Totale Lebenskrise momentan, Existenz- und Versagensängste

  • Bei uns ist das mit Oberstufenkursen in Englisch ähnlich. Es sind immer die gleichen paar Leute, die einen übernehmen. Alle anderen


    - wollen nicht in dem Umfang korrigieren
    - wollen keine Lektüren lessen
    - fühlen sich fachlich nicht kompetent genug (!)
    - wollen keine Abiturprüfungen halten.


    Resultat: von 35-40 Leuten in der Fachschaft sind ca. 15 regelmäßig (bis zum Umfallen, z.T. mit Doppelbelastung) in der Oberstufe, der Rest nicht (der Fairness halber: ein Teil ist im anderen Fach in der Oberstufe eingesetzt und wird dort auch dringend benögigt).


    Ich hab jetzt nächstes Schuljahr mein drittes W-Seminar in vier Jahren ... weil fast niemand sonst sich in Themen so tief einlesen möchte bzw. die Arbeiten korrigieren will (oder sich überhaupt über diese "neue" Form der Arbeit informieren will).

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    Boah, ich würd WAHNSINNIG werden. Fühle mich grad sehr verwöhnt. Besonders, wenn ich dran denke, wie viele Fachschaften bei uns auch noch freiwillig koordiniert arbeiten ((fast) jeder spendet Material in den online pool, (fast) jeder ist mit jedem im Gespräch, Klausuren werden gemeinsam geschrieben (freiwillig), gemeinsame Erwartungshorizonte, so dass man nur einmal im Jahr eine konzipieren muss, gemeinsame reader, die auf Schulkosten für alle Schüler kopiert werden, kaum Fachkonferenzen wegen gut eingeübtem kurzen Dienstweg über mail/lonet, usw). Werde den Kollegen der Fachschaft an unserem "Anglistentisch"spontan einen Kuchen backen. Auch wenn die nicht wissen wofür... :)

  • @ DeadPoet: Genau die selben Gründe wie bei uns. Nur, dass von 27 Fachschaftskollegen 5 immer die Leistungskurse machen. Die Grundkursbesetzung liegt letztendlich immer (!) bei der SL, da sich niemand freiwillig meldet. Ich für meinen Teil bin sehr gerne dabei, weil ich die Arbeit mit den älteren Schülern vorziehe und mich über die vielen neuen Lektüren etc. freue.


    @ Meike: Ja, die GALA. *schauder* Wenn beim Sport nichts anderes an Lesemappe da ist, lese ich das Heft auch mal. Allerdings habe ich dann Schwierigkeiten, die 10 Minuten Aufwärmtraining mit Lektüre zu schaffen. *g* Und die Dame ist gerade Anfang 40....!


    Die Kollegen, wie hier in den Leistungskursen Englsich unterrichten, tauschen sich auch aus und geben Material weiter. Klausuren werden, wenn möglich auch identisch gestellt (Kurse liegen dann parallel). Was mir allerdings zu viel wird ist, wenn Kolleginnen gemeinsam akribisch Stunden bis in die letzte Minute planen und dann auf dem Skript der Lernspirale dann alles wörtlich steht wie beispielsweise: "Good morning class. Last lesson we talked about XXX. Today I want you to ...." Und so weiter. Also wirklich..... Ein wenig Rest-Denkvermögen habe ich nach 10 Jahren immer noch erhalten. *g*

  • Raket-O-Katz: Rest-Denkvermögen? Echt? Hm ... ok, Bundesland ist nicht Bayern, das könnte es erklären ;)


    Ich bin auch gern in der Oberstufe, aber im Moment kommt es mir etwas zu den Ohren raus (seit 12 Jahren jedes Jahr mindestens einen Kurs, meistens zwei, fast jedes Jahr Abitur mit bis zu DREI Kursen, dazu W-Seminare). Mich nervt im Moment die Korrektur, da ich auch das Gefühl habe, sie wird immer aufwändiger, weil die Schüler keine strukturierten Gedanken mehr fassen können (Ja, ich verallgemeinere, soll man nicht) ... und die nun umsonst korrigierte Übungsklausur für das länderübergreifende Abi wirkt auch noch nach ...


    Online-Pool: Es kam mal der Gedanke, man könnte ja über moodle Material zur Verfügung stellen, jeder trägt etwas bei ... ich bin im Moment der Einzige, der sich in moodle eingearbeitet hat und tatsächlich schon etwas hochgeladen hat. Alle anderen: "Ach ne, das ist zu kompliziert, das bringt nichts, das brauchen wir nicht."

    • Offizieller Beitrag

    Ich bin schon wieder fassungslos. Moodle und lonet und co sind doch selbsterklärend? Was gibt es da nicht zu kapieren? Und sich mal eine Stunde hinzusetzen und ein paar Knöppchen zu drücken um zu gucken, was dann passiert, ist zu viel, aber jedes Material selbst erstellen, ist nicht zu viel? HÄH?????


