Wie sind diese unglaublichen Arbeitszeitangaben zu erklären?

  • Hallo,


    ich studiere noch Deutsch und Geschichte auf Gym (jaja...) und war mit den Erfahrungen meiner Praktika immer sehr zufrieden (waren auch jeweils gute Schulen), allerdings haben diese bei weitem nicht ausgereicht, um einen tatsächlichen Einblick in die Schulrealität zu geben. Ein Thema, welches logischerweise im Studium zu keinem Zeitpunkt erläutert wurde, mit welchem ich mich aber zunehmend beschäftige, ist das Thema der tatsächlichen Arbeitszeit pro Woche.


    Ich hab die Geschichte von wegen "ab 13 Uhr ist frei" nie geglaubt und auch nie angesteuert, mir war schon klar dass Lehrersein kein fauler Halbzeitjob ist, aber ehrlich gesagt kriege ich bei dem, was ich in diesem Forum und referendar.de lese, regelrechte Horrorvisionen. Da ist von "entspannten" 50 Stunden realer Arbeitszeit pro Woche die Rede, von 65, von 70, von 80 (den absoluten Rekord hält ein hiesiger User, der sich selbst 18 Stunden täglicher Arbeitszeit attestiert hat) und zwar durchgehend. Es entsteht teilweise der Eindruck, dass die gesetzlich geregelte Arbeitszeit von durchschnittlich 40 und maximal 47 Stunden die Woche (das sind auch immer so meine persönlichen Vorstellungen gewesen) für Lehrer quasi nur einen Knastvogelscherz darstellt.


    "Hey, kennt ihr schon den mit der Lehrerfreizeit?"


    Viel wird auch mit unbezahlten Zusatzsaufgaben begründet (Schulfeste, Konferenzen organisieren, AG-Leitung, Kindergartenkoordination etc, etc.) welche die Lehrer von der Schulleitungs aufs Auge bedrückt bekommen, und welchen mancher User hier mit der Einstellung "einer muss es ja machen, geht halt nicht anders" begegnen.
    Auch wenn ich noch Student bin und mich damit arrangiert habe, dass der spätere Lebensmittelpunkt der Beruf sein wird, so erscheinen mir die her aufgeschnappten Arbeitszeiten als geradezu grotesk inhuman. Mir ist schleierhaft, wo neben Schlafen, Essen und Körperhygiene noch Zeit für ein Privatleben, Sport, soziales Engagement geschweige denn eine Familienplanung sein soll, wenn man von Montag bis Sonntag 12 Stunden pro Tag arbeitet. Viele Ärzte müssen meines Wissens nach auch so viel arbeiten, allerdings verdienen die ja auch das zigfache eines Schullehrers (wobei, um ehrlich zu sein: selbst für 20.000 € Netto würde ich keinen 70-Stunden-Job machen und nur für meine Arbeit existieren wollen. Ärzte sind ja auch eine sehr überarbeitungsgefährdete Gruppe).


    Gleichzeitig kenne ich sehr wohl, sowohl privat als auch von der Uni her Lehrer, welche mehrere Kinder haben, vielfältigen, mehrstündigen Freizeitaktivitäten nachgehen oder noch einen Zweitjob haben und Kurse beim Goethe-Institut, an der Uni oder in der Abendschule geben. Dass die das trotz 65+Woche schaffen, wage ich zu bezweifeln. Die GEW hat meines Wissens nach einmal eine durchschnittliche wöchentliche Lehrerarbeitszeit von 45 Stunden veröffentlicht. Kann man das als realistisch betrachten? (vielleicht nicht als Berufsanfänger, aber zumindest für den Großteils des Arbeitslebens bis zur Rente?)


    Ich weiß, dass es schon mehrere Threads zu diesem Thema gab, dennoch wollte ich als dem Schulwesen noch Außenstehender die hiesigen User nach ihrer Einschätzung fragen, ob da nicht teilweise eine gehörige Portion Übertreibung bei manchen Lehrern drinsteckt? Oder liegt es vielfach daran, dass manche Lehrer so perfektionistisch sind, dass sie freiwillig 60 Stunden für ein Arbeitspensum aufzubringen, welches ein anderer in 40 Stunden abhakt?


