen: "Da die Schülergruppe xy dazu neigt, den Fachinhalten kaum Bedeutung beizumessen, wird die Form blabla... gewählt."
    Es mag Sonderfälle geben, in denen die Ich-Form angemessen ist, aber der Normalfall sollte im sachlichen Stil formuliert sein und der ist in diesem Fall ohne "ich".

  • Ich bin für die Ich-Form, alles andere wirkt gestelzt, da geben ich Piksieben. Natürlich sollte nicht jeder Satz mit "Ich" beginnen, aber das ist ja eher eine Frage des Ausdrucks oder Stils. Aber etwas wie "Da die Lerngruppe..., habe ich mich dafür entschieden..." finde ich total ok. Habe das immer so geschrieben, und das wurde nie kritisiert.

  • Ein Unterrichtsentwurf ist kein Forschungsantrag und keine Doktorarbeit, und ein Satz mit "ich" muss weder unsachlich sein noch ist er zwingend Teil eines Erlebnisaufsatzes. Wir haben eben nicht mit technischen Geräten, sondern mit lebendigen jungen Menschen zu tun, mit denen wir als Person in Interaktion treten.


    Ich habe stapelweise seriöse Sachbücher, in denen sehr oft "ich" geschrieben wird.


    Ich weiß nicht, wie oft ich in meinen Entwürfen "ich" geschrieben habe, aber bestimmt habe ich diese künstlichen Passivkonstruktionen vermieden und meine Entwürfe wurden (wenn sie denn überhaupt mal erwähnt wurden, oft geschah das nicht) ausdrücklich gelobt.

  • Wir haben eigentlich nur die Ich-Form verwendet, denn es ging z.B. im 1. Punkt der Unterrichtsentwurfes darum, was ich persönlich bei mir verbessern will. Wie mache ich eine Angabe dazu ohne ich zu verwenden?
    Genauso, wenn ich begründen soll, warum ich diese Methode wähle, dann benötige ich nun mal automatisch die Ich-Form, denn es geht nicht darum, was allgemein gilt, sondern warum ich mich dafür entschieden habe!

  • Ich persönlich finde die Ich-Form nicht passend in Entwürfen. Ich habe sie lediglich verwendet, wenn es darum ging darzulegen, wie lange ich bereits in der Klasse unterrichte. Ansonsten kann man ja auch andere Wendungen benutzen a la "aufgrund der Umstände XY erfolgte die Auswahl der Methode Z" oder "die Entscheidung für die Methode Z begründet sich auf XY".


    Im Zweifel würde ich die Fachleiter fragen, wie sie zu der Frage stehen. Letztlich ist es wohl vor allem Geschmackssache :_o_)

  • Ja, im Zweifelsfall fragen, aber es geht ja nicht darum, wie "man" mit der Klasse interagiert, sondern wie ich das mache! Die wenigen Sätze, in denen es um mich geht (überwiegend geht es ja doch um die SuS, warum der Stoff/Methode/etc. gerade wichtig für sie ist), schreibe ich auch "Ich". Ich gehe folgendermaßen mit Lernschwierigkeiten, explodierenden SuS, abgetrennten Köpfen um... Man gehe folgendermaßen damit um? Ist distanziert, liest sich meiner Meinung nach komisch, wenn es in dem Satz um konkretes Lehrerhandeln geht.

    Quiet brain, or I'll stab you with a Q-Tip!

  • Danke für Eure zahlreichen Meinungen!! Und ich halte es wie viele hier beschrieben haben: Im gesamten Text geht es hauptsächlich in der "unpersönlichen" man-Form oder so. Nur bei Begründugen über didaktische/methodische Entscheidungen schreibe ich in der Ich-Form. Irgendwie erscheint mir das am sinnvollsten, weil das ja wirklich eine Entscheidung ist, die ICH in der konkreten Situation getroffen habe und nicht eine, die man üblicherweise so macht.


    Danke! Das hat mir weitergeholfen! Wusste nicht, ob ich da auf einem völlig falschen Weg bin.


    Meine FL haben bisher nie gemeckert, da kann das ja dann auch nicht sooo falsch sein (nach 7 Besuchen).

  • Warum nicht die Ich-Form?
    Es sind ja im wesentlichen deine Entscheidungen zu deinem Unterricht, die du dort darlegst.


    Grüße
    Steffen

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

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