Unterrichtsstörungen

  • Hallo habe folg. Problem: Bin Lehrer Anfänger, wenn ich die SuS einmal ruhig zum zuhören bekommen habe (das klappt schon ganz gut), sage ich z.B. 2-3 Sätze und die SuS oder erst ein Schüler und dann immer mehr, werden dann wieder lauter (stören den Unterricht). Dieses bis ich dann wieder ermahne etc.


    Wie allerdings schaffe ich es, dass die SuS länger den Unterricht nicht stören und ich als Lehrer meinen Lehrervortrag zuende bringen kann?

  • meinen Lehrervortrag zuende bringen kann?


    Vielleicht liegt hier das Problem? Beschäftige die Schüler doch mit Arbeitsaufträgen- alleine, in der Gruppe, zu zweit, was am besten klappt und sinnvoll ist je nach Thema. Nur zuhören schaffen die nicht und viel hängen bleibt auch nicht.
    Oder ist es eine ganz undisziplinierte Klasse? Dann müsste man was anderes versuchen.


  • Wie allerdings schaffe ich es, dass die SuS länger den Unterricht nicht stören und ich als Lehrer meinen Lehrervortrag zuende bringen kann?


    Weniger lange reden? :stumm:
    Kommt sehr selten vor, dass ich nen "Vortrag" halte. Da wuerden meine auch unruhig werden...und ich hab ne sehr gute Klasse.


    Wenn meine reinlabern, bekommen sie eine Warnung und dann setz ich sie vor die Tafel und sie verlieren Spielzeit. Meine sind allerdings erst 9 und 10.

    • Offizieller Beitrag

    Informationen in jüngeren Klassen per Lehrervortrag weitergeben zu wollen ist oft sinnlos. Da kommt bei kaum wem was an und der Geräuschpegel steigt. Wenn es mehr Informationen sind, sollten sie auf einem Blatt stehen und die Schüler lesen das still und wenn es kurze Informationen sind (i.e. Arbeitsauftrag erklären) und sie packen auch das nicht, dann sollte man den Arbeitsauftrag diktieren - dann beantwortet man auch nicht andauernd die Fragen "Sollen wir jetzt ... oder .... machen? " ;) Reden sie in die Beiträge anderer Schüler rein, werd ich sehr sauer, sage einen Satz zu Respekt/Höflichkeit und der andere-Unterbrecher/Ignorierer soll bei den nächsten Beiträgen Protokoll schreiben, damit er/sie es übt, anderen zuzuhören. Das zieht auch immer. Protokollschreiben ist manchmal nicht der schlechteste Weg um Menschen zum Zuhören zu zwingen: gilt auch für Gesamtkonferenzen! Der Protokollant ist bekanntlich der einzige, der noch weiß, was man auf der letzten GeKo besprochen hat! :) Denn: Lehrer=auch nur ältere Schüler! ;)

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

    Einmal editiert, zuletzt von Meike. ()

  • Hallo Ben,
    ich kann mich Meike nur voll und ganz anschließen und hätte noch folgende Fragen an dich:
    - Um welche Klassenstufe handelt es sich?
    - In welchen Stunden hast du die "Störer" (vormittags oder nachmittags)?


    Lg, Sofie

  • Danke, versuche einiges mir am Herzen zu legen.


    Habe morgen z.B. meine erste Biostunde, hoffe, ich kann da mal mehr als 2-3 Sätze reden ohne, dass Störungen auftreten.


    Unterrichte Sport und Bio.


    Es muss doch möglich sein, dass SuS (schaffen ja auch andere Lehrer) z.B. mal 5 Min lang zuhören ohne Störungen?

  • Hmm, ich würde innehalten, auch wenn es unangenehm für dich ist. So lange warten, bis es ruhig ist. Dir wird es lange vorkommen, einige Schüler lachen sicher. Aber sage, du unterrichtest erst, wenn jeder zuhört.


    Oder eine Stoppuhr mitbringen, einschalten, bis es komplett ruhig ist. Diese Zeit nachholen, bzw. es ankündigen, meist klappt es dann besser.


    Hoffe, es hilft!