    Ich hoffe es fühlt sich kein altgedienter Lehrer blöd angemacht...der Post ist nicht als Besserwisserei oder Überheblichkeit, sondern eher als Verunsicherung zu verstehen...


    Viele Grüße!


    PS: Und bitte keine Sprüche, dass man sich mt Gy Ge/D ohnehin keine Gedanken über Arbeit machen muss, wiel man eh keine finden wird. :P

  • drei bis vier deutschklassen a dreißig schüler (teiler in bayern ist 33), dann am besten noch zwei davon oberstufe = allein schon fürs korrigieren von drei bis fünf schulaufgaben pro schuljahr geht jede menge zeit drauf (oberstufe oft minimum 45 minuten pro klausur, alleine schon, weil die 15 seiten schreiben, und das dann auch erstmal entwirrt werden will zwecks bewertung...). dann vielleicht noch ein korrekturintensives zweitfach wie englisch und schwupps, hast du schon mal richtig dicke stunden zusammen. dann noch die vorbereitung, die nachbereitung, ein bis zwei arbeitskreise oder funktionen (medienwart, lehrmittel verwalten oder mitarbeiter der schulleitung)... das summiert sich. dazu im schulalltag wenig bis keine pausen - ich komme bei acht stunden in der schule mit sechs stunden unterricht und einer aufsicht oft nicht mal aufs klo vor dem letzten gong. absprachen mit kollegen, elterntelefonate, gespräche mit schülern, vertretungen, kopieren, pc organisieren, es ist immer was zu tun (was sofort getan werden muss). das soll kein jammerpost sein, ich mag diese arbeit ziemlich gern. aber belastungsverträglich sollte man schon sein, auch dann, wenn man kein perfektionist oder streber ist.

    • Offizieller Beitrag

    In NRW wird da zwischen "messbarer" und "nicht messbarer" Arbeitszeit unterschieden.
    http://www.bezreg-muenster.de/…enermaessigung/index.html


    Letztere umfasst alles, was über die eigentliche Unterrichtszeit hinausgeht. Die Nichtmessbarkeit wird m.E. möglicherweise gar nicht einmal bewusst gewollt, aber natürlich billigend vom Dienstherren hingenommen. Es obliegt uns Lehrern, unsere Arbeitszeit im Durchschnitt auf 41 Wochenstunden zu begrenzen (ja, dann müssen die Ferien abzüglich des gesetzlichen Urlaubs aber miteinbezogen werden).
    Je mehr Aufgaben dazukommen, desto mehr arbeitet man oder aber desto weniger intensiv kann man sich den einzelnen Aufgaben zuwenden. Beides macht auf Dauer unzufrieden.


    Deine Arbeitszeit wird je nach Anzahl der Korrekturgruppen und Jahrgänge, der Zusatzaufgaben, Konferenzen etc. zwischen 40 und 60 Stunden schwanken. Ich räume gerne ein, dass ich in Wochen, wo die Belastung außerhalb des Unterrichts gering ist, vermutlich nicht immer auf die 41 Stunden komme. Die Ferien kann man aber sicherlich aus arbeitsrechtlicher Sicht analog zum Überstunden abfeiern betrachten.


    Gruß
    Bolzbold

  • @kecks:
    Dass über den Unterricht hinaus Mehrarbeit anfällt ist mir klar, ist ja auch in anderen Berufen so. Nur werden dort Überstunden A) bezahlt und B) als Ausnahmefall behandelt. Wenn der Arbeitgeber seinen Angestellten vertraglich bindend für 40 Wochenstunden anstellt und entsprechend bezahlt und ihn dennoch zwingt, permanent 60 Stunden pro Woche zu arbeiten, läuft gewaltig was schief. Meines Wissens ist es in Deutschland sogar so, dass der Arbeitgeber verpflichtet ist, dem Arbeitnehmer bei Phasen mit überdurchschnittlicher Wochenarbeitszeit diese durch anschließenden Freizeitausgleich zu kompensieren.