    Und Raket-o-Katz: wenn man solche Stunden erstellt, wie viel echte Diskussion und kursangemessene Anpassung läuft dann noch?
    Ich habe ein Material und ein Lernziel und ein paar Ideen für Methoden. Und dann geh ich in den Kurs. Und dann guck ich, wie die arbeiten/auf das Material reagieren und DANN plane ich die Stunde im laufenden Unterricht weiter, nämlich angepasst an das, was der Kurs will/kann/muss. Nur so macht's doch Sinn?


    Also, ich glaube langsam ich arbeite auf der Insel der Glückseligen.


    Klar haben wir auch ein paar unfassbare Vollpfosten, aber die bestimmen zum Glück absolut nicht den Ton...

  • Und Raket-o-Katz: wenn man solche Stunden erstellt, wie viel echte Diskussion und kursangemessene Anpassung läuft dann noch?
    Ich habe ein Material und ein Lernziel und ein paar Ideen für Methoden. Und dann geh ich in den Kurs. Und dann guck ich, wie die arbeiten/auf das Material reagieren und DANN plane ich die Stunde im laufenden Unterricht weiter, nämlich angepasst an das, was der Kurs will/kann/muss. Nur so macht's doch Sinn?


    Also, ich glaube langsam ich arbeite auf der Insel der Glückseligen.


    Handhabe ich genauso. Es kann auch sein, dass die Stunde einen ganz anderen Verlauf nimmt, wenn es sich ergibt und Sinn macht.
    Ehrlich, ich war völlig entsetzt, als ich Dateien mit Stundenplanungen erhielt, die die Kollegin mir netterweise zur Verfügung stellen wollte. Sie ist seit 15 Jahren dabei und hat auch viel Erfahrung in der SEK II und hat den Ruf als Methodenfee oder je nach Standpunkt auch Methodenmonster *g*. Dass sie aber Stundenabläufe in getippter Form anlegt und diese die wie ein Drehbuch anmuten (inklusive Regieanweisungen wie "Lehrer teilt Arbeitsblatt XYZ aus" / "Lehrer kündigt die Pause an") hat mich gelinde gesagt schockiert! So etwas habe ich vor meinen Examenslehrproben gemacht, weil ich alles im Griff haben wollte und Muffe hatte, dass ich aus Aufregung etwas vergesse. Aber doch nicht nach 15 Jahren im Dienst..... :staun:


    Bei uns wird sich das wohl fortsetzen, weil gerade die jungen, neuen Kolleginnen (ja, mehr die Frauen als die Männer) sich gerne an sie halten und sich dann diese Vorbereitung abschauen.


    Ich bin gerne zum Materialaustausch bereit, auch für Gespräche zu Inhalten etc. und auch zum Austausch von Informationen über gut gelaufene Stunden, aber sowas? Nein.


    PS, noch direkt zu deinem Text aus dem obigen Zitat: Die SuS frotzeln schon immer: "Bei XXX heißt es dann 'Sie haben jetzt 3,25 Minuten, um sich mit dem Partner auszutauschen. Dann haben Sie 4,78 Minuten, um eine Placemat-Activity zu machen." etc. *schreiiiiiii*

  • Meine Schüler machen sich immer über mich lustig, weil ich ihnen "sieben Minuten Arbeitszeit" gebe - aber ich brauche eben irgendwas zwischen zehn und fünf Minuten, weil das erste zu lang, das zweite zu kurz ist. :)


    Nele

  • Dann haben Sie 4,78 Minuten, um eine Placemat-Activity zu machen." etc. *schreiiiiiii*


    Vielleicht segelt die Frau, bei nautischer Navigation wird mit Grad, Minuten, Zehntelminuten gerechnet! :D


    Nele

  • @ Nele und Meike: *lol*


    Die SuS peilen das natürlich.


    Ich gebe auch gerne 7 Minuten als Zeit vor, weil es dann ohnehin 10 werden. Würde ich 10 sagen, dann... Kann man sich denken, oder? :)

  • Ein kleiner Tipp meinerseits: Schon mal überlegt, nicht auf Sek II, sondern auf Sek I zu studieren?


    Das hat folgende Vorteile:
    +++ Korrekturen in D und E sind an einer Sek I durchaus zu schaffen (das Schöne ist, du kannst den ganzen Tag lang meckern, bekommst jede Menge Mitleid von Kollegen und hast in Wirklichkeit gar nicht so viel Arbeit wie jeder denkt :D )
    +++ Mit Klassikern hast du im Fach Deutsch nichts am Hut - in den meisten Bundesländern kannst du in der Sek I im Fach Deutsch die Lektüren, die gelesen werden sollen, selbst bestimmen (ich habe mit meinen SuS noch nie einen Klassiker gelesen und würde ihnen das auch nicht antun - ich selbst hab ja so gut wie keine gelesen und habe daran auch kein Interesse!)
    +++ Die Eltern im Sek I-Bereich sind wesentlich erträglicher als im Sek II-Bereich (ist mein subjektives Empfinden und ich höre es auch oft von Kollegen)
    +++ Ich persönlich finde auch die Schüler angenehmer, weil du mit Gymnasiasten wirklich viel herum diskutieren musst

  • Das tut mir für dich, vor allem aber für deine Schüler leid.