  • 5 Minuten ist eine Ewigkeit. 5 Minuten Unterrichtsgespräch, in denen der Lehrer durchaus eine größere Rolle spielt? Geht.
    5 Minuten reiner Lehrervortrag? Zu lange (und zwar nicht nur, weil die SuS das nicht schaffen, sondern auch aus pädagogisch / didaktischer Sicht).


    Und dann kommt es darauf an, was Du als "Störung" empfindest. Ich bezweifle, dass andere Lehrer es schaffen, dass alle Schüler 5 Minuten lang absolut ruhig sind und nur zuhören. Wenn ein Schüler mal was zum Nachbarn sagt, empfinde ich es z.B. nicht als Störung - erst wenn ein Dauergespräch daraus wird.

    • Offizieller Beitrag

    5 MInuten am Stück nur zuhören ohne einen bestimmten Hörauftrag und ohne sich Notizen zu machen ist für Schüler echt lang. Je jünger sie sind, desto schwerer fällt ihnen das.
    Was genau möchtest du ihnen denn erklären?


    upss, hat sich überschnitten mit meinem Vorschreiber

  • Ich bin ernsthaft ein wenig geschockt über die Antworten anderer LehrerInnen, denn ich finde, dass es durchaus möglich sein muss, dass SuS einem Lehrervortrag folgen ohne dabei zu stören. Ich bin sogar der Meinung, dass dies auch mal 45 Minuten möglich sein muss. Und ganz ehrlich - bei mir ist das auch der Fall. Es gibt Stunden, in denen ich 20 - 40 Minuten etwas vortrage und es gibt keine Unterrichtsstörungen.


    SuS müssen auch einmal lernen still zu sein und zuzuhören.
    Das muss man bei einem Kinofilm auch (und das sogar 90 Minuten lang) - da gibt es auch keine Gruppenarbeit oder Interaktionensrunden zwischendurch.


    Das müssen Studenten später in einer Universität und Hochschule ebenfalls (und auch wieder bis zu 90 Minuten lang) - wann sollen SuS denn auf so etwas vorbereitet werden, wenn nicht in der Schule?


    Das müssen Auszubildende in einem Ausbildungsberuf u.U. auch (und vielleicht sogar noch viel länger als 90 Minuten) - ich wiederhole mich gerne: wann sollen SuS denn auf so etwas vorbereitet werden, wenn nicht in der Schule?


    Da kann ich bei solchen Aussagen wirklich nur den Kopf schütteln:


    5 Minuten reiner Lehrervortrag? Zu lange (und zwar nicht nur, weil die SuS das nicht schaffen, sondern auch aus pädagogisch / didaktischer Sicht).

  • Zitat Meike :

    Zitat

    Informationen in jüngeren Klassen per Lehrervortrag weitergeben zu wollen ist sinnlos.

    Nein, absolut nicht, geehrte Meike !
    Und mit Deiner o.g. Grundeinstellung, die leider auch viele (jüngere) Kollegen vertreten, schafft Ihr in Deutschlands Schulen immer mehr die Kultur des Zuhörens ab.


    Ich vertrete sehr bewusst gegen den (pdseudo) pädagogischen Mainstream die Ansicht, dass die Schüler endlich wieder lernen müssen, längere Passagen zuzuhören. Und das kann man trainieren !


    Auf der anderen Seite muss man als Schulstubenmeister in der Lage sein, aus dem Stand heraus fesselnde Lehrervorträge zu halten, von denen die Schüler auch fachlich profitieren. Auch das kann man sich selbst antrainieren.


    Ich habe mir heute z.B. erlaubt, innerhalb einer Doppelstd. im Fach Erkunde einen Lehrervortrag von 45 Min. in einer 8. Klasse zu halten. Die eigentlich nicht einfache Klasse hat sehr aufmerksam zugehört. In der 2. Std. der Doppelstd. konnten sie, bedingt durch den Lehrervortrag und Aufgabenanweisung, recht anspruchsvolle Aufgaben lösen. Andere, meist jüngere Kollegen mit ihren merkwürdigen kooperativen Unterrichtsmethoden brauchen dafür mindestens 8 Std.-Noch Fragen ?


    Leitend von dem Grundgedanken, dass wir in Deutschlands Schulen wieder eine Kultur des Zuhörens und der Ruhe brauchen,um die Schüler für das spätere Leben vorzubereiten, kann ich mich Mr.Griffins Beitrag 10 nur anschließen.-Ihr müsst umdenken !