    Und das gesetzliche Anrecht auf 48 Stunden die Woche maximale Arbeitszeit haben LehrerInnen genau wie andere Arbeitnehmer auch. Wenn die schon abgedeckt sind, wieso sich dann noch die vielen Zusatzaufgaben (dazu gehören dann offenbar AGs, Vertretungsstunden, Übernahme von Verwaltungsaufgaben undund) unbezahlt aufnötigen lassen?


    Bolzbold:
    Danke für den Hinweis auf die Ferien in diesem Zusammenhang.


  • Dass über den Unterricht hinaus Mehrarbeit anfällt ist mir klar, ist ja auch in anderen Berufen so. Nur werden dort Überstunden A) bezahlt und B) als Ausnahmefall behandelt. Wenn der Arbeitgeber seinen Angestellten vertraglich bindend für 40 Wochenstunden anstellt und entsprechend bezahlt und ihn dennoch zwingt, permanent 60 Stunden pro Woche zu arbeiten, läuft gewaltig was schief. Meines Wissens ist es in Deutschland sogar so, dass der Arbeitgeber verpflichtet ist, dem Arbeitnehmer bei Phasen mit überdurchschnittlicher Wochenarbeitszeit diese durch anschließenden Freizeitausgleich zu kompensieren.


    Und das gesetzliche Anrecht auf 48 Stunden die Woche maximale Arbeitszeit haben LehrerInnen genau wie andere Arbeitnehmer auch. Wenn die schon abgedeckt sind, wieso sich dann noch die vielen Zusatzaufgaben (AGs, Vertretungsstunden, Übernahme von Verwaltungsaufgaben undund) unbezahlt aufnötigen lassen?


    1. Unsere Arbeitszeit ist wie schon von Bolzbold beschrieben nicht immer direkt greifbar. Mein Unterricht hat 45 oder 90 Minuten, das ist messbar. Die viele anderen Tätigkeiten, die hier genannt wurden von zwinged erforderlich (Korrekturen, Vor- und Nachbereitung etc.) bis zusätzlich sind oft nicht in der Öffentlichkeit und erst recht gibt es da keine Stechuhr. In anderen Berufen bin ich halt von X bis Y Uhr im Büro und das wird auch so vertaktet. Bei uns nicht.


    2. Unsere Arbeitgeber verpflichten uns schon zu 41 Stunde oder 40. Dass da noch so viel hinzu kommt ist teils gewollt und teils eigenes Zutun des Lehrers. Und jetzt wird es spannend! Würde ich nach meinen jetzt 12 Jahren im Dienst die Stoppuhr anwerfen und nach 41 Stunden (würde ich volle Stelle machen) den Griffel weglegen - dann, ja dann würde vieles liegen bleiben. Ich müsste dann im Mai beispielsweise entscheiden: Abi pünktlich wiedergeben oder doch noch Unterricht vor und nachbereiten, das Elterngespräch führen, zur in der Korrekturphase angesetzten DB gehen oder nicht, andere ARbeiten korrigieren? Quadratur des Kreises, weil es Stoßzeiten gibt und in anderen Phasen mehr Leerlauf sein kann. Dem Arbeitgeber ist das Wumpe - er setzt darauf, dass der gute Lehrer sich voll und ganz einsetzt. Wir wollen doch die Kinder nicht im Stich lassen, oder???


    3. Überstunden kann man auch minimieren, in dem man flink korrigiert oder fertige Unterrichtsmodelle nimmt oder so. Wird nur auf Dauer unbefriedigend sein und mit Sicherheit das ein oder ander Mal auch nach hinten losgehen. Alternative: dickes Fell.