    Das ist deine Meinung.
    Ich weiß noch, wie unser Deutschlehrer in der 8. Klasse mit uns unbedingt Goethe lesen wollte. Ich war damals selbst auf einer Realschule. Das Fazit war, dass kein Schüler das Buch verstanden hatte und es keinem gefiel (außer unserem Deutschlehrer).


    Als Deutschlehrer ist es eine meiner Aufgaben, die Begeisterung der Schüler an Büchern zu wecken und nicht im Keim zu ersticken. Persönlich glaube ich, dass man das mit Klassikern erreichen würde. Mir selbst hat bisher kein Klassiker gefallen. Einige musste ich ja im Studium oder zu Schulzeiten lesen. Ich finde es auch sehr fremdbestimmt ein Buch nur deshalb zu lesen, weil es als "Klassiker" gilt.


    Aber eine Diskussion über Klassiker ist ja auch nicht das eigentliche Thema. Ich wollte dem Themenstarter nur einen Tipp geben, dass er überlegt, ob eine andere Schulform für ihn sinnvoller ist.

  • ...in der tat. wer für germanistik nichts übrig hat, der soll bittebittebitte den wissenschafstpropädeutischen unterricht am gymnasium (ja, auch in klasse 5) nicht weiter verwässern und sich anderswo austoben. klassiker zu goutieren muss man selbst lernen - im prinzip eine frage der literarischen bildung. wieso sollte bitte ein klassiker die begeistertung für literatur ersticken? schlechter unterricht und ungebildete lehrer, die ihren eigenen gegenstand nicht mögen, ersticken begeisterung. der lehrer macht's, so oder so.

    • Offizieller Beitrag

    Absolut. Und an den Schülern liegt's nicht. Wenn wir die 2jährliche Evaluation der Lektüren machen, landet Shakespeare meist auf den vorderen Plätzen. Weil, bei gutem Unterricht, auch die Schüler erkennen können, wie viel drinsteckt. Mit täglicher Analyse aus den "Klett Stundenblättern" (örglörgs, gibt's die eigentlich noch?) klappt das eher nicht. Mit selber umschreiben/erweitern und spielen, eigenen Subtexten, Filmausschnitten und eigenen Produktinen dazu, Theaterbesuchen und einer soliden Textarbeit in Mischung kommt es bei ihnen an.

  • Ich habe, als ich Shakespeares Macbeth in der Oberstufe zum ersten Mal unterrichtete, eher etwas scherzhaft zu den Schülern gemeint: "Da müsst ihr halt jetzt durch." (bei uns schreibt der Lehrplan ein Shakespearewerk vor).
    Es gab einige SuS, die hinterher meinten, sie fänden es schade, dass wir jetzt wieder anderen Stoff behandeln würden ... und im Abitur (mdl. Gruppenprüfung) gab es als ein Thema, ob denn diese Klassiker noch an der Schule gelesen werden sollten - mit sehr überraschenden (weil deutlich bejahenden) Schüleransichten.

    • Offizieller Beitrag

    Ich habe, als ich Shakespeares Macbeth in der Oberstufe zum ersten Mal unterrichtete, eher etwas scherzhaft zu den Schülern gemeint: "Da müsst ihr halt jetzt durch." (bei uns schreibt der Lehrplan ein Shakespearewerk vor).
    Es gab einige SuS, die hinterher meinten, sie fänden es schade, dass wir jetzt wieder anderen Stoff behandeln würden ... und im Abitur (mdl. Gruppenprüfung) gab es als ein Thema, ob denn diese Klassiker noch an der Schule gelesen werden sollten - mit sehr überraschenden (weil deutlich bejahenden) Schüleransichten.


    Ich mache im BzB und in der Berufsfachschule immer vereinfachte Versionen von Shakespeare, und das kam bisher immer gut an.

  • HIer ebenfalls - Romeo & Juliet, richtig aufbereitet hat letztes Semester etliches an Kräften bei den Kursteilnehmern geweckt und ihnen auch Freude gemacht. Die Briten haben die übrigens etliche tolle Ressourcen und Anregungen. Sch... auf Handreichungen von Cornelsen, Klett etc. Nullinformationen mit tollen Methoden verquirlen (Make a list of ... Make placemat .... *argh*) und so den SUS jedlich Freude an den Lektüren austreiben.

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