    Meine Appell : Fangt schon mal an, die leider immer mehr verschwindende Kunst des Lehrervortrags zu üben ! 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Schön zu lesen die empirischen Befunde von Andreas Gruschka:


    http://www.amazon.de/Unterrichten-p%C3%A4dagogische-Theorie-empirischer-Basis/dp/384740069X/ref=pd_sim_b_2?tag=lf-21 [Anzeige]


    für die Sek. I.


    Was hier dokumentiert wird, ist eine unterrichtliche Kultur des Aktionismus und der Ziellosigkeit, die ernsthaft die Frage aufwirft, was Schüler hier lernen sollen. Und ob Schüler DAS interessant und anregend finden können.


    Dokumentiert ist zugleich der Verlust wichtiger Lehrerkompetenzen, auch der des Lehrervortrags. Anstatt den Schülern in 5 Minuten klar zu sagen, was sie wissen müssen, lässt man sie stundenlang vor sich hin wursteln oder raten. Da kann sich auch ein 5-Klässler fragen, ob der Lehrer ihn eigentlich verar.... will.

    • Offizieller Beitrag

    für Aktionismus bin ich auch nicht.


    Dass der Hörkanal meist der am wenigsten nachhaltig wirkende Lernkanal ist, ist auch nichts Neues.
    dennoch ist mir auch bewusst (und ich praktiziere es auch immer mal wieder so), dass an manchen Stellen ein Lehrervortrag am geeignetsten sein kann, um voraussetzende Dinge abzuklären, auf denen dann der Unterricht weiter aufbauen kann.
    Da können - ich wiederhole mich- 5 MInuten am Stück fürSchüler lang werden, besonders für jüngere.
    Und dann kommt es natürlich auch auf den Lehrervortrag an: wird er spannend gehalten, d.h. mit Intonation? Mit Gestik unterstrichen? Mit Mimik ? Werden die Schüler dabei angeschaut? Kommt die Stimme des Vortragenden variantenreich, passend zum Thema, zum Einsatz?


    Gibt es Höraufträge?


    Irgendwas dahergeredet, tonlos, eintönig, theoretisch, geht meistens an den Köpfen der Schüler vorbei.
    Das mag man bedauern, ist aber so. Ganz pragmatisch.
    Wir wissen nicht, wie der TE seinen Vortrag gestaltet.


    Wir wissen zudem immer noch nicht, wie alt die Schüler des TE sind.


    Von Oberstufenschülern erwarte ich auch, dass sie längere Zeit am Stück zuhören können. Ob sie dann "nur" ruhig sind und alles verpennt an sich vorbeirauschen lassen, entzieht sich dem Vortragenden gerne auch mal.
    Bei 5t Klässlern sehe ich das anders. Denn auch Zuhören will gelernt sein. Das kann man nicht einfach erwarten, das muss wie jede andere Fähigkeit (Kompetenz) gelernt und trainiert werden. Stückweise.


    Dass bei Lehrlingen ein reiner Vortrag so sehr zum beruflichen Alltag gehört, sei mal dahingestellt.


    Im Studium muss man auch zuhören könnnen: ja, klar! Aber wir wissen eben nicht, wie alt....s.o.

  • Ich wage mal keck zu behaupten, dass nicht wenige LehrerInnen der jüngeren Generation, die Kunst des (längeren) Lehrervortrags einfach nicht beherrschen und im Prinzip Angst davor haben, ohne alles (auch ohne Notizen), nur mit Körper und Stimme sich vor der Klasse zu präsentieren.


    Und ich nehme auch wahr, dass besonders die Medienfetischisten und glühenden Eiferer der merkwürdigen kooperativen Unterrichtsformen, sehr oft über einen monotonen/langweileigen Sprachausdruck verfügen und sich auch gerne deshalb hinter dem neumodischen, technischen und pseudopädagogischen Aktionismus verstecken.