    4. Wieso Zusatzaufgaben machen? Warte das Ref ab! Guten Eindruck muss sein, also beteilige ich mich an Arbeitsgruppen und so. Gerade bei deiner Fächerkombi sollte das Gutachten der SL lieber gut ausfallen. *gg* Feste Stelle? Ein guter Ruf will erworben sein! Schnell noch eine AG oder eine Arbeitsgruppe mit wuppen. Leistungskurs? Ja klar! Vertretungen? Sicherlich, man ist ja auf Probe dabei. Geht schneller, als dir lieb ist.


    :)

  • diese zusatzaufgaben kannst du nicht einfach bleiben lassen - sie gehören zu deinen dienstpflichten. vertretungen z.b. werden ab einer bestimmten anzahl nachträglich zwar vergütet, aber machen musst du sie. und bis zu dieser menge (ich glaube, drei pro monat derzeit?!) musst du das für lau. dito funktionsstellen - kann man schon nicht machen, aber dann wirst du auch nienienie befördert. oder arbeitskreise - kann man lassen, aber dann manövrierst du dich ins aus, kannst die schulentwicklung nicht mitgestalten und musst nachher alles so hinnehmen, wie es andere zusammengeschustert haben. den eigenen gestaltungsspielraum zu nutzen ist für die gesamtzufriedenheit im arbeitsleben ziemlich wichtig - nur fremdbestimmt zu operieren ist fürchterlich! ags - das sind oft die sachen, die man machen will, weil man den gegenstand persönlich schätzt und es spaß macht, mit sus zu arbeiten, die das wirklich machen wollen und nicht nur gerade machen müssen... das ist im alltag sonst eher weniger zu haben. zudem gibt es durchaus schulen, wo die ag-übernahme von dir schon mehr oder weniger erwartet wird. was die korrekturzeiten gerade mit deutsch als fach betrifft - du musst diese arbeiten korrigieren und zeitnah zurückgeben, und die qualität deiner korrektur wird in bayern durch die fachbetreuer und stichprobenartig auch durch schulleitung und km kontrolliert. ob da letztlich gesetzliche arbeitszeitobergrenzen überschritten werden ist der jeweiligen regierung als dienstherr herzlich egal, da das nicht nachweisbar ist; du sitzt ja daheim am schreibtisch.


    letztlich kann man dich zu recht wenig zwingen und du kannst freilich ferienlehrer mit dienst nach vorschrift dazwischen werden. das macht aber auf dauer wenig freude, wenigstens mir nicht. es gibt ja auch mittelwege zwischen überengagiert und perfektionistisch und dienst nach vorschrift.

  • Nein, mich haben Lehrer, die nie irgendwelches Engagement gezeigt haben und uns das auch so vermittelt haben ("ich sitz hier eh nur meine Zeit bis zur Rente ab") als Schüler auch immer gestört. Ich bin auch sehr gerne in AGs u.ä. tätig. Mich haben jedoch die extremen Stundenzahlen (in diesem Forum oder z.B. hier: http://www.youtube.com/watch?v=Gd2s52yrBCI ) stutzig gemacht. Da muss doch einfach entweder


    A) Übertreibung


    oder


    B) unglaublich schlechtes Zeit- und Effizienzmanagement


    dahinterstecken.

  • diese zusatzaufgaben kannst du nicht einfach bleiben lassen - sie gehören zu deinen dienstpflichten.

    Aber nur im Rahmen der vereinbarten Arbeitszeit. Wenn das Maß voll ist, ist es voll. Wer dann natürlich nicht den Mund aufmacht und sich weiter ausbeuten lässt, ist selber schuld.


    Zitat

    ags - das sind oft die sachen, die man machen will, weil man den gegenstand persönlich schätzt und es spaß macht, mit sus zu arbeiten, die das wirklich machen wollen und nicht nur gerade machen müssen... das ist im alltag sonst eher weniger zu haben. zudem gibt es durchaus schulen, wo die ag-übernahme von dir schon mehr oder weniger erwartet wird.