    Das Schlimme dabei ist, dass dieser nach meinem Empfinden dröge Lehrer-Typus, bedingt durch den pädagogischen Mainstream, in den Schulen immer mehr Oberwasser zu gewinnen scheint und den Schulmeister, der mit seiner sprachlichen Ästhetik von Mensch zu Mensch unterrichtet, am liebsten ganz verdrängen würde. 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Zitat

    Dass der Hörkanal meist der am wenigsten nachhaltig wirkende Lernkanal ist, ist auch nichts Neues.


    Tatsächlich? Im Vergleich zu was? Steht wo?


    Jahrhundertealte Kernkompetenzen von Lehrern - ein Irrtum...


    Zitat

    Wir wissen nicht, wie der TE seinen Vortrag gestaltet.


    Wir wissen nicht, wie der TE irgendeine Form von Unterricht gestaltet.


    Zitat

    Ob sie dann "nur" ruhig sind und alles verpennt an sich vorbeirauschen lassen, entzieht sich dem Vortragenden gerne auch mal.


    Gilt für andere Formen des Unterrichts auch. Miteinander zu reden oder mit Scheren und Plakaten rumzuwursteln, bedeutet ja nicht, dass gelernt oder auch nur ernsthaft gearbeitet würde.


    Zitat

    Bei 5t Klässlern sehe ich das anders. Denn auch Zuhören will gelernt sein. Das kann man nicht einfach erwarten, das muss wie jede andere Fähigkeit


    Stimmt schon. Da haben sie erst vier Jahre Schule hinter sich. Zu kurz, um irgendwas gelernt zu haben.

  • Zitat Friesin :

    Zitat

    Dass der Hörkanal meist der am wenigsten nachhaltig wirkende Lernkanal ist, ist auch nichts Neues.

    Gegen diese Aussage möchte ich hier als Musiker protestieren ! Und sie stimmt auch nicht !


    Wenn an dieser wenigen Nachhaltigkeit doch etwas dran sein sollte, dann nur deshalb, weil die Kultur des Hörens in Deutschlands Schulen nicht gepflegt wird. Kinder, die im Unterricht nur pseudopädagogischen und lärmenden Aktionismus gewohnt sind, müssen natürlich das Zuhören erst wieder lernen. 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Ich habe bei meinen Klassen erlebt, dass sie nicht (mehr) in der Lage sind sich zu konzentrieren, egal um welche Tätigkeit es sich handelt. Da fehlen ebenso grundlegende Arbeitsweisen.. Und genau DAS ist das Problem an meiner Schule (Realschule). Da ist es auch egal wie lang der Sprachanteil des Lehrers ist, sie können nicht mal mehr 7 Min. still arbeiten.

  • Ob sie dann "nur" ruhig sind und alles verpennt an sich vorbeirauschen lassen, entzieht sich dem Vortragenden gerne auch mal.

    Eben nicht! Mal abgesehen davon, dass ich als erfahrener Lehrer meine SuS einschätzen kann, verrät auch deren Mimik und Körperhaltung, ob sie gerade wirklich zuhören oder geistig rechts rangefahren sind. Und obendrein - man mag es kaum glauben - darf ich den SuS als Lehrer ja auch Verständnisfragen stellen, um sicherzustellen, dass sie zuhören.

    • Offizieller Beitrag

    Eben nicht! Mal abgesehen davon, dass ich als erfahrener Lehrer meine SuS einschätzen kann, verrät auch deren Mimik und Körperhaltung, ob sie gerade wirklich zuhören oder geistig rechts rangefahren sind. Und obendrein - man mag es kaum glauben - darf ich den SuS als Lehrer ja auch Verständnisfragen stellen, um sicherzustellen, dass sie zuhören.



    Klar.
    Wer behauptet denn anderes??

  • So sehe ich es auch, geehrter Mr. Griffin !


    Darum lasse ich den Spruch "Wenn alles schläft,..." zugunsten der Lehrervortragsgegner sowieso nicht gelten. Dieser Spruch weist nur auf Situationen hin, in denen ein schlecht gestalteter Lehrervortrag gehalten wird.


    Aber natürlich ist es nicht leicht, sich die Kunst des Lehrervortrags anzueignen. Das braucht Jahre. Mit der Zeit macht es einem selbst große Freude vor den Schülern mit der Sprache zu jonglieren und Fachwissen hinüber zu transportieren. Und nebenbei hat man Ruhe im Karton (s. Threadthema).8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

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