    Erwarten kann man viel, machen muss man das noch lange nicht. Und: Nur weil einem eine Sache Spaß macht, heißt das noch lange nicht, dass man diese Tätigkeit dem Dienstherrn unbezahlt in der eigenen Freizeit (nichts anderes sind unbezahlte Überstunden) zur Verfügung stellen muss. Wenn der Schule diese AGs wichtig sind, dann sollen sie angemessen "bezahlt" werden, z.B. durch Entlastung an anderer Stelle.


    Zitat

    was die korrekturzeiten gerade mit deutsch als fach betrifft - du musst diese arbeiten korrigieren und zeitnah zurückgeben, und die qualität deiner korrektur wird in bayern durch die fachbetreuer und stichprobenartig auch durch schulleitung und km kontrolliert. ob da letztlich gesetzliche arbeitszeitobergrenzen überschritten werden ist der jeweiligen regierung als dienstherr herzlich egal, da das nicht nachweisbar ist; du sitzt ja daheim am schreibtisch.

    Wieso sollte das nicht nachweisbar sein? Notfalls führst du ein Zeitprotokoll. Dann müssen die lieben Schüler eben eine Woche länger auf ihre Arbeit warten. Was soll schon passieren? Eine schriftliche Missbilligung oder gar eine Gehaltskürzung? Auf den Prozess vor dem Verwaltungsgericht wäre ich gespannt.


    Zitat

    letztlich kann man dich zu recht wenig zwingen und du kannst freilich ferienlehrer mit dienst nach vorschrift dazwischen werden. das macht aber auf dauer wenig freude, wenigstens mir nicht. es gibt ja auch mittelwege zwischen überengagiert und perfektionistisch und dienst nach vorschrift.

    Wer seine Arbeitszeit gewissenhaft ausfüllt, ist weder ein "Ferienlehrer" noch ein "Dienst nach Vorschrift"-Lehrer. Er ist im Gegenteil ein professioneller Lehrer.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • hallo,


    ich denke auch, dass es wichtig ist, sich seine zeit gut einzuteilen. wie bereits erwähnt gibt es immer wieder stoßzeiten, die sind anstrengend, ja. aber sonst kann man ja zumindest versuchen, sich die arbeit in mehr oder weniger überschaubare blöcke einzuteilen. ich sehe es zum beispiel nicht ein, mein ganzes wochenende für die schule zu opfern. das gehört mir und das brauche ich auch, um unter der woche wieder klar denken zu können. da ist der stresspegel dann natürlich höher, aber ich habe es für mich so geregelt, dass der unterricht für montag spätestens am freitag steht, denn das ganze wochenende diese stimme im kopf zu haben "du musst noch ....erledigen", macht mir nur noch mehr stress und druck. so ist es auch unter der woche. als ich in der schule anfing, habe ich (ganztag!) nachmittags erstmal geschlafen, gegessen, versucht abzuschalten. was aber dazu führte, dass mir ständig die vorbereitung für den nächsten tag oder die korrektur von klausuren, tests etc. (oder beides ;) ) im nacken saß...also irgendwie dieses permanente gefühl von "du musst noch was tun". das hat mich irgendwann einfach genervt, weil wirkliche entspannung kam da nicht auf.


    ich denke man muss da seinen mittelweg finden und sollte zwar nicht schluderig an die arbeit gehen, aber auch nicht mit übertriebenem perfektionismus. es ist dann immer noch mehr als genug arbeit (erst recht wenn noch eine klassenleitung dazu kommt), aber es ist machbar. :) und vor allem: achte auf dich selbst, überhäufe dich nicht gleich am anfang mit zigtausend zusatzaufgaben und lote für dich aus, was du bereit bist an mehr zu leisten und was eben auch nicht.

    • Offizieller Beitrag

    Mikael


    Ja es ist eine Frechheit. Das Ganze wird spätestens dann grotesk, wenn man überlegt, dass diese "Forderung" des Dienstherren eine Konsequenz seiner eigenen in Auftrag gegebenen Studie von Mummert + Partner war. Man hatte sich sozusagen ins eigene Knie geschossen und musste dies nun kostenneutral kompensieren.



    Quelle: http://www.rboelling.de/download/l-arbzeit.pdf‎

  • Esmer, lass dich bloß nicht verrückt machen.


    Ich kann über meine Arbeitszeit nicht klagen. Ok, manchmal knubbelt es sich ein bisschen. Aber das ist spätestens mit Beginn der Ferien vorbei. In welchem Beruf ist Entspannung derart planbar?


    Man kann seine Arbeitszeit aufblähen, indem man sich überall reinhängt und an jeder Ecke stehenbleibt und stundenlange überflüssige Gespräche führt. Oder darüber jammert, dass das Korrigieren von Klausuren so öde ist, statt sich hinzusetzen und zügig zu arbeiten. Manchmal muss man auch ein bisschen schlampen, das bleibt nicht aus, schließlich muss ich mich auch gesund erhalten, also mal was Gesundes kochen, Sport machen usw. Man kann sich eine Menge Stress ersparen, wenn man in den Ferien, auch und gerade im Sommer, aufräumt und Unterricht vorbereitet.


    Viele Lehrer fahren (oft: fliegen) in Urlaub, sobald die Ferien angefangen haben. Einige bleiben dann wirklich wochenlang weg. Andere trainieren nebenher noch Sportmannschaften, tanzen, ... Die wollen mir alle erzählen, dass sie permanent überarbeitet sind?


    Wie gesagt, vergiss diese Horrorgeschichten. Das ist doch oft reine Angeberei. Üb dich im effizienten Arbeiten und vermeide Leute, die immerzu jammern. Dann passt das schon.

  • Und studier die richtigen Fächer. Die MINT-Fächer (in denen nicht experimentiert wird) sind wesentlich weniger korrekturintensiv, Sprachen (außer Latein) und "Laberfächer" (Geschichte, Politik, Religion, ...) führen zu Korrekturstapeln.

    • Offizieller Beitrag

    Sprachen (außer Latein) ..... führen zu Korrekturstapeln.


    Kommt auf die Schule an: wenn es viele Lateinklassen gibt, danke bestens.
    Ich hatte auch mal gedacht, das korrigiere sich ratzfatz, entweder richtig oder falsch. Neeee....nix :neenee:
    Aber kein Vergleich zu Deutsch oder Geschichte oder Politik, das stimmt natürlich ;)

  • Also u.a. dafür bewundere ich alle meine SEK II Kollegen zutiefst…. dieses Korrigieren….. ich würde komplett durchdrehen…… :respekt:

    "Du musst nur die Laufrichtung ändern..." sagte die Katze zur Maus, und fraß sie.


  • Pssst... ganz unter uns: Ja, beides. Ersteres bei so gut wie allen, letzteres bei ganz vielen Kollegen.


    Disclaimer: Das soll nicht heißen, dass Lehrer kein zeitintensiver Job ist, mit sehr schwankender Arbeitsbelastung. Trotzdem - ich war fünf Jahre an der FOS/BOS (= reine Oberstufenschule) in Bayern (= viele, viele schriftliche Leistungsnachweise) mit Deutsch und Englisch (= jedes Jahr mindestens drei Abiturklassen), und auf sechzig Stunden bin ich sicher nie gekommen. Man muss dann halt auch den Mut haben, mal zu sagen, lieber Schulleiter, die Klausur werde ich nicht innert drei Wochen korrigiert haben, und wenn Dir das nicht passt, kannst Du mir gern helfen.
    Bin trotzdem froh, dass es vorbei ist.



    Viele Grüße
    Fossi



    PS: Machen wir doch mal die Rechnung auf zwischen einem "normalen" Arbeitnehmer und einem Lehrer. Der AN arbeitet 40 Stunden die Woche und hat sechs Wochen Urlaub. Er arbeitet also 1840 Stunden im Jahr. Der Lehrer hat dreizehn Wochen unterrichtsfrei und arbeitete bei einer 40-Stunden-Woche ca. 38*40, also 1520 Stunden. Um auf die 1840 des Arbeitnehmers zu kommen, müsste er 1840/39, also 47,2 Stunden pro Woche arbeiten, wobei die Ferien dann komplett frei wären. Das scheint mir auch ein relativ realistischer Wert zu sein, wenn man bedenkt, dass es kaum möglich ist, die Ferien komplett von Arbeit frei zu halten.

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

    Einmal editiert, zuletzt von fossi74 ()

  • Bei der Arbeitszeit kommt es sicherlich zum größten Teil auf deine Fächerkombination an. Mein Mann unterrichtet Informatik und Elektrotechnik an einer beruflichen Schule. Die Stunden, die er wöchentlich zu Hause arbeitet, kann man beinahe an einer Hand abzählen. Meine Fächerkombination ist blöd, wenn man die Stunden, die ich zu Hause ableisten muss, betrachtet. Diese Ferien habe ich unter anderem drei Aufsatzkorrekturstapel in 92 Stunden bewältigt. Mein Mann hat den Dachboden isoliert und auch sonstige Dinge am Haus gemacht.
    Überdenke deine Fächer. Sind es die, die dich erfüllen, musst du damit leben, dass vielleicht andere mit anderen Fächern das gleiche Geld für weniger Arbeit bekommen. Ich liebe meine Fächer und unterrichte sie sehr gerne. Daher fällt es mir an den meisten Tagen unheimlich leicht, über diesen Umstand hinwegzusehen und gewisse Kommentare zu überhören oder zu überlesen.

  • Es gibt Wochen, in denen komme ich ganz sicher auf 60+ Stunden (aber ebenso sicher keine 70). Dann gibt es Wochen, die sind eher ruhig und ich bin vielleicht sogar unter den 40 Stunden. Es ist einfach sehr unterschiedlich, denn es hängt von den Jahrgangsstufen ab, von den Fächern, von der Frage, ob man diese Unterrichtsstunde schon einmal gehalten hat oder nicht, vom Zeitpunkt im Schuljahr (Konferenzen, Abitur, Sprechtage) ... und auch von den Schülern (ich habe dieses Jahr für 8 W-Seminararbeiten genau so lange gebraucht, wie letztes Jahr für 12 ... denn diesmal waren sie sprachlich doch deutlich schlechter). Im Schnitt glaube ich, komme ich so auf knapp 50 Stunden (was Untersuchungen auch ergeben haben).


    @Fossi: Ich habe auch drei Jahre FOS/BOS hinter mir ... ja, immer Abschlussprüfungen mit viel Korrekturaufwand ... dafür allerdings kaum mehr Vorbereitungsaufwand, denn da die FOS nur zwei Jahrgangsstufen (für eins meiner Fächer sogar nur eine) hat, hatte ich mit Unterrichtsvorbereitung über das ganze Jahr hinweg nicht mehr viel Aufwand.
    Dass wir - um die Ferien "herein zu arbeiten" - auch auf mehr als die 40/42 Wochenstunden kommen müssen, ist klar. Aber die Belastung von mehreren 60 Stunden Wochen hintereinander (Abitur) ist enorm und fällt bei der Art und Weise, die Arbeitszeit über das ganze Jahr hinweg (einschließlich Ferien) zu betrachten etwas unter den Tisch.

  • etwas offtopic, aber ich muss trotzdem mal böd fragen: Habt ihr wirklich alle Ferientage (abgesehen vielleicht von der Vorbereitungswoche) frei? Ich darf einen ganz normalen Urlaubsplan mit 30 Tagen einreichen, habe noch einige so genannte "Planungstage/ Fortbildungstage", aber alles übrige muss ich tatsächlich in der Schule erscheinen... Wie ist das bei euch geregelt?

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